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Lebenslinien: Gene Simmons

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Er hat nicht nur auf der Bühne eine flinke Zunge: Gene Simmons ist es daher gelungen, zur gleichen Zeit mit Cher und Diana Ross anzubandeln – und dafür nicht gevierteilt zu werden. Außerdem hatte er noch genug Freizeit, um Eddie Van Halens Karriere zu starten und Orangensaft mit Michael Jackson zu schlürfen.

GIRLS-01Als Kiss 1974 mit ihrem gleichnamigen Debüt in der Welt des Rock auftauchten, hätte wohl niemand gedacht, dass ihr Bassist Gene Simmons je eine wichtige Rolle in der Musikhistorie spielen würde. Warum auch? Wer sich mit Fledermaus-Flügeln ausstaffiert und dazu wahlweise Feuer oder Blut spuckt, entwickelt sich in den seltensten Fällen zu einer respektierten Berühmheit. Simmons hat es dennoch geschafft – und zwar hauptsächlich dank seines Riechers für a) eingängige Songs, b) explosive Effekte und c) ein gutes Geschäft.

Dem Rocker, der im Alter von sechs Jahren nach New York kam, ist es innerhalb kürzester Zeit gelungen, aus Kiss nicht nur eine erfolg­reiche Band, sondern zugleich auch eine hochdotierte inte­rnationale Marke zu machen. Zudem konnte der heute 60-jährige Hüne mit seinem Charme selbst weibliche Superstars wie Cher und Diana Ross betören.

Und während sich seine Altergenossen langsam auf den Ruhestand vorbereiten, ist Simmons alles andere als ein Leisetreter: Er gründet eine Firma nach der anderen, lässt sich weiterhin fleißig Affären andichten und tritt zugleich mit seiner eigenen Reality-Show „Family Jewels“ den TV-Siegeszug an. Kurz: Wo auch immer Gene Simmons mitmischt, sorgt er für Aufruhr. So auch im Gespräch mit CLASSIC ROCK, in dem der Kiss-Bassist einige interessante Anek­doten über seine Weggefährt(inn)en verrät.

Deftones – Süß(lich)es Erwachen

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Nach dem Drama um Bassist Chi Cheng stand das Schicksal der Deftones auf Messers Schneide. Doch letztlich hat es die fünf Kalifornier nur noch enger zusammengeschweißt. Mit einem schönen Nebeneffekt: DIAMOND EYES, dem vielleicht besten Album der Band seit WHITE PONY.

Deftones 2010 (1)Es gibt Menschen, die brauchen morgens nur einen starken Kaffee – während andere auf Gesundheitsprodukte wie frische Säfte, Obst, Müsli oder drei Eier mit Schinken schwören. Und dann sind da noch die Herren von den Deftones. Zwar mittlerweile auch schon Mitte/Ende 30, mit Familie und Kindern sowie schicken Eigenheimen zwischen Los Angeles und Sacramento, aber immer noch mit sonderlichem Frühstücksgebaren, das sie bereits seit den späten Achtzigern kultivieren. So entschwinden sie nacheinander in kleinen Gruppen auf die Toilette des eleganten 600-Dollar-Bungalows im Sunset Marquis Hotel in LA, quarzen bis die Augen tränen und sämtliche Räume von einem süßlichen Geruch erfüllt sind.

Was der Rauchmelder jedoch ebenso ignoriert wie der Roomservice-Beauftragte, der mit einem Wagen voller Speisen auftaucht, kurz schnuppert, lacht und den vergnügten Herren, die nun auf der Terrasse ein Pfeifchen kreisen lassen, Pfannkuchen, Rühreier und Bagels serviert. Dann sagt er noch, wie cool er die Band findet, erntet zufriedenes Schmatzen und darf sich das Album anhören, das in einem CD-Player im Wohnzimmer auf Dauerrotation läuft – allerdings eigentlich nur für die Vertreter der globalen Rockpresse, die ihre Begeisterung mit rhythmischem Kopfnicken zum Ausdruck bringen.

Kurzum: Ein ganz ­normales Szenario in diesem legendären Vier-Sterne-Schuppen, der zuerst Siebziger-Helden wie Aerosmith, Bad Company, Queen, Rush oder Genesis beherbergte, dann die Spandex- und Alternative-Invasion erlebte, und in der man heute noch Ville Valo, Green Day, Jet, Korn oder Sharon Osbourne beim Lunch mit Steven Tyler trifft. „Old habbits never die“, wie es so schön heißt…

Wobei im Falle der Deftones aber zwei elementare, positive Veränderungen auszumachen sind: Trotz ihrer Kiffer-Gelüste erscheinen sie pünktlich zu einem Promo-Termin – in der Vergangenheit war meist mit zwei bis drei Stunden Warte­zeit zu rechnen. Und sogar Camillo Wong Moreno, den alle nur Chino („den Chinesen“) nennen, ist anwesend. Er hat sich früher auch schon mal den Spaß erlaubt, erst gar nicht zu erscheinen oder seine Gesprächspartner mit eisigem Schweigen abzuservieren. „Na ja, ich war jung – und dumm“, kommentiert er sein arrogantes Verhalten, das der Verfasser dieser Zeilen zuletzt zur Veröffentlichung des 2006er-Werks SATURDAY NIGHT WRIST erleben durfte. Und sich eigentlich vornahm: nie wieder ein Interview mit diesem Kerl.

Doch vier Jahre sind eine lange Zeit, insbesondere im Rock’n’Roll-Geschäft. So ist die so ge­nannte New Metal-Bewegung der späten Neun­ziger, zu der neben Dumpfbacken wie Limp Bizkit auch die Deftones gezählt wurden, inzwischen ebenso versandet wie der große Höhenflug, den die Fünf zur Jahrtausendwende mit ihrem dritten Werk erlebten. WHITE PONY hatte sich damals als ein derartiger Meilenstein in Sachen Harmonie und Härte erwiesen, dass ihn die Band mit den Nachfolgern DEFTONES (2003) und besagtem SATURDAY NIGHT WRIST nicht mehr toppen konnten.

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