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Start Blog Seite 46

Hawkwind: FROM TIME AND SPACE

Lemmys ehemalige Spießgesellen mit ihrem 36. Album

Gitarrist und Sänger Dave Brock ist schon seit Jahren das letzte verbliebene Original-Mitglied der 1969 gegründeten ikonischen britischen Progressive-Space-Rocker Hawkwind. Die stetigen Besetzungswechsel (zu unterschiedlichen Zeiten gehörten neben Lemmy
auch Ginger Baker [Cream], Robert Calvert, Nik Turner und Huw Lloyd-Langton [Widowmaker] zur Besetzung) taten der Kreativität von Brock und seinen jeweiligen Mitstreitern jedoch keinen Abbruch, sondern waren der Dynamik eher förderlich. Zwar wird die Anfangsphase mit Klassikern wie IN SEARCH OF SPACE, HALL OF THE MOUNTAIN GRILL, WARRIOR ON THE EDGE OF TIME sowie dem fantastischen Live-Mitschnitt THE SPACE RITUAL zumeist als die einflussreichste und wichtigste der Formation angesehen, aber die jetzt acht Alben der späten Phase beim Cherry-Red-Label zeugen noch heute von der Relevanz der Space-Age-Könige. STORIES FROM TIME AND SPACE bietet eine eklektische Mischung aus Space-Rock, Psychedelik und experimentellen Klängen. Die hypnotischen Rhythmen, verzerrten Gitarren und pulsierenden Synthesizer erschaffen einen atmosphärischen Klang, der sowohl nostalgisch
als auch zeitgemäß ist. Obwohl einige Tracks etwas repetitiv wirken, fesselt die Platte und zeigt die kreative Bandbreite von Hawkwind.

7 von 10 Punkten

Hawkwind
STORIES FROM TIME AND SPACE
CHERRY RED/EDEL

The Pill: HOLLYWOOD SMILE

Musikalischer Mittelfinger

The Pill heißt diese relativ neue Band aus Frankfurt, bestehend aus den alten Hardcore-Hasen Sascha, Jan, Philipp und Tobias, die aufgrund ihrer gemeinsamen Liebe zu Blackflag zu ihrer Sängerin Sam fanden. Somit ist die musikalische Ausrichtung des Quintetts auch ganz klar. Auf den 10 Tracks des Debüts HOLLYWOOD SMILE, das wie ein derangierter, bedrohlich rasselnder Schnellzug durch den Gehörgang rattert, werden keine Gefangenen gemacht. Die etwa 20 Minuten lange Platte hält rohen Punk mit Hardcore-Anleihen bereit, vermengt eine Menge wütenden Noise mit sozialkritischen Botschaften. Tracks wie ›Somewhere‹ und Teile von ›Salary Man‹ sind etwas melodischer gehalten, versprühen hier und da subtile Indie-Vibes, der Rest von HOLLYWOOD SMILE jedoch zielt mitten ins Gesicht. Sängerin Sam steht mit ihrem ausdrucksstarken, teils aggressiven, teils überdrehten, teils rotzigen Gesang bzw. Geshoute in bester Riot-Grrrl-Tradition und erinnert dabei an zeitgenössische Kolleginnen wie beispielsweise Frontfrau Kat von 24/7 Diva Heaven aus Berlin. Oldschool Hardcore Punk – modern interpretiert, kompromisslos, hörenswert.

8 von 10 Punkten

The Pill
HOLLYWOOD SMILE
SOUNDS OF SUBTERRANIA

The Black Keys: OHIO PLAYERS

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Geschmackssicher ohnegleichen

Es ist genau der richtige Moment für die Black Keys, eben dieses Album aufzunehmen. Nach ihrem kometenhaften Aufstieg und der Auszeit 2015 bis 2019 hat das Duo bereits drei starke Platten herausgebracht, während Dan Auerbach mit seinem Studio und Label Easy Eye Sound immer weiter an Kollaborationen und illustren Connections arbeitet. Die Band hat erkannt, dass es an der Zeit ist, ihren ureigenen Sound nun mit allerlei hochkarätigen Gastmusikern zu würzen und den souligen Garage-Bluesrock stilistisch zu erweitern. Idol und Förderer Beck wirkte gleich an der Hälfte der 14 Stücke mit, drei weitere Songs bringen einen überragend coolen 90s-Brit-Rock-Flair mit – Noel Gallagher sei Dank. Es ist anscheinend das erste externe Album überhaupt, an dem sich der Oasis-Gitarrist als Songwriter beteiligt. Noch mehr 90s-Vibe kommt mit den HipHop- Legenden Dan The Automator und Lil Noid und
Juicy J auf – die Black Keys hatten hierfür immer schon ein Händchen. Ansonsten reihen sich unzählige geschmackssichere Stilzitate von J.J. Cale über Surf-Music, Psychedelic-Rock und Soul in perfektem Flow aneinander. Der Titel bezieht sich natürlich auf eine legendäre Funkband, wohingegen das Cover-Artwork überraschend stumpf ausfällt. (Text: Philipp Opitz)

8 von 10 Punkten

The Black Keys
OHIO PLAYERS
NONESUCH/WARNER

Slade: Titelstory – Komm und spür den Lärm!

Von umjubelten Popstars im Rolls-Royce hin zum nostalgischen, von Kaffeemarken gesponserten Oldie-Act: Die Geschichte von Slade ist mindestens so bunt wie ihre Outfits. Aus einfachen Arbeiterverhältnissen stammend, eroberte das Quartett mit seinen stampfenden Rhythmen undeingängigen, doch nicht einfältigen Pop-Rock-Hits die Welt im Sturm. Zwischen 1971 und 1976 landeten alle ihrer Singles inden britischen Top 20, sechs davon schafften es auf Platz 1. Eine unfassbare Serie, die nur kurze Zeit später von einer beinahe alles vernichtenden Dürreperiode abgelöst werden sollte. Im Rahmen der neuen Best-of-Sammlung CUM ON FEEL THE HITZ rekapitulieren der ehemalige Frontmann Noddy Holder (N) und Gitarrist Dave Hill (D) in einem knapp vierstündigen Interview die mit Anekdoten gespickte Historie jener Truppe, der das kollektive Gedächtnis der Rockmusik bisheute irgendwie zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. [Ein Beitrag aus unserem Archiv. Ursprünglich ist dieser Text zum ersten Mal im Jahr 2020 erschienen. Anm. d. Autorin]

Aus heutiger Sicht waren die 60er Jahre in England der schiere Wahnsinn. Eng beieinander tummelten sich junge Möchtegern-Beatles, die durch den amerikanischen Rock’n’Roll Feuer gefangen hatten und sich für wilde Rhythmen und verzerrte Gitarren begeisterten. Alleine in den Midlands, wegen der Kohleindustrie auch „Black Country“ genannt, fiedelten die Jünglinge der künftigen Black Sabbath noch als Polka Tulk Blues Band in den Jugendclubs, Robert Plant und John Bonham tingelten mit den Crawling King Snakes oder der Band Of Joy durch die Gegend, während sich gefühlt zwei Häuser weiter Jeff Lynne mit The Idle Race an der Popmusik abarbeitete. Sie alle waren noch leicht grün hinter den Ohrenund hatten noch keine Kostprobe jenes kometenhaften Erfolgs erhalten, der sie nur wenig später überrollen sollte.

In diesem Umfeld wuchsen auch vier Jungs namens Neville John Holder, David Hill, Donald George Powell und James Whild Lea auf. Alle bis auf den drei Jahre jüngeren James Whild alias Jim wurden im Jahr 1946 in Wolverhampton geboren. In einer Zeit, als Winston Churchill seine berühmte „Eiserne Vorhang“-Rede hielt und die meisten Länder, schwer traumatisiert vom Zweiten Weltkrieg, ihre klaffenden Wunden leckten.

Ihr kommt beide aus der Arbeiterklasse. Woher kam der Wunsch, Musiker zu werden?

N: Mein Vater sang in Arbeiter-Pubs und nahm mich und meine Mutter oft mit zu diesen Sonntagabend-Shows. Heute würde man Karaoke dazu sagen, damals nannte man es „Free & Easy“.Weil ich immer gerne sang, zerrte er mich 1953 erstmals auf die Bühne und ich schmetterte den damaligen Hit ›I Believe‹ von Frankie Laine mit kindlicher Sopranstimme. Die Leute drehten komplett durch. Ab da wollte ich immer mehr Applaus haben. Als der Rock’n’Roll nach England schwappte, gründete ich meine erste Band in der Schule und spielte Lieder von Little Richard, Jerry Lee Lewis und Buddy Holly nach.

D: Damals war in England eine Musik namens Skiffle sehr beliebt, als die Leute erstmals Instrumente in die Hände bekamen und einen Haufen Lärm damit veranstalteten. Ein Schulfreund von mir hatte eine Akustikgitarre und sagte: „Du kannst ein paar Akkorde lernen und deine liebsten Popsongs nach-spielen“. Mein Vater meinte: „Okay, ich kaufe dir eine billige Gitarre und wenn du keine Lust mehr hast, wurde wenigstens nicht viel Geld verschwendet“. Ich war Linkshänder, da es jedoch keine Linkshänder-Gitarren gab, lernte ich, mit rechts zu spielen. Irgendwann bekam ich schließlich diese wundervolle elektrische Gitarre – ein Symbol für Rock’n’Roll und Amerika. Für Elvis Presley, Buddy Holly und Chuck Berry. Die britische Kopie davon hieß Cliff Richard & The Shadows. Ich wollte wie Hank Marvin spielen. Weißt du, ich liebe Melodien. Und das brachte mich dazu, zuhause in meinem Arbeiterklasse-Umfeld eine Band zu gründen.

Wie so oft in der Geschichte großer Bands spielten auch bei Slade diverse Zufälle eine entscheidende Rolle: Nachdem Neville, von allen Noddy genannt, von einer Deutschlandtour mit seiner Band Steve Brett & The Mavericks in die Midlands zurückkehrte, lief er 1966 zufällig seinen entfernten Bekannten Don Powell und Dave Hill über den Weg, die damalsbei den ’N Betweens spielten und nach einem zweiten Sänger suchten. Fast zurselben Zeit zog Dave Hill den jungen, in sich gekehrten Wunderknaben Jim Lea an Bord und warf den alten Sänger Johnny Howells wenig später raus. Die ’N Betweens machten in dieser neuen Besetzung zu viert weiter.

Was habt ihr getrieben, kurz bevor ihr zu Slade zusammengefunden habt?

N: Ich war mit Steve Brett & The Mavericks in Deutschland unterwegs. Dort war es wundervoll. Vergiss nicht, wir waren Teenies aus den Midlands. Wir waren noch nie zuvor im Ausland oder in einem Flugzeug gewesen. Für mich war es wie ein Traum, als ich nach Deutschland durfte, um dort ein Club-Engagement zu spielen. Meine ersten Gigs fanden in Frankfurt und Köln statt und ich liebte es. Die Deutschen warenso offen, was Sex, Drugs und Rock’n’Roll betraf. Ein echtes Erweckungserlebnis.Und ach, die deutschen Mädchen … Das war wie Weihnachten! Woher kommst du eigentlich?

Aus München.

Oh, mit Slade spielten wir später oft in München, im Circus Krone. Wir waren sehr laut und weckten die Elefanten und Löwen auf. In den Spielpausen hörte man die Tiere brüllen und tröten, das war großartig!

Noddy, damals sollst du dich für Geld auf einem Glastisch erleichtert haben, unter dem der Clubbesitzer lag …

N: (lacht)Wir verdienten in Deutschland gar nicht so schlecht, aber ich wollte natürlich immer mehr. Ich bekam 25 Pfund pro Woche, bei einem Vollzeitjob im UK hätte ich 8 Pfund verdient, das nur mal zum Vergleich. Der Clubbesitzer zahlte mir einen ganzen Wochenlohn extra, wenn ich mich auf einem Glastisch über ihm erleichterte. Eigentlich gar kein schlechter Deal.

Hoffentlich hast du das nur einmal getan!?

N: Eher ein paarmal. Ich wollte den hübschen Damen schöne Dinge kaufen. Eine Kurzfassung meiner Lebensgeschichte: Ich habe mein Geld immer für Frauen ausgegeben. Und damals dachte ich mir: „Schwamm drüber, kacken muss ich eh“. Wenn ich dann doch manchmal pleite war, spendierte mir mein Mädchen ein Essen. Sie führte mich in ein stinknormales Restaurant in Frankfurt und kaufte mir eine Pizza und einen Beilagensalat mit French Dressing. Für mich war es das wundervollste Essen überhaupt. So etwas kannte ich von zuhause ja nicht. Sie öffnete meine Augen gegenüber so vielen Dingen. Auch im Bett.

D: Kulinarisch gesehen liebe ich bisheute Hähnchen mit Pommfritz. Pommes mit Mayonnaise, großartig! Und Currywurst, mein Leibgericht. Ich war etwa zur selben Zeit mit Schlagzeuger Don Powell in einer Band, wir waren die ’N Betweens und ich hatte diese Vision von einer Gruppe mit drei Leadgitarristen. Der Bassist sollte lead spielen, die Rhythmusgitarre und ich natürlich auch. Wiebei den Beatles. Später lief ich Nod über den Weg, erzählte ihm von meiner Idee und fragte, ob er nicht Lusthätte, mitzumachen. Ich schwärmte von diesem Bassisten Jim Lea, der ganz anders als alle anderen spielte.Und Violine oben drauf. Ein sehr musikalischer Mensch. Als wir zum allerersten Mal zu viert ein paar Songs spielten, spürte ich Magie. Ich wusste einfach, dass hier gerade etwas Besonderes passierte. Natürlich ging man nicht davon aus, dassman berühmt werden würde. Aber es waren die 60er, und die 60er in England waren großartig. Es gab grandiose Musik, Bands und Mode. Als die Beatles es geschafft hatten, wusste ich plötzlich, was ich mal werden wollen würde. Und diese Leidenschaft habe ich niemals verloren.

Als Liveband machten sich die ’N Betweens in neuer Besetzung schnell einen Namen. Nach einer energiegeladenen Clubshow in London nahm Kim Fowley Kontakt zu der Band auf. Der amerikanische Produzent, der später die Runaways groß herausbringen sollte, nahm unter anderem ein Cover von ›You Better Run‹ der Young Rascals mit der Truppe auf, die in den regionalen Single-Charts auf Platz eins aufstieg. Auf der B-Seite fand sich der Song ›Evil Witch Man‹. Die Platte wird musikalisch im Freakbeat verortet, originale Exemplare der raren Pressung sind heute teure Sammlerstücke. Dadamals jedoch weder der heimische Markt noch die Staaten Interesse an den ’N Betweens zeigten, verloren der sprunghafte Fowley sowie Columbia Records schnell die Lust an der Band und zogen unverrichteter Dinge weiter. Noddy, Don, Dave und Jim nahmensich diesen Vorfall nicht weiter zu Herzen, schließlich wurden sie nur wenig später für ein Club-Engagement auf den sonnigen Bahamas angeheuert.

Wenn Deutschland schon exotisch war, dann war eure Zeit auf den Bahamas wahrscheinlich der absolute Knaller, oder?

N: Oh ja. Ich meine, das war eine andere Ausgangssituation. Wir saßen auf den Bahamas fest, weil der Clubbesitzer uns übers Ohr gehauen hatte und wir unsere Hotelrechnungen abzahlen mussten. Wir arbeiteten jeden Abend in diesem Club, wobei wir nicht nur unser Set spielten, sondern auch als Backing-Band für jegliche Art von Künstlern herhielten. Da war dieser Typ, der sich silbern anmalte. Wenn er nicht rechtzeitig auf die Bühne kam, wurde er ohnmächtig, weil die Farbe seine Poren verschloss. Jeden Abend passierten absurde Dinge. Unser armer Drummer Don: Er musste die ganze Nacht hinter seinem Schlagzeug sitzen und für jeden trommeln, von Captain Calypso bis zum Limbotän-zer. Aber das war eine sehr gute Erfahrung und eine tolle Übung für uns als Band. Außerdem brachten uns die amerikanischen Kids Platten aus den Staaten mit, die in England noch niemand kannte.

Dein Song für eine Welt: EINE WELT-Sampler bald fertig

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2023 ging “Dein Song für eine Welt” in die fünfte Runde. Bei dem Wettbewerb im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums erhalten junge Menschen die Chance, mit eigenen Texten und Melodien ihre Gedanken und Gefühlen zu entwicklungspolitischen Themen auszudrücken. Denn: die Jugend ist die Zukunft. Auch in musikalischer Hinsicht. Ob solo, als Band, Chor oder Schulklasse, ob Rap, Pop oder Rock – alle Formationen und Genres sind erwünscht. Der Wettbewerb richtet sich an 10-25 Jährige.

Seht hier das Contest-Finale von 2023:

Beim Finale im letzten Jahr gewannen Sheyla & Filo mit ihrem Lied „Kinder der Welt“. In ihrem Song prangern die beiden Zehnjährigen Versäumnisse der Politik und Wirtschaft an. „Kinder der Welt, hört nicht auf zu rebellier’n. Es ist 5 nach 12, es muss endlich was passier’n.“ So steht es in ihrem Text, der gleichzeitig ein Aufruf an andere junge Menschen ist. Es geht darum, sich ebenfalls Gehör zu verschaffen und sich aktiv für Nachhaltigkeit einzusetzen. Demnächst erscheint übrigens die fünfte Ausgabe des EINE WELT-Samplers, auf dem professionelle Studioaufnahmen der 23 besten Songs des Contests des Jahres 2023 versammelt sind. Bald geht „Dein Song für eine Welt“ in die nächste Runde. Wichtige Infos findet ihr hier: www.eineweltsong.de

Offener Brief: Musikschaffende warnen vor Künstlicher Intelligenz

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Am 2. April veröffentlichte Artist Rights Alliance einen offenen Brief mit dem Titel „Stop Devaluing Music“ (übersetzt: „Stoppt die Entwertung von Musik“), den 200 Musikschaffende unterzeichnet haben. Neben zahlreichen Pop-Stars befanden sich darunter auch Greta Van Fleet, R.E.M., Pearl Jam, Stevie Wonder, Marcus King, Jon Bon Jovi oder Robert Smith von The Cure. Die Non-Profit-Organisation Artist Rights Alliance setzt sich ein für die Rechte von Musikschaffenden in der digitalen Welt.

Hauptanliegen des Briefes ist die Warnung vor den möglichen Wirkungsbereichen von Künstlicher Intelligenz in der Musik. Ein Auszug aus dem Brief: „Wenn sie unverantwortlich eingesetzt wird, stellt KI eine enorme Bedrohung für den Schutz unserer Privatsphäre, unserer Identität, unserer Musik und unseres Lebensunterhalts dar. Einige der größten und mächtigsten Unternehmen nutzen unerlaubt unsere Arbeit, um KI-Modelle zu trainieren. Diese Bemühungen zielen direkt darauf ab, die Arbeit menschlicher Künstler durch riesige Mengen von KI-erstellten „Klängen“ und „Bildern“ zu ersetzen, die die Tantiemen, die an unsere Künstler gezahlt werden, erheblich verwässern. Für viele arbeitende Musiker, Künstler und Songschreiber, die gerade versuchen, über die Runden zu kommen, wäre dies eine Katastrophe.“

Software-Firmen, Technologie-Unternehmen und digitale Musikdienste werden in dem Schreiben dazu aufgefordert, keine KI-Technologien zu fördern/einzusetzen, die die menschliche Kunst des Songwritings untergraben oder ersetzen und die faire Bezahlung von Kunstschaffenden erschwert.

Spätestens, seit „Chat GPT“ im November 2022 veröffentlicht wurde, ist die Diskussion um die Vor- und Nachteile von Künstlicher Intelligenz im Alltag vieler Menschen angekommen. Und spätestens, seit Paul McCartney und Peter Jackson mithilfe von KI John Lennons Stimme aus einem alten Demo extrahiert und damit den Song ›Now And Then‹ gestaltet haben, diskutiert man auch in der Musikwelt hitzig über die Veränderungen, die mit der Nutzung von Künstlicher Intelligenz einhergehen können. Die Künstliche Intelligenz kann Texte schreiben, Musik komponieren, jüngere Voice-Anwendungen können inzwischen Stimmen imitieren. Nicht nur Kunstschaffende, auch zahlreiche Texter, Journalisten, Übersetzer und Co. sind deswegen in Sorge um ihre Jobs, Stellung und Zukunft.

In einer Pressekonferenz in Paris zum neuen Album Accept-Album HUMANOID meinte Gitarrist Wolf Hoffmann laut Blabbermouth jüngst: „Der Gedanke, dass künstliche Intelligenz Kunst schafft, ist etwas, das mich beunruhigt. Ich würde nicht sagen, dass ich Angst davor habe, aber gleichzeitig denke ich als Künstlerin: ‚Wird sie uns eines Tages alle unsere Jobs wegnehmen?“

Judas Priest: Unbesiegbar

Sechs Jahre nach ihrem unschlagbaren FIREPOWER lassen Judas Priest nun ein mindestens genauso starkes Monster auf die Rock- und Metalgemeinde los: INVINCIBLE SHIELD, der 19. Studiostreich der Metal Gods, ist ein wahres Machtwerk geworden und schafft den Spagat zwischen Priest-Erbe und nötiger Aktualität mühelos. Seit Glenn Tiptons krankheitsbedingtem Rückzug aus dem Live-Geschäft bestehen Judas Priest aus Rob Halford, Bassist Ian Hill, Gitarrist Richie Faulkner, Drummer Scott Travis sowie Produzent und Gitarrist Andy Sneap. Im Interview gewährt Ian Hill, nicht nur Gründungsmitglied, sondern auch einziges durchgehendes Mitglied in der knapp 55 jährigen Karriere der Band, Einblick in seine Sichtweise auf die neuen Songs und blickt hier und da auch ein wenig zurück auf ein halbes Jahrhundert voller britischem Stahl:

Vor allem gesundheitlich hattet ihr in den letzten Jahren einige Hürden zu meistern: Rob kämpfte gegen den Krebs, Richie hatte 2021 eine Aortendissektion auf der Bühne. Wie habt ihr das durchgestanden?

Robs Krebs ist gut in Schach und gibt aktuell wenig Anlass zur Sorge. Es gibt nie eine gute Zeit, um Herzprobleme zu haben, doch wir hatten das große Glück, dass nur wenige Kilometer vom Konzert eine Klinik mit einem Herzspezialisten war, der Richie sofort operierte. Auf persönlicher Ebene kann man da leider nicht viel machen, außer auf das Beste zu hoffen. Gott sei Dank ist alles gut ausgegangen.

Nahm diese Situation Einfluss auf den Arbeitsprozess von INVINCIBLE SHIELD oder auf euer Mindset?

Nicht wirklich. Glücklicherweise können wir alle immer noch das tun, was wir eben tun. Unsere Fähigkeiten blieben davon unangetastet. Außer natürlich bei Glenn, das ist leider etwas anderes.

2022 wurdet ihr in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen. Damals habt ihr ein kurzes Set zusammen mit K.K. Downing gespielt. Wie hat sich das für dich angefühlt?

Ach, es war schön, ihn mal wieder zu sehen. Les Binks war auch da. Aber wir hatten ja nur 10 Minuten Bühnenzeit, in die wir drei Songs gepresst haben. Auf der Bühne war echt alles okay, wir alle sind schließlich Profis, Backstage war es ein bisschen seltsam.

FIREPOWER wurde von allen in den Himmel gelobt und hat hohe Chartpositionen erreicht. Ist man da beim Nachfolger einem gewissen Druck ausgesetzt?

Diesen Druck gibt es immer. Seit Anfang an versuchen wir, uns weiterzuentwickeln, mit den neuesten Aufnahmetechniken mitzuhalten. Dadurch bleibt man am Puls der Zeit, man bleibt modern und auch relevant. Also wollten wir natürlich nochmal einen draufsetzen, was nicht so einfach ist, weil FIREPOWER ein wirklich gutes Album war. Durch Covid hatten wir zwei Jahre, in denen wir die Songs für INVINCIBLE SHIELD wirklich perfektionieren konnten. Bei den Aufnahmen war dann alles schon sehr feingeschliffen und ready to go.

Was war der größte Unterschied zu den Arbeiten an FIREPOWER?

Damals konnten wir alles gemeinsam machen. Diesmal ging das nicht. Scott, Richie und Rob nahmen ihre Parts in den Staaten auf, in Nashville und in Phoenix. Ich habe meine Spuren während der letzten Tour im Hotel aufgenommen. Andy ist ja sowieso mit uns auf Tour, er hatte also seinen Laptop dabei und wir arbeiteten an den Off-Days am Bass. Das hat wirklich gut funktioniert und die Langeweile vertrieben. (lacht)

Erinnerst du dich noch an deine Lieblingsaufnahmen in der Bandkarriere von Judas Priest?

Von einem hedonistischen Standpunkt aus wahrscheinlich die Platten, die wir auf Ibiza. aufgenommen haben. Eine schöne Insel, viele Ablenkungsmöglichkeiten, eine tolle Atmosphäre. Wir hatten sehr viel Spaß – am Pool und mit den Motorrädern in den Bergen. (lacht) Von einem professionellen Standpunkt aus würde ich mich für FIREPOWER entscheiden. Alle waren voll dabei, wir hatten zwei Produzenten, das war super.

In der aktuellen Ausgabe von CLASSIC ROCK lest ihr unser brandneues Interview mit Rob Halford von Judas Priest. Jetzt versandkostenfrei bestellen: CLASSIC ROCK #128

Als Richie über das neue Album sprach, benutzte er versehentlich das Wort „progressive“ und alle hatten Angst, dass ihr ein Prog-Epos loslasst. Was hat er damit wirklich gemeint?

(lacht) Im Grunde ist einfach mehr los, die Songs sind etwas verstrickter, komplexer, haben viele verschiedene Teile. Weil er eben durch Covid so viel Zeit hatte, um alles zu perfektionieren. Doch INVINCIBLE SHIELD ist auf keinen Fall eine Prog-Platte!

Was dachtest du, als du die Songs zum ersten Mal gehört hast?

Ich liebte sie. Wie gesagt, die Lieder sind etwas komplexer und als Musiker mag man diese Herausforderung, es ist schön, die eigenen Grenzen immer wieder auszuloten.

Wie bekommt ihr diesen perfekten Mix aus klassischen Priest-Vibes und Modernität hin?

Der Sound der Band, trotz Besetzungswechsel, wird immer da sein. Unser Erbe, dieser Kern-Sound, der von ROCKA ROLLA bis jetzt reicht, wird immer da sein. Daran müssen wir gar nicht mehr arbeiten. Wir müssen schauen, dass wir modern und relevant bleiben.

Klingt so einfach, aber viele andere kriegen das nicht so elegant hin…

Stimmt, man kann schon auch mal versehentlich vom rechten Weg abweichen. (lacht) Bei uns ist dafür ja TURBO das perfekte Beispiel. Mit der Platte haben wir viele ursprüngliche Fans verloren, denen der Sound und das Image plötzlich zu poliert waren.

Ihr habt aber auch viele neue Fans dazugewonnen!

Absolut. Die nächsten Platten, RAM IT DOWN und PAINKILLER, waren auch wieder härter. Wir hatten das Glück, dass viele unserer Fans auf lange Sicht bei uns blieben. Wenn man sich mit verschiedenen Gadgets oder Aufnahmetechniken zu sehr aus dem Fenster lehnt, kann das natürlich auch mal daneben gehen. Aber auch die kommerzielle Seite im Heavy Metal ist wichtig, das vergessen viele! Es ist wichtig, im Radio zu laufen, weil so der Heavy Metal in die breite Masse durchsickern kann, man erreicht neue Menschen, neue Fans. Und Fans kann man nie genug haben! Das verschafft dir auch eine gewisse Sicherheit im Job. (lacht)

Wie stark war Glenn Tipton bei der Entstehung von INVINCIBLE SHIELD involviert?

Glenn hat aktuell echt starke Probleme mit dem Spielen. Mehr als drei Nummern, so wie bei unserem Auftritt am „Power Trip“ Festival, sind nicht mehr drin. Doch zwischen seinen Ohren rattert es immer noch unaufhörlich, er bringt tolle Ideen in die Band mit ein.

Was hast du in deinen bisherigen Priest-Jahren gelernt?

Versuche, kein Arschloch zu sein und mach dir keine Feinde, wenn es geht. Geduld haben ist wichtig. Nur weil etwas gerade nicht klappt, heißt das nicht, dass es nie klappen wird. Außerdem sollte man nichts zu ernst nehmen. Wenn etwas schiefgeht ist das nur selten das Ende der Welt. (lacht) Von den meisten Rückschlägen erholt man sich.

Chelsea Wolfe: Düstere Wiedergeburt

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Ihr Name könnte aus einem Märchenbuch stammen und sie selbst beschreibt ihr neues Album als einen finsteren Wald, in dem sie nach Antworten auf ihre Fragen sucht: Die amerikanische Sängerin Chelsea Wolfe zählt zu den geheimnis- vollsten Erscheinungen innerhalb der modernen Rockmusik – wie sie auch auf ihrem aktuellen Longplayer mit dem epischen Titel SHE REACHES OUT TO SHE REACHES OUT TO SHE beweist. Als eine Zeit der Veränderung, des Wachstums und der kreativen Wiedergeburt charakterisiert Chelsea Wolfe ihre neue Songsammlung, auf der sie ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet. Ein künstlerischer Selbsterfahrungstrip, den die 40-Jährige zwischen 2020 und 2021 begann, bis sie ein Jahr später mit TV-On-The-Radio-Member und Producer Dave Sitek ins Studio ging. Was dort als traditionelle Rocksongs begann, wurde im Studio einer gründlichen stilistischen De- und Rekonstruktion unterzogen. „Ich hatte das Gefühl, in einer Art Routine gefangen zu sein, in der es keine Weiterentwicklung gab“, blickt die Musikerin auf die Entstehung von SHE REACHES OUT TO SHE REACHES OUT TO SHE zurück. „Irgendwann wurde mir klar, dass ich verschiedene Umstände in meinem Leben ändern und Schlussstriche unte gewisse Dinge ziehen musste. Die neue Platte ist wie ein Kokon, in dem ich mich neu erfinden und nach neuen Wegen suchen kann.“ Ein innerer und äußerer Transformationsprozess, den Chelsea Wolfe in einem experimentellen Breitwand-Mix aus elegischem Doom, noisiger Electronica, entschleunigten TripHop-Beats und ihrem ätherisch-hypnotisierenden Gesang eingefangen hat. Grollend, bedrohlich und unheilbringend, gleichzeitig aber auch geschwängert von einer positiven Energie und reinigend wie ein heftiger Gewittersturm. „Ich bin eine sehr spirituelle Person und orientiere mich an den Jahreszeiten. Der Herbst steht für Verfall und Tod, der Winter ist dem Schlaf und der Stille gewidmet, während der Frühling für mich das Aufblühen und der Sommer die pure Kraft symbolisiert. Die neuen Lieder verkörpern für mich den Herbst: den Moment, wenn die Blätter fallen und den fruchtbaren Boden für neues Leben bereiten.“

Der ewige Kreislauf aus Wachstum, Zerfall und Wiederkehr, von dem sie auf Stücken wie ›House Of Self-Undoing‹, ›Tunnel Lights‹ und ›The Liminal‹ berichtet. „Mit meiner Musik begebe ich mich in diesen tiefen, dunklen Wald, in dem ich mir selbst einen Pfad durchs Dickicht bahnen muss. Heute habe ich keine Angst mehr vor dieser Dunkelheit, sondern fühle mich an diesem Ort sehr wohl. Ich bin offen für neue Erfahrungen und alle Mysterien, denen ich dort begegne. Ich liebe es, Fantasy-Elemente und mythologische Metaphern in meine Texte einzubauen. Das hilft mir, sehr persönliche Dinge etwas allgemeiner zu fassen. Ich benutze manchmal ein Tarot-Deck, das märchenhafte Motive trägt und diese dunkle Energie transportiert, die meinen Pfad widerspiegelt.“ Ein Pfad, der auf SHE REACHES OUT TO SHE REACHES OUT TO SHE mit dem atmosphärischen Closing-Track ›Dusk‹ endet – vorerst, wie Chelsea Wolfe erklärt. „Das Stück stellt das Ende und die Schwelle zu etwas Neuem dar. Man ahnt, dass weitere Veränderungen bevorstehen. Für mich gehört die Dunkelheit genauso zum Leben wie das Licht. Das findet sich auch in meiner Musik wieder. Während der Aufnahmen habe ich viel über mich gelernt. Und ich habe eine neue Stimme gefunden. Dieses Album ist eine Einladung, sich aus gewissen Schemata zu befreien, keine Angst vor dem Schritt ins Ungewisse zu haben und Veränderungen zuzulassen.“

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