Wären da nicht 80 Millionen verkaufte Tonträger, man könnte die Mainstream-Formation Journey als Hobby ihres Gitarristen Neal Schon bezeichnen. Mit 15 stieg er in die Band von Carlos Santana ein und debütierte auf SANTANA III, später formierte er die großartigen Gruppen Bad English und Hardline und spielte in Bands/Projekten unter anderem mit Paul Rodgers und Sammy Hagar, um quasi „nebenbei“ acht Soloscheiben zu produzieren. VORTEX ist seine aktuelle Soloveröffentlichung, dehnt sich auf zwei CDs aus und wird daher vom Meister als zugleich neunte und zehnte Scheibe bezeichnet. 18 neue Instrumentalsongs hat der 61-Jährige produziert, und sie alle eint der Hang zum exzessiven Gitarrensolo. Ob in reinen Fusion-Tracks, wummernden Rocknummern, feinen Jazz-Perlen oder bluesigen Passagen, immer feuert Schons Klampfe aus vollen Rohren. Das mag, nimmt man jeden Song für sich allein, großes Kino sein und sicherlich für Gitarrenfanatiker ein wahres Eldorado. Andererseits: 96 Minuten Gitarrensalven ohne Gesang können verdammt lang werden, wenn man sie nicht dramatischen Bildern als Soundtrack zuordnen kann. Und so sollte vor allem Dokumentarfilmern und Fernsehschaffenden empfohlen werden, sich diese beiden Scheiben ins Archiv zu legen. Mehr Atmo-Vielfalt geht nicht.