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Aerosmith: GREATEST HITS (DELUXE)

Hits, Hits, Hits!

Aerosmith feiern ihr 50-jähriges Bestehen (seit ihrem Erstling von 1973. Einmal kurz sacken lassen: 50 Jahre ist das her. Unfassbar!) nicht mit einer neuen Platte, obwohl das letzte MUSIC FROM ANOTHER DIMENSION schon über eine Dekade zurückliegt und Joe Perry wohl noch einige Ideen in petto hätte, wie er zuletzt im Interview mit CLASSIC ROCK verriet. Doch allem Anschein nach ist Mr. Tyler noch nicht (oder nicht mehr?) bereit, ins Studio zu gehen. Deshalb gibt es zur Feier des halben Jahrhunderts eine schöne GREATEST HITS in verschiedenen Ausführungen, hier liegt sie als Deluxe-CD-Edition mit stattlichen 44 Songs vor. Darauf werden fast chronologisch die vielen großen und kleineren Hits aller Platten aufgelistet, mit Ausnahme von NIGHT IN THE RUTS und ROCK IN A HARD PLACE – während der Sessions der Erstgenannten hatte sich Joe Perry ja von der Band verabschiedet, Zweitgenannte ist das einzige Aerosmith-Album ohne Perry (und fast komplett ohne Brad Whitford), dafür mit Jimmy Crespo. Vom jüngsten Album ist die Ballade ›We All Fall Down‹ vertreten, ›Just Push Play‹ bildet das Schlusslicht.

8 von 10 Punkten

Aerosmith/GREATEST HITS (DELUXE)/UNIVERSAL

Guns N‘ Roses: Neue Single ›Perhaps‹

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Vor wenigen Stunden haben Guns N‘ Roses ihre neue Single ›Perhaps‹ inklusive Musikvideo veröffentlicht. Das ist die erste neue Musik der Gunners seit dem Jahr 2016, als sie die beiden Outtakes ›Hard Skool‹ und ›Absurd‹ vom Album CHINESE DEMOCRACY veröffentlichten.

Auch ›Perhaps‹ ist nicht brandneu, sondern entstand ebenfalls während eben jener Sessions. Jedoch wurde das damals von Axl Rose geschriebene Stück nun in Kollaboration mit Slash und Duff McKagan überarbeitet und neu aufgenommen. Die Single hätte eigentlich am 11. August erscheinen sollen, der Release wurde jedoch verschoben. Wohl versehentlich wurde der Song dann an diesem Tag geleakt und konnte mit der App „Touchtunes“ in manchen digitalen Jukeboxen in amerikanischen Bars gehört werden.

Elvis Presley: Der Messias

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„Gebt mir einen Weißen, der wie ein Schwarzer singen kann!“, hatte der Legende nach Sun-Records- Boss Sam Phillips gefordert. Er sollte ihn bekommen. Und die Welt noch weitaus mehr: eine Revolution der Teenager – ausgelöst von einem ehemaligen LKW-Fahrer, der erst Elvis The Pelvis, dann schlicht Elvis und schon bald der King genannt werden sollte. Am 08. Januar 2015 wäre er 80 Jahre alt geworden. Wir blicken auf einige Stationen seines Lebens.

Elvis ist schuld. Elvis Aaron Presley. Schuld am Niedergang der Moral, an Jugendkriminalität, Rassenvermischung und Gottlosigkeit. Er ist ein Verführer der Jugend, ein Unruhestifter. Er vermittelt jungen Mädchen die Illusion sexueller Gefahr. ›Let Me Be Your Teddy Bear‹ singt dieser Aufrührer mit den beweglichen Hüften, doch die Bedeutung dieser Worte scheint eine andere zu sein. Amerika zeigt sich schockiert. Der Untergang des Abendlandes ist nah.

Wir schreiben das Jahr 1956. Der am 8. Januar 1935 in Tupelo, Mississippi, geborene Sänger ist 21 Jahre alt und bereits eine Millionen-Dollar- Maschine. ›Heartbreak Hotel‹, ›Hound Dog‹, ›Don’t Be Cruel‹, ›Love Me Tender‹, ›All Shook Up‹ – nahezu jeder seiner Songs springt an die Spitze der Charts. Mit seinem Aussehen, seiner Stimme und seinem wilden Sex-Appeal ist der junge Sänger ohne jede Konkurrenz. Scheinbar wie aus dem Nichts ist er plötzlich aufgetaucht, ein Heilsbringer, eine Lichtgestalt. Innerhalb kürzester Zeit wird er das Showgeschäft für immer verändern: Elvis Presley, der King of Rock’n’Roll, der Urknall des Rock, Befreier der Jugend, späterer Käfigbewohner von Graceland, fresssüchtig und tablettenabhängig, Waffennarr, einsam – und dennoch Blaupause für alle, die da nach ihm kommen sollen, von John Lennon bis zu Curt Cobain. Ohne Elvis kein Anfang. Ohne Elvis nichts als Tristesse.

VON TUPELO NACH MEMPHIS

„Das habe ich nie gesagt“, erklärte Sam Phillips, der Gründer von Sun Records in Memphis, zeitlebens immer wieder und bezog sich auf das geflügelte Wort, man gebe ihm einen Weißen, der wie ein Schwarzer singen kann, und er werde Millionen verdienen. Und damit sind wir schon mittendrin in der Mythen- und Legendenbildung rund um den King. Doch wie heißt es so schön: Ist die Geschichte besser als die Wahrheit, dann erzähl die Geschichte. Und überhaupt: An die Wahrheit zu kommen, gleicht dem Versuch, Wasser in einem Tuch nach Hause zu tragen. Überliefert ist aber immerhin dies: Dass es Marion Keisker war, Sam Phillips’ Sekretärin und Vorzimmerdame, die Elvis’ Talent erkannte und ihn entdeckte. „Guter Balladensänger“, vermerkt sie nach einem Vorsingen in den Sun Studios, „im Auge behalten“, und notiert sich die Anschrift des jungen, gutaussehenden Mannes mit der Tolle und den Koteletten. Eine Handlung mit Folgen, auch wenn es die Sekretärin nicht ahnt.

Denn Aufbruch und Rebellion liegen keineswegs in der Luft. Ruhe und eine dumpfe Gelassenheit herrschen im Süden der Vereinigten Staaten, alles hat seine Ordnung. Farbige (die man noch straffrei Nigger rufen darf) sitzen hinten im Bus, der Ku-Klux- Klan geht weitgehend unbehelligt seinen rassistischen Neigungen nach, Bigotterie und Fortschrittsgläubigkeit, wohin man auch sieht, und aus den Radios und Juke-Boxes tönen glattgebügelte Nummern von Frank Sinatra, den Chordettes und Johnny Ray. Was Marion Keisker, die Sun-Records- Sekretärin, nicht ahnt: Die Sozialisation des jungen Mannes, den sie als guten Balladensänger einstuft, vollzog sich für einen im Süden der USA aufwachsenden Weißen ein wenig anders als üblich.

Die Eltern des späteren King, Gladys und Vernon Presley, sind arm. Bitterarm sogar. In den USA herrscht 1935 immer noch die Wirtschaftskrise. Als Sohn Elvis zur Welt kommt, ist Mutter Gladys Näherin und Vater Vernon fährt Milch aus. Von seinem Arbeitgeber Orville Bean hat er ein Grundstück und Holz zugewiesen bekommen, mit dem er eigenhändig ein Zwei-Zimmer- Häuschen mit Außenklo zimmert, das allerdings Eigentum des Arbeitgebers bleibt und für das die Presleys Miete bezahlen.

Gladys bringt 1935 Zwillinge zur Welt, doch das erstgeborene Baby ist tot. Eine halbe Stunde später hält Vernon Presley das zweite im Arm, dem er den Namen Elvis gibt – ein Anagramm von „lives“: „lebt“. Vernon Presley ist oft arbeitslos. Als er wieder einmal keinen Ausweg weiß, fälscht er einen Scheck von seinem Arbeitgeber Orville Bean. Der Betrug fällt auf, und Vernon wird für anderthalb Jahre auf die berüchtigte Parchman-Farm verbracht. Doch damit nicht genug: Bean jagt Gladys mitsamt ihrem dreijährigen Kind aus dem Haus. Eine Reihe von Umzügen beginnt.

In der Schule ist Elvis aufgrund seiner Zartheit das Ziel von Spott und Hänseleien. Einen Ausgleich findet er früh in der Musik: im Blues, im Country, mehr aber noch in der Gospelmusik. „Seit ich ein Kind war, wusste ich, dass etwas mit mir geschehen würde“, äußert sich Elvis später einmal. „Ich hatte keine Vorstellung, was es sein würde, aber es war ein Gefühl, dass die Zukunft irgendwie hell schien.“ Diese Schilderung trifft es nicht ganz. Der Legende nach war Elvis ein einfacher LKW-Fahrer und wurde durch Zufall entdeckt. Tatsächlich aber ist es sein frühes Interesse an jeder Art von Musik, die Elvis für seine spätere Karriere positioniert.

Die Presleys leben in Tupelo am Rande eines Viertels namens Shakerag, dem Black Quarter des Ortes. Gierig saugt der junge Elvis die Musik der dort wohnenden Farbigen auf. Darüber hinaus ist er bereits als Schüler oft im Studio des Radiosenders WELO zu Gast, wo Carvel Lee Ausborn alias Mississippi Slim regelmäßig eine Live-Sendung bestreitet. Mississippi Slim (nicht der Blues-, sondern der gleichnamige Country-Sänger) wird Elvis’ erstes Idol. Der Junge folgt ihm überallhin. Im Gegenzug bringt der Countrybarde seinem jungen Fan erste Gitarrentricks bei. Jung-Elvis tritt sogar ein paar Mal in Ausborns Radioshow auf.

Doch die Weichen für die spätere Karriere werden durch etwas anderes gestellt: Die Behörden von Tupelo, damals ein kleines 6.000-Einwohner- Kaff, legen Vernon Presley nahe, den Ort zu verlassen, angeblich, weil er des Öfteren Schweine verkauft, die ihm nicht gehören. So verlassen die Presleys im September 1948 mit ihrem 13-jährigen Sohn Mississippi und übersiedeln nach Memphis. Ihre komplette Habe passt in den Kofferraum und auf das Dach ihres alten 1939er-Plymouth.

Freddie Mercury: Geburtstags-Rechnung wird versteigert

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Am 5. September 1985 feierte Queens extravaganter Frontmann Freddie Mercury seinen 39. Geburtstag im damaligen Tanzlokal „Old Mrs. Henderson“ in München. Die Rechnung des ausschweifenden Abends, die am Ende 82.500 DM betrug, wird am 6. September im Auktionshaus Sotheby’s in London versteigert. Bis zum 5. September kann das Zeitdokument dort noch angeschaut werden.

Diverse Szenen der wilden Kostüm-Feierei im angesagten Glockenbachviertel sind in Mercurys Musikvideo zu seiner Solo-Single „Living On My Own“ zu sehen.

Monsters Of Rock: Feld der Träume – Teil 1

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Es gab großartige Festivals davor und danach, doch für einige magische Jahre in den 80ern und frühen 90ern pilgerten Bands und Fans auf ein Feld in der englischen Grafschaft Leicestershire. Dort war die Wiege des großartigsten Hardrock- und Metal-Festivals von allen, das auch bald Nachwuchs in Europa, den USA und sogar der Sowjetunion bekam. Dies ist die Geschichte des originalen Monsters Of Rock.

An einem regendurchnässten Samstag im Spätsommer 1980 veränderte sich die Welt. Oder zumindest jene Ecke der Welt, in der der Heavy Rock lebte. An jenem Tag, dem 16. August 1980, versammelten sich mehr als 40.000 jeansbekleidete Langhaarige auf einem Feld in den East Midlands und wohnten der Geburt eines Events bei, das eine äußerst wichtige Rolle für das folgende Jahrzehnt spielen würde: Monsters Of Rock.

Das war natürlich beileibe nicht der erste Mega-Gig unter freiem Himmel. Monterey, Woodstock, Isle Of Wight, Bath, Reading Rock And Blues Festival, Glastonbury Fayre, California Jam … alle hatten sich ihren Platz in der Geschichte verdient und ihre eigenen Legenden und Traditionen, Helden und Bösewichte hervorgebracht. Ebensowenig war es das erste Festival, das sich ausschließlich dem Hardrock oder seinem bissigen, ledernen Sprössling namens Heavy Metal widmete. Seit 1977 war das Day On The Green in San Francisco des Top-Veranstalters Bill Graham zur Bühne für Acts wie Aerosmith, Ted Nugent, AC/DC und Van Halen gewesen. Doch dieser neue Event in einem riesigen Kessel mitten auf einer Rennstrecke in der Nähe von Castle Donington, Leicestershire, eingeweiht von Ritchie Blackmores Rainbow als Headliner, war anders. Dies war das erste Open Air, das sich stolz als Rockfestival anpries, ein nie dagewesenes Stammestreffen, dessen Besucher per Auto, Bus, Zug und Motorrad aus allen Ecken des Landes und darüber hinaus anreisten.

Hätte das Monsters Of Rock nur dieses eine Mal stattgefunden, wäre sein Platz in der großen Mythologie des Metal schon gesichert gewesen. Doch die Geschichte sollte weitergehen. Das Festival kehrte im Jahr darauf zurück, und dem darauf, und dem darauf – und jedes Mal wuchs es, sowohl physisch, als auch in seiner Bedeutung. Über die nächsten eineinhalb Jahrzehnte wurde Monsters Of Rock – oder schlicht „Donington“, wie es die meisten Besucher nannten – zum wichtigsten Termin im Hardrock und Metal-Kalender, das Paralleluniversum-Äquivalent von Royal Ascot, Wimbledon oder dem, was seither aus Glastonbury wurde. In seinen 16 Jahren erlebte das Monsters Of Rock viele Triumphe und begleitete nicht nur die Reise des Heavy Metal, sondern definierte sie oft auch. Auf diesem Weg gab es ruhmreiche Momente ebenso wie (manchmal unfreiwillig) lustige, aber auch herzzerreißende Tragödien. Fast ein Vierteljahrhundert nach dem letzten Hurra lebt sein Geist fort – im Download Festival, dem Wacken Open Air und zahlreichen anderen Events. Doch Donington war der Brunnen, ausdem alles andere entsprang. Dies ist die Geschichte des größten Rockfestivals aller Zeiten, erzählt von denen, die dabei waren.

Rainbow begannen die 80er als so etwas wie Popstars. Gitarrist und Mastermind Ritchie Blackmore
hatte den ursprünglichen Sänger Ronnie James Dio durch den energischen Hawaiihemdträger
Graham Bonnet ersetzt und den klassischen Sturm und Drang der Band in einen glatteren,
chartfreundlicheren Sound verwandelt. Die Belohnung dafür waren zwei Top-10-Hits, ›Since
You Been Gone‹ und ›All Night Long‹. Und was wäre die perfekte Art, das zu feiern? Natürlich eine
riesige Party auf einem Acker im August.

Don Airey (Keyboarder, Rainbow): Wir hatten in der Newcastle City Hall gespielt und am nächsten Morgen saßen wir alle beim Frühstück, warteten auf den Tourbus und beschwerten uns, dass es keine großen Konzerte mehr gab. Cozy [Powell, Schlagzeuger] sagte: „Nun, warum stellen wir nicht unser eigenes Festival auf die Beine?“

Tim Parsons (Veranstalter, MCP Promotions): Ritchie Blackmore wollte die Tournee mit einer Open-Air-
Show beenden. Paul Loasby war der Promoter von Rainbow und rief Maurice Jones an, meinen Seniorpartner bei MCP. Maurice fand Gefallen an der Idee.

Bernie Marsden (Gitarrist, Whitesnake): Maurice Jones war ein sehr bodenständiger Kerl aus den Midlands. Definitiv nicht so ein Typ wie Bill Graham.

Don Airey: Cozy kannte die Leute, die die Rennstrecke von Donington Park leiteten. Er rief sie an, und
einen Tag später war Donington gebucht.

Rob Halford (Frontmann, Judas Priest): Uns war durchaus bewusst, dass dies das erste Festival seiner Art in Großbritannien sein würde, insofern war das eine große Sache. Bei allen vorangegangenen Festivals im Land waren Bands aus allen Genres aufgetreten, das war also das erste, das sich explizit auf eine Stilrichtung konzentrierte. Als wir davon erfuhren, war unsere erste Reaktion, dass wir gerne dabei wären.

Tim Parsons: Den Namen hatte uns Peter Mensch gegeben, der gerade das Management für AC/DC übernommen hatte. Er schlug ihn Maurice vor: Monsters Of Rock. Das klang großartig.

Biff Byford (Frontmann, Saxon): Als sie uns fragten, ob wir bei Monsters Of Rock auftreten wollten, hatten wir keine fucking Ahnung, was das war.

Der Termin für das erste Monsters Of Rock wurde festgelegt: 16. August 1980. Das Timing hätte kaum besser sein können – die NWOBHM nahm Fahrt auf und alte wie neue Rockfans verlangten nach einem Event nur für sich. Sein Erfolg war jedoch keineswegs garantiert. Die Organisatoren mussten 30.000 Karten verkaufen, nur um die Kosten zu decken.

Tim Parsons: Etwa eine Woche vor dem Festival hatten wir etwa 20.000 Tickets verkauft und es sah so aus, als stünden wir vor einem Desaster. Doch in dieser letzten Woche verdoppelten sich die Verkäufe dann buchstäblich.

Andy Copping (Rockfan und späterer Download-Festival-Chef): Für mich als Teenager, der auf Rockmusik stand, war das unglaublich. Ich hatte unzählige Konzerte besucht, aber plötzlich war da dieses Event, das speziell auf mich zugeschnitten war.

Tim Parsons: In den Tagen davor hatte es geregnet, wir hatten also einen Fluss unter der Bühne, bevor es überhaupt losging.

Paul Loasby (Veranstalter des Monsters Of Rock): Die Regenmenge war unfassbar. In der Nacht davor ging ein Monsun über Castle Donington nieder, ich saß mit einer Flasche Scotch in meiner Hand um vier Uhr morgens da und dachte: „Das ist die größte Katastrophe in der Geschichte des Rock’n’Roll und ich werde alles verlieren“. Nicht, dass ich irgendetwas hatte, aber ich würde es verlieren.

Tim Parsons: Wir standen am Morgen der Show auf und wussten nicht, was passieren würde.

Andy Copping: Wir fuhren zu sechst in einem offenen Land Rover hin. Als wir dem Gelände näherkamen,
war da ein Wegweiser, auf dem „Pop-Festival“ stand. Wir waren richtig wütend. Ein Polizist stand neben
dem Schild und wir beschimpften ihn: „Das ist kein Pop-Festival, das ist ein ROCK-Festival!“

Neal Kay (DJ, Heavy Metal Soundhouse): Ich moderierte das erste MOR. Ich war nervös, weil ich noch nie vor so einem großen Publikum gestanden war. Doch als ich dann auf diese riesige Bühne hinausging, waren die ersten zehn Reihen alles Mitglieder des Soundhouse.

Andy Copping: Die Bühne war im Wesentlichen kaum mehr als ein Baugerüst, über dessen Seiten riesige Tücher mit dem Rainbow-Albumcover gehängt worden waren. Das fand alles in der Mitte der Rennstrecke statt, und am hinteren Ende war natürlich dieser gigantische Dunlop-Reifen.

David Ellefson (Bassist, Megadeth): Ich weiß noch, wie ich als Junge Fotos aus Donington sah, und da war immer dieser Dunlop-Reifen. Für mich war das wie das Kronjuwel des Geländes. Neben Rainbow bestand das Line-up des allerersten Monsters Of Rock aus Judas Priest, den Scorpions, den kanadischen Rockern April Wine, Saxon sowie den New Yorker Bands Riot und Touch.

Mark Mangold (Songwriter/Keyboarder, Touch): Wir hatten natürlich großen Respekt vor dem, was da passierte, aber niemand konnte vorhersagen, was für eine Geschichte dieses Event begründen sollte. Erst Jahre später wurden wir darauf hingewiesen, dass wir tatsächlich die erste Band waren, die beim ersten Donington auftrat.

Andy Copping: Es gab diesen berühmten Vorfall mit dem Bassisten von Touch und einer Biene …

Doug Howard (Bassist, Touch): Ich hatte an der Seite der Bühne eine offene Bierflasche stehen und irgendwie war da eine Biene hineingeraten. Ich nahm einen großen Schluck, ohne die Biene bemerkt zu haben. Sie stach mich und ich hatte eine schwere allergische Reaktion.

Andy Copping: Die beste Band in diesem ersten Jahr? Das war ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Saxon, den Scorpions und Judas Priest.

Biff Byford: Als wir auf diese Bühne gingen, hatten wir 100.000 Platten verkauft. Ich vermute, 99 % der Leute im Publikum hatten WHEELS OF STEEL. Der Jubel, als wir da rausliefen, war unglaublich. Als ich hinterher von der Bühne kam, dachte ich: „Macht das mal besser“. Das war ein großartiger Gig.

Tim Parsons: Ich werde nie vergessen, wie Klaus Meine von den Scorpions huckepack auf die Bühne getragen wurde wegen seiner Ballettschuhe und dem Matsch. Ein ziemlich schräges Bild.

Klaus Meine (Frontmann, Scorpions): Ah, 1980. Das war ganz schön nass, nicht wahr?

Don Airey: Ich weiß noch, wie Judas Priest zu ihrem Soundcheck ankamen und so Rock’n’Roll aussahen – Lederjacken, unrasiert, sie hatten nicht geschlafen. Sie machten ihren Soundcheck und Ritchie sagte zu mir: „Wow, wir sollten nicht zu selbstgefällig werden“. Sie waren einfach umwerfend.

Tim Parsons: Rob Halford wollte sein Motorrad auf der Bühne haben, doch es gab irgendein Problem damit, sicherzustellen, dass es kein Benzin im Tank hatte, und all dieser Scheiß.

Andy Copping: Ich war besessen von Ritchie Blackmore, besessen von Rainbow. Aber ihre Show war eher durchschnittlich.

Don Airey: Es war eine grandiose Show.

Graham Bonnet (Frontmann, Rainbow): Wir hatten keine Ahnung, dass so viele Leute gekommen waren. Wir hatten vielleicht bestenfalls 10.000 erwartet. Dann ging ich auf die Bühne, blickte ins Publikum und sah … verdammt! Das müssen 60.000 Leute oder so gewesen sein. Überhaupt kein Druck …

Don Airey: Beim Soundcheck am Vortag hatte Cozy gesagt, er werde die größte Explosion loslassen, die je auf einer britischen Bühne zu hören war. Er jagte sämtliche Kegel seiner Anlage hoch. Und das war erst die Probe. Am nächsten Tag konnte er sie dann nicht verwenden, weil sie die Anlage erst reparieren mussten. Am Abend der Show war es also eine verhältnismäßig kleine Explosion im Vergleich zu dem,
was geplant war.

Graham Bonnet: Die Leute reden immer noch von meiner Percy-Edwards-Improvisation [ein berühmter
Vogelsang-Pfeifer, den Bonnet während der Rainbow-Show nachahmte]. Sie fragen mich, warum ich
das tat. Ich habe keine fucking Ahnung! Das kam mir einfach so in den Sinn und ich brachte das einfach, ohne darüber nachzudenken. War das albern? Ja, sehr albern. Aber das war auch der Charme dieser Veranstaltung. Da war dieser Frontmann einer Heavy-Rock-Band, und er trug ein Hawaiihemd. Danach würde nie mehr irgendetwas albern wirken.

Andy Copping: Wir gingen nach vorne, um uns Rainbow anzusehen, und einer meiner Kumpels sagte: „Sieh mal, hinter dir“. Wir drehten uns um und den ganzen Hügel hinauf waren hunderte Lagerfeuer. Das war wie in „Game Of Thrones“.

Biff Byford: Dies war die neue Generation des Heavy Metal. Es war unsere Musik – fresst das!

Girlschool: Den Rock’n’Roll im Blut

Acht Jahre ist es her, dass Girlschool ihr letztes Album GUILTY AS SIN veröffentlicht haben, nun endlich legt die wohl coolste Girlband aller Zeiten pünktlich zum 45-jährigen Jubiläum ihr neues WTFORTYFIVE? vor und klingt darauf so angriffslustig wie eh und je. Im Interview erklärt Gitarristin Jackie Chambers gut gelaunt, warum sie und ihre Kolleginnen Kim McAuliffe, Denise Dufort und Tracey Lamb nicht genug vom Rock’n’Roll kriegen können.

Jackie, warum acht Jahre Pause zwischen der letzten und der neuen Platte?

Das fragen viele. Zwischen 2015 und 2017 promoteten wir GUILTY AS SIN, im Jahr 2018 haben wir dann langsam darüber nachgedacht, an neuem Material zu arbeiten. Anfang 2020 kam Covid um die Ecke, also haben wir uns dazu entschieden, zu warten bis alles wieder halbwegs normal läuft und dann warteten wir eben auch noch unser 45. Jubiläum ab. (lacht) Die Aufnahmen liefen dann eher nach dem Motto „last minute“, wie immer bei uns. Während der Pandemie hatte ich schon einige Songs und Riffs zuhause geschrieben, sie dann mit Kim geteilt und in Zoom-Meetings besprochen. Letzten Dezember waren wir dann zwei Wochen im Studio, da haben wir sogar noch einige der Texte fertig geschrieben. (lacht) Im Grunde mag ich so eine Herangehensweise lieber, da fängt man spontan noch vieles ein und kann nicht alles zerdenken.

Joe Stump ist auf einem Song zu hören. Generell kommt ihr mit Alcatrazz gut aus, oder?

Wir sind beim selben Label und haben den selben Manager, also spielten wir einige Shows zusammen und verstanden uns richtig gut. Auf Tour nahmen wir im Hotelzimmer einige Backing-Vocals für Alcatrazz auf, also wollten wir sie im Gegenzug auch auf unserem Album haben. Joe hatte ein Riff für uns, doch wir wollten, dass er selbst mitspielt – das virtuose Trillern oben drüber, das ich mit meinem Chuck-Berry-Style gar nicht spielen kann. (lacht) Wahrscheinlich wird er uns auf der kommenden gemeinsamen Tour bei ›Are You Ready?‹ auch mal auf die Bühne folgen.

Außerdem habt ihr Biff Byford, Phil Campbell und Duff McKagan für ein Cover des Motörhead-Songs ›Born To Raise Hell‹ angeheuert.

Biff von Saxon und Phil von Motörhead kennen wir schon ewig, wir haben viele gemeinsame Tourneen gespielt. Duff kenne ich nicht persönlich, doch Slash und er sind große Girlschool-Fans. Also fragte Kim, ob er Lust hätte, Bass auf diesem Song zu spielen – und er sagte zu. Bei dem Cover ist echt viel los, alle spielen zusammen. Und ich liebe diesen Song, mein Lieblingstrack von Motörhead.

Trotz der 45 Bandjahre auf dem Buckel klingt ihr noch frisch und hungrig. Wie geht das?

So sind wir nun mal. Wenn wir im Studio sind, mieten wir uns zu viert ein Haus, hängen gemeinsam ab und haben eine richtig gute Zeit in unserer kleinen Girlschool-Blase. (lacht) Wenn wir Songs schreiben, bleibt das Ego außen vor. Außerdem lieben wir alle Musik. Es ist in meinem Blut, ich liebe es, Songs zu schreiben. Deswegen hatte ich bisher auch immer zwei Bands am Laufen: wenn ich mit Girlschool Pause habe, bin ich mit meinem Projekt Syteria unterwegs. Wir lieben, was wir tun. Einen anderen Grund für das Musiker-Dasein gibt es auch gar nicht, man macht schließlich kein Geld mehr damit. Es geht darum, zu spielen, Fans zu treffen, die Menschen, die deine Songs mitsingen. Das ist unbezahlbar.

Wie schätzt du die Rolle von Girlschool in der Rockmusikhistorie ein?

Für mich hat es nie eine Rolle gespielt, dass ich als Frau Gitarristin bin, ich habe es aber in den Reaktionen der anderen bemerkt. Viele Frauen erzählen uns, dass sie sich wegen uns getraut haben, ein Instrument zu lernen. Das ist toll. Es gibt immer mehr Musikerinnen und das wichtigste ist: Sie werden langsam ernst genommen, nicht mehr als „Gimmick“ behandelt.

Snowy White: Das letzte Wort

Er ist wohl einer der besten britischen Blues-Gitarristen seiner Generation, ein rastloser Geist, hin und hergerissen zwischen der ewigen Suche nach dem süßesten Ton auf seinem Instrument und der Akzeptanz der Tatsache, dass die Feinmotorik mit fortschreitendem Alter nachlässt. Snowy White war bei Thin Lizzy, befreundet mit „Greeny“ alias Peter Green und spielte mit Roger Waters auf der Berliner Mauer – trotz seiner Errungenschaften scheute er das Rampenlicht und hatte nie etwas übrig für hedonistischen Rock’n’Roll-Ausschweifungen. Einzig und allein der Blues trieb ihn an. Und die Überzeugung, nur noch das zu tun, was er will. Nach dieser Maxime lebt der Künstler seit seinem Album NO FAITH REQUIRED von 1996.

Snowy, NO FAITH REQUIRED erscheint nun als Neuauflage auf Vinyl. Warum jetzt?

Weil es mein Lieblingsalbum ist. Die Platte, die mir am meisten bedeutet. Außerdem haben wir bei meinem letzten Album gemerkt, dass sich Vinyl derzeit gut verkaufen lässt. Das spielt natürlich auch eine Rolle. Hinzu kommt, dass NO FAITH REQUIRED noch nie zuvor auf Vinyl erschienen ist und ich schon immer eine LP davon besitzen wollte – im Grunde ist die Neuauflage also auch ein bisschen egoistisch motiviert. (lacht) Erst vor zwei Monaten habe ich mir nach langer Zeit wieder einen Plattenspieler gekauft und es bereitet mir sehr große Freude, meine Sammlung durchzuhören und die Cover zu betrachten.

Warum ist NO FAITH REQUIRED dein Lieblingsalbum?

Vor allem, weil ich so viele gute Erinnerungen damit verknüpfe. Es war die erste Platte, bei der ich mit meinen White Flames zusammenarbeitete, mit Juan Van Emmerloot und Walter Latupeirissa. Im Studio sagte ich zu den Jungs: ‚Vergesst die Plattenfirmen, vergesst das Radio. Ich möchte einfach ein paar Dinge loswerden, die mir auf dem Herzen liegen und mit euch zusammen spielen.‘ Wir hatten eine so gute Zeit zusammen, ich war am Zenit meines Gitarrenspiels, die Texte bedeuten mir etwas. Ich verknüpfe dieses Album mit zahlreichen positiven Gefühlen, es veränderte meine Haltung gegenüber der Musik. Wenn du eine Hit-Single machst, kommt sehr viel Druck von außen. Du sollst immer noch einen drauf legen. Ich kam dann an einen Punkt, an dem ich mir sagte: ‚Snowy, du schlägst gerade den falschen Pfad ein.“ Ich hatte keine Lust mehr auf den Zirkus und tat fortan nur noch, was mir Freude bereitete. Das habe ich mir beibehalten.

Die Themen von damals beschäftigen dich heute noch. Man hörte schon auf NO FAITH REQUIRED deine Snowy-typische Rastlosigkeit heraus. Wie geht es dir inzwischen damit?

Ich bin immer noch so rastlos wie damals. Ich habe immer das Gefühl, auf der Suche zu sein. Ich denke auch, dass ich das eine perfekte Album noch nicht erschaffen habe – und es auch nie erschaffen werde, weil es so etwas ja im Grunde nicht gibt. Ich gehe immer noch wach durchs Leben, achte darauf, wie man meine Erfahrungen in Musik übersetzen kann. Ich habe lediglich eine andere Herangehensweise – ich bin etwas entspannter, weil ich heute niemandem mehr was beweisen muss und natürlich auch wegen des Alters. Heutzutage bin ich zufrieden damit, ein wenig Gitarre in meinem Home Studio zu spielen, etwas Geschmackvolles, und dann wieder zu ruhen. Ich muss nicht mehr auf etwas hinarbeiten.

Was ist dir wichtig dieser Tage?

Gesund zu bleiben. Ich bewege mich regelmäßig und achte auf mich. Alle um mich herum verabschieden sich und ich würde gerne noch etwas hier bleiben. Erst ging mein guter Freund Greeny, dann vor kurzem Jeff Beck. Ich konnte es gar nicht glauben. Er war einer der Besten! Naja, ich versuche also, länger zu leben als alle anderen. (lacht)

Video der Woche: The Band ›Up On Cripple Creek‹

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Am 9. August verstarb Robbie Robertson, Gitarrist der legendären Kombo The Band, im Alter von 80 Jahren. Mit unserem Video der Woche wollen wir diesem großartigen Musiker Tribut zollen.

Mit ihren gewaltigen Soulsongs prägten The Band die amerikanische Popmusik. Als Gitarrist und Songwriter war Robbie Robertson maßgeblich am Sound der kanadischen Gruppe beteiligt.

Aus seiner Feder stammt auch ›Up On Cripple Creek‹, einer ihrer größten Hits. Robertson selbst sagte einmal über den Song: „Ich hatte einige Ideen für ›Up On Cripple Creek‹ als wir uns noch in Woodstock bei den Aufnahmen zu MUSIC FROM BIG PINK befanden. Danach ging ich nach Montreal und meine Tochter wurde geboren. Wir waren schon in Woodstock eingeschneit worden und auch in Montreal war es sehr kalt. Also flogen wir nach Hawaii, um ein bisschen Wärme abzubekommen und mit den Arbeiten an unserem zweiten Album zu beginnen. Während dieser Reisen hatte ich immer wieder ein Bild im Kopf: Einen Mann, der in seinem Truck quer durchs Land fährt. Wo ich letztendlich den Song dann geschrieben habe, weiß ich allerdings nicht mehr…“

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