0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Start Blog Seite 78

The Gaslight Anthem: „Es geht immer um das Wir!“

0

Bei The Gaslight Anthem war der Weg vom Punk zum Rootsrock immer schon ganz kurz: Rund ein Jahrzehnt lang kanalisierte das Quartett aus New Brunswick, New Jerseymit Feuereifer und einem Schuss Motown-Soul seine Liebe zu alten Helden wie The Clash, Replacements, Tom Petty und Bruce Springsteen in druckvollen, unverkennbar eigenständigen Rock-Hymnen, doch nach fünf beeindruckenden Platten war plötzlich alles vorbei.

Vor acht Jahren zogen Sänger und Gitarrist Brian Fallon und seine Mitstreiter Alex Levine, Benny Horowitz und Alex Rosamilia an Bass, Schlagzeug und Gitarre den Stecker, weil ihnen trotz aller Erfolge die Begeisterung für das eigene Tun abhanden gekommen war. 2018 fand die Band zwar noch einmal zusammen, um das zehnjährige Jubiläum ihres LP-Meilensteins THE ‘59 SOUND mit einer Tournee zu begehen, doch an neue Songs war damals noch nicht zu denken. Ein halbes Jahrzehnt später sieht die Welt im wahrsten Sinne des Wortes anders aus. HISTORY BOOKS heißt das Comeback-Album von The Gaslight Anthem, mit dem die Gruppe klanglich an alte Tugenden anknüpft, dabei aber nicht vergisst, dass sich das Rad der Zeit weitergedreht hat, wenn trotz greifbarerer Spielfreude die Wucht der frühen Tage bisweilen den Weg frei macht für gedämpftere Momente und smarte Gedanken zu Vergänglichkeit und Transzendenz. Im Video-Call mit CLASSIC ROCK spricht Fallon über die Rolle der Pandemie beim Rücktritt vom Rücktritt, wertvolle Ratschläge von Musikerkollegen – und er verrät, wie man erfolgreich einen Song für Bruce Springsteen schreibt.

Brian, The Gaslight Anthem sind wieder da, aber lass uns trotzdem mit einem kurzen Blick zurück starten. Warum habt ihr vor acht Jahren alles hingeworfen?
Die Stimmung war einfach mies! Wir waren alle irritiert: Wie konnte diese Sache, die wir so sehr liebten, auf einmal zu einer solchen Last werden? Warum machte das alles einfach keinen Spaß mehr? Warum fühlte es sich schlimmer an als Arbeit? Wir alle hatten ja früher normale Jobs, wir wussten, wie das ist, aber in der Band zu sein, war noch viel schlimmer, weil es so unausweichlich schien. Das ist ein furchtbares Gefühl, wenn du keine Chance siehst, das Ganze wieder hinzubiegen. Du sitzt in der Falle und weißt: Der einzige Ausweg ist raus! Das ist hart.

2018 habt ihr dann trotzdem für das THE ‘59 SOUND-Jubiläum wieder zusammengefunden. Danach schien das Kapitel The Gaslight Anthem für dich endgültig durch – hast du zumindest behauptet …
Lou Reed hat immer gesagt: Ich behalte mir das Recht vor, mir zu widersprechen. (lacht) Du machst etwas wie die Pandemie durch, und wenn dich das nicht verändert, dann stimmt vermutlich irgendwas nicht mit dir! Wie könnte dir ein weltveränderndes Ereignis wie das nicht die Augen öffnen für die wirklich wichtigen Dinge? Dir wird bewusst, wie glücklich du dich schätzen darfst, und du sagst dir: Okay, vielleicht ist es ja doch möglich [die Band wieder zusammenzubringen], und so war’s dann auch.

Zuerst hast du aber noch Bruce Springsteen um Rat gefragt, wie man so eine Reunion stilvoll hinbekommt!
Ja! Wir haben uns zum Essen getroffen und ich habe ihn mit Fragen bombardiert: Wie stellt man das an, die Gruppe wieder zusammenzutrommeln? Wie vermeidet man es, die alten Fehler zu wiederholen? Was kannst du mit 40 anders machen, damit es sich nicht wie eine billige Imitation deines Tuns mit 20 anfühlt? Wie bleibt man am Puls der Zeit und wird nicht als Nostalgie-Band abgestempelt? Und: Bin ich bescheuert, wenn ich das machen will? Er hat mir eine Menge Ratschläge gegeben, aber die gebe ich erst in meinem Buch preis. (lacht)

Was habt ihr denn letztlich dieses Mal anders gemacht?
Ich denke, der wichtigste Rat, den ich je bekommen habe, stammt aus der Dokumentation „Pearl Jam Twenty“, in der Stone Gossard sagt: „… und dann kam das Jahr des Nein, und wir haben gelernt, Nein zu sagen!“ Ich glaube, die Gruppe mit allen Mitteln zu beschützen, das ist das Wichtigste. Musik ist Freude, sie ist eine Zuflucht, ein Ort des Trostes. Das Gefühl der Freude um jeden Preis zu beschützen, das ist etwas, was ich im Lauf der Zeit gelernt habe. Kein Konzert, kein Festival, kein Geld, kein Fan, keine Rezension – nichts von alledem darf dir die Freude nehmen. Das sollte man wissen, bevor man loslegt.

Euer neues Album HISTORY BOOKS klingt, als hättet ihr euch all eure bisherigen Platten angeschaut und euer Gesamtwerk als Sprungbrett benutzt. Ist da etwas Wahres dran?
Ja, das kann man so sagen, auch wenn das nicht bewusst geschehen ist. Die Soloplatten spielen da auch mit rein, denn mir ist bewusst geworden, dass das alles in einem Kosmos existieren kann – es braucht dafür keine verschiedenen Welten. Das unterstreicht in gewisser Weise auch die Stärken der Gruppe: Wir können viele verschiedene Sachen spielen, aber niemand von uns war daran interessiert, etwas vollkommen anderes zu machen. Wir wollen einfach zeigen, wie sich die aktuelle Version von uns anhört. Die Platte klingt wie das Werk einer Band, die sich sagt: „This is what we do!“

Was ist die wichtigste Lektion, die du als Solokünstler gelernt hast und die du nun auf Gaslight Anthem anwenden kannst?
Mir ist bewusst geworden, wie wertvoll es ist, Menschen um sich zu haben, die alle das gleiche Ziel haben, und wie viel mehr Möglichkeiten sich eröffnen, wenn man nicht nur allein kreativ ist. Wenn vier Leute am Werk sind, ist das viel farbenfroher, weil sich viel mehr Dinge miteinander vermischen. Du kannst als Solokünstler die besten Musiker anheuern, aber die Energie von vier Menschen, die am gleichen Strang ziehen, ist etwas ganz Besonderes und nicht zu unterschätzen!

In einem anderen Interview hast du gesagt, dass ihr inzwischen bessere Musiker seid. Ketzerisch gefragt: Ist das immer etwas Gutes, wo doch die Naivität der Jugend oft die größten Meisterwerke hervorbringt?
Ja, das ist es, zumindest wenn du dir deiner Sache so bewusst bist wie wir. Wir sind sehr stolz darauf, sehr geschmackssicher zu sein. Ich denke, dass du auf ungute Weise ein besserer Musiker werden kannst, wenn es dir an Reife mangelt, denn nur weil man etwas kann, heißt das nicht, dass man es auch tun muss! Wir dagegen haben ein gutes Gespür dafür, wer wir sind, denn wir haben eine solide Homebase hier in New Jersey, die uns in die Pflicht nimmt. Falls du mal vergisst, wer du bist, gehst du einfach nach Asbury Park und läufst die Cookman Avenue runter, und da sagen sie dir dann, was Sache ist. (lacht) Das ist eine große Hilfe und Unterstützung. Wir vergessen nie, wo wir herkommen, weil wir immer noch ein Teil davon sind.

Bist du die Texte für HISTORY BOOKS anders angegangen als die deiner Solowerke?
Nein! Tatsächlich war ich eher in Sorge, dass ich beim Texten nicht genug wie ich selbst klinge. (lacht) Denn ich wollte sichergehen, dass dieses Ding, das Brian Fallon in The Gaslight Anthem macht, weitergeführt wird. Deshalb war es mir sehr wichtig, das Publikum mit einzubeziehen. Bei unseren Liedern – und das ist schon immer so gewesen – geht es um die Band und um das Publikum, es geht immer um das Wir! Selbst wenn es mal „Ich“ heißt, ist eigentlich „Wir“ gemeint! Mir ist immer wichtig gewesen, dass das unverändert bleibt. Natürlich lernst du dazu und die Perspektive ändert sich, deshalb ist es manchmal schon ein wenig anders, aber der Kern, das Herz ist noch das Gleiche.

Die Platte heißt HISTORY BOOKS, weil für dich Songs wie Geschichtsbücher sind, die Episoden aus der Vergangenheit beleuchten. Geht es dabei nur um die Story oder auch um konkrete Antworten?
Nun, Bob Dylan hat einmal gesagt, dass er immer nur die Fragen aufwirft, aber nie Antworten darauf bereithält. Ich glaube, es ist unmöglich, in einem Lied Antworten zu präsentieren, höchstens vielleicht Anregungen, wie das John Lennon mit ›Give Peace A Chance‹ getan hat. Antworten sind aber auch das nicht, außer vielleicht bei ›All You Need Is Love‹. Ich denke, manchmal wollen die Leute einfach nur wissen, dass es andere Menschen gibt, die genauso fühlen wie sie. Darauf ziele ich ab, denn ich bin selbst nicht sicher, was die Antwort ist. Das Titelstück ist ein Duett mit Bruce Springsteen.

Mal ganz ehrlich: Wie schreibt man einen Song, den der Boss singen soll?
Gar nicht! (lacht) Bruce hatte mich gefragt, ob ich ein Duett für uns schreiben könnte, und natürlich sagte ich: „Klar doch!“, obwohl ich eigentlich wusste, dass ich das nicht hinkriegen würde. Der Druck ist einfach zu groß! Deshalb habe ich nicht weiter drüber nachgedacht, sondern einfach Lieder geschrieben und erst am Ende überlegt, welches davon das beste für Bruce sein könnte. Wir alle waren uns einig, dass es ›History Books‹ sein musste, wir schickten ihm den Track und er mochte ihn. Das war meine Art, meinen Kopf auszutricksen. Als er ihn dann gesungen hat, dachte ich: Der klingt doch wirklich wie maßgeschneidert für ihn! (lacht)

Eine letzte Frage noch: Was macht dich als Musiker derzeit besonders glücklich?
Oh, Mann! Ich bin begeistert davon, endlich wieder laut sein zu können! Das „1, 2, 3, 4 – Boom!” ist durch nichts zu ersetzen! Das Licht geht an und der ganze Laden dreht durch! Das ist, als würdest du eine Rakete auf den Mond schießen. Es gibt nichts Vergleichbares. Du spürst dann wieder genau die gleiche Freude wie der kleine Junge mit sieben Jahren, der mit dem Besenstiel vor dem Spiegel herumgesprungen ist! Das wirklich machen zu dürfen, ist unglaublich cool!

Dieses Interview findet ihr in CLASSIC ROCK #124. Jetzt versandkostenfrei bestellen: CLASSIC ROCK #124

Harp: ALBION

0

Musik für den Herbst gefällig? Für nebelige, frostige Tage, an denen man sich am liebsten schon zum Frühstück einen Becher Glühwein genehmigen würde. Für diese hoffnungslosen Melancholiker haben Tim Smith (ehemals Midlake) und seine Frau Kathi Zung ihr Familienprojekt Harp ins Leben gerufen, um mit ihrem Debüt ALBION der Wehmut bittersüße Momente abzuringen. In den zehn sphärischen Stücken (plus zwei Instrumentals) vermengen sie mit ruhiger Hand Elemente von Folk und Ambient, von Rock und Trance zu einem mystischen Gebräu. Die Grundstimmung ist düster, die Harmonien sind elegisch, die Gitarrenmelodien hingetupft und der Rhythmus ist von hypnotischer Präzision. Tracks wie ›The Pleasent Grey‹, ›Seven Long Suns‹ und ›Silver Wings‹ klingen wie sie heißen. Anspieltipp: ›Throne Of Amber‹, eine Space-Odyssee wie aus einer anderen Welt.

HARP
ALBION
PIAS/BELLA UNION/ ROUGH TRADE

Order 69: MONITORING

Variantenreich und doch aus einem Guss

Das Münsteraner Trio liefert in diesem Jahr seinen Debütnachfolger zum 2019 erschienenen ORDER 69 ab. Schon gleich nach dem heavy Opener ›The Gambler And The Scrounger‹ kommt man nicht umhin zu vermuten, dass Jack White vielleicht einer der heimlichen Haupt-Einflüsse der Band sein mag, erinnern doch Tracks wie ›Lying To You‹ mit ihrem Wechsel aus modernen, luftig-britischen Rhythm’n’Blues-Parts und heavy Anteilen an die Raconteurs, Songs wie ›Algorhythm‹ hingegen beschwören noisy Whitestripes-Vibes herauf. Eine der Single-Auskopplungen namens ›Pistachio‹ entpuppt sich als sommerlicher Indie-Pop-Schieber, ›Woman Of The Sun‹ hingegen als wunderbar zartes Arrangement mit subtil wehklagenden Zwischentönen. Mit dem letzten ›Parasites‹ knallen einem die drei Jungs dann nochmal eine rohe Sound-Watsche um die Ohren, etwa im kompromisslosen Stile von ›Feel Good Hit Of The Summer‹ von Queens Of The Stone Age. MONITORING ist eine abwechslungsreiche und vor allem kurzweilige Platte, die dabei trotzdem schön stringent und aus einem Guss klingt.

7 von 10 Punkten

Order69/MONITORING/BUG VALLEY RECORDS

CLASSIC ROCK Adventskalender: Türchen 1

0

Hinter dem ersten Türchen unseres CLASSIC ROCK Adventskalenders gibt es einmal Tripel-Vinyl zu gewinnen: Das Album SPIT von Kittie, SAY SOMETHING NASTY von Nashville Pussy (Record Store Edition) sowie THE NAME LIVES ON von der Texas Hippie Coalition.

Jetzt mitmachen und gewinnen:

Fehler: Kontaktformular wurde nicht gefunden.

(Teilnahmeschluss ist der 05.01.2024)

The Rolling Stones: Live-Edition von HACKNEY DIAMONDS

1

Am 15. Dezember erscheint eine neue Version des neuen Rolling-Stones-Albums HACKNEY DIAMONDS. An diesem Datum wird auf zwei CDs nicht nur die Original-Platte veröffentlicht, sondern oben drauf auch ein Mitschnitt der Release-Show vom 19. Oktober aus dem „Racket NYC“ in New York enthalten, wo die Stones neben vier Songs vom neuen Album auch drei Klassiker performten.

Zur Feier des Tages haben die Stones heute außerdem ein neues Lyric-Video zu ›Bite My Head Off‹ veröffentlicht, inkl. Studiobildern von Paul McCartney, der in diesem Track Bass spielt:

Tracklist von HACKNEY DIAMONDS (Live Edition):

CD1

1. Angry

2. Get Close

3. Depending On You

4. Bite My Head Off

5. Whole Wide World

6. Dreamy Skies

7. Mess It Up

8. Live By The Sword

9. Driving Me Too Hard

10. Tell Me Straight

11. Sweet Sounds of Heaven (featuring Lady Gaga)

12. Rolling Stone Blues

CD2 – Live At Racket, NYC

1. Shattered (Live at Racket, NYC)

2. Angry (Live at Racket, NYC)

3. Whole Wide World (Live at Racket, NYC)

4. Tumbling Dice (Live at Racket, NYC)

5. Bite My Head Off (Live at Racket, NYC)

6. Jumpin’ Jack Flash (Live at Racket, NYC)

7. Sweet Sounds of Heaven (featuring Lady Gaga) (Live at Racket, NYC)

The Pogues: Sänger Shane MacGowan gestorben

1

Shane MacGowan, irischer Frontmann der englischen Punkband The Pogues, ist im Alter von 65 Jahren verstorben. Das teilte seine Frau Victoria Mary Clarke in einem emotionalen Post auf Instagram mit.

Am 25. Dezember 1957 geboren, gründete MacGowan im Jahr 1981 seine erste Band Pogue Mahone, die sich wenig später in The Pogues umbenennen sollte. The Pogues vermengten irischen Folk mit Punk und sangen von Alkohol, Rauchen, Schlägereien und irischem Nationalstolz. Die Band löste sich 2014 auf.

1988 arbeitete Sängerin Kirsty MacColl mit The Pogues an dem von MacGowan geschriebenen Weihnachtslied „Fairytale of New York“. Der Song wurde ein Hit, trotz der recht unweihnachtlichen, harten Textzeilen im Lied.

Schon lange litt Shane MacGowan an den Folgen jahrelangen Alkohol- und Drogenmissbrauchs. Nach einem Beckenbruch im Jahr 2015 war er an den Rollstuhl gebunden. Zuletzt musste der Musiker wegen einer Gehirnhautentzündung im Krankenhaus behandelt werden.

Judas Priest: Neue Single ›Trial By Fire‹

0

Bei ihrem Auftritt am “Power Trip” Festival vor zwei Tagen kündigten Judas Priest ihr neues Studioalbum mit dem Titel INVINCIBLE SHIELD an. Der Nachfolger zu FIREPOWER aus dem Jahr 2018 wird am 8. März 2024 erscheinen.

Nach der ersten Singleauskopplung ›Panic Attack‹, die es am 13. Oktober zu hören gab, folgt jetzt ein weiterer Song von der kommenden Platte. ›Trial By Fire‹ wird von einem Musikvideo begleitet, bei dem die Bandmitglieder in einem Wald zu sehen sind. Auch Glenn Tipton, langjähriger Gitarrist von Priest, spielt im Clip mit, obwohl er lange Live-Shows und Tourneen aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung nicht mehr bewältigen kann.

Das letzte Wort: Billy Idol

0

Mit 68 Jahren, über vier Dekaden im Musikgeschäft und mehr als 40 Millionen verkauften Alben ist Billy Idol beschäftigter als jemals zuvor. CLASSIC ROCK sprach mit der umtriebigen Popkulturikone über die Chemie zwischen ihm und Gitarrenvirtuose Steve Stevens, die Abkehr vom klassischen Albumformat in Form seinen jüngsten EPs.

Billy, letztes Jahr ist deine „The Roadside Tour 2022“ durch Deutschland gerollt und du bist stimmlich und physisch fit wie eh und je.
Um in Form zu bleiben, sind regelmäßige Workouts ein unabdingbarer Faktor. Auf der Tagesordnung stehen viel Pilates und TRX-Training. Meine Shows sind ebenfalls ein 90-minütiges Cardio-Workout. Kurzum: Ich bin die ganze Zeit in Bewegung. Bei meiner Stimme bin ich weniger diszipliniert … um ehrlich zu sein, mache ich für sie eigentlich nichts. Deswegen wird sie wahrscheinlich immer kratziger, funktioniert aber noch tadellos.

Die Europa- und UK-Konzerte der Tour wurden im Frühling wegen „gesundheitlicher Probleme“ vom Sommer in den Herbst verlegt …
Die Gigs mussten aus einem ziemlich dummen Grund neu angesetzt werden. Ich bin ganz
unspektakulär in meinem Badezimmer ausgerutscht und habe mir ein paar Rippen gebrochen. Mein Arzt hat mir daraufhin geraten, frühestens im August wieder auf die Bühne zu gehen.


Während der Shows hast du erstmals Songs von THE ROADSIDE EP (2021) und der aktuellen THE CAGE EP live gespielt.
Die EPs sind für Steve Stevens und mich die ersten beiden Teile eines echt coolen Experiments. Wir haben im Vorfeld der Songwritingsessions nach spannenden Persönlichkeiten Ausschau gehalten, mit denen wir komponieren und produzieren können. Die Kollaboration mit Butch Walker, Sam Hollander oder Tommy English für THE ROADSIDE EP stellte bereits die Weichen für THE CAGE EP. Hier hat sich ein Grüppchen an Charakteren zusammengefunden, die perfekt harmonieren und kreativ am selben Strang ziehen. Zusätzlich locken sie Steve und mich immer wieder auf’s Neue aus unserer Komfortzone – das ist immens inspirierend.


Warum gab es zwischen KINGS & QUEENS OF THE UNDERGROUND (2014) und den EPs eine derart lange Pause?
Wenn du ständig auf Tour bist, vergisst du manchmal, dass es eigentlich an der Zeit wäre, frische Musik zu schreiben. Aus diesem Grund gefällt mir das EP-Konzept so verdammt gut. Du kannst in kleinen Portionen immer etwas Neues präsentieren. Ein weiterer, nicht zu verachtender Vorteil ist, dass du auf das aktuelle Weltgeschehen reagieren kannst.

Das klingt so, als ob du dem klassischen Album (vorerst) den Rücken kehrst.
So ist es in der Tat. Wie vorhin schon angedeutet, kommt noch eine dritte EP. Das Trio verschmilzt später zu einer kompletten LP.

Wird diese Quasi-Compilation mit Bonusmaterial angereichert?
Um das zu beantworten, muss ich erst die kommende Produktion abwarten. Abseits davon sind zwölf Songs auf einer Platte eine runde Sache.

Für jemanden, der über 40 Jahre im Musikgeschäft ist, überrascht deine stilistische Bandbreite.
Ich habe über die Jahrzehnte keine Tonne an Platten veröffentlicht wie viele meiner Kollegen. Deswegen existiert in der Welt noch viel Platz für neue Billy-Idol-Songs. Mein Backkatalog besteht ja bisher nur aus sieben Soloscheiben und drei Longplayern mit Generation X. Wenn du dann wie Steve und ich gerade auf einer massiv kreativen Welle reitest, sprudeln die Ideen nur so aus dir heraus. Dabei spielt uns die ständige Suche nach neuem Input und Inspirationsquellen selbstverständlich in die Karten.

Textlich erzählst du seit jeher in sich geschlossene Kurzgeschichten.
Für mich war es in meiner Kindheit und Jugend der Traum schlechthin, Berufsmusiker zu werden. Ich habe wirklich alles daran gesetzt, diese Vorstellung real umzusetzen. Ein ganz wichtiger Faktor meiner Solokarriere ist – ohne lange nachzudenken – die musikalische Partnerschaft mit Steve Stevens. Er kommt immer mit coolen Ideen um die Ecke und ergänzt meine Songeinfälle perfekt. In dieser Konstellation ist es für mich nicht wirklich schwer, die Welt um uns herum oder einzelne Begebenheiten textlich einzufangen.

Hast du eine Erklärung für diese spezielle Chemie zwischen dir und Steve?
Wir schaffen es irgendwie immer, einander kompositorisch oder mit einem neuen Denkansatz in Sachen Instrumentierung zu überraschen. Mein großer Vorteil bei der Sache ist, dass ich wahrscheinlich nicht mal im Ansatz weiß, zu welchen Großtaten Steve fähig ist. Er ist ein unglaublich guter Musiker. Für mich beginnt der Spaß, sobald er das Studio oder den Proberaum betritt. Würden wir uns gegenseitig langweilen, wäre das wohl das Ende von Stevens/Idol.


Ihr kreiert gemeinsam enorm zeitlose Stücke. Ein prägnanter Beweis dafür ist das 2018 erschienene Remixalbum VITAL IDOL:REVITALIZED (u. a. mit Beiträgenvon Moby, The Crystal Method).
Die Intention dahinter war pure Neugier und die Frage „Was stellen die DJs und EDM-Acts mit unseren Liedern an?“ Die Tracklist der Platte ist zudem ein häppchenweiser Querschnitt unseres musikalischen Schaffens. Ich finde es immer noch mehr als beachtlich, wie gerade die Nummern aus den 80ern mit einem anderen künstlerischen Blickwinkel ins 21. Jahrhundert transportiert worden sind.

Mit deinem Solodebüt hast du vor über 40 Jahren über Nacht MTV erobert.
Rückblickend betrachtet waren dafür viele Versuche und Irrtümer nötig. Glücklicherweise habe ich damals die richtigen Leute wie Steve Stevens oder Keith Forsey um mich geschart. Mit ihnen konnte ich meine Vision umsetzen.

Welcome

Install
×