Happy Birthday Zakk Wylde! Der Ausnahmemusiker und langjährige Gitarrist von Ozzy Osbourne feiert heute seinen 57. Geburtstag.
Jeffrey Phillip Wielandt – so Zakk Wyldes Geburtsname – war gerade erst 20 Jahre alt, als Ozzy Osbourne ihn in seine Soloband holte. Während der letzten 37 Jahre stand er unzählige Male mit ihm auf der Bühne und ist auch aktuell wieder Teil der Ozzy Osbourne Band.
Doch auch mit seiner eigenen Kombo, der Black Label Society, kann Wylde seit Ende der 90er Jahre große Erfolge verbuchen. Als Gast- und Sessionmusiker unterstütze er u.a. Derek Sherinian, Damageplan und Jamie Jasta. Aktuell spielt er bei den reunierten Pantera und ersetzt damit seinen langjährigen engen Freund „Dimebag“ Darrell Abbot (welcher 2004 auf der Bühne erschossen wurde) an der Gitarre.
Unser Video der Woche zeigt einen Livemitschnitt von ›Believer‹ aus dem Jahr 2002. Neben Zakk Wylde zählten damals auch Robert Trujillo von Metallica und Mike Bordin von Faith No More zu Ozzys Musikern.
Dave Grohl machte sein Ein-Mann-Projekt zu einer der kommerziell erfolgreichsten Bands der Welt – ohne jemals Glaubwürdigkeit einzubüßen.
Am 8. Januar 1995 spielte Eddie Vedder in seiner Radiosendung „Self Pollution Radio“ zwei Tracks. Einer davon war eine Coverversion eines Songs der Angry Samoans von einem Demo einer neuen Rockband. Dies war das erste Mal, dass die Welt die Foo Fighters zu hören bekam, eine neue Formation, angeführt vom einstigen Nirvana-Schlagzeuger Dave Grohl. Dabei gab es drei Monate zuvor, als diese Songs aufgenommen wurden, tatsächlich noch gar keine Band. Grohl hatte auf diesem Demo seines neuen Projekts jedes Riff gespielt, jeden Beat gedroschen und jede einzelne Note gesungen. Am 19. Februar 1995 machten die Foo Fighters – mit Ex-Germs-Gitarrist Pat Smear und der einstigen Rhy thmussektion von Sunny Day Real Estate, bestehend aus Bassist Nate Mendel und Schlagzeuger William Goldsmith –, ihre ersten zaghaften Schritte in der (mehr oder weniger) Öffentlichkeit, als sie auf einer Party für Freunde über einem Laden in der Mercer Street in Seattle auftraten. Es vergingen Wochen, bis Grohl sich einen Mitschnitt dieser ersten Show seiner neuen Band anhörte.
„Es war mir so fucking peinlich“, sagte er 20 Jahre später im Rolling Stone. „Ich dachte, wir klangen super … dann hörte ich die Aufnahme. Mein nächster Gedanke war: Oh … das sind die Foo Fighters? Wir müssen üben!“ Die britische Presse hatte ihn einst als den „Grunge-Ringo“ verspottet, aber Grohl kann es sich leisten, darüber zu lachen. 2021 ist seine Band einer der erfolgreichsten Rockacts des Planeten. Ihr Weg an die Spitze war nicht frei von Turbulenzen. Der lockere und charmant-charismatische Mann aus Virginia scheute sich nie, mutige und bisweilen unbeliebte Chef-Entscheidungen zu treffen, um sich seinen Traum zu erfüllen, doch seine Truppe behielt ihre Glaubwürdigkeit auch mit explodierendem Erfolg. Nach dem abrupten Ende von Nirvana bekam Grohl das Angebot, als Schlagzeuger bei Tom Pettys Heartbreakers einzusteigen. Auf der Bühne mit den Foos strahlt er einen ähnlichen Jedermann-Charme aus wie Petty, was ihm einen Platz im Herzen des amerikanischen Mainstream-Rock-Publikums sicherte. Und die Reise ist noch längst nicht vorbei. „Ich weiß noch, dass es Leute gab, die mich wirklich dafür verachteten, dass ich es überhaupt gewagt habe, nach Nirvana noch Musik zu machen“, sagte Grohl 2009. „Das war so lächerlich. Ich war, mal überlegen, fucking 25? Ich war ein Kind. Klar, da sollte ich wohl zu einem brütenden Eremiten werden und das war ’s. Nirvana sind vorbei, für mich ist es gelaufen, das ist das Ende meines Lebens. Fuck that … Als Nirvana vorbei waren, war ich es nicht. Und das bin ich verdammt noch mal immer noch nicht.“
Unverzichtbar
THE COLOUR AND THE SHAPE (ROSWELL, 1997)
Als dieses Album fertiggestellt wurde, hatten sowohl Gitarrist Pat Smear als auch Schlagzeuger William Goldsmith schon ihre Kündigung eingereicht, während Grohl die Scheidungspapiere von seiner ersten Frau erhalten hatte. Ein Überlebensratgeber von einem Mann also, der seine Welt um sich herum einstürzen sah, und die Geschichte einer Seele in der Schwebe. „Mein Leben ging den Bach runter“, erinnerte er sich. Doch die Musik sollte sein Wegweiser aus der Dunkelheit hinaus werden. ›Everlong‹, ›Monkey Wrench‹ und ›My Hero‹ sind die Highlights hier, doch die ganze Platte ist ihr vollständigstes und kohärentestes künstlerisches Statement.
FOO FIGHTERS (ROSWELL, CAPITOL, 1996)
Nach Kurt Cobains Selbstmord gab es Zeiten, in denen Grohl dachte, er würde nie wieder Musik machen. Für den hyperaktiven Mann aus Virginia war sie immer Eskapismus gewesen, doch jetzt war sie beladen mit düsteren Erinnerungen. „Und dann wurde mir klar, dass Musik das einzige war, was mir aus dieser Dunkelheit heraushelfen würde“, sagte er. Er nahm 15 Songs auf, auf denen er jede Note und jeden Beat selbst einspielte (abgesehen von ein bisschen Fuzz-Gitarre von Greg Dulli). Das Ergebnis war das elektrisierendste und euphorisierendste Album 1995, auf dem ›I’ll Stick Around‹, ›Big Me‹, ›Alone + Easy Target‹ und ›This Is A Call‹ vor Energie und Lebensfreude fast platzten. Ein neuer Tag hatte begonnen.
Wunderbar
THERE IS NOTHINGLEFT TO LOSE (ROSWELL, RCA, 1999)
Nachdem Grohl Gitarrist Franz Stahl gefeuert hatte, arbeiteten die Foos für Album Nr. 3 als Trio. Knackiger Riffrock fand sich hier zwar auch, doch der größte Einfluss war der Softrock der 70er, etwa in Songs wie dem Countryangehauchten ›Ain’t It The Life‹ und dem wehklagen den ›Aurora‹, das an Lagerfeuersessions erinnerte. „Das war die entspannteste, einfachste und perfekteste Aufnahmesession, die ich bis dato erlebt hatte“, sagte Grohl später. „Ich kann ehrlich sagen, dass das meine Lieblingsplatte der Foo Fighters ist. Sie ist so relaxed, ehrlich, organisch und authentisch.
WASTING LIGHT (ROSWELL, RCA, 2011)
Aufgenommen von Butch Vig und mit einem Gastauftritt von Krist Novoselic, waren hier drei der vier Männer wiedervereint, die NEVERMIND gemacht hatten. WASTING LIGHT ist nicht NEVERMIND und war auch nie dazu bestimmt, doch es zeigt dieselbe Liebe für Lautstärke, Lärm und Melodie und kann als Grohls Dankesschreiben an die Künstler verstanden werden, die seine Jugend begleiteten, von Motörhead bis Hüsker Dü (Bob Mould gastiert auf dem leidenschaftlichen ›Dear Rosemary‹). „Im Wesentlich versuchen wir hier, alles zu verstehen, was die Foo Fighters in den letzten 15 Jahren gemacht haben“, sagte Grohl.
Man muss ihnen zugute halten, dass die Foos sich selbst herausforderten und wieder THE COLOUR AND THE SHAPE Produzent Gil Norton engagierten, der sie fortlaufend einbremsen sollte bei dem Versuch, das dynamische Spektrum von IN YOUR HONOR auf eine einzige Disc zu packen. Nach dem Adrenalinschub des Openers ›The Pretender‹, dem aufregendsten Foos Erstschlag seit ›This Is A Call‹, zündet der Rest der Platte nicht mehr so wie erhofft. Den noch gab es einen Grammy für das beste Rockalbum, was zeigt, wie hoch sie die Messlatte gelegt hatten.
ONE BY ONE (ROSWELL, RCA, 2002)
Die ersten Sessions für das vierte FoosAlbum liefen so schlecht, dass Grohl mit der Auflösung der Band drohte. ONE BY ONE wurde erst gerettet, als er die „Millionen Dollar Demos“ verwarf, die sie in den edlen Conway Studios in L.A. eingespielt hatten und zu Hause in Virginia noch mal von vorn anfing. Grohl hat seither gesagt, auf ONE BY ONE seien nur vier gute Songs (vermutlich die Singles ›All My Life‹, ›Times Like These‹, ›Low‹ und ›Have It All‹), doch die Platte ist gut gealtert und wurde zu einem ihrer größten kommerziellen Erfolge.
Anhörbar
MEDICINE AT MIDNIGHT (ROSWELL, COLUMBIA, 2021)
Grohl, bekannt für knackige Zitate, verglich diese Platte mit Bowies LET’S DANCE, doch die weichen FunkrockGrooves des Titelstücks haben wesentlich mehr Power Station zu verdanken, während ›Cloudspotter‹ eher an Foghat als an ›China Girl‹ erinnert. Die Singles ›Shame Shame‹ (launisch), ›No Son Of Mine‹ (bissig) und ›Waiting On A War‹ (nachdenklich) bilden das Spektrum des Albums gut ab, doch den größten Eindruck hinterlässt das verträumte ›Chasing Birds‹, einer der schönsten Songs, die Grohl je geschrieben hat. Insgesamt eher eine Konsolidierung als eine Revolution.
IN YOUR HONOUR (ROSWELL, RCA, 2005)
Nach einem Jahrzehnt war es für Grohl Zeit für „etwas Besonderes“. Aufgenommen in seinem eigenen Studio 606 Komplex und mit Gast auftritten von John Paul Jones, Josh Homme und überraschenderweise Norah Jones, teilte sich dieses Werk in donnernden Hardrock und intime Akustiktracks auf. Ein großer Plan, der unvermeidlicherweise etwas durchhing, aber mit ›Best Of You‹, ›The Last Song‹ und dem Titelstück als Stadionkiller sowie den zarten ›Cold Day In The Sun‹ und ›Friend Of A Friend‹ mit ihrer verletzlichen Seite dennoch zu einem Triumph geriet, künstlerisch wie kommerziell.
CONCRETE AND GOLD (ROSWELL, COLUMBIA, 2017)
„Lasst sie uns lang, laut und seltsam machen“, sagte Grohl seinen Bandkollegen. Später bezeichnete er das Ergebnis als „Motörheads Version von SGT. PEPPER“ und „Slayer, die PET SOUNDS machen“. CONCRETE AND GOLD ist nichts davon, aber unbestreitbar ambitioniert in seinem Format und reich an Einfällen, von den mehrstimmigen Refrains mit Echos von Queen bis zur lieblichen Psychedelik von ›Sunday Rain‹, Breitwand-Hymnen wie ›Run‹ und ›The Sky Is A Neighborhood‹. Jegliche Kritik, die Foo Fighters scheuten Risiken und seien selbstgefällig, wurde hier nachdrücklich entwertet.
Sonderbar
SONIC HIGHWAYS (ROSWELL, RCA, 2014)
„Sonderbar“ ist vielleicht etwas harsch für diese Platte, aber SONIC HIGHWAYS ist eben leichter zu bewundern als zu lieben. Als Begleitwerk zur gleichnamigen HBO-Serie war Grohls „Liebesbrief an die Geschichte der amerikanischen Musik“ von dem Konzept kompromittiert, dass jeder der acht Tracks in einer anderen USStadt geschrieben und aufgenommen wurde, inspiriert von der jeweiligen Historie und dem musikalischen Vermächtnis. Eine geniale Idee für eine Dokumentation, die perfekt umgesetzt wurde. Die ehrfürchtige Atmosphäre der Songs kommt auch auf Platte hörbar von Herzen, nur leider ist das alles ein bisschen zu ernsthaft.
Wo Magnum draufsteht, ist Magnum drin, das gilt auch für HERE COMES THE RAIN. Alles andere wäre auch verwirrend. Und dennoch finden sich auf der Platte einige erwähnenswerte Passagen, die das Album farbenfroher und bewusst vielseitiger erscheinen lassen. Erinnert der hitverdächtige Titeltrack in nicht wenigen Passagen an Cheap Tricks grandiose Nummer ›The Summer Looks Good On You‹, poltert ›Blue Tango‹ geradezu krachend aus den Boxen. Hier regiert der/die/das Riff. Hervorstechend: ›The SEVENTH DARKNESS‹ mit überragenden Bläsereinsätzen von Nick Dewhurst (Trompete) und Chris Aldridge (Saxofon). Das swingt förmlich. Anderseits finden sich auch unverwechselbare Magnum-Nummern, die eben von den großen epischen Melodiebögen, den breiten Gesangslinien und nachhaltigen Refrains leben. Allen voran ›I Wanna Live‹ und ›The Day He Lied‹. Aber auch die Fans des großen „Leidens“ kommen zum Zug, etwa in ›Broken City‹. Auch wenn vieles vertraut und vorhersehbar wirkt, zeigen die Briten kein bisschen Altersschwäche und spielen zielführend ihre Stärken aus.
Am 15. März veröffentlichen die Black Crowes ihr neues Studioalbum HAPPINESS BASTARDS. Die Platte ist das erste Album seit ihrer 2009er Scheibe BEFORE THE FROST… UNTIL THE FREEZE und besiegelt nun die Reunion der Brüder Chris und Rich Robinson, die sie 2019 in der „Howard Stern Show“ verkündet hatten.
Einen ersten Teaser zur neuen Single Wanting And Waiting gibt es auch schon zu hören, der gesamte Song erscheint heute im Laufe des Tages. Chris Robinson über das Album: „HAPPINESS BASTARDS ist unser Liebesbrief an den Rock’n’Roll.“
Am 11. Januar 1985 startete das legendäre „Rock in Rio“ Festival in Rio de Jainero. Die Festivität ging 10 Tage lang und präsentierte den Besuchern, insgesamt knapp 1,5 Millionen Menschen, die größten Rockbands des Planeten. Bei den einzelnen Konzerten waren teilweise bis zu 300.000 Menschen im Publikum.
Veranstalter Roberto Medina sorgte dafür, dass AC/DC, Queen, Ozzy Osbourne, Iron Maiden, die Scorpions, Whitesnake und viele mehr auf der Bühne standen. Sogar Nina Hagen trat bei der Erstausgabe des Festivals vor einem enorm großen Publikum auf.
Außerdem schnitten Queen ihren fulminanten Auftritt am Eröffnungsabend des Mega-Spektakels mit und veröffentlichten ihr vor knapp 300.000 Menschen gespieltes Konzert noch im selben Jahr unter dem Titel LIVE IN RIO.
„Rock in Rio“ mauserte sich zu einem der angesagtesten Festivals der Welt, dessen Ableger in den darauffolgenden Jahren auch in Madrid, Lissabon und Las Vegas veranstaltet wurden. Die bis dato letzte Ausgabe des Festivals fand 2019 wieder in Rio de Janeiro statt. Wie schon im Jahr 1985 befanden sich die Scorpions, Whitesnake und Iron Maiden im Line-Up.
Doro Pesch feiert mittlerweile 40 Jahre im Rockbusiness und erzählt uns hier vom Mixtape ihres Lebens. Als Kleinkind hörte sie Little Richard, mit ihrer ersten Gruppe Snakebite überlebte sie die Punkokalypse, bevor sie mit Warlock und schließlich als Solokünstlerin zur Hohepriesterin des Heavy Metal wurde. (Text: Jo Kendall)
DIE ERSTE MUSIK, AN DIE ICH MICH ERINNERE: Als ich drei war, hörte ich ›Lucille‹ von Little Richard. Da wusste ich, dass ich mal Sängerin werden wollte.
DER ERSTE SONG, DEN ICH LIVE SPIELTE: Meine erste Band hieß Snakebite und unser erster Gig fand in einem Punkclub in Düsseldorf statt. Da kamen 30 Metalheads und etwa 120 Punks. Damals verstanden sie sich nicht, also herrschte totales Chaos. Der erste Song, den ich sang, hieß ›Shakedown‹. Ich tat mein Bestes …Dann hatten die Punks genug von uns, weil sie Punkrock hören wollten, also kamen sie auf die Bühne und zerstörten unsere Verstärker und Instrumente. So lief mein erster Gig! Harte Arbeit.
DAS BESTE ALBUM ALLER ZEITEN: In meinen Teeniejahren, als ich noch zur Schule ging, stand ich auf WISH YOU WERE HERE von Pink Floyd. Meine beste Freundin hieß Angie, wirgingen immer zu ihr in die Wohnung, zogen die Vorhänge zu und hörten es uns an. Wir wurden high, ohne Alkohol oder sonst etwas. Es ist eine Platte, die mich auch heute noch in andere Sphären transportiert.
DER GITARRENHELD: Ich liebe das Spiel von Randy Rhoads so sehr, aber ich hatte nie die Chance, ihn kennenzulernen. 2019 nahm ich an einem Tribute teil undsang ›Goodbye To Romance‹, neben einigen anderen hervorragenden Gitarristen. Randy war wundervoll, er hatte diese unglaubliche Aura, und wann immer man ihn sah, lächelte er.
DIE STIMME: Darf ich drei nennen? Mein erstes Konzert war David Coverdale, und er überwältigte mich mit seiner Stimme, seiner Performance, seiner Sexyness. Rob Halford war mein zweites Konzert, er konnte so hoch singen und war so Metal! Und dann ist da Ronnie Dio, den ich viele Male gesehen habe. Ich liebte die Verbindung, die er zu den Fans hatte.
DER SONGWRITER: Ich wuchs mit Glamrock auf: Suzi Quatro, Sweet, Slade, T. Rex. Mein Lieblings-Songwriter-Team waren Chapman und Chinn. Ich dachte immer: „Oh, ich würde gern mal mit ihnen zusammenarbeiten“, doch dann trennten sie sich. Für ›Ballroom Blitz‹ werde ich sie für immer lieben.
DER KULTHELD: Lemmy! Er bleibt total einzigartig. Eine tolle Stimme, und er spielte den Bass mit so viel Wucht. Wir wurden Freunde. Er sah zwar ziemlich rau und furchteinflößend aus, doch er war eine so liebe, sensible Seele, sehr intelligent, und ihm war nicht einfach alles egal. Als ich ihn kennenlernte, wurde ich ein noch größerer Fan von ihm.
DIE BESTE PLATTE, DIE ICH JE GEMACHT HABE: Aus der Zeit mit Warlock wäre es TRIUMPH AND AGONY, das bringt die Leute immer noch zum Durchdrehen, wenn sie es hören. Aus der Doro-Ära möchte ich die neue nennen (lacht), aber auch CALLING THE WILD [2000]. Darauf sind meine ersten beiden Duette überhaupt, und zwar mit Lemmy: ›Love Me Forever‹ und eine Akustiknummer, ›Alone Again‹, die sehr emotional ist.
DIE SCHLECHTESTE PLATTE, DIE ICH JE GEMACHT HABE: Ein Track aus TRUE AS STEEL – das ein ziemlich gutes Album ist, aber das Label wollte damals etwas Kommerzielleres als Single. Wir sagten:„No fucking way!“ Doch wir mussten Kompromisse eingehen. Ich schrieb einen Song namens ›Heaven‘s Like Hellfire‹, doch man stellte mir einen Co-Autoren zur Seite, der sagte: „Ich kann ihn noch ein bisschen bessermachen.“ Das drehte mir den Magen um. Es wurde dann ›Igloo On The Moon‹ daraus. Welcher Metalhead sollte diesen Titel verstehen? Ich musste es singen, mit Tränen in den Augen. Aus dieser Erfahrung habe ich gelernt, nichts zu machen, womit ich mich nicht gut fühle.
MEIN GUILTY PLEASURE: Ich wuchs mit klassischer Musik auf. Jahre später ging ich ständig in dieses italienische Restaurant und hörte dort dieses Stück, das mir gefiel. Niemand wusste, was es war, bis es mir eines Tages ein Kellner verriet: ›Caruso‹ von Luciano Pavarotti. Ich musste es mir kaufen, und dann auch selber aufnehmen! Die Version erschien als Bonustrack auf meinem Album FOREVER WARRIORS, FOREVER UNITED [2018].
DIE UNTERBEWERTETSTE BAND ALLER ZEITEN: Rock Goddess und ihre Sängerin Jody Turner haben mich stark beeinflusst. Einer meiner Lieblingstracks war ›My Angel‹. Zum ersten Mal hörte ich das im UK-TV. Daraufhin hörte ich es mir immer und immer wieder an. Diese fantastische Gruppe, komplett aus Frauen, davon zweiSchwestern, hätte viel größer sein müssen.
MEIN SAMSTAGABEND/PARTYSONG: Der ultimative Partysong ist ›Living After Midnight‹ [von Judas Priest]. Denn es macht einen wirklich glücklich. Auf meiner neuen Platte CONQUERESS habe ich ihn jetzt zusammen mit Rob Halfordgecovert!
DER SONG, DER MICH ZUM WEINEN BRINGT: ›Nothing Compares 2 U‹ von Sinéad O‘Connor. Ihre Version ist sowunderschön, so bewegend. Ich habe es mal als Duett mit Xavier Naidoo [2017] gesungen und diese Emotion richtig gespürt.
DER SONG, DER BEI MEINER BEERDIGUNG LAUFEN SOLL: ›Für immer‹ von TRIUMPH AND AGONY. Die Fans sind tief in meinen Gedanken verwurzelt und ich habe diese Tätowierung: „The one who loves the fans … für immer.“ Das Stück würde ihnen sagen: „Seid nicht zu traurig, wir sehen uns auf der anderen Seite wieder.“ Das ist etwas, woran ich fest glaube.
In der Vergangenheit haben Magnum die Popularität von Kollegen wie Blue Öyster Cult, Kansas, Def Leppard, Judas Priest oder Ozzy Osbourne genutzt und sich dort im Vorprogramm präsentiert. „Als wir in unserer Heimatstadt Birmingham anf ingen, stan den wir mit vielen Bands in einer Art Wettbewerb. Und plötzlich waren wir in einer Szene, zu der auch Black Sabbath und Judas Priest gehörten – schon ein irres Gefühl.“ Gab es auch mal einen richtigen „Spinal Tap“ Moment in ihrer Karriere?
Sänger Bob Catley überlegt kurz und antwortet dann: „Während einer Show in Köln in der Kantine. Tony spielte ein längeres Solo und es war verdammt heiß auf der Bühne. Ich wollte schnell Backstage laufen, um mein TShirt zu wechseln. Ich hatte mein Funkmikro dabei und vergaß, es so lange auszumachen. Also hörte man im Publikum, wie ich unver ständliches Zeug vor mich hin sagte, was in voller Lautstärke über die PA-Boxen ging.
Sie waren nah dran und doch nie an der Spitze. Budgie beeinflussten eine Menge Bands, von denen sie dann überholt wurden. Bassist, Sänger und Hauptantrieb Burke Shelley erinnerte sich 2020 an die 40 Jahre, in denen er mit seiner Band immer wieder hart rockte und daran, wie er sein Leben aufs Spiel setzte und Gott fand. Am 10. Januar 2022 starb der Künstler im Alter von 71 Jahren.
Das Waliser Trio hatte bereits 15 Jahre und neun Studioalben auf dem Buckel, als sie im August 1982 den eisernen Vorhang kreuzten, um ihre erste Tour in Polen zu spielen. Zu dieser Zeit war die hart arbeitende Band es gewohnt, im UK in ordentlichen Clubs zu spielen – im Marquee, dem Whiskey oder Hammersmith Odeon. In Polen hingegen spielten sie in Stadien – 17 ausverkaufte Shows vor tausenden von Fans und das jede Nacht. „An einem Abend war die ZOMO (Motorisierte Reserven der Bürgermiliz) mit auf der Bühne“, erzählt Shelley CLASSIC ROCK. „Das waren einfach nur Kriminelle in Uniformen mit Schlagstöcken und Knarren. Die Menschen hassten sie. Die jungen Kids im Publikum spuckten auf sie. Einen davon zogen sie raus, um ihn richtig zusammenzuschlagen. Wir mussten von der Bühne, weil die Situation kurz vorm Eskalieren war. Aber unser Drummer damals, Steve [Williams], war ein mutiger Bursche. Er schnappte sich einen Dolmetscher und schaffte es irgendwie, die Wogen zu glätten. Er meinte: ‚Schaut, wir sind hier, um zu rocken. Das hier ist nichts Politisches, wir wollen einfach nur spielen.‘ Wir gingen wieder auf die Bühne und am Ende war es eine tolle Show.“ Von diesem Zeitpunkt an wurden Budgie wie Helden vom polnischen Publikum empfangen. Vor wenigen Jahren kehrte Shelley dorthin zurück, um einen angesehenen „Open Door Award“ für seine Band anzunehmen. „Das war ein großes Ding. Ich saß in einer Reihe mit all den Helden des Widerstands, berühmten Dichtern, Menschen, die wirklich ihr Leben riskiert hatten, deren Freunde gefoltert oder getötet wurden. Uns wurde gesagt, dass wir die musikalische Untermalung des Widerstands [gegen das kommunistische Regime] waren und das war großartig. Das kann man sich gar nicht vorstellen.“
Wir befinden uns in Cardiff, nur einen Steinwurf von Llanishen entfernt, dem Heimatort von Burke Shelley, einem freundlichen, geistreichen, direkten und irgendwie harten Typen. Er ist groß, hat zerzaustes Haar und einen imposanten Bart, der sein schmales Gesicht vergrößert. Die große Brille, die einst Teil seines Looks war, wurde durch ein cooleres Modell mit dickeren Gläsern ersetzt. Ein Bass steht herum und darauf herumzuspielen scheint ihn während des Gesprächs zu beruhigen. Sein Talent an diesem Instrument, zusammengenommen mit seiner kraftvollen hohen Stimme und seiner geschickten Wortkunst, verhalfen Budgie dazu, hochangesehen zu sein. Von ihren Anfängen in den 60er Jahren bis heute.
„Ich habe keine Angst zu sterben, weil ich weiß, wo ich hingehen werde. Ich will mein ewiges Leben mit Jesus Christus im Himmel verbringen.“
Budgie waren nie so richtig in Mode, wurden nie so bekannt wie Sabbath, Priest oder Maiden, aber sie bleiben ein Teil des Gewebes, aus dem Hard Rock und Metal gemacht sind. Rock-Liebhaber sprechen in ehrfürchtigem Ton von dieser Band und ihr großer, abwechslungsreicher Proto-Metal-Sound hinterließ seine Spuren in den meisten Major Acts, die folgten: Van Halen, Metallica, Iron Maiden und Soundgarden sind nur einige wenige der Großen, die ihnen die Ehre erwiesen haben. Zurück in den 1950er Jahren, lange bevor all das geschah, verlebte Shelley eine idyllische Nachkriegs-Kindheit in Wales. Als Zweitältester von sieben Kindern kletterte er auf Bäume, fing Kröten im Bach, stibitzte Rhabarber von den Nachbarsfeldern und gab damit in der Schule an. „Ich hatte eine großartige Kindheit“, erinnert er sich zurück. „Ich schwänzte die Prüfungen und brachte mich in Schwierigkeiten. Doch ich wusste immer, dass ich Hirn besaß. Später las ich sehr viel – Dennis Wheatley und solchen Quatsch. Damals war jeder auf irgendeiner makrobiotischen Diät und las Carlos Castaneda und Aldous Huxley. Ich habe schon immer gerne mit Worten herumgealbert. Ich mag Wortspiele, Metaphern, literarische Querverweise, Dinge, die mich erheitern.
In seinen Teenagerjahren bekam er von seinem Vater eine Gitarre geschenkt und er lernte ›Frankie And Johnny‹ aus Bert Weedon’s Gitarrenkolumne in einer der Sonntagszeitungen. Zusammen mit einem Freund schrieb er seine ersten Songs und war erst 16 Jahre, als er die erste Version von ›Parents‹ schmiedete, ein Lied, das zu einer von Budgies beliebtesten Nummern werden sollte. Wie bei fast allen in seiner Generation wurden auch seine musikalischen Fantasien von den Beatles angefeuert, was die Träumereien jedoch real werden ließ, war das Dave Edmunds Trio, das Mitte der 60er in einem Jugendclub spielte. „Das war die Flower-Power-Zeit“, so Shelley. „Sie hatten die Wände schwarz gestrichen, all ihr Equipment war mit Netzen überzogen, alles war voller leuchtender Blumen. Ich dachte mir nur: `Das ist cool!` Sie eröffneten die Show mit ›River Deep – Mountain High‹, spielten einige Bluesnummern und ›I Am The Walrus‹. Ich war von den Socken. Ich machte gerade eine Ausbildung zum Kostenplaner, aber als ich diesen Club verließ, war mir klar, dass ich eine Band gründen musste.“ Durch einen gemeinsamen Freund fand Shelley Gitarrist Brian Goddard. Schlagzeuger Ray Philipps hatte eine Annonce an das schwarze Brett im Gamlin’s gepinnt, dem wichtigsten Musikladen in Cardiff.
Ein anderer Gitarrist und Kumpel von Shelley erzählte ihm, das er einem gewissen Tony Bourge gerade ein paar Licks beibrachte und dass selbiger sich ziemlich gut anstellte. „Also traf ich Tony zu einem Jam. Er wollte ›All Your Love‹ von den Bluesbreakers spielen und er war echt gut. Später fand ich heraus, dass das der einzige Song war, den er spielen konnte.“ Mit Shelley am Bass erarbeiten sich die vier zwischen ’67 und ’68 ein Set, das Cover von John Mayall, Spooky Tooth und Hendrix enthielt, wie auch ein paar Eigenkompositionen, zum Beispiel eine frühe Version des künftigen Budgie-Klassikers ›You’re The Biggest Thing Since Powdered Milk‹. Und dann hörte Shelley Led Zeppelin zum ersten Mal. „Sie waren an der Spitze all dessen, was man später als Heavy Metal bezeichnen sollte. Ich hörte ›Communication Breakdown‹ in John Peels Radiosendung und dachte: ‚Mann, die klingen wie wir‘. Sie hatten die Riffs, wir hatten die Riffs. Robert Plant sang hoch, ich konnte hoch singen.“