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Start Blog Seite 1367

Holmes – HAVE I TOLD YOU LATELY THAT I LOATHE YOU

Holmes_Have_I_Told_You_Lately_That_I_Loathe_You_coverSkandinaviens Antwort auf Americana bleibt im Herzen verdammt Young.

Wäre dieses Album ein Post-Edward Hopper-Bild, hätte man die Szenerie und den Farbton für die Beschreibung schnell gefunden: eine in grauen Zwischentönen gehaltene, öde Motel-Bar im speckigen Spät-Fünfziger-Interieur an einem längst verloren geglaubten Highway irgendwo im Mittleren Westen. Draußen in der Dämmerung bricht ein weiterer tragisch-leerer Tag an. Während der ehemalige Kleinstadt-Chef-Mixer mit den weißen Schläfen sinnentleert die Gläser poliert, lümmeln Holmes auf der Eck-Couch und klimpern ihre traurigen, aber tief empfundenen Americana- und Folk-Weisen vor sich hin.

Von der blutenden Steel Guitar über die behutsamen Piano-Pflaster bis hin zum wunderbar wimmernden Neil Young-Gesang und frühen Wilco-Gedenkmomenten überzeugen die Schweden auf ihrem zweiten Album mit klischeefreien Country-Adaptionen. HAVE I TOLD YOU LATELY THAT I LOATHE YOU bietet nicht nur erstklassige Songs, sondern auch geradezu traumwandlerische, erlesene Elegien, durch deren luftigen Raum das Tumbleweed weht. Wunderschön verzweifelt und dabei zweifellos wunderschön.

Hole – NOBODY’S DAUGHTER

HoleCourtney Loves Rückkehr mit Schunkel- und Balladen-Grunge.

Da haben wir ja alle so unheimlich ungeduldig und total gespannt drauf gewartet: Hole machen die Wiedervereinigung. So mit den Bandmitgliedern der späten Neunziger, aber auf jeden Fall mit Mitgründer/Gitarrist/(Neben-)Songwriter Eric Erlandson und Bassfrau Melissa Auf Der Maur. Und Courtney Love auch, wenn’s denn schon sein muss.

Ganz schön geschnitten haben wir uns da. Von der klassischen Besetzung bleibt nämlich nur die Cobain-Witwe, die sich mit Erlandson im vergangenen Jahr offenbar auch noch um die Namensrechte gestritten hat. Madame Love hat offensichtlich ihren Hitzkopf durchgesetzt.

Am Kompositionsbrett sitzen mit ihr nun drei neue Köpfe. Da wäre zum einen der 23-jährige Brite Micko Larkin, der Erlandson im Bandkontext an der Gitarre ersetzt. Außerdem hatten Pink-Songschreiberin Linda Perry und Smashing Pumpkin Billy Corgan bei einigen Tracks ihre Finger respektive Akkord- und Harmonie-Schemata im Spiel. Dem Comeback-Album hat die Unterstützung der beiden Langzeit-Profis durchaus gut getan. NOBODY’S DAUGHTER hat alles, was ein Hole-Album braucht: Bretter, Midtempo-Schwofer, Abgründiges, Balladen. Lieder wie ›Someone Else’s Bed‹ und ›For Once In Your Life‹ funktionieren bestimmt auch mit Pink als Interpretin.

Courtney Loves Qualität scheint allerdings ausgerechnet bei ›Letter To God‹, dem einzigen allein von Linda Perry verfassten Song, durch: Nichts transportiert Kaputtheit so gut wie Courtney Loves abschmierendes und übersteuertes Gröl-Organ (die 45-Jährige muss nach der Gesangsaufnahme mehrere Tage keine Stimme gehabt haben).

Von dieser Warte aus ist die vierte Hole-Platte durchaus zu begrüßen. Insgesamt ist jedoch zu viel Durchschnittsware aus dem Grunge-Versandhauskatalog dabei. Von daher: Nett, dass Courtney Love mit Hole zurück ist, aber mehr auch nicht.

The Hold Steady – HEAVEN IS WHENEVER

holdsteady_heaven_cover_20100315_1301241Bitte immer mehr von diesem hochgradig ausgereiften Singer/Songwriter-Rock.

Wie entgeht man der Falle, Rezensionen zu alten Platten einer Band noch einmal in irgendeiner Form aufzuwärmen? Vor allem im vorliegenden Fall erscheint das ziemlich schwierig. Treue Anhänger von Craig Finns Band The Hold Steady dürften ahnen, warum: wieder ein vorzügliches Album mit den gleichen altbekannten Zutaten. Treibender Singer/Songwriter-Rock à la Springsteen oder Arcade Fire, ein paar klassische Riffs, Licks und Solos sowie ein kräftiger Schuss Americana, wie man ihn etwa von Wilco kennt. All das garniert mit unfassbar großartigen Texten und vorgetragen mit einer Leidenschaft, der man sich nur mittels grob fahrlässiger Ignoranz entziehen kann. Könnte so auch in einer der Kritiken zu den vorherigen zwei Alben stehen.

Ist es also an der Zeit, den guten alten Stillstand auf hohem Niveau aufzuwärmen? Besser nicht. Die Medizin, die The Hold Steady verabreichen, reift nur mit jedem neuen Longplayer noch mehr aus.

Pretty Maids – PANDEMONIUM

pretty maidsTrotz Krise und Beinahe-Pleite sind die dänischen Melodic Metaller musikalisch in bester Stimmung.

Es ist kein Zufall, dass Sänger Ronnie Atkins in Interviews immer wieder eine Affinität zwischen ihrem neuen Album PANDEMONIUM und dem Klassiker FUTURE WORLD (1987) herausstellt. Es sind nämlich die gleichen Zutaten, die gleiche Intensität und die gleiche Begeisterung, die beide Werke auszeichnen.

Vergessen sind die harten Jahre, in denen die Maids durch die Pleite ihres Managements um etliche Konzerteinnahmen gebracht wurden und kurz vor dem Ruin standen. Die Dänen konnten die wirtschaftlichen Dinge neu sortieren und haben jetzt offenkundig den Rücken wieder frei, um genau so zu rocken, wie es sich die Fans wünschen. Wichtigster Impulsgeber ist dabei die fast gleichberechtigte Koalition aus Gitarre, Gesang und Keyboards, die einst FUTURE WORLD zu Rasse und Klasse verhalf und auch jetzt wieder für eitel Sonnenschein sorgt.

Tom Petty & The Heartbreakers – MOJO

TomPettyReif und souverän: Tom Petty und die Herzensbrecher, Ausgabe 2010.

Die Heartbreakers haben ihre Wurzeln in Gainesville, Florida, also im Norden des Sonnenstaats, wo das Leben mehr von Georgia, Alabama und der musikalischen Tradition des klassischen Südens geprägt ist als von der karibischen Leichtigkeit der Keys. Man tut gut daran, sich dies in Erinnerung zu rufen, wenn man MOJO verstehen will. Und noch etwas: MOJO ist kein Soloalbum, sondern das Produkt der Interaktion von sechs gleichberechtigten Musikern. Und die – das klingt in jeder einzelnen Note von MOJO durch – müssen rein gar nichts mehr beweisen. Singles, Hits, Radioplay – so what?

Stattdessen traten die Heartbreakers in ihrem Rehearsal Studio in Los Angeles, wo das Album weitgehend live und in ersten Takes eingespielt wurde, eine Reise durch die unterschiedlichsten Landschaften des klassischen Southern Rock an: Der psychedelische Blues von ›First Flash Of Freedom‹ erinnert an die Allman Brothers und Jerry Garcias verspielte Gitarren-Exkursionen, der swingende Swamp Boogie von ›Candy‹ grüßt Altmeister J. J. Cale – und der rustikale Drive von ›I Should Have Known It‹ bedient sich bei Lynyrd Skynyrd und deren mächtigen Riff-Gewittern. Weiter reicht die Palette vom archaischem Country-Blues (›U.S. 41‹) und leichtfüßigem Swing (›Let Yourself Go‹) bis hin zum lyrischen Lullaby ›Something Good Coming‹.

Wer kein neues ›Free Fallin’‹ oder ›American Girl‹ erwartet, wird auf MOJO über­reich belohnt – und zwar mit anspruchsvollen, durchdachten Songs und der in Jahrzehnten gereiften souveränen Musikalität einer Band, die ihren Job noch immer mit jeder Menge Lust und Freude verrichtet.

Korn – KORN III – REMEMBER WHO YOU ARE

korn1Einmal „Reset“ gedrückt und das Betriebssystem von 1996 installiert.

Ein Korn-Album alter Schule sollte KORN III – REMEMBER WHO YOU ARE werden, sagte Jonathan Davis, und gleichzeitig eine Reflexion sämtlicher Bandphasen seit 1993. Was sich ja nun auf den ersten Blick eher gegenseitig ausschließt. Aber seien wir ehrlich: Im Grunde wiederholten sich die Bakersfielder auf jeder ihrer bisherigen Platten von Neuem. Es kann also nicht so furchtbar schwer gewesen sein, die Synthese aller Bandphasen zu entwickeln.

Keine Frage: Gelungen ist es jedenfalls. Und es schwingt dabei auch der Geist von Frühwerken wie LIFE IS PEACHY und ISSUES mit, was wohl auch dadurch erklärbar ist, dass sich Korn zusammen mit Ross Robinson (Förderer und Produzent der ersten beiden Longplayer) in ein spartanisch eingerichtetes Studio verzogen und mit einem analogen Mehrspurrekorder statt mit den unvermeidlichen  Pro Tools aufgenommen haben. Im Gegensatz zu jüngeren Alben gibt es auf KORN III auch keine Keyboard-Sounds. All das hat den New-Metallern ohrenscheinlich gut getan: Das neunte Studioalbum dröhnt wunderbar ungefiltert und roh. Erfrischend.

Mike Patton – MONDO CANE

PrintWie üblich spinnt Mike Patton aus Stroh Gold.

Einfach unglaublich. Alles, was Mike Patton musikalisch antestet, funktioniert. Er kann den krankesten Noise-Kram zu einer Kultplatte formen, und er kann sich, wie bei Peeping Tom, am Mainstream-Sound versuchen – man nimmt ihm einfach jeden Ton ab. In Sachen Glaubwürdigkeit ist der Faith No More-Fronter also ganz vorne.

Nun aber wagt er sich selbst für seine Verhältnisse weit über seinen bisherigen stilistischen Horizont hinaus. Er nimmt sich italienischer Schlager der Fünfziger und Sechziger an, und zwar mit allem Drum und Dran: Band, Orchester und Chor. Dazu gibt Patton über weite Teile des Album den Crooner, kann sich zwischenzeitlich aber ein kleines Keifen und Kreischen nicht verkneifen. Die vorherrschende Stimmung ist jedoch ein entspanntes, mediterranes Flair, wenngleich immer mit einem leicht zynischen Unterton.

Das passt zu Mike Patton wie die Faust aufs Auge, schließlich hat er italienische Vorfahren und spricht auch die Sprache fließend. Und seine Heißblütigkeit kann man ihm ohnehin nicht absprechen. Außerdem muss selbst derjenige, der die Mischung aus Klassik, Italo-Pop, Spaghetti-Western und Soundtrack-Atmo für kitschig hält, zugeben, dass hier ein Mann am Werk ist, der all seine Liebe und Leidenschaft für Musik nach außen kehrt – und das offener und ehrlicher als die meisten seiner Kollegen. Wem das nicht zumindest etwas Respekt abnötigt, der hat definitiv kein Herz.

H.E.A.T. – FREEDOM ROCK

H.E.A.T - FREEDOM_ROCK - HIGHRES COVERKraftvoll und melodisch: AOR aus Schweden.

Speziell im AOR sind bekanntlich kompositorische Fertigkeiten, hohes spieltechnisches Vermögen und ein ausdrucksstarker Gesang vonnöten. Weil es nicht allzu viele Bands gibt, die all das wirklich drauf haben (weil die große Zeit des AOR bereits eine Weile her ist und das Genre mittlerweile fast schon in den Untergrund gewandert ist), nehmen Fans talentierte Genre-Vertreter umso dankbarer an. Ein Beispiel sind die 2007 aus der Asche der beiden Gruppen Dream und Trading Fate formierten Schweden H.E.A.T., die bereits 2008 mit ihrem viel beachteten Debüt für Furore sorgen konnten. Auftritte in England, Spanien, Deutschland, Frankreich, natürlich Schweden und sogar Japan untermauerten ihren Status.

Mit FREEDOM ROCK bestätigen H.E.A.T. nun den hervorragenden Eindruck mit einem Sack voller top produzierter, leichtfüßig inszenierter Songs. Sänger Kenny Leckremo führt sicher und souverän, Dave Dalone und Eric Rivers schwingen gekonnt die Gitarren und auch Tastenmann Jona Tee weiß sein Instrument geschickt einzusetzen. Für ›Black Night‹ stattete sogar Tobias Sammet von Avantasia und Edguy dem Sextett einen Besuch ab. Eine willkommene Angelegenheit für Freunde melodisch-rockiger Klänge.

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