Drei Dinge sind Sammy Hagar in seinem Leben besonders wichtig: seine Familie, die Musik und das Geschäft. Denn der erfolgreiche Sänger betreibt nicht nur seit Jahren seine Cabo Wabo Cantinas, sondern produziert auch seinen eigenen Tequila.
Sammy Hagar gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Rock-Historie. Der 76-jährige Amerikaner startete seine Laufbahn Anfang der Siebziger bei der Band Montrose, forcierte anschließend seine Solokarriere, gründete mit Neal Schon die Supergroup HSAS, stieg 1985 bei Van Halen ein (und mit Unterbrechung 2004 endgültig wieder aus) und betreibt seit Jahren die Band Chickenfoot zusammen mit Wundergitarrist Joe Satriani und dem Van Halen-Bassisten Michael Anthony. Hagar ist zum zweiten Mal verheiratet, hat insgesamt vier Kinder und zwei Enkelkinder. Er leitet unter anderem in Las Vegas und am Lake Tahoe in Kalifornien die Cabo Wabo Cantinas und vertreibt ebenso erfolgreich einen gleichnamigen Tequila.
Velma, Bobbi & Robert Hagar
Velma, Bobbi und Robert sind meine geliebten Geschwister. Sie waren die große Sicherheit meiner Kindheit, denn ich hatte eine schwere Jugend mit einem Vater, der alkoholkrank war und früh starb. Velma, Bobbi und Robert waren der Inbegriff echter Geschwister, enger als wir vier kann man als Blutsverwandte nicht zueinander stehen. Für mich waren sie die funktionierende Familie, die meine Eltern mir nicht bieten konnten, ich bin ihnen unendlich dankbar für das, was sie in meiner Kindheit für mich getan haben.
Aaron & Andrew Hagar
Aaron und Andrew sind meine beiden Söhne aus erster Ehe. Es war die schwierigste Sache der Welt für jemanden, der Sammy Hagar heißt und berühmt ist, sie richtig zu erziehen und den Spagat zu schaffen zwischen verwöhnen und altersgemäß fordern. Ich hätte es ihnen alles so leicht machen können, hätte ihnen Geld im Überfluss schenken und alles bezahlen können, was sie sich wünschen. Wollt ihr einen Ferrari? Ich kaufe ihn euch! Ich wollte immer nur, dass sie glücklich und erfolgreich werden und möglichst nicht hart arbeiten müssen. Aber genau das war mein Dilemma, denn natürlich muss sich jeder Mensch selbst durchs Leben kämpfen und darf nicht nur von Daddys Brieftasche leben. Ohne meinen Erfolg wäre es für mich sicherlich deutlich einfacher gewesen, sie richtig zu erziehen.
Ronnie Montrose
Ich bin unendlich traurig, welch tragisches Ende das Leben und die Karriere von Ronnie genommen hat. Ich bin ihm unsagbar dankbar für das, was er für mich getan hat, denn er half mir bei meinem Start in diesem Business. Andererseits war Ronnie ein sehr schwieriger Typ, der mich früher häufig richtig mies behandelt hat. Er schmiss mich unter den schlimmsten Umständen aus der Band und ich war damals wirklich sauer auf ihn. Aber in den letzten zehn Jahren war all das vergessen. Ich half ihm in der Not und er hat sich wohl tausend Mal für das entschuldigt, was er mir in meiner Jugend angetan hat. Er sagte immer wieder: „Danke dir, Hagar, aber ich habe deine Hilfe eigentlich nicht verdient, denn ich war früher ungerecht und fies zu dir.“ Er sagte es immer wieder, aber für mich war die Sache längst vergeben und vergessen.
Neal Schon
Neal ist der ideenreichste und kreativste Musiker, den ich kenne. Ich glaube, er hat seine Gitarre immer um den Hals hängen, egal wo er sich gerade befindet. Sicherlich hat er sie noch beim Sex über der Schulter hängen oder wenn er isst beziehungsweise mit dem Auto fährt. Es ist unglaublich einfach und inspirierend mit ihm zu arbeiten, weil er voller Ideen steckt. Allerdings ist genau das auch sein größter Fehler, denn er hat so viele Ideen, dass er sich manchmal auch verheddert. Man muss ihn häufig stoppen, wenn er gerade mal wieder die erste, zweite und dritte Idee leichtfertig verwirft, weil er schon die vierte, fünfte und sechste im Kopf hat. „Hey Neal, warte mal kurz, die erste Idee war doch absolut großartig!“ Aber er hat sie schon wieder vergessen.
Kama & Samantha
Kama und Samantha sind meine Töchter aus zweiter Ehe und sie sind die Liebe meines Lebens. Dadurch, dass sie mich so unglaublich fürsorglich behandeln, weiß ich, was wahre Liebe bedeutet. Kama und Samantha zeigen mir immer wieder den Unterschied zwischen mögen und lieben. Beide sind unglaublich talentiert, allerdings nicht in musikalischer Hinsicht, sondern in anderen künstlerischen Bereichen. Samantha, meine jüngere Tochter, kocht großartig, interessiert sich generell sehr für Nahrungsmittel und kann fabelhaft malen. Kama, die ältere der zwei Mädels, entwirft Kleidungsstücke, eine großartige junge Frau. Leider verspürt keine der beiden die Lust, so wie ich als Sänger zu arbeiten. Ich bin dennoch total stolz auf beide.
Eddie Van Halen
Eddie war eine Dekade lang einer meiner besten Freunde. In den ersten neun Jahren, in denen wir zusammen arbeiteten, liebte ich ihn, sein großes Herz, seine Seele und sein riesiges Talent. Doch dann geschah etwas, dass ich nicht einordnen kann und mit dem ich niemals gerechnet hätte. Wie in einer Ehe zerbrach diese Freundschaft, und aus Zuneigung wurde Hass. Die Trennung von Van Halen war wie eine Scheidung, einfach schrecklich und desillusionierend, danach hatte ich keinen Kontakt mehr zu ihm.
Betsy Berardi
Betsy war meine erste Ehefrau. Sie war die unschuldigste, ergebenste, süßeste und naivste Frau, die ich jemals getroffen habe. Sie war immer sehr kindlich und unschuldig, wie ein Engel. Betsy könnte keiner Fliege etwas zu leide tun, aber gerade deswegen war es irgendwann so schwierig für mich, mit ihr verheiratet zu sein. Denn als ich berühmt wurde, wollte ich raus in die weite Welt, wollte fliegen, etwas Aufregendes erleben. Sie dagegen wurde zum Ballast, denn sie fing an, eine riesige Mauer um uns herum zu bauen und mich von der Außenwelt abzuschotten. Das konnte mit einem jungen, lebenshungrigen Mann wie mir natürlich nicht gutgehen.
Kari Karte
Meine zweite Ehefrau ist das pure Gegenteil meiner ersten Frau Betsy. Betsy ist klein, mit kurzen dunklen Haaren. Kari dagegen ist groß, trägt langes blondes Haar und ist auch sonst ein völlig anderer Mensch. Sie ist diejenige, die um einen herum für Stabilität sorgt, wenn man gerade den Boden unter den Füßen zu verlieren droht. Sie kümmert sich toll um mich, egal was ich gerade tue. Kari ist sehr selbstsicher, kann mit allem und jedem klarkommen.
Marco Monroy
Marco ist der beste Geschäftspartner, den man sich vorstellen kann. Mit ihm zusammen betreibe ich die Cabo Wabo Cantinas. Wir kooperieren seit 22 Jahren und haben in dieser langen Zeit kein einziges Mal ernsthaft miteinander gestritten. Marco und ich sind uns immer einig, auch wenn wir charakterlich eigentlich grundverschieden sind. Aber deswegen kommen wir uns auch niemals in die Quere. Er macht seinen Job und ich den meinen, zusammen ergänzen wir uns perfekt. Marco und ich haben uns ein kleines Imperium aufgebaut. Mit niemandem anderen als ihm wäre das in dieser Form möglich gewesen.
Joe Satriani
Smokin‘ Joe, wie ich ihn gerne nenne. Satriani ist ein Schätzchen, ein echter Gentleman. Er erinnert mich in seiner sanften Art an Mahatma Gandhi, witzigerweise sieht er auch ein bisschen aus wie er. Joe ist unglaublich intelligent, nicht nur seine Musik ist über jeden Zweifel erhaben. Für mich ist er der beste Gitarrist der Welt, ein Genie, der immer genau weiß, was er da tut. Im Unterschied zu Neal Schon ist er immer genau im Bilde über das, was er da gerade spielt, und könnte es jederzeit wiederholen. Außerdem macht Joe nur das, was er wirklich will. Geld oder Erfolg interessieren ihn nicht, sondern nur der Wunsch, sich selbst treu zu bleiben und seine Visionen Wirklichkeit werden zu lassen.
Cabo Wabo Cantinas
Das Wort Wabo ist ja eine Verballhornung des Begriffs „wamble“, also torkeln. Die Geschichte dazu: Eines Tages sah ich einen Mexikaner sturzbetrunken in eine Kneipe wanken. Er blutete, weil er mehrfach gestürzt war, und konnte kaum den Türknopf zur Bar finden. Ich hatte sofort die Textzeile „he is doing the cabo wabo“ im Kopf, also fuhr ich schleunigst nach Hause, setzte mich hin und schrieb diesen Text. Dann rief ich Eddie Van Halen an und sang ihm die Zeilen vor. Eddie packte sich am anderen Ende der Leitung spontan seine Gitarre und komponierte ein Riff dazu. Wir schrieben quasi am Telefon den Song ›Cabo Wabo‹. Etwa sechs Monate später entschied ich mich, eine Cantina zu eröffnen und dann später den gleichnamigen Tequila zu produzieren. Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich da einlasse, aber es ist das erfolgreichste Geschäft meines Lebens geworden. Das Geld, das ich durch Cabo Wabo und den Tequila verdiene, ist ein Vielfaches dessen, was ich jemals mit der Musik verdient habe. Vor einiger Zeit habe ich mich entschieden, auch einen Rum zu produzieren, und zwar auf Hawaii. Jetzt weiß ich ja, wie so etwas geht, es kann also nur eine weitere Erfolgsgeschichte werden.
Matthias Mineur