›BRING IT ON HOME‹
Die Revolution nimmt Gestalt an,
September-Oktober, 1969
Im Herbst nahm die neue Szene unaufhaltsam Fahrt auf. Konträr dazu beschloss das neue Deep-Purple-Line-up, dass die Zeit gekommen war, um ein komplettes Symphonic-Rock-Album aufzunehmen, CONCERTO FOR GROUP AND ORCHESTRA, eingespielt in der Royal Albert Hall mit dem London Philharmonic Orchestra. Absurd? Ja. Aber auch ein Beleg ihrer Ambitionen.
Tony Edwards (Deep-Purple-Manager): Jon Lord sagte mit, dass er davon träumte, ein Werk zu schreiben, das von einer Rockgruppe und einem Sinfonieorchester eingespielt werden konnte. Ich kam nach Hause, buchte die Albert Hall [für den 24. September] und er war entsetzt.
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Jon Lord: Ich war um drei Uhr morgens von einem Gig zurückgekommen und musste die ganze Nacht wachbleiben, um eine Partitur für ein hundertköpfiges Orchester zu schreiben. Das trieb einen Keil zwischen mich und den Rest der Band. Aber es machte uns berühmt.
Ritchie Blackmore: Ich hielt es für ein reines Gimmick. Ich sagte Jon, dass ich bereit war, es zu versuchen, aber dass ich eine Menge Heavy-Rock-Nummern hatte, die ich auf ein Album bringen wollte, und dass wir sehen würden, was funktioniert. Ich wollte mit CONCERTO aufgrund meiner Einstellung dazu nichts zu tun haben, und wegen der Presse, die wir dafür bekamen, es in der Royal Albert Hall aufzuführen, aber ich sagte, dass falls das nächste Album keinen Erfolg haben sollte, ich bereit sein würde, für den Rest meines Lebens mit Orchestern zu spielen.
Am 16. Oktober gingen Black Sabbath in die Regent-Sound-Studios in London, um ihr Debütalbum aufzunehmen. Sie brauchten acht Stunden und es kostete insgesamt 600 Pfund.
Geezer Butler: Wir gingen ins Studio, stellten unser Equipment auf und nahmen es wie einen Live-Gig auf. Tony machte ein paar Overdubs, Solos und so, und das war’s.
Jim Simpson: Indem er sie einfach Sabbath sein ließ, holte Produzent Roger Bain das Beste aus ihnen heraus. Alles, was er tat, war, es originaltreu aufzunehmen. Rogers einziger echter Geniestreich bestand darin, dem Anfang des Albums Blitz und Donner hinzuzufügen, was ihm ein tolles, stimmungsvolles Intro verlieh. Als ich das fertige Album wieder zu all den Plattenfirmen mitnahm, wurde es abgelehnt. In letzter Minute bekam ich einen Anruf von einem Typen, Olav Wyper, von einem neu gegründeten Label, Vertigo. Olav war bei CBS gewesen, als ich das Album dort angeboten hatte, und sagte, er würde jetzt gerne einen Deal machen. Aus dem einzigen Grund, dass beim zweiten Vertigo-Veröffentlichungsschub von drei Titeln jemand vergessen hatte, die Masterbänder für VO6 zu liefern. Also nahmen sie Black Sabbath unter Vertrag, um den Platz zu besetzen, denn wir hatten fertige Masterbänder, die wir sofort abliefern konnten.
Tony Iommi: Ich weiß noch, wie wir kümmerliche 400 Pfund für die Unterschrift bekamen, und einen miesen Tantiemenanteil. Aber das Geld war uns wirklich egal, weil wir sowieso keins hatten.
Am 22. Oktober, fast 300 Tage nach ihrem ersten Album, veröffentlichten Jimmy Page und Co. LED ZEPPELIN II. Sowohl heavier als auch vielschichtiger als ihr Debüt, übertraf es den Erfolg des Debüts bei weitem. Ihr Label Atlantic erhielt Vorbestellungen von 400.000 Stück – fast zehnmal so viel wie LED ZEPPELIN I. Es erreichte sowohl in Großbritannien als auch den USA Platz 1. Die musikalische Revolution, die sie losgetreten hatten, hatte nun auf die ganze Welt übergegriffen.
Jimmy Page: Das Album fing die Energie des Tourens ein. Das gefällt mir so daran. Diese Platte und die Zeit um sie herum scheinen mir heute wie eine Flutwelle.
Robert Plant: Es war das Album, das bestimmen würde, ob wir Stehvermögen besaßen und Menschen bewegen konnten. Es war immer noch bluesbasiert, aber es war eine viel körperlichere Herangehensweise an die Musik und sehr exaltiert.
Charlie Watts (The Rolling Stones): Ich nenne diese Tour [die US-Tour der Stones im Winter 1969] die Led-Zeppelin-Tour, denn es war das erste Mal, dass wir auf die Bühne gehen und eineinhalb Stunden spielen mussten. Ich gebe Jimmy Page die Schuld. Led Zeppelin waren in die USA gekommen und spielten ein 20-minütiges Drumsolo und endlose Gitarrensoli.
Freddie Mercury (in einem Brief von 1969 an seinen Mitbewohner): „Habe soeben ZEPPELIN II-Album gehört und es ist der Hammer. Habe sie im Lyceum gesehen und sie waren großartig.“
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