Zwei Waliser im Laurel Canyon: Perfekter psychedelischer Folkrock, von Dave Crosby geadelt.
Es gibt eine Vielzahl an Sehnsuchtsorten in der Rockmusik: die Carnaby Street in London, das Greenwich Village in New York, die Hansa-Studios in West-Berlin. Ein Ort, der sich zuletzt immer wieder ins Gespräch gebracht hat, ist der Laurel Canyon, eine Schlucht in den Bergen von Santa Monica. Mehr als Geografie zählt das Gefühl, das dieser Ort ausstrahlt. Im Canyon sind und waren Musiker wie Joni Mitchell, Jackson Browne, David Crosby oder Graham Nash zu Hause. Durch die Schlucht weht der freie Geist dieser Persönlichkeiten, der Klang des Ortes wird bestimmt von einer zeitlosen, luftigen, weisen Musik, von schwerelosem Rock’n’Roll. Seit ein paar Jahren gibt es eine neue Generation von Musikern, die den Sound des Laurel Cayon mit viel Akribie und Begeisterung aufnimmt. Die Dawes zählen dazu, der ungeheuer talentierte Jonathan Wilson und nun auch Zervas & Pepper, ein Duo aus Cardiff in Wales – eine Herkunft, die man den beiden nun wirklich nicht anhört. ABSTRACT HEART ist das dritte Album von Paul Zervas und Kathryn Pepper, und man darf fest davon ausgehen, dass das Duo mit dieser Platte noch einmal deutlich an Fans dazu gewinnen wird. Mit großer stilistischer Sicherheit spielen Zervas & Pepper psychedelischen Folkrock mit schwebenden Harmonien. Zu den Mitmusikern zählen Virtuosen aus der Band von Dave Crosby, der Meister selbst ist ebenfalls angetan – kein Wunder bei perfekten Kompositionen wie ›Terraform‹ oder ›Reach Out‹, bei der es Kathryn Pepper gelingt, mit ihren Vocals gleichzeitig an Stevie Nicks und Joni Mitchell zu erinnern. Wenn Paul Zervas singt, klingen die Songs bodenständiger, Duette wie ›Celestial Friend‹ bieten besonderen Wohlklang. Die alten Fleetwood Mac- und Crosby, Stills & Nash-Platten bis auf die letzte Rille durchgehört? Zervas & Pepper sind perfekter Nachschub aus dem Hier und Jetzt.