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Start Blog Seite 85

Werkschau: Standardzeit

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Über die vergangenen 50 Jahre hinweg haben sich zahlreiche Rockstars an den großen amerikanischen Standards versucht. Aber welche lohnen ein genaueres Hinhören?

„Rock’n’Roll riecht verlogen und falsch“, sagte Superstar Frank Sinatra Ende der 50er. „Er wird
größtenteils von idiotischen Rowdys gesungen, gespielt und geschrieben.“ 30 Jahre später fühlte er sich womöglich bestätigt, als einige dieser idiotischen Rowdys anfingen, seine Art von Musik zu covern. Es gab in den 60ern zwar schon ein paar frühe Beispiele, etwa The Supremes und Aretha Franklin, doch das Phänomen, dass Rock- und Popsänger Alben mit Standards aufnahmen, begann – wie so vieles – mit den Beatles. Und ausgerechnet der Beatle, den man am wenigsten qualifiziert gehalten hätte, große amerikanische Songwriter wie Cole Porter und Johnny Mercer zu interpretieren, brachte diesen Trend ins Rollen. Ringo Starrs Solodebüt SENTIMENTAL JOURNEY (1970) löste zwar nicht unbedingt eine Flutwelle aus, doch es wurde zur Blaupause für sämtliche „Great American Songbook“-Projekte, die folgen sollten.

Ein Jahrzehnt später wurde das Konzept „Zeit für Standards“ dank Linda Ronstadts Grammys abräumender Albumtrilogie aus WHAT’S NEW, LUSH LIFE und FOR SENTIMENTAL REASONS zu einem beliebten Karriereschritt. Warum aber alte Klassiker covern, die eine vorangegangene Generation von Sängern berühmt gemacht hatte? Erstens: Sie sind zeitlos. Ausgeklügelt, melodisch, voller Herz, aber auch wandelbar genug, um auf viele verschiedene Weisen interpretiert zu werden. Zweitens können Sänger*Innen so in Würde altern und ihre stimmlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen, während sie zudem noch ein ganz neues Publikum ansprechen. Man halte sich zum Beispiel vor Augen, dass Rod Stewarts IT HAD TO BE YOU von 2002 das erste Nr.-1-Album des Sängers seit 1979 war. Und drittens ist es die Bestätigung, dass gute Musik ein Kontinuum ist, keine Sammlung gegensätzlicher Stilrichtungen. Über die Jahre hinweg waren die erfolgreichsten Ausflüge Richtung Songbook stets jene, bei denen die Interpreten eine Geschichte und emotionale Verbindung zu dem Material hatten. Man kann hören, dass
Harry Nilsson, Paul McCartney und Brian Wilson die Standards nicht nur kannten, sondern deren Einflüsse auch in ihre eigene Arbeit eingebaut hatten.

Ein sensibler Arrangeur wie Nelson Riddle oder Quincy Jones ist ebenfalls unerlässlich, um den passenden Swing und Esprit einzufangen. Sängerinnen wie Carly Simon und Cyndi Lauper schlugen sich auf solchen Alben achtbar, doch die Arrangements litten bisweilen an der Farblosigkeit von Fahrstuhlmusik. In jüngerer Vergangenheit gab es kaum noch solche Werke, doch es werden sicher
wieder mehr davon kommen. Oder, wie es in einem dieser geliebten Standards so schön heißt: „Moonlight and love songs, never out of date“.

Unverzichtbar

Harry Nilsson, A LITTLE TOUCH OF SCHMILSSON IN THE NIGHT (RCA 1973)

Harry Nilsson A little touch

Als Nilsson ankündigte, dieses Album machen zu wollen, flehte sein Label ihn an, es bleiben zu lassen, und sein Produzent weigerte sich, daran mit ihm zu arbeiten. Es galt als Karriere-Selbstmord. Doch Nilsson bestand darauf. Und sein engelsgleicher Tenor hauchte Standards wie ›What‘ll I Do‹ und ›Makin‘ Whoopee‹ neues Leben ein. Er engagierte Sinatras Arrangeur Gordon Jenkins, um den verwobenen Songzyklus zu konstruieren. Nach Nilssons atemberaubender Fassung von ›Somewhere Over The Rainbow‹ bei einem Live-Konzert-Special der BBC sah Jenkins ihn an und sagte: „Jetzt glaube ich“. Eine wohlverdiente Segnung von dem Mann, der mit „The Voice“ zusammengearbeitet hatte.

Paul McCartney, KISSES ON THE BOTTOM (HEAR MUSIC 2012)

In Würde zu altern ist nicht leicht, erst recht nicht für Rocklegenden. Paul McCartney feierte seinen 70. Geburtstag mit einer Platte, die in seinen Worten von „Erinnerungen und dem Singen mit der Familie“ inspiriert war. Macca arbeitete hier mit Produzent Tommy Lipurna sowie Diana Krall zusammen, die die üppigen, zartfühlenden Arrangements schrieb, und trat aus dem Beatle-Modus heraus, um eine verletzliche, zerbrechliche Version von sich zu präsentieren. McCartney lieferte dabei Songs mit einer Intimität und Tiefe ab, wie er es seit 30 Jahren nicht mehr getan hatte. Zu den Highlights gehören ›The Glory Of Love‹ und ›The Inch Worm‹, während seine Eigenkomposition ›My Valentine‹ sich als neuer Standard nahtlos einfügt.

Wunderbar

Ringo Starr, SENTIMENTAL JOURNEY (APPLE 1970)

Drei Jahre vor Nilsson wurde Ringo zum ersten Rockstar, der in der Nostalgie der Swing-Ära schwelgte. Ein All-Star-Ensemble von Arrangeuren, darunter George Martin, Quincy Jones und Elmer Bernstein, sorgten für die Bläserstöße und den Streicherzucker, doch es war Ringos typischer Charme, der die Sache rund machte. Sein bodenständiges Croonen riss den modrigen Frack von Gassenhauern wie ›Bye Bye Blackbird‹ oder ›Stardust‹ und steckte sie stattdessen in Jeans und Cord.

Linda Ronstadt, LUSH LIFE (ASYLUM 1984)

Linda Ronstadt sagte, sie wollte „diese Songs davor retten, für den Rest ihres Lebens in Fahrstühlen auf und ab zu fahren“. Über drei aufeinanderfolgende Alben tat sie das und erhob das Konzept von Rockstars, die Standards interpretieren, zu einem lukrativen und respektierten Geschäft. Teil 2 ihrer Trilogie ist der stärkste mit so euphorischen wie einfühlsamen Fassungen von ›Skylark‹, ›Mean To Me‹ und ›I’ve Got A Crush On You‹. Ihr Retro-Trip ist so überzeugend, weil sie nicht nachzuahmen versucht, sondern einfach nur sie selbst bleibt.

Brian Wilson, REIMAGINES GERSHWIN (DISNEY, 2010)

Was, wenn Brian Wilson im New York der 20er statt im Kalifornien der 60er groß geworden wäre? Sein Cover-Album mit Songs eines gleichgesinnten Komponisten beantwortet diese Frage. Höchst ambitioniert denkt diese Platte Gershwin tatsächlich neu und verschmilzt ihn mit Wilsons eigener, unverwechselbarer DNA, um eine Art generationsübergreifenden Mash-up zu erschaffen. ›They Can‘t Take That Away From Me‹ ist bereit fürs Surfbrett. Ein sträflich übergangenes Juwel in Wilsons Spätwerk.

Joni Mitchell, BOTH SIDES NOW (REPRISE, 2000)

Auf ihrer opulent orchestrierten 12-Song-Suite zeichnet Joni Mitchell eine Beziehung nach, vom Flirten über den Vollzug bis zur Desillusionierung und der anschließenden Akzeptanz. Ihre Stimme, auf ihrem eigenen Material so idiosynkratisch in Ton und Phrasierung, erweist sich als überraschend anpassungsfähig. Und etwas an der Direktheit einiger dieser Nummern entlockt ihr tiefere emotionale Nuancen. Eine Platte, die eine nachdenkliche Stimmung aufrecht erhält, wie das sonst nur Sinatras besten Konzeptalben gelang.

Anhörbar

Jeff Lynne, LONG WAVE (FRONTIERS, 2012)

Jeff Lynnes Signature Sound ist so unverwechselbar, dass diese Standards wie Fanlieblinge aus dem ELO-Backkatalog klingen. Bei wiederholtem Hören wird aber deutlich, wie die großen Songschmiede von gestern, etwa Rodgers & Hammerstein (›If I Loved You‹), Charles Aznavour (›She‹) oder Warren & Gordon (›At Last‹), Lynne mit den dissonanten Kontrapunkten und inspirierten Wendungen versorgten, die zu den Säulen seines eigenen Stils wurden. Spektakulär: Lynnes rührende Version von Charlie Chaplins ›Smile‹.

Glenn Frey, AFTER HOURS (UNIVERSAL, 2012)

Glenn Frey war eindeutig ein Fan des Nat King Cole Trios, denn er stellte gleich drei von dessen bekanntesten Hits an den Anfang seines Albums. Er mag nicht Coles Talent besessen haben, eine Band zum Swingen zu bringen, doch er verfügte über eine ähnliche Entspanntheit, die ihn diese Songs ohne jegliche Prätention interpretieren ließ. Die Tatsache, dass dies Freys letzte Aufnahmen vor seinem viel zu frühen Tod 2016 sind, verleiht ihnen eine zusätzliche Eindringlichkeit, vor allem dem Titelstück mit seinem Thema der Sterblichkeit.

Jimmy Page: Erster Live-Auftritt in 12 Jahren

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Am 04. November stand Jimmy Page bei der jährlichen Einführungsfeier in der Rock And Roll Hall Of Fame live auf der Bühne. Dieser Auftritt markierte die erste Live-Darbietung des Led-Zeppelin-Gitarristen in 12 Jahren. Zu Ehren von Link Wray spielte er dessen Song „Rumble“ auf seiner legendären Gibson-Doubleneck.

Video der Woche: Bryan Adams feat. Tina Turner ›It’s Only Love‹

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Bryan Adams wird heute 64 Jahre alt. Zum Ehrentag des kanadischen Megastars blicken wir heute auf die 80er Jahre und sein fulminantes Duett mit Tina Turner zurück. ›It’s Only Love‹ stammt von Adams Überalbum RECKLESS von 1984, welches dem Künstler den großen Durchbruch bescherte.

Das Video wurde 1985 während Tina Turners „Privat Dancer“ Tournee gedreht. Es war das erste Video, für dessen Mitschnitt eine Skycam genutzt wurde. 1986 gewann der Clip bei den MTV Video Music Awards den Preis für „Best Stage Performance“.

Uriah Heep: Demut trifft Altersweisheit

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Uriah Heep gehören zu den stilprägendsten und erfolgreichsten Vertretern des Hardrock, die mit Alben wie SALISBURY (1971) oder DEMONS AND WIZARDS (1972) das Genre neu definiert haben. Ihre Bandgeschichte ist neben Superhits wie ›Lady In Black‹, ›Look At Yourself‹ oder ›Easy Livin’‹ auch geprägt von einem rotierenden Band-Karussell mit vielen musikalischen Differenzen, diversen Drogenproblemen und Todesfällen. Ken Hensley war von 1970 bis 1980 Keyboarder, Gitarrist, Sänger und Songschreiber bei Uriah Heep. In unserem letzten Interview mit ihm (2020) kramte er in seinen Erinnerungen – und gab uns ein Update, was er in nächster Zeit plant.

Ken, eigentlich sollte in diesem Jahr eine riesige Party steigen: Du bist 75 Jahre alt geworden und Uriah Heep ganze 50 Jahre – dann kam Corona und machte einen dicken Strich durch die Rechnung. Wie geht es dir damit?
Das ist alles halb so schlimm. Wenn heute noch David Byron oder Gary Thain leben würden, wäre eine Party ein schöner Anlass gewesen, ein paar Songs zusammen zu spielen. Für mich sind diese beiden runden Geburtstage natürlich eine schöne Sache. Ich bin 75 und gesund, was will ich mehr? Und wenn ich dann noch weiß, dass vor 50 Jahren das erste UriahHeep-Album erschienen ist, denke ich: Ich hätte nie gedacht so alt zu werden. Mit 25 glaubte ich, dass mit 35 das Leben vorbei ist. Und wir haben damals so gelebt, dass das durchaus möglich gewesen wäre. Es ist schon eine traurige Geschichte, dass so viele meiner alten Freunde nicht mehr da sind.

Seit nunmehr 18 Jahren wohnst du in Spanien, was gefällt dir an Land und Leuten?
Ich wohne hier ziemlich weit im Süden – quasi in der Nähe von Alicante, was noch etwa 50 Kilometer entfernt liegt. Wir unterhalten und bewirtschaften einen großen Bauernhof – meine Frau ist ja Spanierin. Die Mentalität ist schon anders, als man es von England oder Deutschland her kennt. Die Leute haben eine „kuriose“ Mentalität. Wenn wir Erntehelfer brauchen, stehen sie auf der Matte und bewerben sich für den Job, weil sie das Geld brauchen. Nur in der tatsächlichen Arbeitsumsetzung sieht es dann doch etwas anders aus, die meisten bevorzugen den „Siesta-Modus“. Aber die Landschaft hier ist traumhaft, es gibt herrliche und vor allem bezahlbare Weine – und ich verbringe viel Zeit in unserem Garten. Wir haben auch ein paar Tiere, zum Beispiel Hühner, Ziegen und Schafe. Ich führe ein zufriedenes Leben in einer schönen Umgebung – besser geht es nicht.


Wie ist deine Einstellung zur modernen Technologie?

Mit dem Internet stehe ich nicht auf Kriegsfuß, Zoom-Konferenzen nutze ich oft und schreibe auch viele Kurznachrichten vom Handy aus. Alle meine Freunde kann ich in jedem entlegenen Winkel der Welt erreichen. Spotify zum Beispiel nutze ich nicht so oft. Ich habe da zwar einen Account und meine Songs kann man sich da auch anhören. Die können sogar in Ländern wie Russland angehört werden und das empfinde ich als große Ehre. Bei Facebook bin ich ungefähr nur einmal die Woche, um die Nachrichten zu checken, die mich erreicht haben. Die Klatschund Tratsch-Geschichten, die immer wieder in den sozialen Medien rumgeistern, interessieren mich nicht: Wer nutzt welche Zahnpasta, welche Farbe haben die neuen Schuhe von XY und diese ganzen manipulativen Fake-News-Geschichten – das ist nicht meine Welt. Aber ich informiere mich natürlich über das Weltgeschehen und so schaue ich mir gelegentlich auch an, was auf meiner Timeline zu sehen ist.


Wenn du dir politische Gestalten wie Donald Trump oder Boris Johnson anschaust – das sind schon gute Gründe, den Computer schnell wieder auszuschalten, oder?
Wenn du der Überzeugung bist, nicht ganz auf den Kopf gefallen zu sein, und dann deine Einschätzung der Lage mit dem vergleichst, wie diese Personen „probieren“, das Weltgeschehen mitzugestalten, dann kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass ich viele Leute kenne, die das erheblich besser machen würden. Sogar ich als Ex-Rockstar und ehemaliger Drogensüchtiger glaube, dass ich den Job des US Präsidenten, was ja ein Amt mit hoher, globaler Bedeutung ist, weitaus besser machen würde. Und das ist doch zum Verzweifeln. Aber generell bin ich sehr interessiert am Tagesgeschehen, ich verbringe viel Zeit mit Zeitunglesen und verfolge die Nachrichten.

Was steht aktuell bei dir auf dem Zeitplan?
Im Januar 2021 wird ein neues Soloalbum von mir erscheinen, ich arbeite da gerade viel an den Texten, es soll ein extra Booklet dazu geben. Zudem schreibe ich an dem zweiten Teil meiner Autobiografie. Dann gibt es noch ein Album, das ich zusammen mit einem russischen Dichter erarbeitete, das auch Anfang nächsten Jahres herauskommen soll. Außerdem gibt es ein Projekt mit Richard Evans, einem Musiker und Tontechniker aus dem direkten Umfeld von Peter Gabriel, das wir zusammen in England in einem Studio in Sumerset aufgenommen haben. Und ein paar Dinge, die noch nicht ganz spruchreif sind,
habe ich auch noch in der Schublade liegen. Ich probiere jeden Tag aufs Neue, fleißig zu sein – und das Schreiben von Songs nimmt dabei eine sehr zentrale Stellung ein.

Das ist eine ganze Menge. Würdest du dich selbst als Workaholic bezeichnen, der immer in Bewegung bleiben muss?
Ich glaube nicht, denn ich arbeite schon sehr konzentriert. Und es gibt auch immer wieder Auszeiten, was ja auch gesund ist. Es ist nicht so, dass ich wie ein Besessener aufstehe und dann den ganzen Tag etwas produzieren muss, bis ich mich abends wieder hinlege. Ich kann meine Zeit genießen, lege mich auch gerne an den Pool oder gehe spazieren, wenn ich eine Auszeit brauche.

Blackie Lawless von W.A.S.P. sagte mal, dass du quasi die Bibel für Heavy-MetalKeyboards geschrieben hättest. Ein besseres Kompliment ist kaum vorstellbar, oder?
Nun, ich habe sehr lange an diesem Instrument erprobt, fast mein ganzes Leben lang. Ganz am Anfang war ich froh, dass überhaupt irgendwelche Tonfolgen rauskamen, die nicht krumm und schief klangen. Später habe ich mir eine sehr aggressive Spielweise angeeignet. Danke an Blackie für das schöne Kompliment. Aber ich bin nicht ganz sicher ob es auch tatsächlich so stimmt. Denn ich bin ja nicht der einzige Keyboarder auf der Welt, der seine Fußspuren in der Rockmusik hinterlassen hat.

Meilensteine: Focus gründen sich

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November 1969: Gitarrenvirtuose Jan Akkerman schließt sich der Formation The Rebaptised an, wenig später umbenannt in Focus.

In purer Jazz-Rock-Begeisterung musizierten Keyboarder, Flötist und Vokalist Thijs van Leer, Bassist Martijn Dresden und Drummer Hans Cleuver als The Rebaptised. Im November 1969, während Theaterproben, in denen van Leer und Co. als Teil von Ramses Shaffys Theatertruppe agierten, trafen sie auf Gitarrenvirtuose Jan Akkerman von der schon weit über Hollands Grenzen hinaus
populären Jazz-Blues-Rock-Formation Brainbox. Thijs van Leer erinnert sich an diese erste Begegnung: „Shaffy lud Jan zum Jammen ein – wir spielten über Stunden!“ Zum Verdruss von Brainbox stieg Akkerman bei The Rebaptised ein, rasch umbenannt in Focus. Seine Premiere feierte das Quartett im Bird‘s Club in Rembrandtplein. Um sich über Wasser zu halten, fungierten Focus als Backingband in
der holländischen Produktion des Musicals „Hair“. Das LP-Debüt FOCUS PLAYS FOCUS (1970) – eine instrumentale Stilüberblendung aus Jazz, Rock, Klassik, Pop und Folk – entstand parallel für das Label Imperial. Auf Wunsch von Akkerman mussten wenig später Dresden und Cleuver gehen, ersetzt durch Bassist Cyril Havermans und Brainbox-Drummer Pierre van der Linden. FOCUS II/MOVING WAVES entstand unter der Ägide von Produzent Mike Vernon in London und brachte den internationalen Durchbruch, inklusive USA.

Lobhudeleien gab es für Akkermans hyperschnelle Fingerfertigkeit sowie Thijs van Leers exzessive Keyboard- und Querflöten-Einlagen. Im Ohr blieben auch van Leers bizarr-groteske Vokalbeiträge aus urigem Gepfeife, Gejodel und Falsettüberschlägen – prinzipiell mehr Not als Tugend, da sich kein geeigneter Sänger fand. 1971 ging Havermans auf Solokurs – Bert Ruiter stieg ein. Mit den weltweit in den LP-Charts vertretenen FOCUS 3 (1972) sowie HAMBURGER CONCERTO (1974) und MOTHER FOCUS (1975) für Polydor zementierte sich die globale Akzeptanz. Unterfüttert durch die Singlehits ›House Of The King‹, ›Hocus Pocus‹, ›Tommy‹, ›Sylvia‹, ›Hocus Pocus II‹ und ›Harem Sca-
rem‹. Im Sommer 1973 stieg Pierre van der Linden aus, für ihn kam der Brite Colin Allen von den implodierten Stone The Crows. Trotz Erfolgskurs rumorte in Focus ein konstanter Unruheherd – was zur Destabilisierung beitrug. Allen schied 1975 im Streit aus, für ihn kam Steve Smith. Akkerman ging 1976, ersetzt zuerst von Philip Catherine, dann Eef Albers. P. J. Proby übernahm 1977 als Vokalist.
Mehrmalige spontane Trennungen mit raschen Reunions erlebte das Quartett auch nach der ersten Auflösung 1978. Seit 2001 sind Focus, trotz weiterer Musikerwechsel, als Band wieder einigermaßen stabil.

The Beatles: Ihr finaler Song ›Now And Then‹

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Zusammen mit Peter Jackson, dem Regisseur der gefeierten Beatles-Doku „Get Back“, und dessen Know-How im Bereich KI haben Paul McCartney und Ringo Starr den „letzten Beatles-Song“ fertig gestellt, der heute erscheint. Mithilfe von künstlicher Intelligenz wurde John Lennons Stimme von einer alten Demo-Kassette extrahiert, so dass McCartney die Einzelspur nutzen konnte, um ein “bereits fertig geschriebens Musikstück zu komplettieren.”

Das Demo hatte John Lennon vor seinem Tod an seinem Klavier in seinem Zuhause in New York aufgenommen. Nach dessen Ermordung im Jahr 1980 hatte seine Frau Yoko Ono das Demo an die drei anderen Beatles übergeben. Paul, George und Ringo hatten dann ihre Ideen zu Johns Vorlage ausgearbeitet und eingespielt. Erst dank der jüngsten Technologien war es McCartney und Starr nun möglich, Lennons Stimme isoliert zu extrahieren und in den Song einzubauen.

„… und da war sie plötzlich: Johns Stimme. Absolut klar. Ein echt emotionaler Moment war das“, berichtet Paul McCartney über die Entstehung der neuen Single. „Wir alle sind drauf zu hören, also ist es eine echte Beatles-Aufnahme. Dass wir im Jahr 2023 immer noch an Musik der Beatles arbeiten…, dass wir einen neuen Song veröffentlichen können, den die Leute noch nicht gehört haben – ich finde das einfach wahnsinnig spannend!“

Der Track heißt ›Now And Then‹ und ist gerade auf diversen Streaming-Plattformen erschienen:

In einer knapp 20-minütigen Mini-Dokumentation erklären alle Beteiligten, wie der finale Song schließlich über Jahrzehnte hinweg zustande kam.

Am 03. November erscheint ein passendes Musikvideo zum Song, bei dem Peter Jackson Regie führt. Außerdem kann man die Single dann in verschiedenen Formaten (7“, 12“ und CD) erwerben. Ab dem 10. November gibt es außerdem die neu abgemischten Neuauflagen der Compilations 1962-1966 („rotes Album“) und 1967-1970 („blaues Album“) auf dem Markt.

50 Jahre AC/DC: Joe Eliott über POWERAGE

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2023 feiern wir 50 Jahre AC/DC. Und die Stars feiern mit! Musiker und Kollegen der australischen Legenden erzählen von ihren Lieblings Accadacca-Platten:

AC/DC haben so viele tolle Platten gemacht, aber für mich ist POWERAGE unschlagbar. HIGHWAY TO HELL ist großartig. BACK IN BLACK ist unglaublich. Aber auf den Alben war die Produktion anders. Das waren Studioplatten, während POWERAGE wirklich einf ing, wie die Band live spielte. Außerdem klingt sie am besten unter denen, die sie mit Harry Vanda und George Young als Produzenten gemacht haben. Es hat dieses Live-im-Studio-Gefühl, aber ist auch kraftvoller als LET THERE BE ROCK oder DIRTY DEEDS DONE DIRT CHEAP. Und im Gegensatz zu LET THERE BE ROCK ist auf POWERAGE alles richtig gestimmt! Da sind so viele fantastische Lieder drauf. ›Rock And Roll Damnation‹ – oder „Rock And Roll Dalmatian“, wie wir es immer nannten – ist ein genialer Opener. Dann sind da noch ›Riff Raff‹, ›Sin City‹, ›Gimme A Bullet‹, ›Down Payment Blues‹ … Ich würde meine eigene Mutter erschießen … okay, nein, das würde ich nicht tun, aber ich würde etwas sehr Drastisches tun, um solche Songs schreiben zu können. Umwerfend, absolut umwerfend – die ganze Platte. Das Intro zu ›Down Payment Blues‹ ist unfassbar. Für AC/DC ziemlich subtil, und wunderschön umgesetzt. Ich würde sagen, es ist genauso gut wie ›Live Wire‹, und das ist ziemlich schwer zu überbieten. Einer der richtigen Deep Cuts, die ich total liebe, ist ›What’s Next To The Moon‹.

Wie Bon singt: „I tied my baby to the railroad tracks …“ Niemand schrieb Texte wie Bon. Der Mann hatte die beste raue, beseelte Stimme und den besten Sinn für Humor aller Zeiten. Er war einer der Jungs und man wollte unbedingt mit einem solchen Typen abhängen. Und Gott sei Dank durfte ich das auch drei Wochen lang, als Def Leppard 1979 die Vorgruppe von AC/DC waren. Bon lieh mir zehn Pfund und ich hatte nie die Gelegenheit, sie ihm zurückzuzahlen. Als wir mal in Australien spielten, besuchte ich seine Heimatstadt, wo eine Statue von ihm steht. Ich fand, das war ich dem Gedenken an ihn schuldig. Einige von Bons besten Sachen sind auf POWERAGE: die Geschichte von der Junkie-Freundin in ›Gone Shootin’‹, die Sachen über die Arbeitslosigkeit in ›Down Payment Blues‹ und all die tollen Zeilen in
›Sin City‹: „Bring on the dancing girls and put the champagne on ice!“ Fantastisch. Als wir unsere ersten Gigs bekamen, spielten wir oft ›Sin City‹. Das und ›Problem Child‹. Und auch da ist es das Intro von ›Sin City‹, das richtig einschlägt. Dieser Richtungswechsel in vier Akkorden – bang, bang, bang, bang! So fucking cool. Viele haben versucht, AC/DC zu kopieren, aber niemandem ist es auch nur annähernd gelungen. Was man auf POWERAGE hört, ist einfach eine großartige Band mit einer großartigen Dynamik. Phil Rudd ist einer der besten Rockschlagzeuger aller Zeiten.

Der Rhythmus in dieser Gruppe ist überragend – Phil, Cliff Williams am Bass und Malcolm Young an der Rhythmusgitarre. Immer wenn ich sie live sah, liebte ich es, wie Malcolm und Cliff auf der Bühne nahe an der Backline blieben, um alles zusammenzuhalten. Da gab es keine Egos. Sie hielten sich einfach im Hintergrund, während Angus seine ganze Show abzog. Und dann stand da Bon, einfach der coolste Typ aller Zeiten. Sie hatten das perfekte Gleichgewicht. Ich glaube nicht, dass Malcolm jemals Soli spielen wollte. Er war glücklich damit, einfach der Typ zu sein, der den Beat am Laufen hält. AC/DC hatten einfach dieses Ding, das andere nicht hatten. Ich hasse diesen Begriff „X factor“, denn diese Castingshow hat ihn ruiniert, doch genau das hatten AC/DC – diese Extraportion Magie, die sich alle wünschen. Aber man hat sie oder hat sie eben nicht. Das kann man nicht erzwingen. UFO hatten das mit Schenker, Thin Lizzy hatten es mit dem klassischen Line-up mit Brian Robertson und Scott Gorham. Und AC/DC hatten es absolut, als sie POWERAGE machten. Aus gutem Grund findet Keith Richards, es sei eine der besten Platten, die je gemacht wurden. Wie es so schön heißt: Das ist keine Astrophysik. Es ist einfach purer Rock’n’Roll.

Flashback: CCRs WILLY AND THE POOR BOYS erscheint

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1969 veröffentlichten CCR gleich drei Alben. Nach BAYOU COUNTRY und GREEN RIVER erschien am 02. November WILLY AND THE POOR BOYS und präsentierte sich in einer lockereren, fröhlicheren Stimmung. Fogerty hatte immer noch einige Hühnchen zu rupfen, warnte auf ›Effigy‹ vor sozialen Unruhen und lieferte einen der größten Protestsongs mit dem flammenden ›Fortunate Son‹.

Aber abgesehen davon verlieh er WILLY AND THE POOR BOYS einen sanfteren Anstrich, was Songs wie ›Down On The Corner‹ und die traditionelle Knastbruder-Ballade ›The Midnight Special‹ im Gospel-Stil beweisen.

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