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Start Blog Seite 1366

Steve Miller Band – BINGO

SteveMillerBandWer 17 Jahre lang auf eine heiße Orgie hoffte, fühlt sich angesichts des neuen Albums eher zu einer Grillfete geladen.

Globale Bedeutungslosigkeit kann man Steve Miller nun wahrlich nicht unterstellen: Mit Welthits wie ›The Joker‹, ›Fly Like An Eagle‹, ›Take The Money And Run‹ oder ›Abracadabra‹ verkaufte er Alben in zweistelligen Millionenauflagen, die dazu fälligen Preise und Auszeichnungen sammelte er gleich dutzendweise. Es war immer diese verflixt clevere Mischung aus klinischem Westcoast-Sound, Blues-Einflüssen und kalorienarmen Rock-Attitüden, die seinen Stil zum Erfolgsmodell machte.

Dass er dennoch nicht zum Liebling aller Kritiker wurde, lag sicherlich an den oftmals fehlenden Ecken und Kanten seiner Songs, der produktionstechnischen Sterilität und – zumindest bei seinen Klassikern – der offenkundigen Verweigerung von Risiken.

Genau diese vermisst man auch auf seinem neuen Album BINGO, der ersten Studioproduktion Millers seit 17 Jahren. Okay, die Scheibe ist pfiffig orchestriert und ganz sicher auch tadellos produziert, klingt aber dennoch irgendwie merkwürdig zahnlos und in ihrer Gesamtheit zu glatt poliert. Erschwerend hinzu kommt, dass Miller sein neues Werk überwiegend dem traditionellen Blues widmet, der – wie wir alle wissen – in seinen besten Momenten eine gewisse Melancholie ausstrahlt. Millers Stücke jedoch versprühen eine Form von Unbekümmertheit, die beim oberflächlichen Zuhören vielleicht noch ansprechend wirkt, bei intensiverer Beschäftigung allerdings schnell zum Überdruss führt.

Allein im Opener ›Hey Yeah‹ reanimiert das Album kurz jenes Flair, das einst bei FLY LIKE AN EAGLE zum Abheben geführt hatte. Legt man die endlose Wartezeit und den legendären Ruf des Mannes aus Milwaukee zu Grunde, ist das eigentlich etwas zu wenig. Oder hatte man vielleicht nur zu viel erwartet?

The Magic Numbers – THE RUNAWAY

max1284049895-front-coverDie ganze wunderbare Welt des Wohlklangs.

Natürlich sehen sie nicht gerade aus wie Popstars, geschweige denn wie außerirdische Rockgötter: Das gemischte Geschwister-Doppel ist eher beleibt und vollbärtig – zumindest der männliche Teil. Doch die Musik zählt mit zum Besten, was die britischen Inseln derzeit zu bieten haben: Ein subtiler Leisetreterpop mit tollen Melodien, Anleihen bei Hippie-Folk, bekiffter Psychedelic, Sixties-Beat und einer Prise Burt-Bacharach-Schmalz – sowie einer unglaublich vielseitigen Instrumentierung, die von Mundharmonika über Xylofon bis zum Himmel voller Streicher reicht.

Für letztere zeichnet übrigens kein Geringerer als Robert Kirby verantwortlich, der einst Nick Drake betreute und nach Abschluss der Aufnahmen – mit 61 Jahren – an Krebs starb. Weshalb ihm die Magic Numbers mit einem sinfonischen Bonus-Track huldigen – aber auch selbst alle Register in Sachen zeitloser Popmusik mit vielen kleinen Ecken und Kanten ziehen. Denn auf jeden Flirt mit Deacon Blue, Lloyd Cole und Prefab Sprout folgt stets eine Verbeugung vor Syd Barrett oder My Bloody Valentine. Große Kunst!

Pain Of Salvation – ROAD SALT ONE

PainOfSalvationVom Prog zum Blues: Pain Of Salvation setzen ihre musikalische Metamorphose weiter fort.

Nicht, dass man zwangsläufig mit einem solchen Album rechnen konnte, aber grenzenlos überrascht dürfte die Öffentlichkeit angesichts des neuen Albums von Pain Of Salvation auch nicht sein. Schon vor knapp zehn Jahren begann Macher Daniel Gildenlöw seine Gruppe Schritt für Schritt zu verändern. Zunächst lockerte er die einst künstlerische Begrenzung durch freiere Elemente auf – um seine Band nun mit ROAD SALT ONE endgültig zu einer echten Rockgruppe umzubauen, die mehr mit den Stilmitteln der siebziger Jahre als mit technoidem Prog Metal der Neunziger zu tun hat.

Wer sein audiophiles Glück bislang bei Gruppen wie Dream Theater oder Symphony X suchte, dürfte diesen Schritt bedauern – allen anderen sei gesagt: Gildenlöw und Pain Of Salvation zelebrieren einen von Blues, Rock und Gospel durchzogenen Parforceritt durch die Annalen der Rockgeschichte, bei dem sich jede Etappe zu einhundert Prozent als konsequent und überzeugend erweist. In ihren besten Momenten atmet ROAD SALT ONE eine melancholische Tiefe, die den Zuhörer bis in die innersten Fasern seines Körpers erfasst. Es sind die leisen Töne, die wie Wassertropfen perlenden Pianoklänge, die das Stück ›Sisters‹ zu einem fragilen Wunderwerk machen, und es ist die sakrale Grundstimmung, mit der die Nummer ›Of Dust‹ zur Hymne aller Gefallenen wird. Hier gelingt Gildenlöw, was Bono auf NO LINE ON THE HORIZON ( und ›Moment Of Surrender‹) vergeblich versucht hat: ein Seelenstriptease jenseits jeglicher Peinlichkeit.

Die Entscheidung der Band, aus finanziellen Gründen die Produktion des Albums in den eigenen Proberaum zu verlegen, war für dieses Material genau richtig: So eindringlich, intim, persönlich und geradezu ungeschützt haben Pain Of Salvation noch nie geklungen.

Lostboy! Aka Jim Kerr – LOSTBOY! AKA JIM KERR

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LostboyAKAJimKerrCoverSolo macht es uns der Simple-Minds-Sänger nicht immer leicht.

Jim Kerr hat sich für seinen Alleingang lange Zeit gelassen. Dennoch bleibt auch bei ihm das alte Segen-und-Fluch-Problem von Sänger-Soloalben bestehen: Die Stimme hat jeder bereits in anderem Zusammenhang verinnerlicht, und die Musik ist entweder zu nah am Stamm – oder zu weit davon entfernt.

Kerrs Kurs liegt genau dazwischen. Wie schon auf dem 2002er-Simple Minds-Album CRY flirtet Kerr mit Elektronik-Elementen und Computer-Beats, was für die „U2 des kleinen Mannes” damals schon in die Hose ging. Schlimmer ist jedoch, dass er dabei auf dieselben Effekte wie vor acht Jahren zurückgreift.

Wenn sich Kerr aber auf das Wesentliche konzentriert, beispielsweise bei ›Return Of The King‹, das The Mission, Bono und Bowie vereint, weiß er allerdings zu gefallen. Auch ›Bulletproof Heart‹ und ›Lostboy‹ presst alte Qualitäten geschickt in ein neues Gewand. Ganz übel wird es allerdings, wenn er – wie in ›Soloman Solohead‹ – seine immer noch charakteristische Stimme und seine Songschreiber-Fähigkeiten unter ekligen Gitarren- und Vokal-Verzerrern begräbt.

Das Finale aber entschädtigt dafür: ›The Wait Parts 1+2‹ hat das Zeug zum Kerr-Klassiker; es würde auf den Soundtrack eines möglichen „The Breakfast Club“-Remakes passen. Ein Drittel dieses Albums sollte man aber aufgrund der ätzenden Arrangements sofort vergessen.

Ozzy Osbourne – SCREAM

OzzyRock für die ganze Familie: mal kitschig, meist aber kraftvoll.

Der Madman rockt wieder, und wir fragen uns bange: Kann er es noch? Bedeutet ein neuer Gitarrist auch den Beginn einer neuen Ära? Die erleichterte Antwort: Ja, er kann noch. Und nein, im Grunde ist alles beim Alten geblieben, obwohl SCREAM das erste Album ohne den langjährigen Gitarristen Zakk Wylde ist. Zwar hört man schon, dass hier Gus G. von Firewind die Axt schwingt, und natürlich sind auch die Black Label Society-Parts aus den Aufnahmen verschwunden – dennoch ist SCREAM kein pures Flitzefinger-Metal-Werk geworden. Die Basis der Songs ist klassischer Hard Rock, nur als Verfeinerung wird mit einer Metal-Legierung gearbeitet.

Hier wird deutlich, dass Produzent Kevin Churko den Großteil der Arbeit gemacht hat – und zwar kompositorisch wie klangtechnisch. Er hat es geschafft, Ozzy eine zeitgemäße Platte auf den Leib zu schneidern. Die klingt mal bombastisch (›Soul Sucka‹), nimmt aber in manchen Passagen moderne Queens Of The Stone Age-Grooves mit auf (›Let It Die‹) oder taugt schlicht als Radiohit (›Let Me Hear You Scream‹). Am besten ist Ozzy aber dann, wenn er aus dem Riff-Vollen schöpfen kann: Die Härte von ›Diggin Me Down‹ schlägt sich auch in seinem Gesang nieder – dafür gebührt ihm unser Respekt. Man verzeiht ihm auch den Schmalztiegel, aus dem er sich in ›I Love You All‹ reichlich bedient. Zuschrauben und vergessen.

Insgesamt jedoch ist SCREAM ein gelungenes Werk: typisch Ozzy in Sachen Atmosphäre, und breit genug gefächert, um wirklich alle glücklich zu machen – im Grunde klassischer Familien-Rock.

Kula Shaker – PILGRIM’S PROGRESS

Kula-Shaker-Pilgrims-ProgressDie werden ja immer besser: das vierte Album der häufig unterschätzten Britrocker.

Nein, gegen die Smartness von Blur, die Feuerzeugschwenker von Oasis und den damit verbundenen Hype konnten Kula Shaker in den 90er Jahren wenig ausrichten. Dabei war ihr Debütalbum K mit seinen indischen Einflüssen, die massiv an George Harrisons Liebhabereien erinnerten, ein ziemlich großer Wurf: Neo-Psychedelic-Rock mit quengelnden Wah Wahs, dickem Mellotron und klasse Songwriting.

Danach ging’s dann leider bergab, Album Nummer zwei enttäuschte, und die Reunion vor drei Jahren samt brauchbarem Comeback-Album fand nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Und jetzt das: PILGRIM’S PROGRESS präsentiert die Band um Crispian Mills so fokussiert wie zu den Tagen von K, die Songs – changierend zwischen Folk, Rock, Psychedelic und von typisch britischer Machart – funktionieren einzeln so gut wie als Gesamtkunstwerk. Natürlich schimmern noch immer die Beatles der Spätphase durch, doch das ist gewiss alles Mögliche – nur ein Nachteil mit Sicherheit nicht.

Kottak – ROCK & ROLL FOREVER

kottakDrittes Solo-Album des Scorpions-Drummers – als Sänger/Gitarrist.

Eigentlich sollte man meinen, James Kottak wäre gerade beschäftigt genug. Doch der 47-jährige Amerikaner – ganz der clevere Geschäftsmann – nutzt den Medienrummel um den Scorps-Abschied für ein klein bisschen Eigenwerbung.

Was das dritte Album seiner Hobbyband Kottak auch bitter nötig hat. Schließlich glänzt er hier mit Songs der Marke ›Rock ’n’Roll Forever‹, ›Sunset Blvd‹, ›Super Pricks‹ und ›Drunk Uncle Pete‹, die an lyrischen Peinlichkeiten aka billigen Klischees und schlechten Schüttelreimen („Lost my money – killed my honey“, „Stripper shoes – porno news“) kaum zu überbieten sind. Und auch die Musik, die er selbstironisch als „Cheap Trick meets Green Day on a bad day“ verkauft, ist nicht mehr als durchschnittlicher Punk-Pop, wie ihn derzeit Tausende von Blink 182/Sum 41-Klone bieten.

Ein musikalisches Trauerspiel – daran können auch noch so viele Posen, Sturmfrisuren und Tattoos wenig ändern. Einzig das Cover von ›Holiday‹ (1:30 Minuten kürzer als das Original) ist okay. Drummer, bleib’ bei deinen Stöcken!

Sabaton – COAT OF ARMS

Sabaton-Coat-Of-ArmsDer Kampf mit dem schlechten Geschmack geht weiter.

Auch mit ihrem vierten Album bleiben unsere schwedischen Banger den bewährten Werten treu: Stampfender Power Metal wird mit choralen Passagen aufgepeppt, bleibt dabei melodisch-bieder und wird von Sänger Joakim Brodén mit einer derart kantigen, bellenden Intonation vorgetragen, dass das Ganze wie eine Mischung aus schwedischem Rammstein-Englisch und russischen Bahnhofsdurchsagen klingt.

Thematisch wird hier abermals der Streitkraft-Stiefel durchgezogen: Fast alle Songs beschäftigen sich (pseudo-)historisch mit berühmten Schlacht- und anderen Kriegs-Ereignissen der Menschheitsgeschichte. Extrem grenzwertig wird das vor allem bei ›The Final Solution‹ und ›Wehrmacht‹. Den Holocaust oder psychische Soldaten-Studien sollten plakative Power Metal-Bands vielleicht besser nicht lyrisch aufbereiten. Da ist man für den Rausschmeißer ›Metal Ripper‹, ein Zitat-Mashup von AC/DC bis Ozzy, fast schon dankbar. Er macht die Band zwar musikalisch auch nicht besser, verursacht jedoch wenigstens kein beschämtes Kopfschütteln. Tarn-Kutten-Kaspermucke für Metal-Martialisten, die mittelmäßige Musik mit Panzer-, Kriegs- und Stahlhelm-Symbolik für cool und männlich halten.

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