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Start Blog Seite 69

Lebenslinien: Jeff Beck

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Über ein langweiliges Leben konnte sich Jeff Beck wahrlich nicht beschweren: Er hat es geschafft, Sly Stone persönlich zu Gesicht zu bekommen, Eric Clapton in blanke Wut zu versetzen, mit Mick Jagger verwechselt zu werden und vor Frank Zappas Auffahrt die Reifen glühen zu lassen. Und selbst zur Gitarrenlegende zu werden.

Er war mit seiner Jeff Beck Band erfolgreich, ebenso mit den Yardbirds, und als Solokünstler gehörte er zu den letzten Gitarrenlegenden: Jeff Beck. In einem unserer Interviews vor einigen Jahren plauderte er aus dem Rockkästchen: Beck erzählte von seinen Begegnungen mit Weggefährten wie Mick Jagger, Stevie Ray Vaughan, Cozy Powell und vielen mehr. Eines sei dabei schon jetzt verraten: Nicht nur die Gitarre, sondern auch der Schalk war Becks ständiger Begleiter.

JIMI HENDRIX


Als ich ihn das erste Mal sah, das war ganz am Anfang seiner Karriere, bei einer seiner ersten Shows in Großbritannien, wusste ich sofort, dass er es uns in Schwierigkeiten bringen würde. Sein Auftritt? Einfach gigantisch! Er hatte alle Tricks drauf, fackelte seine Gitarre ab, schleuderte sie um seinen Nacken herum und so weiter. Sein Showtalent war quasi der letzte Sargnagel für unsere Band, zumindest für mich und Eric Clapton. In Sachen Temperament stand ich ihm zwar in Nichts nach, aber er bot eindeutig das bessere Paket: Seine Kombination aus Performance und Weltklasse-Songs konnte ich nicht toppen.

Ich kannte ihn zwar nicht wirklich gut, aber es gab eine Zeit, in der ich ihn etliche Male in London besucht habe. Einmal hatte er mich in die Olympic Studios eingeladen. Ich brachte ihm einen Bottleneck mit, den er auf ›Axis: Bold As Love‹ eingesetzt hat. Ein anderes Mal haben wir uns in New York getroffen und gemeinsam in Steve Pauls Club „The Scene“ gejagt.

Am Tag von Jimis Tod bekamen Reporter über Umwege meine Telefonnummer heraus. Sie riefen mich an und fragten, wie ich darüber denke würde. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir verdammt mies. Ich war suizidal, denn meine Freundin hatte mich gerade verlassen. Und dann auch noch das! Zunächst dachte ich, dass sie mich verarschen wollten. Erst als immer mehr Leute anriefen, wurde mir klar, dass es kein Scherz war, sondern eine echte Tra-gödie.

ERIC CLAPTON


Ich weiß, dass er nicht begeistert war, als ich seinen Posten bei den Yardbirds übernahm. Anfangs dachten nämlich alle, dass mit seinem Ausstieg das Ende der Band besiegelt wäre. Doch schon bei meinem ersten Gig mit ihnen im Marquee Club lief alles super, und ich bekam am Ende fetten Applaus. Da war klar, dass die Yardbirds noch lange nicht tot waren.

Zwei Monate nach diesem Auftritt starteten wir plötzlich in den USA durch. Eric war natürlich tierisch wütend darüber. Er hatte sich immer gewünscht, dort zu spielen – wie wir alle. Es war unser größter Traum, der heilige Gral, wenn man so will. Jeder von uns hatte nur ein Ziel: nach Amerika zu fahren und dort all die großartigen Bluesmusiker live zu sehen. Und nun flogen wir hin und hatten schon in der ersten Woche die Gelegenheit, Howling‘ Wolf in Chicago zu bewundern. Logisch, dass sich Eric darüber total ärgerte. Aber wenig später gingen auch Cream durch die Decke – und er zeigte allen, dass er es genauso drauf hatte.

Heute ist er ein völlig anderer Mensch als damals. Viel entspannter und auch glücklicher. Ich glaube, er hat erkannt, dass man mit Neid oder ähnlichem nicht weiterkommt. Man muss sich nicht in den Vordergrund drängen, um erfolgreich zu sein. Das hat er bewiesen. Und er konnte den Menschen mit seiner Musik so viel Freude bereiten. Dass er dafür heute gelobt und verehrt wird, ist mehr als verdient.

SLY STONE

Carmine Appice wusste, dass ich ein großer Fan von Sly war. Daher organisierte er eine Recordingsession für mich. Wir fuhren nach San Francisco, um ein paar Songs aufzunehmen. Das Ende vom Lied: Wir saßen erst einmal zehn Tag lang in einem Hotel fest, ohne ihn je zu Gesicht zu bekommen. Als wir es dann endlich schafften, einen Studiotermin zu ergattern und unseren Kram aufgebaut hatten, kam Sly herein, warf einen Blick auf Carmines Drumkit und sagte: „Du kannst die Hälfte davon gleich wieder abbauen, das ganze Zeug brauchen wir nicht!“

Dann verschwand er in irgendeinem Hinterzimmer und kam nicht mehr heraus. Nach einer gefühlten Ewigkeit nahm er dann schließlich über seine Haussprechanlage Kontakt mit mir auf. Ich saß daraufhin mit verschränkten Beinen in seinem Büro, neben mir hockte Slys Frau und kicherte vor sich hin, und nahm zwei Stunden lang irgendwelche Lieder auf. Das Tape liegt noch bei mir zu Hause in einem Schrank.

COZY POWELL

Ich war auf der Suche nach einem Drummer und hatte eine Probe mit potenziellen Kandidaten angesetzt. Wie üblich war ich spät dran. Alle hatten schon ihre Kits aufgebaut, als ich endlich ankam. Vor mir standen 15 Schlagzeugsets. Und ein weiteres, gigantisches Kit, das mit rotem Glitzer lackiert war. Ich fragte meine Assistentin, wem das Ding gehören würde.

Sie zeigte auf einen Kerl und sagte: „Das ist genau der Typ, den du suchst.“ Also antwortete ich: „Gut, dann lass uns mit ihm anfangen; wenn er nichts kann, können wir immer noch weitersehen.“ Cozy und ich rockten daraufhin los, und nach circa einer Minute sah ich aus dem Augenwinkel, dass alle anderen Schlagzeuger ihr Equipment zusammenpackten.

Powell sah nicht nur so aus, als ob er zu mir passen würde – er hatte es auch musikalisch total drauf. Sein Image war top, seine Technik ebenso. Seit diesem Zeitpunkt verbindet uns eine tiefe Freundschaft. Cozys Idol ist John Bonham. Und für mich ist er selbst eine Art John Bonham geworden.

KEITH MOON


Ich könnte Hunderte von Geschichten über Keith erzählen. Einmal wollte er mir sein Auto verkaufen. Er fing damit an, als wir nebeneinander am Pissoir des „Speakeasy“ standen. „Jeff, ich habe einen tollen Roadster, den ich dir gerne überlassen würde“, sagte er. Ich entgegnete: „Danke, aber ich will ihn nicht.“ Er darauf: „Okay, komm morgen bei mir zu Hause vorbei, dann gebe ich dir die Schlüssel.“

Also stieg ich am nächsten Tag in meine Karre und fuhr zu ihm. Er bog gerade in einem weißen Roll Royce ums Eck, neben ihm auf dem Beifahrersitz saß eine bildhübsche Blondine. Keith nickte und sagte: „Sie gehört dir. Quasi als Einstandsgeschenk.“

Ich folgte ihm ins Haus und bekam ein Zimmer zugeteilt. Darin befand sich nur eine Matratze und eine Jukebox. Abends legte ich mich hin. Mitten in der Nacht ging plötzlich die Musik an. Mein Song ›Beck’s Bolero‹ dudelte aus der Anlage, immer und immer wieder. Es hörte nicht mehr auf, also zog ich irgendwann den Stecker.

Daraufhin kam das Mädchen vom Nachmittag herein und fragte mich: „Jeff, warum hast du die Musik ausgemacht? Keith und ich mochten sie.“ Und dann setzte sie nach: „Übrigens soll ich nicht mehr zu ihm zurück ins Schlafzimmer kommen. Er möchte, dass ich bei dir bleibe.“ Es wurde noch ein tolles Wochenende.

FRANK ZAPPA

Ich fand Frank immer am coolsten, wenn er sich über politische Themen ereifert hat. Wenn ich es mir recht überlege, hätte er wirklich einen großartigen Präsidenten abgegeben. Er kannte sich gut aus in weltpolitischen Themen und hatte außerdem einen wundervoll zynischen Unterton, wenn er mit Leuten darüber diskutierte.

1969, ich spielte noch mit Ronnie Wood in der Jeff Beck Group, hatten wir beide die grandiose Idee, unbedingt Frank kennen lernen zu müssen. Ich wusste, wo er zu diesem Zeitpunkt wohnte. Also mietete ich einen Camarro, und wir fuhren zum Laurel Canyon, wo sein Haus stand.

Um seine Aufmerksamkeit zu erregen, ließ ich direkt davor die Reifen durchdrehen, bis es nur noch nach verbranntem Gummi stank. Und natürlich bekam Frank alles mit. Er kam raus und sagte: „Jungs, die Nummer könnt ihr euch sparen. Kommt einfach so mit rein!“ Und das taten wir auch – mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht.

Rod Stewart: Was ich dich schon immer mal fragen wollte, Rod…

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Sir Rod Stewart erzählt im Zwiegespräch mit unserem Gastautor Bryan Adams von seiner Musik, dem Leben auf Tour, den Schwierigkeiten, bei der Jeff Beck Group bezahlt zu werden, seiner Leidenschaft für Modelleisenbahnen, seinem „großen Glück“ und mehr. (Text: Fraser Lewry)

Als Rod Stewart sich letztes Jahr dabei filmte, wie er ein Schlagloch in der Nähe seines Hauses in Harlow in der Grafschaft Essex selbst auffüllte, ging das Video um die Welt. Die örtlichen Behörden hatten immer wieder Hilfe verweigert, also schritt der einstige Faces-Frontmann kurzerhand selbst zur Tat, zog sich eine reflektierende Schutzweste über und nahm eine Schaufel in die Hand. Dieser Mann-des-Volks-Ansatz hat ihn zu einem Star gemacht – der Junge von nebenan mit der Stimme eines Gottes. Kein Wunder, dass Bryan Adams ihn interviewen will. Adams ist bei sich zu Hause in Vancouver. Stewart ist in seiner Wohnung hoch in den Hügeln von Beverly Hills und spielt Rod Stewart perfekt: das offene Hemd, das sorgsam zerzauste Haar, das Funkeln in den Augen, das allgegenwärtige Kichern. Er sieht sich ein Fußballspiel an, während er das Interview mit Adams führt, und es gibt genauso viel Tratsch und Scherzereien wie Geschichten über Long John Baldry, Jeff Beck und andere. Doch zunächst gibt es da natürlich das extrem wichtige Thema des Kiesschaufelns zu erörtern.

Bryan Adams: Was machen die Schlaglöcher in deiner Gegend?
Rod Stewart: Sie wurden alle repariert. Ich habe die Gemeinde und die Regierung blamiert.
Bryan Adams: Was ist denn nur das Problem der Gemeinden?
Rod Stewart: Wie die meisten Gemeinden – vor allem in Großbritannien, aber auch überall sonst – hat niemand Geld. Hier in Kalifornien ist es genau dasselbe. Schwarzenegger zog los und hat sich darum gekümmert. Hast du das gesehen? [Arnold Schwarzenegger füllte in seinem Stadtviertel Brentwood in Los Angeles Schlaglöcher auf, nachdem die Beschwerden der Anwohner an die Behörden auf taube Ohren stießen]
Bryan Adams: Ja, ich hab’s mitbekommen. Du inspirierst die Leute überall. Ich liebe diese Geschichte. Und ich bin mir sicher, dass ihr in Kalifornien keine Schlaglöcher habt, oder?
Rod Stewart: Doch, natürlich.
Bryan Adams: In deiner Gegend?
Rod Stewart: Nicht in der unmittelbaren Umgebung meines Hauses. Aber ich lebe oben in den Hügeln – in einer Privatenklave, wenn’s recht ist. Aber wenn du runter in die Stadt fährst, wird es ein bisschen holprig. Am schlimmsten war es in Mexico City. Das ist der übelste Ort in Sachen Schlaglöcher. Du kannst tagelang in ihnen verloren gehen.
Bryan Adams: Deshalb mussten sie wohl alle da runter fahren, um ein paar Löcher aufzufüllen … Aber Themawechsel. Rod, als ich Sänger wurde, gab es den Moment, in dem mir bewusst wurde: „Das ist gut. Ich habe eine Stimme.“ Was war für dich der Moment, in dem du dachtest: „Oh, ich kann singen?“
Rod Stewart: Als ich noch klein war, sechs oder sieben, hatten wir riesige Familienfeiern. Meine Eltern, meine Brüder, sie hatten alle gute Stimmen, sie konnten singen. Also war ich umgeben von Menschen, die das alle hätten machen können. Doch in meinen Beatnik-Tagen damals am Strand von Brighton, mit 16 oder 17, baten mich Leute, die Gitarre rauszuholen und dies oder jenes von Woody Guthrie zu spielen. Da dachte ich: „Ich muss wohl etwas haben.

Bryan Adams: Ich liebe die Geschichte, wie du auf einem Bahnsteig gespielt hast. Ist es wahr, dass du da entdeckt wurdest?
Rod Stewart: Yeah. Kennst du Long John Baldry? Er und Cyril Davis brachten den Blues nach Großbritannien und versuchten, Muddy Waters rüberzubringen. Ich hatte gerade seine Band gesehen und stand an Gleis 7 auf dem Weg nach Hause, und er [Baldry] stand an Gleis 6 oder wo auch immer. Ich spielte eine Mundharmonika und sang für mich selbst, einen alten Song von Muddy Waters, da kam er herüber und sagte: (in Oberschicht-Akzent) „Junger Mann, würdest du gerne als Backing-Sänger in die Band einsteigen?“ Das tat ich dann auch und so fing alles an. Ich bekam 35 Pfund die Woche, damals ein Vermögen. Der Durchschnittslohn betrug 20 Pfund die Woche.
Bryan Adams: Long John Baldry spielte vor Jahren in meiner Nähe in Vancouver, aber in einem Restaurant.
Rod Stewart: Ich habe immer noch seine Gitarre. Da steckt seine Asche drin, wenn ich sie ein bisschen schüttle, kann ich ihn also hören. Er ist immer noch bei mir.

Das ganze Interview zwischen Rod Stewart und Bryan Adams lest ihr in CLASSIC ROCK #125. Jetzt hier versandkostenfrei bestellen: CLASSIC ROCK #125.

Scorpions: Ehemaliger Drummer James Kottak verstorben

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Schlagzeuger James Kottak ist im Alter von 61 Jahren verstorben. Zwischen 1996 und 2016 spielte er bei den Scorpions. Die Band hatte die traurige Nachricht vom Tod ihres ehemaligen Drummers auf Social Media geteilt:

„Sehr traurige Neuigkeiten. Unser lieber Freund und Schlagzeuger für 20 Jahre, James Kottak, ist im Alter von 61 Jahren gestorben. James war ein wunderbarer Mensch, ein großartiger Musiker und ein liebevoller Familienmensch. Er war unser „Bruder einer anderen Mutter“ und wird schmerzlich vermisst werden. Rock’n’Roll Forever RIP James.“

Die Scorpions musste Kottak, gebürtig aus Kentucky, damals aufgrund seiner Alkoholprobleme verlassen. Über die Todesursache des Musikers ist bisher nichts bekannt. RIP, James Kottak.

Magnum: Tony Clarkin verstorben

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Mitte Dezember hatten Magnum ihre anstehende Tour aufgrund einer unheilbaren Rückenmarkserkrankung von Gründungsmitglied Tony Clarkin abgesagt. Jetzt wurde die traurige Nachricht veröffentlicht, dass der Gitarrist und Songwriter im Alter von 77 Jahren verstorben ist.

Im Namen der Familie erklärte seine Tochter Dionne Clarkin heute, dass Tony Clarkin am Sonntag, den 7. Januar 2024 nach kurzer Krankheit im Kreise seiner Töchter verstarb. 

„Ich weiß, dass Tony unzählige Menschen mit seiner Musik auf ganz unterschiedliche Arten berührt hat. Mir fehlen die Worte, um das auszudrücken, was er mir in diesem Moment bedeutet, denn die Trauer ist noch zu frisch. Wie viele wissen, hatte Tony eine besonders enge Beziehung zu Tieren. Die Familie beabsichtigt, in seinem Namen eine wohltätige Stiftung zu gründen, um in diesem Bereich zu unterstützen. Weitere Details hierzu folgen in Kürze. Wir bitten, von Blumen oder Karten abzusehen, da Tony es lieber gehabt hätte, für wohltätige Zwecke zu spenden. Es war eine Ehre, Tony meinen Vater nennen zu dürfen.“

Olly Hahn, Labelmanager von Steamhammer und langjähriger Wegbegleiter des Künstlers, äußert sich folgendermaßen zu Tony Clarkins Tod.

„Wir bei SPV/Steamhammer sind tief getroffen angesichts des Todes von Tony. Wir können nicht glauben, dass er nicht mehr unter uns ist. Mein gesamtes Team und ich hatten 22 Jahre lang das große Vergnügen, mit ihm arbeiten zu dürfen. Es waren 22 Jahre mit fantastischer Musik, gegenseitigem Vertrauen und tiefer Loyalität. Dafür sind wir ihm für immer dankbar. Ruhe in Frieden, Tony!“

Judas Priest: Neues Video zum Song ›Panic Attack‹

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INVINCIBLE SHIELD, das neue Album von Judas Priest und gleichzeitig der Nachfolger von FIREPOWER aus dem Jahr 2018, wird am 8. März 2024 erscheinen. Bereits am 13. Oktober gab es die erste Singleauskopplung namens ›Panic Attack‹ zu hören, jetzt haben die Metal Gods ein neues Video zu eben jenem Song veröffentlicht:

Judas Priest mit ›Panic Attack‹:

Jimmy Page: Der Gitarrenhexer im Interview

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Von seinem „Excalibur-Moment“ mit der Gitarre über die Yardbirds bis zur (Neu-)Erfindung des Hardrock mit Led Zeppelin und darüber hinaus gab es im Leben von Jimmy Page gute Zeiten, schlechte Zeiten und alles dazwischen. Wir führten ein sehr persönliches Gespräch mit dem Mann, der die Musik, wie wir sie heute kennen, entscheidend mitgeformt hat.

Dank der unerwarteten Intervention durch eine ausgemusterte Akustikgitarre fand sich James Patrick Page perfekt vorbereitet, als die „Jugendexplosion“ des Rock’n’Roll in den 50ern seine prägenden Jahre so unwiderstehlich infizierte. Indem er die Riffs von Platten nachspielte, entwickelte er sich vom Skiffle über Rockabilly zum Blues, brachte sich das Improvisieren bei und verpasste seinem Handwerk bei The Paramounts und Red E. Lewis And The Redcaps einigen Feinschliff, bevor er in der florierenden Session-Szene der 60er zum heißesten jungen Gitarrenhelden avancierte. Als er dann 1966 bei The Yardbirds einstieg, verließ Jimmy Page die Anonymität des Studios in Richtung Popstar-Ruhm. Zwei Jahre später, nach der endgültigen Auflösung dieser Band, gründete er dann Led Zeppelin, mit denen er im Eiltempo die Welt eroberte. Seit einem halben Jahr befindet sich Jimmy Page, der wohl großartigste und verehrteste Rockgitarrist aller Zeiten, in Isolation. Genau wie wir alle. Doch er war beschäftigt: Er schloss die Arbeit an seiner zweiten Autobiografie „Jimmy Page: The Anthology“ ab, einem wuchtigen Werk von Genesis Publications, das sich auf die „Details hinter den Details“ seines außergewöhnlichen Lebens konzentriert.

Und natürlich hat er wieder Musik gemacht. Der Lockdown „hat mir die Gelegenheit gegeben, mich wieder richtig mit der Gitarre vertraut zu machen“, sagt Page am Telefon. Kein Treffen in
einer Hotelsuite in dieser neuen Normalität, nur 105 Minuten aufschlussreicher Konversation, während der er zugibt, dass er „ein ziemlich gesegnetes Leben“ geführt hat, „ohne Zweifel“, und sich heiser redet. Hier folgt, was er zu sagen hatte.

Das erste Foto in „Anthology“ ist ein Bild von dir als Chorknabe in der St. Barnabas Church in Epsom, vermutlich deine erste Erfahrung mit einem Auftritt vor Publikum. Warst du freiwillig dabei oder hatten dich deine Eltern dazu gedrängt?
Nein, das hatte überhaupt nichts mit meinen Eltern zu tun. Ich ging aus freien Stücken in die Kirche und
trat dem Chor bei, denn ich verspürte selbst den Drang dazu. Ein Grund dafür war, dass in jener Zeit
der Rock’n’Roll im Radio auftauchte, und dann verbannte ihn die BBC und so weiter, also musste man Wege finden, um tatsächlich Musik hören zu können. Wir hatten Glück in Epsom, denn es gab dieses Freibad mit einem Amüsierbereich – Flipper und eine Jukebox. Das war wie eine Pilgerfahrt zu dieser Jukebox, doch die großen Jungs gingen da hin und ich war zu der Zeit noch recht jung. In der Kirche gab es einen Jugendclub mit Tanzabenden, wo sie Platten auflegten, aber um Mitglied des Jugendclubs zu sein, musste man in den Chor eintreten. Aber es machte mir auch tatsächlich Spaß, ein Chorknabe zu sein, im Ernst.

Und du durftest den Chorrock tragen. Das war wohl deine erste Chance, ein Bühnenkostüm anzuziehen.
Absolut, da hast du recht. Du siehst die Verbindung, oder? Sich auftakeln für den Auftritt. (lacht)

Als Kind hast du Hi-Fi-Klang erstmals auf der Stereoanlage deines Nachbarn erlebt. Von Anfang an scheint dich nicht nur die Musik selbst fasziniert zu haben, sondern auch der Prozess, Geräusche einzufangen, weil darin in vielerlei Hinsicht die Magie liegt.
Ja. Bei der Arbeit an dem Buch dachte ich an Schlüsselerlebnisse. Und als ich noch in Feltham lebte [sein Zuhause, bevor er nach Epsom zog], wurden meine Eltern und ich zu jemandem in der Nähe eingeladen, der diese Stereoanlage hatte. Er spielte damals Platten mit Klangeffekten ab, der Klassiker war eine Aufnahme eines Zugs, der von einem Lautsprecher zum anderen fuhr, solche Sachen. Für einen kleinen Jungen war das ziemlich beeindruckend. Ich war wahrscheinlich etwa acht. Er spielte auch Klassik, und da hörte man wirklich die Tiefe. Es gibt keinerlei Zweifel, dass mich das sehr beeinflusst hat. Interessant ist aber, dass niemand in meiner Familie Gitarre spielte. Ich hatte einen Onkel, der im Pub Klavier spielte. Er beherrschte verschiedene Songs, aber er brachte mir nie irgendwas bei. Er wollte nicht lehren, aber als wir dann von Feltham in die Miles Road in Epsom zogen, war da in unserem neuen Haus von den Vorbesitzern eine Gitarre zurückgelassen worden. Das war wie eine wirklich seltsame Intervention, als hätte die Gitarre quasi mich gefunden.

Das ist eine tolle Excalibur-Story.
Ja, nicht wahr? Als ob es bestimmt war, dass ich Musiker werden würde, ob ich das nun wollte oder nicht. Aber ja, ich war fasziniert von dem ganzen Prozess, von Klang umschlossen zu werden und ein Teil davon zu sein. Außerdem hast du in einem Chor diese ganze Atmosphäre, die dazugehört. Komisch, wie ich das schon als Kind bemerkte. Und als ich dann an den Punkt kam, wo man Rock’n’Roll aus Amerika hörte, war das einfach nur eine Jugendexplosion der Musik. Ich habe solches Glück, zu jener Zeit geboren worden zu sein, um diesen Moment zu erleben. Das war wie eine Grenze: Auf der einen Seite ist alles spießig und altmodisch, und dann passiert da plötzlich diese Explosion aus Adrenalin, Musik und Attitüde. Da hörte man all dieses Zeug und es war, als käme es von einem anderen Planeten. Und da stand nun also diese Gitarre im Haus – ungestimmt, niemand hatte sie je gespielt. Ich hatte diesen Schulfreund Rod, der mir ein paar Akkorde zeigte, und das war’s dann. Als ich erst mal den Rock’n’Roll gehört hatte, war ich infiziert davon und wusste, ich würde nie wieder davon geheilt werden. Das wollte ich auch gar nicht.

Als deine „Excalibur“-Gitarre dann ihren Zweck erfüllt hatte, kauften dir deine Eltern deine erste richtige Gitarre, eine Hofner. Sie scheinen deine musikalischen Ambitionen von Anfang an unterstützt zu haben.
Ja, auf jeden Fall. Ich musste immer auch meine Hausaufgaben machen, aber sie konnten sehen, dass ich den gesamten Rest der Zeit von der Gitarre besessen war. Als ich dann anfing, Songs zu spielen, die sie im Radio gehört hatten, sagten sie: „Moment mal, der macht da wirklich Ernst!“ Ich weiß nicht, was mit ihr passierte, aber diese erste Gitarre war nicht sehr leicht zu spielen. Die Saiten waren meilenweit vom Griffbrett entfernt – nicht so weit, dass man sie deswegen nicht hätte spielen wollen, aber meine Eltern sagten: „Wir möchten dir eine bessere Gitarre besorgen“, und einigten sich auf diese Hofner. Mein Vater kombinierte gut: Sein Sohn spielte plötzlich diese Gitarre, die im Haus hinterlassen worden war, Weihnachten stand vor der Tür und mein Geburtstag [Page kam am 8. Januar 1944 auf die Welt] war bald darauf, also war die Hofner ein mehrfaches Geschenk. Und Mann, ich kann dir sagen, ich war wirklich begeistert davon! Doch dann kam der Punkt, wo all die Musik, die ich hörte, auf Solidbody-Gitarren gespielt wurde, also sagte ich: „Ich muss meine Gitarre wechseln“. Ihre Einstellung war: „Das kannst du tun, aber du wirst es bezahlen müssen“. Damals brauchte man bis 21 eine Unterschrift der Eltern, um in Raten zahlen zu können. Also sagte mein Dad: „Ich werde dein Bürge sein, aber du musst bezahlen“. Und das war in Ordnung.

Gewinnspiel: Freikarten für “The Rock’n’Roll Wrestling Bash” in Hamburg

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“The Rock n Roll Wrestling Bash” präsentiert eine einzigartige Mischung aus Mexican Wrestling und Rock’n’Roll. Auf der aktuell noch laufenden Tour, bei der einige Zwischenstopps in Deutschland eingelegt wurden, wurde das 20. Jubiläum gebührend gefeiert.

Am 13. Januar macht das Spektakel in Hamburg im Gruenspan Halt: CLASSIC ROCK verlost 5×2 Freikarten für das WrestlingEvent.

Jetzt mitmachen und gewinnen:

Fehler: Kontaktformular wurde nicht gefunden.

(Teilnahmeschluss ist der 11.01.2014)

Rückblende: David Bowie: ›Fame‹ & ›Golden Years‹

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Bowie Young Americans AusschnittAls David Bowie am Valentinstag 1973 in New York ankam, um in der Radio City Music Hall zu spielen, war Amors dünner Pfeil schon in Bewegung…

Text: Richard Purden

Am zweiten Abend einer mehrtägigen Schicht traf er auf Ava Cherry – das 17- jährige Mädchen aus Chicago mit der wasserstoffblonden Kurzhaarfrisur, die bald seine Background-Sängerin werden sollte. Ihren ersten Gig hatte sie schließlich beim letzten Auftritt von Ziggy Stardust bei der „The 1980s Floor Show“, die im Oktober desselben Jahres im Londoner Marquee-Club aufgenommen wurde. „Als ich David traf, war er berüchtigt, aber nicht berühmt“, sagt sie. „Ich wusste, wer er war. Ich half da­­mals bei der Organisation einer Party in einem Club namens Genesis. All die ganz Großen waren dort: Stevie (Wonder), Aretha (Franklin) und Gladys (Knight). David betrat die Party in einem umwerfenden An­­zug und mit seinem hellroten Haar. Er meinte: „Ich heiße David. Ich liebe deine Frisur, das ist sehr rebellisch.“ Ich sagte da­­mals: „Ja, so wie du.“ So begann eine Affäre, die schon bald das Feuer von Bowies kreativem Hunger anfachen sollte.

Als die Pläne, Cherry als Sängerin für eine Japantour einzustellen, ins Schwanken gerieten, be­­schloss sie, persönlich nach ihm zu suchen. „Ich folgte ihm nach Europa, wo er mich in einem Hotel unterbrachte. Dann wohnte ich circa zwei Monate lang in seinem Haus in der Oakley Street in Lonon. Angie (Bo­­wie) rastete aus, aber es war ihr Einfall – sie meinte, ich solle einfach im Haus bleiben.“ Cherry war in einer von der Arbeiterklasse geprägten Gegend im Süden Chicagos aufgewachsen und lieferte Bowie eine authentische Verbindung zum Leben, der Sprache, der Mode und Kultur der Schwarzen. „In London hatten wir bereits darüber gesprochen, eine Soulband zu gründen, schon lange bevor Carlos (Alomar, Gitarrist) in­­volviert war. Er redete davon, eine Soul-Platte aufzunehmen, die denen seiner großen Vorbilder wie Aretha Franklin ähnelte. Ich zeigte ihm ein Bild von meinem Vater. Er hatte in den 40er-Jahren Trompete ge­­spielt, seine Gruppe begleitete Count Basie. David fragte: Oh mein Gott, dieser Anzug. Hast du den noch?

Ich lieh ihn von meinem Vater und David ließ das Stück von Freddie Burretti (dem Designer, der die Eleganz von Ziggys Kleidung verantwortete) anpassen. Dann war er „The Gouster“. Der Begriff kommt aus Chicago und beschreibt schwarze Männer, die langsame Tänze mit den Damen vollführen. Sie trugen Anzüge mit wattierten Schultern, Baggy-Hosen und kleine Jäckchen.“ Cherry arbeitete weiter als Backgroundsängerin und nahm in den Sigma Sound Studios in Philadelphia auf, während Bowie mit DIAMOND DOGS quer durch die Staaten tourte. „David umgab sich nur mit den besten Leuten. Luther Vandross (Background-Gesang) würzte den Sound ziemlich geschmackvoll. David Sanborn (Saxophon) war auch einer der Superstars zu der Zeit, er spielte wie der Teufel.“

YOUNG AMERICANS war der Schlüsselmoment seines Durchbruchs und enthielt mit ›Fame‹ Bowies ersten Nummer-1-Hit. Der Song war eine späte Ergänzung und entstand während einer Session mit John Lennon im Electric Lady Studio, welche die gesamte Richtung des Albums verändern sollte. Er wurde von Lennon und Carlos Alomar mitgeschrieben und war das Ergebnis eines gescheiterten Versuches, ›Foot Stompin’‹ von The Flare zu covern. Bowie rettete etwas von Alomars Riff, fügte mehr Gitarre und eine Melodie hinzu, während Lennon akustisch dazu spielte. Bowie gab später zu, dass der Song ein „wütender“ Track war und er nicht damit gerechnet habe, dass daraus ein Hit würde. „Es ging ja um den ganzen Scheiß, der im Business ablief“, erzählt Cherry. „Sein Manager Tony Defries hatte David am Anfang gut getan, aber später gerieten die beiden aneinander. Der hohe Background-Gesang am Schluss kommt von mir, David und John.“

Eine der größten Inspirationen für YOUNG AMERICANS war Aretha Franklin. Ihr Einfluss auf Bowie wird deutlich in der BBC-Dokumentation „Cracked Actor“, die den Künstler zeigt, wie er vor der Grammy-Verleihung auf dem Rücksitz einer Limousine total auf Koks zu ›Natural Woman‹ mitsingt. Auch James Browns LIVE AT THE APOLLO hat seine Spuren hinterlassen. Es schien, dass der Einfluss jedoch langsam wechselwirkend wurde. „James Brown bestand darauf, dass das Riff von ›Fame‹ von ihm stammte“, erzählt Cherry. Am Ende des Jahres würde Brown mit seiner Single ›Hot (I Need To Be Loved, Loved, Loved, Loved)‹ einen Ab­­klatsch davon aufnehmen. Bowie enthüllte einmal, dass er die nachfolgende Single ›Golden Years‹ für Elvis Presley geschrieben hatte. Der Song hatte eine ähnlich funkige Ader wie seine vorhergehende Arbeit, gab jedoch bereits einen kleinen Einblick in die eingeschlagene Richtung des nächsten Al­­bums STATION TO STATION preis. Das Riff war von Earl Slick. „Für diesen Einfall muss ich Eric Clapton danken“, gibt der Gi­­tarrist zu. „Creams ›Outside Woman Blues‹ lieferte die Initialzündung, zusammen mit ein wenig ›Funky Broadway‹ von Wilson Pickett. Carlos Alomar, der dem Track den letzten Schliff verlieh, verwies Bowie darauf, dass er bereits einige Takte auf dem Klavier gespielt hatte, die ihn an den Klassiker ›On Broadway‹ von The Drifters erinnerten, einen Song, den Bowie während der Tour zu DIAMOND DOGS gespielt hatte.

Deswegen wollte er ihn davon abbringen, zweimal einen ähnlichen Klavierpart zu nutzen. Für die Texte schöpfte Bowie aus seinem jüngsten Beziehungsende mit Cherry: „Sobald ich den Song hörte, wusste ich, dass er von mir handelte“, meinte Cherry. „Ich war nicht mehr mit David zusammen, bevor er nach Berlin ging. Er hatte einige schwerwiegende finanzielle Probleme und war ziemlich stark auf Drogen. Ich fühlte mich so kaputt von der ganzen Erfahrung. Ich wusste nicht, wie ich das alles auf die Reihe kriegen sollte und das war dann wirk­lich das Ende unserer Beziehung. Als ich ›Golden Years‹ zum ersten Mal hörte, stand ich gerade in einem Supermarkt und bekam davon einen Zusammenbruch. Ich hatte gerade Probleme damit, meine eigene Karriere voranzutreiben. David war in ein Projekt involviert gewesen, das sich leider als echter Ladenhüter entpuppte. Es schien seine Art und Weise, mir zu sagen: Verliere deinen Glauben nicht und mach weiter, auch wenn wir nicht mehr zusammen sind. Er war ein Wesen, das immer in Bewegung bleiben musste, von Erfahrung zu Erfahrung. Meine Zeit mit ihm war wunderschön und einzigartig. Ich war schlichtweg blind vor Liebe und völlig verloren in seiner Ausstrahlung.“

Alles über THE MAN WHO SOLD THE WORLD von David Bowie lest ihr in der aktuellen Ausgabe von CLASSIC ROCK. Jetzt versandkostenfrei bestellen: CLASSIC ROCK #126

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