Kompliziert, fiebrig, ekstatisch
Ein Konzert von Bruce Springsteen ist eine der größten Sachen in der Rockmusik. In meinem Fall kommt dazu, dass Springsteen mein Lieblingskünstler überhaupt ist. Ich habe ihn viermal live gesehen. Diesmal bin ich zum ersten Mal als Pressevertreter da. Und da gibt es nichts zu jammern, man kommt umsonst rein und sitzt gut platziert auf der Haupttribüne. Neben anderen Journalisten und Musikleuten. Und da wird schnell klar: Es ist was anderes, wenn man mit der eigenen Familie dort ist, mit der Partnerin, zwischen Fans. So ein Konzert des eigenen Lieblingsmusikers ist auch eine komplizierte Sache. Und vielleicht liegt es daran, dass ich erstmal nicht gut reinkomme.
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Fotos: Frank Witzelmaier
Das hymnische ›No Surrender‹ zündet nicht so recht. Der Sound ist verschwommen. Die ersten Lieder, sogar ›Promised Land‹, fliegen irgendwie an mir vorbei. Fast eine Stunde geht das so. Und ausgerechnet eine Coverversion ist es dann, die alles ändert. Das fiebrige ›Trapped‹, im Original von Jimmy Cliff, das Springsteen seit den 80ern spielt. Jetzt passt auch der Sound. ›Johnny 99‹ vom düster-lakonischen Songwriter-Meisterwerk NEBRASKA wird heute zum Partytreiber. Dann ›The River‹ natürlich, ›Because The Night‹ mit epischem Gitarrensolo von Nils Lofgren. Das selten gespielte, ganz frühe ›Kitty’s Back‹ profitiert von den Bläsern und Backgroundsängern.
Nach gut zwei Stunden ist erstmal Schluss, aber freilich kommt eine Zugabe. ›Born To Run‹, ›Bobby Jean‹, ›Glory Days‹, ›Dancing In The Dark‹: der Trademark-Song und die Hits. ›Tenth Avenue Freeze Out‹, mit Aufnahmen von Clarence Clemons und Danny Federici, den verstorbenen Mitgliedern der E Street Band, auf der Leinwand. Dann, solo und akustisch, ›I’ll See You In My Dreams‹, die Zeile „for death is not the end“. Und auf einmal ist es viel zu schnell vorbei.