Am 18.04. erklärte David Spero, Manager von Dickey Betts, dass der Künstler im Alter von 80 Jahren in Florida verstorben ist. Betts hatte ein Jahr lang gegen Krebs gekämpft und litt zudem an einer Lungenerkrankung. Er ist im Kreise seiner Familie verstorben. Selbige schrieb auf Instagram: „Dickey hatte eine überlebensgroße Persönlichkeit, und sein Verlust wird auf der ganzen Welt zu spüren sein.“
Dickey Betts zählte zu den Gründungsmitgliedern der Allman Brothers Band, die im Jahr 1969 von Duane und Gregg Allman in Macon, Georgia gegründet wurde. Der Hit „Ramblin‘ Man“ sowie das Instrumental-Stück „Jessica“ stammten aus Dickey Betts Feder. Er und die Allman Brothers zählen zu den wichtigsten Mitbegründern des Southern Rock. Im Jahr 2000 verließ Dickey Betts die damalige Inkarnation der Allman Brothers Band endgültig und war seitdem solo und mit seiner Band Great Southern unterwegs, der auch sein Sohn Duane Betts angehörte. Ruhe in Frieden, Dickey Betts.
„Es klang höllisch schlecht. Seine Intonation war aus dem Lot, das Timing schrecklich.“ – Wer hört sowas nicht gern nach einer Audition als Sänger?! Tatsächlich urteilte Drummer Alex Van Halen so über David Lee Roth, als der in seiner Band einsteigen wollte, die Anfang der 70er durch die Clubs von Los Angeles tingelte. Aus der Band wurde Van Halen, aus David Lee Roth einer der spektakulärsten Frontmänner des Rock. WIE KANN DAS SEIN?! Genau das ergründen wir im ersten Teil unserer Titelgeschichte ab Seite 30. Danach lassen wir uns in unserer Top-50 der besten Songs von Van Halen.
Zwei Mitglieder waren „vom Touren zerstört“ und die Karriere der Scorpions schien Anfang 1983 ins Wanken zu geraten. Im Jahr darauf machte LOVE AT FIRST STING sie dann zu globalen Superstars.
Grand Funk Railroad: American Bandstand
Sie verkauften das Shea Stadium schneller aus als die Beatles. Anfang der 70er war keine US-Hardrockband größer als Grand Funk Railroad. Sänger und Gitarrist Mark Farner blickt zurück.
Werkschau: Peter Gabriel
Vom Prog-Fahnenträger zum Pop-Superstar – in einer so vielfältigen wie langen Karriere hat Peter Gabriel Musik von großem Tiefgang und einzigartigem Charakter hervorgebracht.
Seit vier Jahrzehnten demonstriert Buzz „King Buzzo“ Osborne nun schon eindrucksvoll, dass man eine beachtliche Karriere aufbauen kann, in der man sich von niemand etwas sagen lässt. Und auch auf dem neuesten Melvins-Opus TARANTULA HEART blieben sämtliche Konventionen mal wieder links liegen. In Quintett-Formation aufgenommen, erwuchsen die fünf Tracks aus ausgedehnten Jam-Sessions, in denen sich Stammtrommler Dale Crover mit Ministry-Drescher Ray Mayorga duellierte, worauf Osborne dann die Songs um die Drumparts herum komponierte. Fünf Tracks? Klingt nach EP, doch allein der Opener ›Pain Equals Funny‹ umspannt schon gut 19 wie immer wunderbar dissonante Minuten, bevor es dann etwas mundgerechter, aber kein bisschen weniger kantig weitergeht. ›She’s Got Weird Arms‹ ragt heraus und klingt, als hätte man David Byrne die falschen Drogen verpasst, während bei aller heftigen Gitarrenwucht immer wieder das Gefühl aufkommt, die Melvins seien die Doom-Brüder im Geiste von Primus. Auch anno 2024 geht die Band also ihre ganz eigenen Wege, und das ist absolut gut so.
Zur Geburtstagsparty erscheint eine Zusammenstellung mit dreizehn Acts des geschmackssicheren Hamburger Labels. Seit seiner Gründung hat sich DevilDuck Records einen Ruf für hochwertige Veröffentlichungen und die engagierte Unterstützung seiner Künstler erworben. Vorgestellt werden neben Musikern, die schon länger zum Label gehören, wie die erfolgreichen The Dead South und Gunner & Smith, auch gleich sechs Künstler, die erst seit vergangenem Jahr dabei sind. Noch immer steht der Label-Chef auf kanadische Bands (Marissa Burwell). Aber auch deutsche Gruppen (Palila, Wisent), eine paar US-Bands (The Fourth Wall und die großartigen Timesbold) sowie eine Formation aus dem UK (Conscious Pilot) haben bei DD ihre Heimat gefunden. Bis auf ›The Long Run‹ von Palila sind zwar alle Tracks schon auf den letzten Werken der Musiker enthalten (auch das System-Of-A-Down-Cover ›Chop Suey‹ von The Dead South), der Sampler funktioniert aber allemal, um sich einen Überblick über die Aktivitäten des Indie-Labels zu machen, das für Qualität und Originalität steht. Ich muss mich zum Beispiel unbedingt mal näher mit The Fourth Wall und den ruppigen Wisent beschäftigen.
8 von 10 Punkten
Various Artists DEVILDUCK RECORDS – 20 YEARS: TIRED LIKE DIRT DEVILDUCK/INDIGO
KK Downing erblickt 1951 in West Bromwich das Licht der Welt und ist 1969 bis 2011 Mitglied von Judas Priest. Seine Gittaren-Partnerschaft mit Glenn Tipton war ein prägendes Element des stets hymnischen Metalstils der Band. Letztes Jahr [2022 Anm. d. Red.] wurde Downing mit Priest in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen, mittlerweile hat er aber seine eigene Formation namens KK’s Priest.
DIE ERSTE MUSIK, AN DIE ICH MICH ERINNERN KANN ›You Really Got Me‹ von den Kinks, damals, 1964. Ich weiß noch, dass ich dachte: „Warum gefällt mir das? Sollen die Kinks nicht eine Popband sein?“ Später wurde mir klar, dass ich ›You Really Got Me‹ liebte, weil es ein Riffsong ist. Und das Riff holte einen wirklich vom Stuhl und auf die Beine, nicht wahr?
DER ERSTE SONG, DEN ICH JE LIVE SPIELTE Vor Priest war ich in einer Popgruppe. Wir traten bei Hochzeiten und so auf. Mein erster Gig muss in einem Arbeiterclub gewesen sein. Vielleicht war es nicht das erste Stück an dem Abend, aber ich erinnere mich an ›Tie A Yellow Ribbon Round The Ole Oak Tree‹ [1973 ein Hit für Tony Orlando & Dawn]. Ich wünschte, ich hätte die Setlist noch. Wahrscheinlich würde ich ersticken vor lachen.
DAS BESTE ALBUM ALLER ZEITEN Das muss ELECTRIC LADYLAND sein. Ich war schon ein Fan von Hendrix, bevor es [1968] erschien, und liebte es einfach. ELECTRIC LADYLAND ist ziemlich eklektisch und es fesselte mich total. Meistens zog ich die Vorhänge zu, setzte die Kopfhörer auf, legte die Nadel auf die Platte und rührte mich keinen Millimeter, bis der letzte Ton verklungen war.
DER GITARRENHELD Ohne Zweifel auch Hendrix. Er war das Alles-in-einem-Komplettpaket. Ein genialer Musiker, der unglaubliche Lieder schrieb und sie auch noch sang. Niemand zuvor oder seither war jemals so charismatisch.
DIE STIMME Der Typ, der mich schon früh wirklich tief beeindruckte, ist Ian Gillan. DEEP PURPLE IN ROCK und vor allem der Track ›Child In Time‹, wo er diese hohen Töne sang. Deshalb wirkte es wie ein wahr gewordener Traum für mich, als ich Rob Halford fand, der das auch konnte und nicht zu weit weg wohnte.
DER SONGWRITER Tut mir leid, aber auch da muss ich wieder Jimi Hendrix nennen. Ihn zu hören, war meine erste richtige Dosis Heavy Metal. Diese Riffs – ›Foxy Lady‹ und ›Purple Haze‹ – waren etwas völlig Neues.
DER KULTHELD Leslie West. Seine Platten mit Mountain bedeuteten für eine ganze Armee von Gitarristen so viel. Er hatte einen genialen Gitarrensound. ›Theme For An Imaginary Western‹, geschrieben von Jack Bruce und Pete Brown [auf CLIMBING! von 1970], enthielt ein wunderschönes Solo, das aus vielleicht vier oder fünf Noten bestand.
DIE BESTE PLATTE, DIE ICH JE GEMACHT HABE (lacht) Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, aber da muss ich meine Alben von KK‘s Priest nennen: SERMONS OF THE SINNER [2021] und das neue SINNER RIDES AGAIN. Die sind beide sehr, sehr stark und ich bin stolz auf sie. Sie sagen alles über mich und meine Person. Dazu führen sie mein Vermächtnis [mit Priest] fort und tragen die Markenzeichen der Vergangenheit.
DIE SCHLECHTESTE PLATTE, DIE ICH JE GEMACHT HABE Oh Mann, da muss ich wohl POINT OF ENTRY [von Judas Priest, 1981] nehmen. Andererseits sind da auch ein paar tolle Songs drauf. Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage.
DIE BESTE LIVEBAND, DIE ICH JE GESEHEN HABE Und noch mal Jimi Hendrix. Die denkwürdigste Show, die ich je zu sehen bekommen habe, fand 1967 im Conventry Theatre statt. An das Konzert werde ich mich erinnern bis zu dem Tag, an dem ich sterbe.
MEIN GUILTY PLEASURE Das schockiert dich jetzt vielleicht, aber ich liebe Leonard Cohens erstes Album [SONGS OF LEONARD COHEN] sehr. Ich hatte eine Freundin, die es besaß, und es überraschte mich, dass da Sachen für mich drauf waren. Sein Fingerpicking mit der rechten Hand klingt wundervoll.
DIE UNTERBEWERTETSTE BAND ALLER ZEITEN Es gibt sie seit 50 Jahren, aber ich entscheide mich für Wishbone Ash. Damals waren sie angesehen, aber heute eher nicht mehr so. Ich habe sie erst in den letzten zehn Jahren oder so für mich entdeckt, aber niemand könnte leugnen, wie einflussreich sie waren.
DAS BESTE LIVEALBUM Ich würde ja gerne UNLEASHED IN THE EAST [von Judas Priest] nennen, aber ein weiteres, das mir einfällt, ist TOKYO TAPES von den Scorpions. Das mochte ich wirklich, als es [1978] erschien. Darauf sind Uli Jon Roth, der sein Hendrix-Ding machte, und einige großartige Tracks.
MEIN SAMSTAGABEND-PARTYSONG Egal was von AC/DC. Sie bringen mein Blut zum Pumpen, dann bin ich bereit zu rocken. Niemand kann das besser.
DIE HYMNE Unbedingt Twisted Sister. Ich hab sie vor ein paar Jahren gesehen, und als sie ›We‘re Not Gonna Take It‹ spielten, drehte das Publikum völlig durch.
MEIN „IN STIMMUNG“-SONG Da gehe ich noch mal zu dem Album von Leonard Cohen zurück, das ich gerade erwähnt habe: für ›Suzanne‹. Das funktionierte damals, warum also nicht auch jetzt?
DER SONG, DER BEI MEINER BEERDIGUNG LAUFEN SOLL Ich wäre glücklich mit ›Purple Haze‹, dem Stück, das mich meine Seele dem verschreiben ließ, was dann Heavy Metal wurde.
Für die legendäre Rockröhre aus Detroit sind auch im Alter von 79 Jahren Auftritte und Platten der Lebensmittelpunkt, lediglich der Rücken nervt momentan. Nach einer OP ist es jetzt aber besser. „Ich bin zwar noch weit davon entfernt, meilenweit zu laufen, aber letztes Jahr musste ich bei den Konzerten oft noch im Sitzen singen …“
Dieses Jahr könne er viel besser aufrecht stehen und sich also aussuchen, was gerade besser ist. „Die Ärzte haben wirklich tolle Arbeit gemacht! Sie wissen, dass ich weiterhin singen will, also haben sie mir das mit dem Rücken jetzt für die Konzerte leichter gemacht. Ich kann mich frei bewegen.“ Mitch Ryder nimmt es mit Humor. Er zähle nicht die Jahre, man werde halt alt, wenn die Menschen in den Werbespots auf einmal viel jünger sind als man selbst. Ryder hat auch schon wieder Pläne. Sein aktuelles Werk, ein Livealbum, ist auch eine Art Präsentation und Testlauf bei seiner neuen Plattenfirma Ruf Records. Das legendäre deutsche Blueslabel bringt zum Einstand das famose Doppelalbum THE ROOF IS ON FIRE auf den Markt. Das beginnt mit einem furiosen ›Betty’s Too Tight‹, das deutlich macht, dass der 79-Jährige immer noch brennt für die Musik. „Für den Sommer kann ich schon mal ein neues Studiowerk ankündigen. Das wird aber wahrscheinlich in den Staaten aufgenommen.“ Mitch Ryder ist aus aktuellem Anlass von Georgia zurück nach Detroit gezogen. „Leider hat mein Enkelkind Krebs und wir wollen seine Eltern, meinen Sohn und seine Frau, unterstützen. Die Chemotherapie wird teuer werden. Auch für einen Vierjährigen. Mein Sohn hatte bereits Krebs und wurde geheilt.“ Insofern ist Ryder optimistisch.
Er hat auch seinen Humor nicht verloren. „Neulich musste ich meinen Führerschein verlängern. Die Dame sah mich an und fragte mich, ob ich mich nicht als Organspender eintragen lassen will. Ich sagte, liebe Frau, schauen Sie mich doch an. Ich bin 79. Meinen Sie, irgendjemand will ein Teil von einem alten Menschen wie mir haben?“ Informierte Leser wissen, dass Ryder in den USA ein anderes Bühnenprogramm als in Europa und vor allem Deutschland fährt. Er kennt das Land wie kaum ein anderer. Und viel besser als der Durchschnittsamerikaner. Deutschland 2024 aber bringt ihn ins Grübeln. „In den vielen Jahren habe ich es noch nie so gespalten erlebt! Es gibt nur noch ein klares Links und ein klares Rechts. Nichts dazwischen. Ich erkenne viel mehr Hass, sehe plötzlich Rassismus, viele längst vergessene Probleme kommen auf einmal wieder. Dazu kommt, dass es hier in Amerika auch nicht bestens läuft, was den Wohlstand betrifft. Egal, wie es weitergeht, die USA werden wohl mehr mit sich selbst beschäftigt sein die nächsten Jahre. Aber ich werde drüben oft gefragt, wie es in Deutschland läuft. Viele Amerikaner machen sich sehr wohl Sorgen und registrieren, dass es in Deutschland ein Problem mit radikalen Rechtsparteien gibt, dass die Wirtschaft nicht floriert und viele Einwanderer in das Land kommen.“ Abseits aller Entwicklungen freuen wir uns erst mal auf einen rüstigen Mitch Ryder, der uns im Februar und März hierzulande mit mehreren Konzerten beehren wird. Die Alltagsprobleme bleiben dann ja vielleicht vor der Tür und ruhen für eine Zeit. Fantastischer Sänger, toller Typ, der Mitch!
Am 8. Mai erscheint eine restaurierte Version des Beatles-Films „Let It Be“ bei Disney+. Ursprünglich war der von Lindsay Hogg gemachte Streifen im Jahr 1970 erschienen, einen Monat, nachdem sich die Beatles offiziell aufgelöst hatten. Jetzt hat Regisseur Peter Jackson den Film unter seine Fittiche genommen und restauriert. Die beiden Männer hatten bereits vorher zusammengearbeitet. Lindsay Hogg war es nämlich, der Jackson das Material für seine Dokumentation „Get Back“ zur Verfügung gestellt hat.
„Ich bin absolut begeistert, dass Michaels Film „Let It Be“ restauriert wurde und nun endlich wieder veröffentlicht wird, nachdem er jahrzehntelang nicht erhältlich war“, sagt Jackson. „Ich hatte das große Glück, Zugang zu Michaels Outtakes für „Get Back“ zu haben, und ich habe immer gedacht, dass man „Let It Be“ braucht, um die „Get Back“-Geschichte zu vervollständigen.„
Bis zum 21. April ist die Reihe „Rock meets Classic“ noch in Deutschland auf Tournee. Diesmal mit von der Partie sind Tarja Turunen, John Helliwell und Jesse Siebenberg von Supertramp, Midge Ure von Ultravox, Robert Hart von Manfred Mann’s Earth Band, Paul Shortino von Quiet Riot und Russ Ballard. Unser Fotograf war am 10. April in Ludwigsburg in der MHP Arena und hat die Show für euch festgehalten.