Fühlen Sie sich denn so neu, wie es der Albumtitel vermuten lässt?
Absolut. Ich fühle mich wie neu geboren, und es fühlt sich richtig gut an!
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Wünscht man sich da nicht, dass Leute Ihr neues Album ohne den Kontext der Beatles hören könnten?
Das wäre in der Tat ein wundervolles Experiment, aber so was ist natürlich nicht möglich. Ich nehme es so, wie es ist. Ich sehe die Vergangenheit nicht als Last. Ich schätze mich glücklich, dass ich sie habe. Ich versuche lediglich, mich nicht selbst zu kopieren. Ein, zwei Mal habe ich mich schon dabei ertappt, dass ich mit meiner Gitarre da saß und dachte: Ich schreibe jetzt das nächste ›Eleanor Rigby‹. Irgendetwas in mir sagte dann glücklicherweise: „Nein, tu das nicht!“
Sie haben einen riesigen Backkatalog. Passiert es da nicht auch zufällig, dass man sich wiederholt?
Wenn ich etwas geschrieben habe und es mir noch mal anhöre, gibt es zumindest manchmal Momente, wo ich mich frage: Habe ich das nicht schon mal geschrieben? Aber wo genau taucht dieser Part auf? Das ist uns auch früher schon bei den Beatles passiert. Mir ist das passiert und ich erinnere mich noch genau daran, wie Ringo zu uns kam und uns von einem fantastischen neuen Song erzählte, den er geschrieben hatte. Er spielte ihn uns vor und wir alle schüttelten den Kopf. „Nein, das ist ein Bob-Dylan-Song!“, sagten wir zu ihm. Man muss immer auf der Hut sein. Und gute Freunde, die einem sagen, dass sie etwas schon mal vorher gehört haben, helfen natürlich auch.
Trotzdem scheint die Vergangenheit Sie nicht loszulassen. Im Stück ›Early Days‹ stochern Sie recht nostalgisch in den Erinnerungen an Ihre frühen Musikertage herum.
Es stimmt. Ich hatte wieder das schöne Bild vor Augen, wie John und ich eine Straße in Liverpool entlanglaufen, beide schwarz gekleidet und mit unseren Gitarren auf dem Rücken. Ich erinnerte mich, wie ich mit ihm in den Plattenladen ging, einen altmodischen Plattenladen, wo man sich in eine Box zurückziehen konnte, um sich die Scheiben anzuhören. Es sind einfach zärtliche Erinnerungen, es geht dabei aber nicht darum, Nostalgie aufkommen zu lassen. Ich muss nicht nostalgisch sein.
In besagtem Song singen Sie: „So many times I had to change from pain to laughter.“ Das klingt erst mal ehrlich, aber auch traurig.
Es ist wichtig, manchmal traurig zu sein. Wir alle erfahren Traurigkeit in unserem Leben. Und wenn du Songs schreibst, taugt dieser Gemütszustand immer für gutes Material. Als ich ›Early Days‹ geschrieben habe, wurde ich gleichzeitig daran erinnert, dass es nicht immer einfach war. Manche Leute denken, die Beatles wären ein Selbstläufer gewesen, aber so war es nicht. Unsere ersten Shows waren schwierig. Wir mussten die Leute von uns überzeugen und besser werden. Wir haben viel gearbeitet, hatten wenig Schlaf und sind manchmal aufeinander losgegangen. Es waren durchaus auch traurige, stressige Zeiten damals, denen wir mit einem gewissen Galgenhumor begegnen mussten. Das war bei den Beatles so, bei den Wings, und es ist auch bei meiner heutigen Band so. Man versucht, die lustigen Seiten an den Dingen zu sehen, obwohl es nicht immer leicht ist.
Können Sie es trotzdem genießen, zurückzublicken?
Das kann ich. Erinnerungen sind Luxus. Es ist wichtig für mich, sie zu haben. Besonders auch für meine Arbeit als Songwriter. Auf gewisse Weise bringt mir das John zurück. Es ist so, als würden John und ich wieder gemeinsam die Straße entlanglaufen.
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