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Patti Smith: Alles Gute zum 77. Geburtstag, Punkpoetin!

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patti smithDie unvergleichliche Patti Smith wird 77 Jahre alt. Wir gratulieren mit einer kleinen Auswahl an großen Live-Videos der Sängerin und Autorin.

Sie kann ganz zart sein, und sie kann furchtbar wild sein. Immer aber wirkt sie echt und unverstellt. Patti Smith ist die perfekte Mischung aus wortmächtiger Dichterin und energetischer Rockerin. Das war in den 70ern so und das ist heute so.

Noch immer gibt Smith Konzerte, so etwa vor einigen Jahren auf dem Tollwood in München, wo sie ihr erstes Album HORSES von 1975 in voller Länge spielte. Es gab fantastische Songs wie ›Gloria‹, ›Redondo Beach‹ oder ›Free Money‹ zu hören, dargeboten mit derselben Energie, Wut, Liebe und Leidenschaft wie vor Jahrzehnten.

Als Autorin glänzte Smith zuletzt 2015 mit ihrem autobiografischen Buch „M Train: Erinnerungen“, in dem sie auf überwältigende Art von ihrem heutigen Schreiberleben in New York erzählte. Es war eines der besten Bücher des Jahres, ganz klar. Dass sie auch ihren musikalischen Kollegen deren Ruhm gönnt, zeigte Smith, als sie ›A Hard Rain’s A-Gonna Fall‹ zu Ehren von Bob Dylan spielte, als der als erster Songschreiber den Literaturnobelpreis erhielt.

Zuletzt musste Smith am 12.12. ein Konzert ihrer Italien-Tournee in Bologna aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Smith wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Wir wünschen ihr eine schnelle und vollständige Genesung.

Das erste Lied auf Patti Smiths erstem Album: ›Gloria‹, hier live im Rockpalast 1979:

Ebenfalls auf HORSES findet sich das federnde, Reggae-infizierte ›Redondo Beach‹:

Die Springsteen-Koproduktion ›Because The Night‹ war 1978 der größte Hit der Songpoetin:

Als sie ihren Kollegen Bob Dylan bei der feierlichen Nobelpreisverleihung vertrat, war selbst die große Patti ein klein wenig nervös:

Drummer-Götter: Die 20 besten Schlagzeuger

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keith moon the who

Auch die besten Schlagzeuger stehen selten im Rampenlicht, von ihnen gibt es keine Poster (außerhalb von Drum Magazinen), nur Nerds wollen ihre Autogramme. Drummer und Bassisten arbeiten im Maschinenraum des Rock’n’Roll. Doch ohne die Maschine rollt der Rock nun mal nicht, deswegen widmen wir die kommenden Seiten den begabtesten Söhnen Thors. Sicher gibt es noch viele weitere wichtige Schlagzeuger, stellvertretend haben wir uns zwanzig besonders leuchtende Beispiele der Spezies Rockdrummer ausgesucht.

GINGER BAKER

Über wenige Schlagzeuger wurde bereits zu Lebzeiten ein Dokumentarfilm gedreht, „Beware Of Mr. Baker“ zeigt das verrückte Genie mitsamt seinen Licht- und Schattenseiten. Zu Recht klebt ihm das Etikett „Teufelstrommler“ an. Seinen Karriere-Höhepunkt hatte Ginger Baker mit dem Trio Cream, es folgten weitere großartige Bands wie Blind Faith und die Baker Gurvitz Army. Geprägt vom Jazz der frühen 60er, war der britische Trommler Phil Seamen sein Vorbild und Freund, der ihn leider auch mit Heroin bekannt machte. Vor allem afrikanische Rhythmen faszinierten Baker, was seine Vorliebe für Tom Toms erklärt. Zudem war er ein Vorreiter des Double-Bass-Drum-Spiels. Nach den Swinging Sixties zog er nach Nigeria und spielte mit Nationalheld Fela Kuti. Mehrfach verlor er sein Vermögen infolge seiner Drogenabhängigkeit und kostspieliger Hobbys wie der Polopferde-Zucht. Große Beachtung fanden auch seine Drum Battles mit Jazz-Stars wie Elvin Jones und Art Blakey. Mittlerweile ist der ewig klamme Trommler mit seiner Ginger Baker Jazz Confusion wieder auf Tour.

Größter Moment: sein Solo ›Toad‹ auf FRESH CREAM (1966):

JOHN BONHAM
John Bonham

Vermutlich der wichtigste Schlagzeuger des Hard Rock, inzwischen gibt es einen nach ihm benannten Talentwettbewerb („Bonzo Bash“) sowie ein Rhythmus-Effektgerät namens „Bonhamizer“. Berühmt wurde sein druckvoller rechter Fuß auf dem Pedal der übergroßen Bass Drum, mit dem er auch Triolen hinlegte. Stets nutzte er die dicksten Trommelstöcke („trees“). Bereits im Alter von 5 hämmerte er auf Kartons und Dosen herum, die erste Snare Drum bekam er mit 10. Seine Vorbilder waren Max Roach, Gene Krupa und Buddy Rich. Bonham nahm nie Unterricht, holte aber die Ratschläge befreundeter Trommler ein. Im Alter von 15 spielte John Bonham bereits parallel in zwei Bands. Mit dem späteren Led-Zeppelin-Sänger Robert Plant rockte er in der Band Of Joy und heuerte später bei Tim Rose an. Als Jimmy Page ihn mit Rose sah, wollte er ihn auf der Stelle engagieren. Es folgte ein heftiges Werben, dem Bonham am Ende nachgab. Sein früher Tod 1980 ließ Bonzo zum Mythos werden. Sohn Jason Bonham zeigt sich als höchst talentierter Erbe.

Größter Moment: Solo in ›Moby Dick‹ von LED ZEPPELIN II, bei dem er auch die bloßen Hände einsetzt:

BILL BRUFORD

Er zog die künstlerische Herausforderung dem Starruhm vor, Bill Bruford spielte in einigen berühmten Rockbands, um dann Richtung Fusion und Jazz weiterzuziehen. Fasziniert von Jazz-Trommlern begann er im Alter von 13, Unterricht zu nehmen. Seine erste größere Band war Savoy Brown, dann wechselte er zu Yes, mit denen er die entscheidenden Alben der 70er aufnahm. Bruford zog weiter zu King Crimson, war Tourtrommler bei Genesis, gründete 1978 die vielbeachtete Fusionband UK. Ende der 80er startete er mit Earthworks eine reine Jazzband. Er nahm Soloalben auf und ist aktuell in zahlreiche Projekte involviert. Auffällig am Stil der jüngeren Werke Brufords ist die scheinbare Mühelosigkeit, mit der er spielt, zudem nutzt er elektronische Elemente und Samples. Bruford ist höchst eloquent und veröffentlichte 2009 sein Buch: „The Autobiography“.

Größter Rockmoment: ›Perpetual Change‹ (vom Live-Album YESSONGS, 1973):

MATT CAMERON
Matt Cameron

Er zählt zu den vielseitigsten Trommlern des Alternative Rock, kein Geringerer als Trommel-Primus Neil Peart preist Camerons Vielschichtigkeit. Momentan ist er Mitglied bei Pearl Jam und Soundgarden, dazu war er immer offen für allerlei Projekte. So machte er beim legendären TEMPLE OF THE -Album (1991) mit, spielte auf dem allerersten Tonträger von Queens Of The Stone Age, hatte mit Hater und Wellwater Conspiracy eigene Seitenprojekte. Geboren in San Diego, spielte er anfangs in einer Kiss-Coverband. Als frühe Einflüsse nennt er Tony Williams, Keith Moon, Steve Gadd und Stewart Copeland. Paradiddles zählen zu seinen Spezialitäten. 1983 zog er nach Seattle, um für Skin Yard zu spielen, drei Jahre später stieg er bei Soundgarden ein, für die er auch Songs schrieb. Seit 1998 ist er bei Pearl Jam.

Größter Moment: ›Unemployable‹ (von PEARL JAM, 2006):

PHIL COLLINS
Phil Collins. Photo Credit: Lorenzo Agius.

Einer der wenigen Schlagzeuger, der als globaler Popstar mit einer Reihe von Hits Karriere machte. Kleingewachsen und kahlköpfig, ist er mit einer bemerkenswerten Stimme gesegnet – und natürlich mit großartigem Rhythmusgefühl. Collins begann seine Showbiz-Karriere als Kinderschauspieler und wurde 1970 als Trommler bei Genesis aufgenommen. Parallel hatte er seine Jazzrock Kapelle Brand X, mit der er sechs Alben einspielte. Buddy Rich und John Bonham zählen zu seinen Vorbildern, 1974 ersetzte er den ausgestiegenen Peter Gabriel am Mikro, nachdem Genesis ergebnislos 400 Sänger getestet hatten. Sein Ersatz an den Drums wurde der respektierte Chester Thompson. Nachdem Collins Genesis mit vereinfachtem Stil zu neuen kommerziellen Höhen geführt hatte, startete er seine Solokarriere und feierte mit ›In The Air Tonight‹ einen rhythmusbetonten Hit. 1996 formte er die Phil Collins Big Band und setzte sich ans Schlagzeug, um Jazzversionen von Genesis- und Solo-Hits aufzuführen.

Größter Moment: Sein Drum-Duett mit Chester Thompson auf der 1991er „We Can’t Walk“-Tour von Genesis:

Lemmy Kilmister: Er spielte Rock’n’Roll

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lemmy wacken 16Der Rock verlor seinen letzten großen Krieger, als Lemmy dem Krebs erlag. Wir dachten, er sei unsterblich, doch das Schicksal hatte andere Pläne für den ›Ace Of Spades‹-Mann. Wir feiern seine ereignisreiche Karriere mit einem Jack Daniel‘s & Cola in der Hand.

Kurz nach 23 Uhr erwacht der riesige Bildschirm zum Leben und die Menge johlt. Es ist Samstag, der 9. Januar, und wir befinden uns im Big Red, einer Bar in der Londoner Holloway Road. Hier findet einer von mehreren Events in der britischen Hauptstadt zu Ehren einer der heißgeliebtesten Ikonen der Rockwelt statt.

Über die nächsten zwei Stunden werden wir lachen, weinen und begeistert jubeln, während trauernde Verwandte, Bandkollegen, Hardrock-Superstars, Wrestler, Pressesprecher, Roadies und Leute, die unser Held in Bars getroffen hatte und so zu lebenslangen Freunden wurden – darunter auch sein Schuhmacher, der für seine berühmten weißen Stiefel verantwortlich war –, ans Rednerpult treten und ihre emotionalen Anekdoten zum Besten geben.

Im Hintergrund stehen riesige Wände aus Marshall-Verstärkern, be­­sagte Stiefel und ein Hut sowie genug Blumen, um ein Fußballfeld zu bedecken. Die Kamera zoomt auf zwei Schwarzweißfotos: die legendäre dreiköpfige Inkarnation seiner Band Motörhead und, eingerahmt darüber, das letzte Line-up, das mit unserem Toten starb.

In einem mal heiteren, mal traurigen Meer aus schwarzen T-Shirts, Lederjacken und Frisuren aller Art ver­­gehen die Lobreden von Dave Grohl, Slash, Scott Ian (Anthrax), Rob Halford (Judas Priest), Lars Ulrich und Robert Trujillo von Metallica wie im Flug. Schnell wird klar, dass wir bestenfalls an der Oberfläche dieses einzigartigen Mannes kratzen werden.

Ian Fraser Kilmister (niemand weiß so genau, warum er Lemmy genannt wurde), geboren in Stoke-on-Trent, aufgewachsen in Wales, aber zu Hause in Hollywood, war der atheistische Sohn eines Royal-Air-Force-Kaplans. Sein Humor war trocken und bissig, doch sein Herz viel größer, als er zu­­gab. Er spielte in ohrenbetäubender Lautstärke, aber liebte Bücher und in­­telligente Konversation. Er war eine Masse an Widersprüchen, aber eins ist sicher: Es wird nie wieder einen wie ihn geben.

Er starb am 28. Dezember, nur 48 Stunden, nachdem er erfahren hatte, dass er an einem besonders aggressiven Krebs litt. Wenige Tage zuvor, an Heiligabend, wurde sein 70. Geburtstag mit einer prominent besuchten Party und einem Konzert im Whisky A Go Go gefeiert. Unter den Anwesenden waren einstige und gegenwärtige Mitglieder von Guns N’ Roses, Me­­tallica, Anthrax, The Cult und viele mehr.

Zwar wusste jeder, dass Lemmy krank war, aber niemand dachte, dass er so bald sterben würde. Motörhead hatten Konzerte bis in den kommenden Sommer gebucht, wo sie nach der Tour zum 40. Jubiläum mit Saxon und Girlschool beim Download Festival auftreten sollten. Aber schon die jüngsten Tourneen waren von einigen Ab­­sagen geplagt. Ein paar Konzerte mussten vorzeitig abgebrochen werden, wenn Lemmys Atem und Stehvermögen nicht mehr ausreichten. Doch er gab nie auf und die Fans blieben loyal. Nach vier Jahrzehnten hatte er sich ihre Geduld mehr als verdient.

Lemmy warf einen beinahe allgegenwärtigen Schatten. Man könnte sagen, dass sein Talent, einen so eingängigen wie schroffen, schmutzigen Hardrock-Song zu komponieren, sein überlebensgroßer und exzessfreudiger Charakter, sein messerscharfer Humor und seine unverblümte, durch nichts und niemand einzuschüchternde Art, Klartext zu reden, ihn zur lebenden Personifizierung des Rock’n’Roll-Spirit machten.

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Rival Sons: Ins Licht

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Tag und Nacht, Licht und Schatten, Dunkelheit und Helligkeit – diesen, auf den ersten Blick konträr wirkenden, Themenfeldern haben die Rival Sons im Jahr 2023 gleich zwei Alben gewidmet. Das am 2. Juni erschienene DARKFIGHTER und das neue LIGHTBRINGER mögen vorerst dualistisch konzipiert scheinen, erweisen sich jedoch im Grunde als zwei Seiten derselben Medaille. Denn nur, wer die Dunkelheit bekämpft, kann ins Licht gehen. Nur, wer die Nacht durchsteht, kann dem Tag entgegenblicken. War DARKFIGHTER bereits ein weiteres kleines Meisterwerk in der Diskographie der Band aus Long Beach, so steht LIGHTBRINGER seinem Geschwister in nichts nach. Gitarrist Scott Holiday über die Herausforderung, zwei Platten in so kurzen Abständen zu veröffentlichen: „Wenn man zwei Alben direkt hintereinander macht, gibt es viele Dinge zu bedenken. Die erste Platte muss genug Schlagkraft und haben und einen inhaltlich so abholen, dass man mit dem zweiten Teil einen noch größeren Aufschlag machen kann. In Sachen Energielevel und Bedeutung halten sie sich die Waage, aber mit einem Nachfolger musst du immer noch einen drauflegen. Ich denke, das ist bei LIGHTBRINGER gegeben.“

Gesangswunder und Songwriter Jay Buchanan, seit jeher das spirituellste Mitglied der Band, erklärt: „DARKFIGHTER hat die neuen Rival Sons eingeführt und LIGHTBRINGER definiert das noch deutlicher. Mit DARKFIGHTER haben wir Neuland betreten, LIGHTBRINGER geht nun noch einen Schritt weiter, über die persönliche Innovation und Erkundung hinaus. Wir haben wirklich alles selbst in die Hand genommen und geschaut, wie weit wir gehen können. Es war eine Selbsterkundung, um herauszufinden, wer wir waren und wer wir nun sein werden. Es gab mehr Reibereien und Kompromisse als je zuvor, weil wir die nackte Essenz dessen herauskristallisiert haben, welchen Weg wir einschlagen müssen – und ihn dann gegangen sind.“ Ihre neu erschlossenen Pfade haben die Rival Sons im Rahmen ihrer anstehenden Tourneen auch mit ihrem deutschem Publikum geteilt. Wer die Rival Sons einmal live erleben durfte, weiß, dass es sich hierbei um übersinnliche Konzertabende der Extraklasse handelt.

Metallica: Männer für alle Jahreszeiten

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In ihren 40 Jahren wurden Metallica von einer Kult-Metalband zu kommerziellen Schwergewichten und einem der größten Acts des Planeten. Doch auch jetzt, wo das neue Album 72 SEASONS in den Startlöchern steht, um weltweit die Charts zu
stürmen, sind sie immer noch wütend, immer noch unsicher.

Vormittags in Lissabon, strahlend blauer Himmel. Es ist der 21. Februar, Faschingsdienstag in der portugiesischen Hauptstadt und ein Feiertag im ganzen Land. Eine Marschkapelle spielt schon einen packenden Samba-Rhythmus an der Praça do Comercio, dem prachtvollen Promenadenplatz am Ufer des Tejo. Die Feierlustigen ziehen in ihren bunten Kostümen die Rua Serpa Pinto entlang, eine geschwungene Straße, die sich vom Platz den steilen Hügel zu den skelettartigen Ruinen des Convento do Carmo hoch windet, dessen gotische Säulen und Bögen über der Stadt aufragen wie der Kadaver eines großen, ausgeweideten Wals. Im Schatten der Klosterruine hat sich eine Menge versammelt. In ihrer Mitte ist ein einziger Musiker, der auf einer abgenutzten akustischen Gitarre eine wehklagende Melodie spielt. Der Song passt besser in die stillen Stunden einer langen, dunklen Nacht als zu einem Straßenfest – und ist sofort als ›Nothing Else Matters‹ erkennbar. Auch in ihrem 42. Jahr genießen Metallica anhaltende Allgegenwart. Ihr schieres Durchhalte- vermögen ist wahrhaft bemerkenswert. Fast 32 Jahre sind verstrichen, seit METALLICA alias das „Schwarze Album“ auf die Welt losgelassen wurde, auf dem sich ›Nothing Else Matters‹ befand, und mehr als sechs, seit sie eine Platte mit neuen Songs veröffentlicht haben. Wirklich weg waren sie jedoch nie. Im vergangenen Sommer spielten sie in ein paar Städten in Europa, darunter auch Lissabon, einige Konzerte – Headliner- Shows bei ihren eigenen Festivals. Gewissermaßen eine Einleitung für den Fanfarenstoß, der im November mit ihrer neuen Single ›Lux Aeterna‹ folgte. Zwei weitere Singles – ›Screaming Suicide‹ und ›If Darkness Had A Son‹ – erschienen dieses Jahr als Vorboten des neuen Albums 72 SEASONS, ihrem ersten seit HARDWIRED… TO SELF-DESTRUCT von 2016. Und als ob das nicht genug wäre, kommt dieser Aktivitätsschub in einer Zeit, in der die Band so angesagt ist, wie sie es in ihrer gesamten, 125 Millionen Plattenverkäufe umfassenden Karriere noch nie war.

Oder anders gesagt: Metallica reiten auf der Welle des „Stranger Things“-Effekts, genauer: jener grandiosen Szene in der letzten Folge der vierten Staffel, in der Hellfire-Club-Metalhead Eddie Munson in der Unterwelt vom Dach seines Wohnwagens ›Master Of Puppets‹ raushaut. Tatsächlich war es Tye Trujillo, der 18-jährige Sohn von Metallica-Bassist Robert, der das neu aufgenommene Riff spielte (seine Lehrerin in der dritten Klasse ist zufällig mit einem der Produzenten der Serie verheiratet). Tye nahm seinen Part in einem winzigen Studio in Venice Beach auf, wovon James Hetfield, Lars Ulrich und Kirk Hammett damals nichts wussten. Seit diese Folge von „Stranger Things“ im vergangenen Juli ausgestrahlt wurde, hat der Song auf Spotify mehr als eine halbe Milliarde Streams angehäuft. Zudem wurde die Band mit einem gewichtigen Porträt-Artikel im illustren Intellektuellen- Magazin The New Yorker gewürdigt (unter den Persönlichkeiten, denen diese Ehre in jüngerer Vergangenheit zuteil wurde, sind Salman Rushdie, die amerikanisch-iranische Konzeptkünstlerin Tala Madani und der Schweizer Entdecker Bertrand Piccard). An einem weiteren Vormittag Mitte Februar sind Lars Ulrich, Kirk Hammett und Rob Trujillo zu Hause in San Francisco respektive Honolulu und Topanga Canyon, westlich von Los Angeles. In Kalifornien ist es der Jahreszeit entsprechend mild, wie Hammett berichtet, in Hawaii dagegen regnet es horizontal.


Alle drei, vor allem Ulrich, sind entspannt und bester Laune. Das dürfen sie auch sein, denn die drei neuen Tracks wurden von den Metallica-Jüngern überwältigend positiv aufgenommen. Ihre Kombination knisternder elektrischer Energie und drangvoller Angriffslust wurde von den begleitenden Videos noch verstärkt – stylish inszenierte, auffällig markante Clips des in New York ansässigen Fotografen und Filmemachers Tim Saccenti, der auch Depeche Mode und Coldplay zu seinen Kunden zählt. Alles in der Welt von Metallica scheint gerade in absoluter Bestform zu sein, wie eine gut geölte Maschinerie. In den vergangenen Wochen hat Ulrich es sich zur Aufgabe gemacht, 72 SEASONS als Ganzes zu bewerten. Er hat es sich meistens angehört, während er aus dem Fenster eines fahrendes Autos schaute, oder beim Training zu Hause. Er mag die Songs, fügt aber den Vorbehalt hinzu: „Mehr als das habe ich noch nicht herausgefunden, um ehrlich zu sein. Ich bereite mich auf das Sperrfeuer verschiedener Meinungen vor. Und jede Meinung hat ihre Berechtigung! Wenn man sechs Jahre keine neue Musik mehr veröffentlicht hat, ist es schön, einfach den Knopf zu drücken und sie gewissermaßen aus dem Haus zu lassen. Das ist eine aufregende Zeit.“

Zumindest in seinen Anfängen nahm 72 SEASONS Gestalt an wie keine Metallica-Platte davor. Ulrich schätzt, dass die Arbeiten offiziell im Spätsommer 2020 begannen, noch mitten in der Pandemie. Alle verschanzten sich zu Hause und kommunizierten per Zoom Bis zu dem Zeitpunkt hatte er die diversen Lockdown-Phasen damit zugebracht, „herumzustolpern und mich zu fragen, ob ich mir diese Woche 40 Folgen von ‚The Crown‘ reinziehen soll“. Hammett „spielte Gitarre, und ich meditierte deutlich mehr. Was sollte ich auch sonst tun? Ach ja, und ich machte ein Soloalbum [die EP PORTALS von 2022]. Den Teil hatte ich vergessen“. Trujillo brachte sich das Kochen bei (seine Spezialität sind mexikanische Enchiladas mit einer Geheimsauce). Unterm Strich, so Ulrich, war dieses Erlebnis „ein totaler Mindfuck“.

Die eingespielten Arbeitsprozesse der Gruppe überlebten diese Qual jedoch. Der Ausgangspunkt war derselbe wie immer: Ulrich wühlte sich durch haufenweise gesammelte Aufnahmen, die bei Jamsessions im Proberaum und Soundchecks, in Hotelzimmern und beim Backstage-Aufwärmen in den Jahren seit HARDWIRED… entstanden waren, und extrahierte daraus das Grundgerüst an Ideen, das die Band dann weiterentwickelte. Ein Fetzen von einem Riff hier, der Anflug einer Gegenmelodie dort. Das alles wurde durch die Linse des Fünf-Sterne-Bewertungssystems des Schlagzeugers analysiert: Alles mit vier oder fünf Sternen bekam größere Aufmerksamkeit geschenkt, die Einser und Zweier hat er verworfen. „Bei Metallica ist es nie so, dass jemand auf der Couch eine Akustische in die Hand nimmt und – boom! – da ist ein Song“, erklärt Ulrich. „Das sind viele Puzzlestücke, die zusammengesetzt werden. Dann hörten wir uns bei unseren Zoom-Sessions die Sachen an, die wir herausgepickt hatten, und jammten darauf, am Bildschirm in unseren Heimstudios oder in provisorisch eingerichteten Musikzimmern. Wir mussten darauf klarkommen, Musik zu machen, auch wenn es eine zweisekündige Verschiebung gibt. Ich spielte einen Beat und James legte ein Riff drüber. Er konnte zumindest in seinen Anfängen nahm 72 SEASONS Gestalt an wie keine Metallica-Platte davor. Ulrich schätzt, dass die Arbeiten offiziell im Spätsommer 2020 begannen, noch mitten in der Pandemie.

Alle verschanzten sich zu Hause und kommunizierten Bis zu dem Zeitpunkt hatte er die diversen Lockdown-Phasen damit zugebracht, „herumzustolpern und mich zu fragen, ob ich mir diese Woche 40 Folgen von ‚The Crown‘ reinziehen soll“. Hammett „spielte Gitarre, und ich meditierte deutlich mehr. Was sollte ich auch sonst tun? Ach ja, und ich machte ein Soloalbum [die EP PORTALS von 2022]. Den Teil hatte ich vergessen“. Trujillo brachte sich das Kochen bei (seine Spezialität sind mexikanische Enchiladas mit einer Geheimsauce). Unterm Strich, so Ulrich, war dieses Erlebnis. Die eingespielten Arbeitsprozesse der Gruppe überlebten diese Qual jedoch. Der Ausgangspunkt war derselbe wie immer: Ulrich wühlte sich durch haufenweise gesammelte Aufnahmen, die bei Jamsessions im Proberaum und Soundchecks, in Hotelzimmern und beim Backstage-Aufwärmen in den Jahren seit HARDWIRED… entstanden waren, und extrahierte daraus das Grundgerüst an Ideen, das die Band dann weiterentwickelte. Ein Fetzen von einem Riff hier, der Anflug einer Gegenmelodie dort. Das alles wurde durch die Linse des Fünf-Sterne-Bewertungssystems des Schlagzeugers analysiert: Alles mit vier oder fünf Sternen bekam größere Aufmerksamkeit geschenkt, die Einser und Zweier „Bei Metallica ist es nie so, dass jemand auf der Couch eine Akustische in die Hand nimmt und – boom! – da ist ein Song“, erklärt Ulrich. „Das sind viele Puzzlestücke, die zusammengesetzt werden. Dann hörten wir uns bei unseren Zoom-Sessions die Sachen an, die wir herausgepickt hatten, und jammten darauf, am Bildschirm in unseren Heimstudios oder in provisorisch eingerichteten Musikzimmern.“

Wir mussten darauf klarkommen, Musik zu machen, auch wenn es eine zweisekündige Verschiebung gibt. Ich spielte einen Beat und James legte ein Riff drüber. Er konnte umgehen“, sagt er. „Wir hören einander mehr zu. Es gibt weniger ‚Fick dich!‘ und mehr ‚Das klingt interessant, lasst es uns auf deine Weise versuchen‘.“ „Als wir über Zoom arbeiteten, verflog viel von dieser seltsamen Energie und Chemie“, fügt Hammett hinzu. „Das war immer noch da, aber nicht so stark. So viele der großartigen Dinge, die uns als Gruppe passieren, sind das Ergebnis von uns vieren in einem Raum. Ideen sind eigentlich keine Herausforderung für uns. Wir vier haben haufenweise fucking großartige Ideen.“ Von Anfang bis Ende nahm 72 SEASONS letztlich zwei Jahre in Anspruch. Das Debüt KILL ‘EM ALL stellte man damals im März 1983 in gut zwei Wochen fertig. „Ein Vorteil des Älterwerdens ist, dass man mehr Erfahrung hat, und ein Nachteil, dass man mehr Optionen hat“, so Ulrich. „Je mehr Optionen man hat, desto länger dauert es, denn man spürt dieses Verlangen, jede einzelne davon durchzugehen. Man kann einen ganzen Tag damit zubringen, neun Alternativen auf eine oder zwei zu reduzieren. Und natürlich gibt es dann einen Teil von dir, der romantisiert, wie du das mit 22 instinktiv gemacht hast, ohne darüber fucking nachdenken zu müssen.“

Das ganze Interview und die ganze Geschichte von Metallica lest ihr in unserem Sonderheft auf 148 Seiten. Jetzt hier versandkostenfrei bestellen!

Christmas-Special: Die schönsten Songs zum Weihnachtsfest

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Ihr sucht noch nach der richtigen Begleitmusik zum Christbaumschmücken? Nach dem perfekten Soundtrack zum Fest? Nach den passenden Klängen zum Glühweinrausch? Dann haben wir da was für euch: die besten weihnachtlichen Rocksongs. Mit den Beach Boys, Bruce Springsteen, Billy Idol, David Bowie, Queen, Elvis und vielen mehr.

Auch Sunnyboys feiern Weihnachten, wie die Beach Boys mit ›Little Saint Nick‹ beweisen:

Klassiker: Bruce Springsteen als Vorsänger, Clarence „Big Man“ Clemons als Santa Claus:

Aus der Kategorie „Covid Christmas“:

Schon leicht trashig, aber gut – Paul McCartney & Wings mit ›Wonderful Christmas Time‹:

Ein unsterblicher Klassiker von Slade darf an diesem Abend nicht fehlen. „It’s Christmaaaaaaaas!“:

Da wird einem doch warm ums Herz, wenn Billy so feierlich vor der Nordmanntanne schmonzettet:

Über Bob Dylans Perücke lässt sich streiten, über eins nicht – ›Must Be Santa‹:

Der Technik sei Dank: Elvis und Martina McBride singen im Duett zu ›Blue Christmas‹:

Nochmal einer aus der Kategorie „Covid Christmas“:

Ob wohl die richtigen Geschenke unterm Christbaum liegen? Bei The Darkness schauts gut aus:

Besinnlich geht es bei Twisted Sister zu. Oh, all ihr Metal-Anbeter, freut euch des Weihnachtsfestes:

Zugegeben, kein Rock. Aber trotzdem hörenswert: ›Christmas In Hollis‹ von RUN-DMC:

Joe Perry treibt Rudolph das Rentier mit einem flockigen Rock’n’Roll-Groove an:

In Memoriam: Rick Parfitt (1948-2016)

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Rick Parfitt von Status Quo liveDass „Der Blonde von Status Quo“ unter ernsthaften gesundheitlichen Problemen litt, war bekannt, doch schien er auf dem Weg der Besserung. Sein Tod an Heiligabend bedeutet das Ende einer Ära.

Es gibt diese Bands, die einen schon das ganze Leben lang be­­­gleiten. Status Quo ist eine davon. Als Elfjähriger bewunderte ich all die Poster und Starschnitte im Jugendzimmer meiner Cousine. Ihr eindeutiger Liebling war Rick Parfitt. Etwas später übte ich mich – trotz viel zu kurzer Haare – mit meinen Kumpels im kollektiven Headbanging, er­­gänzt um leidlich synchron laufende Luftgitarren.

Das Vorbild: Status Quo. Schüttle Dein Haupthaar! Roll Over Lay Down! Während im Partykeller die Lichtorgel flackerte und die anwesenden Mädchen leicht irritiert das Badezimmer aufsuchten, um lieber doch noch etwas „Sweet Patchouli“ aufzutragen.

Status Quo waren damals groß, und zwar richtig groß. Eine patente Party-Band, Rock’n’Roller durch und durch. Klar, Francis Rossi war der Boss. Hauptsongwriter, Leadgitarrist und Sänger. Aber ohne Rick Parfitt, ohne seine drahtig-schnörkellose Rhythmusgitarre und seinen Harmoniegesang, wäre diese Band eine andere gewesen. Vermutlich eine, die nicht ganz so gut funktioniert hätte. Und genau das taten Status Quo: funktionieren.

Wer irgendwann in den 70ern 13 Jahre alt war, konnte ihre Musik problemlos nachvollziehen. Es gab keine Geheimnisse, keine Rätsel, denn für ›Rockin’ All Over The World‹, ›Blue Eyed Lady‹ oder ›Big Fat Mama‹ reichten auch altersgemäß rudimentäre Fremdsprachenkenntnisse. Und ein ge­­radliniger, stoischer Shuffle kam dem juvenilen Bewegungsdrang eben deutlich stärker entgegen als irgendwelche Prog-Experimente im Siebenvierteltakt. Kritiker, also diese uralten Säcke, die sicher schon fast 30 waren und für Musikzeitschriften schreiben durften, fanden das natürlich alles ganz furchtbar. Aber wer nimmt schon ernst, was Kritiker schreiben?

„Es gibt diese Bands, die einen schon das ganze Leben lang be­­­gleiten. Status Quo ist eine davon.“

Nun soll das hier natürlich kein Nachruf auf Status Quo werden, denn die Band wird vermutlich auch weiterhin existieren. Nur eben ohne Richard John Parfitt, genannt Rick. Und das bedeutet zweifelsfrei das Ende einer Ära.

Parfitt war 19 Jahre alt, als er zu Status Quo stieß – und konnte bereits damals auf gewisse Erfahrungen im Show-Biz zu­­rückblicken. Im Alter von 15 Jahren hatte er in einem Londoner Pub erste Auf­­tritte als Sänger und Gitarrist absolviert, kurz darauf folgte ein Engagement im Ferienresort „Butlin’s Holiday Camp“ in Minehead.

Dort reüssierte Parfitt mit den Zwillingsschwestern Jean und Gloria Harrison als The Highlights, dort lernte er auch Francis Rossi kennen, der damals in einer Band namens The Spectres spielte. Gemeinsam mit John Coghlan und Alan Lancaster. The Spectres mutierten zu Traffic Jam, doch nachdem Steve Winwood 1967 seine aktuelle Band Traffic vorgestellt hatte, wurde ein neuer Name fällig, um Verwechslungen zu vermeiden: Status Quo.

In den 70er und 80er Jahren enorm er­­folgreich – vor allem in Deutschland – konterkarierte Rick Parfitt über die Jahre jedoch immer wieder jene ohnehin naive Vorstellung, berühmte Rockstars seien zwangsläufig Glückskinder, denen permanent die Sonne aus dem Allerwertesten scheint. Das unstete und anstrengende Leben on the road, nach außen hin ge­­wiss glamourös, führte in Kombination mit jeder Menge Geld und einer be­­trächtlichen Portion des seinerzeit unter Rockmusikern allgegenwärtigen Hedonismus direkt in die Sackgasse.

Parfitt entwickelte eine ungesunde Vorliebe für Wodka und Kokain in rauen Mengen, die an Heftigkeit noch drastisch zunahm, als seine zweijährige Tochter Heidi im heimischen Swimmingpool ertrank und kurz darauf seine erste Ehe in die Brüche ging.

Der jahrelange Exzess forderte schließlich 1997 erstmals seinen Tribut: Nach einem Herzinfarkt erhielt Parfitt vier Bypässe, doch 2011 ereilte ihn eine weitere Herzattacke, drei Jahre später noch eine. Im Juni letzten Jahres erwischte es ihn erneut, also zum vierten Mal, und diesmal war es wirklich verdammt knapp. Parfitt war einige Minuten lang klinisch tot, die Rettung erfolgte fast in letzter Sekunde.

Noch im Herbst ließ er verlauten, dass es ihm den Umständen entsprechend recht gut gehe, er seine Karriere als Bühnenkünstler jedoch als beendet betrachte, da er sich den Anstrengungen einer Tournee nicht mehr gewachsen fühle. Nach einem Treppensturz an der Schulter verletzt, ließ er sich am 23. Dezember in ein Krankenhaus im spanischen Marbella einweisen. Einen Tag später erlag er einer Blutvergiftung. Rick Parfitt, der dreimal verheiratet war und vier Kinder hinterlässt, wurde 68 Jahre alt.

Wie er in Erinnerung bleiben wird? Zu­­nächst sicher als der „blonde Typ“, der jahrzehntelang neben dem „Dunkelhaarigen mit der Weste“ stand. Natürlich auch als passionierter Jeansträger, um dessen Schulter die obligatorische Fender Telecaster hing. Als Gitarrist, Songwriter und Sänger, der fast 50 Jahre lang einer Band namens Status Quo angehörte. Als einer, der aus Woking kam, einem unspektakulären Vorort im Südwesten von London, der mit seiner Musik jedoch die ganze Welt eroberte und dabei viele Menschen glücklich machte. Rockin’ All Over World? Ganz genau!

Das letzte Wort: Lemmy Kilmister über Schmerz, Dinosaurier und Milchshakes

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Er wurde am Heiligabend des Jahres 1945 als Ian Fraser Kilmister geboren. Doch man kennt ihn besser unter seinem Spitznamen, der zum Synonym für Lautstärke, Exzess und meterlange Kneipenrechnungen wurde. Es gibt nur einen Lemmy. Wenn man auf Glücksspiel steht, dann war man bei ihm an der richtigen Adresse: Er hatte es entgegen allen Erwartungen zu etwas gebracht, sich nie von Trends beeinflussen lassen, damit Motörhead durch 36 wilde Jahre geführt und mit ihrer Musik Generationen beeinflusst. 

Klassische Beerdigung oder Feuerbestattung?
Feuerbestattung. Eine klassische Beerdigung spricht mich nicht an. Der Gedanke daran, aufgefressen zu werden, kommt mir ein wenig wie eine Verpflichtung vor. Außerdem kannst du, nachdem du verbrannt worden bist, nicht plötzlich in einem Sarg aufwachen, weil man dich irrtümlicherweise lebendig begraben hat. Mit ist es scheißegal, wo meine Asche später verstreut wird. Nach ein paar Stunden ist sie sowieso weg.

Was ist deine größte Angst?
Mich hält nachts nichts wach – abgesehen von Zahnschmerzen. Ich kenne keine Angst, außer vielleicht die Angst vor extremem, lang anhaltendem Schmerz. Ich habe keine Angst vor Haien oder etwas in der Art. Ich kann nicht schwimmen, also kann ich das gleich abhaken. Wahrscheinlich hätte ich Angst vor dem Tyrannosaurus Rex, wenn man ihn auf die Erde zurückholen würde.

Du lebst in L.A. Hast du dir jemals überlegt, eine Therapie zu beginnen oder dich einer Schönheitsoperation zu unterziehen?
Nein. Für eine Therapie bin ich einfach zu sehr Engländer. Und Schönheitsoperationen … ich hasse Krankenhäuser wie die Pest. Dort haben sie immer nur schlechte Nachrichten für dich. Freiwillig bekommen mich da keine zehn Pferde rein. Aber ich werde auch nicht nach England zurückgehen. Ich bin stolz, Engländer zu sein, doch das England, auf das ich stolz bin, ist schon lange Geschichte. Die Unruhen zeigen dies ganz deutlich. Okay, es gab schon immer Unruhen. Wenn du der Jugend einen triftigen Grund lieferst, dann werden sie auf die Straße gehen und Sachen herumwerfen.

„Ich bekomme nie einen Kater. Man muss mit dem Trinken aufhören, um einen Kater zu bekommen.“

Ist es frustrierend für dich, wenn andere Leute deine Sammlung von Nazi-Gegenständen missverstehen?
Wenn diese Leute wirklich denken, dass ich ein verdammter Nazi bin, dann sehe ich sowieso keine Hoffnung für sie. Nur weil du etwas sammelst, heißt das noch lange nicht, dass du auch so bist. Wenn jemand Baseball-Sachen sammelt, glauben die Leute doch auch nicht gleich, dass du Babe Ruth bist. Das ist Schwachsinn. Es ist eine Sammlung. Punkt.

Hast du dich jemals selbst gegoogelt?
Das brauche ich nicht. Ich weiß ja, was alles wirklich passiert ist. Man kann dem Internet nicht aus dem Weg gehen. Ich wünschte nur, die Plattenfirmen hätten sich früher damit beschäftigt, anstatt sich als komplette Idioten zu präsentieren. Wenn sie es früher ernst genommen hätten, dann hätte es für jeden positive Resultate bringen können. Aber nein. Stattdessen haben sie wie immer ihre dummen Köpfe gegen die Wand gedonnert, bis es zu spät war.

Du sagtest, dass du mit denselben Frauen ins Bett gehst wie dein Sohn Paul. Ist das nicht ein bisschen schräg?
Nun ja, es gibt eine Menge Mädels, die das mögen – man könnte sagen, es bleibt in der Familie. Wir haben das jedoch nur zweimal getan. Das ist keine Gewohnheit. Du wärst erstaunt darüber, was manche Frauen heutzutage anmacht.

Hast du schlimme Kater?
Ich bekomme nie einen Kater. Man muss mit dem Trinken aufhören, um einen Kater zu bekommen. Ich trinke immer noch Jack Daniel’s, manchmal ein bisschen Wodka oder billiges Bier. Früher habe ich regelmäßig Wodka mit Baileys getrunken. Das ist wie ein riesiger alkoholischer Milchshake. Ist doch logisch, dass einem so etwas schmeckt. Du denkst jetzt sicher, dass Baileys doch eher ein Frauengetränk ist, oder? Dann hör mir mal zu: Alles, was aus Alkohol besteht und nach Schokolade schmeckt, ist verdammt noch mal ein Drink für jeden.

Bist du ein guter Vater?
Ich tue mein Bestes. Das ist nicht immer wirklich gut, da ich Paul erst kennen gelernt habe, als er sechs Jahre alt war. Diese Zeit haben wir verloren. Seine Mutter hat mir jahrelang verboten, mit ihm zu sprechen. Doch dann ist er hierher gezogen, und seitdem funktioniert es sehr gut. Ich glaube nicht, dass ich ein schlechtes Vorbild bin. Ich bin genauso gut wie jeder Fußballspieler.

Müsste deine Wohnung mal aufgeräumt werden?
Meine Wohnung ist nicht unordentlich, nur sehr vollgestopft. Momentan ist es sogar noch schlimmer, weil mir neulich jemand einen verdammten ausgestopften Wasserbüffelkopf geschenkt hat.

Ist es nicht unfair, dass du noch am Leben bist, während viele Menschen jung sterben, die ihr ganzen Leben clean waren?
Nein, ich glaube nicht, dass es unfair ist. Ich finde, das ist völlig okay so. Ich sehe es als zähe Ausdauer an. Ich weigere mich einfach, mich davon kaputtmachen zu lassen. Ich war ein Teufelskerl … aber irgendwann muss man ein bisschen kürzertreten. Ich wurde an Weihnachten verdammte 66 Jahre alt. Es gibt für mich auch nichts mehr, gegen das ich rebellieren muss. Ich habe schon gegen alles rebelliert – sogar zweimal.

Wie hast du die Nachricht von Wurzels Tod im letzten Jahr aufgenommen?
Was denkst du? Das ist etwas, das mich an den Journalisten heutzutage echt nervt: „Wie fühlst du dich, wenn einer deiner Freunde stirbt?“ Wie würdest du dich verdammt noch mal fühlen? Das kann man nicht in Worte fassen. Natürlich habe ich mich schrecklich gefühlt. Schließlich ging es um Wurzel. Er war mein bester Freund in der Band für mehr als elf Jahre. Das ist eine wirklich dumme Frage.

https://youtu.be/pWB5JZRGl0U

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