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Das letzte Wort: Suzi Quatro

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Man könnte der vielseitig begabten Detroit-Rockerin Suzi Quatro niemals vorwerfen, auf der faulen Haut zu liegen. Letztes Jahr veröffentlichte sie das Album FACE TO FACE (ihre viel gelobte Zusammenarbeit mit KT Tunstall), momentan ist sie mitten in einer laufenden Tournee und hat bereits den Großteil ihres 18. Studiowerks geschrieben. Von der 60s-Teenager-Garagenband The Pleasure Seekers über die lederbekleidete Glam-Ikone der 70er Jahre bis hin zur unermüdlichen Elder Stateswoman hat Quatro sich als außergewöhnliche TV- und Musicaldarstellerin, Radiomoderatorin, Dichterin und Romanautorin bewiesen. Was auch immer einem einfällt, Suzi hat es getan. Aber 60 Jahre im Rockgeschäft …

Sicherlich ein Irrtum?
Jeder schaut mich an und fragt: „Wie lange?“ Am 3. Juni wurde ich 74. Ich fing mit 14 an, und da ich aus einer musikalischen Familie stamme, war ich bereits in klassischem Klavier und Percussion ausgebildet, als wir die Gruppe gründeten. Niemand wollte den Bass, also bekam ich ihn, was mir recht war. Mein Vater erlaubte mir, die Schule zu verlassen, wir gingen auf Tournee und ich wurde sofort Profimusikerin. Wir mussten nie darum kämpfen, eine Band zu sein, es war keine rebellische Sache, es wurde einfach akzeptiert.

Bevor du die Pleasure Seekers gegründet hast, hattest du ab dem Alter von sieben Jahren mit dem Art Quatro Trio deines Vaters gespielt.
Ich bediente die Bongos. Deshalb betrachtete ich mich als Beatnik, weil ich Bongos spielte und Gedichte rezitierte, und eigentlich ist das heute noch genauso.

Vieles hat sich seit deinem Einstieg ins Musikgschäft verändert, nicht zuletzt die Präsenz von Künstlerinnen als Branchenmogule. Du warst eine Art Pionierin, die von Anfang an die volle Kontrolle über ihre Karriere übernahm.
Mir war nicht mal bewusst, dass das, was ich da tat, ungewöhnlich war. Ich war einfach nur ich, rockte ab. Erst [Produzent] Mickie Most – er entdeckte mich und brachte mich nach England – sagte mir, dass ich einzigartig sei. Ich dachte: „Was? Warum sagt er das zu mir?“ Und selbst nachdem die Hits 1973 anfingen, verstand ich es immer noch nicht. Das passierte erst, als ich meine Dokumentation „Suzi Q“ [2019] sah und Debbie Harry, Chrissie Hynde, Lita Ford, Joan Jett, Donita Sparks, Tina Weymouth und KT Tunstall darin im Grunde alle das Gleiche sagten: Wir hätten nicht getan, was wir getan haben, wenn Suzi es nicht zuerst gemacht hätte. Das war das erste Mal, mit 69 Jahren, dass ich begriff, was ich erreicht hatte.

Du bist sehr aktiv in den sozialen Medien.
Ich war schon immer ein praktischer Mensch. Ich verstecke mich nicht. Das habe ich nie getan. Selbst als ich von Fans überrannt wurde, habe ich mich nicht versteckt. 1973 entschied ich, dass ich entweder mit Baseballkappe und Brille oder als ich selbst ausgehe, und ich ging als ich selbst – und habe ein Leben. Wenn man heute nicht in den sozialen Medien ist, ist man tot. Man muss dabei sein. Sobald ich damit anfing, gefiel es mir, mit anderen in Kontakt zu treten.

Du bist später in diesem Jahr wieder auf Tournee.
Wir filmen im London Palladium, was immer eine Herausforderung ist. Jeder Auftritt ist eine Herausforderung, um die Wahrheit zu sagen. Ich ruhe mich nicht auf meinen Lorbeeren aus und bin nie mit der Einstellung da rausgegangen: „Sie lieben mich heute Abend eh.“ Nie. Eher: „Ich hoffe, sie mögen mich.“ Obwohl ich fairerweise sagen muss, dass ich auf dem Höhepunkt meiner Leistung stehe. Ich mache eine zweistündige Show mit einer Pause, damit ich ein Lied auf dem Klavier, ein Duett auf den Drums und ein sechseinhalbminütiges Basssolo spielen kann. Und zum Glück haben meine gesanglichen Fähigkeiten nicht nachgelassen.

Deine Stimme hat heute eine warme Reife, du bist zu einer anderen Suzi herangewachsen.
Als wir das Album IN THE SPOTLIGHT [2011] machten, meinte [Produzent] Mike Chapman, der meine Stimme wahrscheinlich besser kennt als ich: „Suzi, ich liebe, was das Leben mit deiner Stimme gemacht hat.“ Man hört die Erfahrung. Man hört das Leben. Ich spreche immer mit dem Publikum während meiner Show, und das Erste, was zur Sprache kommt, ist mein Alter, weil ich stolz darauf bin. Ich jage nicht der 24 hinterher, sondern bin mit 74 immer noch da oben, schüttle meinen Hintern … Das ist widerlich. (lacht)

Vor nicht allzu langer Zeit haben wir deinen großen Freund Steve Harley verloren.
Steve war so ein netter Kerl. Er hatte damals einen Hit mit ›Phantom Of The Opera‹, und er sollte die Rolle im Musical übernehmen, die Michael Crawford spielte. Steve Harley war bei der Premiere mit mir, und als wir uns backstage unterhielten, fragte ich: „Was denkst du?“ Und er sagte: „Michael Crawford ist großartig. Ihm fehlt nur eines.“ Ich erwiderte: „Was denn?“ Er antwortete: „Ein guter Hinkefuß“ (lacht)

Wann immer ich dich frage, was als Nächstes kommt, folgt eine ganze Liste – Aufnahmen, Schreiben, Fernsehen, Radio, Poesie und so weiter. Bist du die am härtesten arbeitende Frau im Showbusiness?
Das haben mir schon viele Leute gesagt, also ist es wohl so. Ohne Anzeichen, langsamer zu werden. Ich weiß nicht, woher ich diese Energie bekomme. Ich wurde einfach so geboren. Ich hatte schon immer viel Energie, und das ist mir bis heute geblieben.

Du musst schon immer ein hohes Arbeitpensum gehabt haben. Während du mit deinem Vater und dann The Pleasure Seekers gearbeitet hast, hast du vermutlich auch eine Art Schulbildung erhalten?
Ich habe die Schule früh verlassen, aber bin dennoch äußerst belesen. Ich kann schnell tippen und beherrsche Kurzschrift.

Falls du jemals darauf zurückgreifen musst.
Nein, danke. Aber es ist ein Segen, tippen zu können – ich bin an meinem zweiten Roman, meinem siebten Buch insgesamt, und habe fast genug Gedichte für meinen dritten Gedichtband. Und wir haben 14 Lieder für das nächste Album fertig. Ich wusste immer, dass ich schauspielern kann, das ist ein Kinderspiel. Ich hätte statt Musik in die Schauspielerei gehen können.

Du bist eine Allround-Entertainerin – wie Alice Cooper ohne Golf.
Alice und ich sind sehr, sehr gute Freunde, seit wir 15 waren. Wir sind uns sehr ähnlich, Alice und ich. Tatsächlich macht er einen Track mit mir für meine nächste Platte.

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Bones Owens: Nashville-Garage-Rock trifft auf Manchester-Sound

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Oft sind Retro-Rocker dermaßen in ihrer Begeisterung für die 60er und 70er verhaftet, dass ihre Musik einfach nicht innovativ klingen mag. Anders ist es bei Bones Owens, der den Black-Keys-geprägten, zeitgenössischen Nashville-Garage-Sound um spannende Nuancen erweitert – 90s-Alternative-Rock zum Beispiel. (Text: Philipp Opitz)

Bones, dein Gesang klingt ein bisschen nach Steve Miller und dein Songwriting grundlegend nach Creedence Clearwater Revival – aber irgendwie ist da doch noch mehr dahinter, oder?
Den Steve-Miller-Vergleich habe ich auch schon gehört und das ist ein riesen Kompliment für mich. Und ja, die ersten Schallplatten, die ich mir jemals angehört habe, waren CCR- Alben aus dem Plattenschrank meines Vaters. Meine Mum besaß einen Antiquitätenladen, über dem wir gewohnt haben. Auch hier gab es viel Möglichkeiten, Vinyl-Platten zu durchforsten. Mit Eric Burdon und WAR entdeckte ich den Soul, was meine musikalische Entwicklung förderte, gerade gesanglich. Bei meiner aktuellen Musik habe ich auch noch Einflüsse aus Hillbilly und Country sowie Delta-Blues einfließen lassen. Junior Kimbrough und R.L. Burnside sind für mich immer noch enorm wichtige Inspirationsquellen.

Frisch klingt deine Musik aber auch, weil man daneben eine ordentliche Prise 90s-Alternative-Rock heraushört, richtig?
Ja, bereits auf meinem Vorgängeralbum gab es mit ›Keep It Close‹ einen Song, bei dem die Leute meinten, dass er nach Oasis klingt. Natürlich haben wir in den 90ern jede Menge Alternative gehört und WHAT’S THE STORY MORNING GLORY lief da auch bei mir rauf und runter. Also habe ich überhaupt kein Problem damit, dass auch etwas Manchester-Sound in meiner Musik gelandet ist. Wahrscheinlich hat auch noch ein bisschen Grunge seinen Weg in mein Songwriting gefunden. Darüber hinaus sind mein Produzent Paul Moak und ich riesige Fans von Black Rebel Motorcycle Club.

Apropos, du kommst gerade von einer Tour, die du auf deiner Harley-Davidson bestritten hast – ganz romantisch nur mit einer Gitarre auf dem Rücken. Wie kann man sich das genau vorstellen?
So auf Tour zu gehen, war ein lang gehegter Traum von mir. Eigentlich hätte es letzten Herbst losgehen sollen, doch auf einer Probefahrt, einen Tag davor, rannte mir ein Reh ins Motorrad. Das arme Tier war sofort tot, was mir unendlich leid tat, denn ich war mit hoher Geschwindigkeit unterwegs. Auch hatte ich wahnsinniges Glück, dass ich nicht vom Motorrad geschleudert wurde, sondern mir lediglich das Bein gebrochen habe. Der Trip fand dann also jetzt im Juni statt. Eine tolle Erfahrung, denn ich bespielte nur kleine Locations oder Radiosender – und übernachtete bei Freunden oder Familie. Das hatte etwas sehr Versöhnliches, auch wenn ich manchmal bei strömendem Regen stundenlang unterwegs war und ziemlich direkt nach meiner Ankunft noch ein ganzes Konzert spielen musste. Diesen Herbst gehe ich mit Blackberry Smoke auf Tour durch Europa und auch Deutschland, da freue ich mich dann wieder auf Liveshows in voller Besetzung!

Sweet: Das finale Grande Finale?

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Mit der Abschiedstour in der Rockmusik verhält es sich ein wenig wie mit dem Begriff „Wolf“ in der Fabel „Der Hirtenjunge und der Wolf“. Der Hirtenjunge schlägt während des Schafehütens aus Langeweile so oft Wolfsalarm, dass ihm, als selbiger wirklich kommt und seine Herde bedroht, schließlich niemand mehr glaubt.

Als gebeutelter Rockfan denkt man an die vermeintlichen Abschiedstourneen von Kiss Anfang der 2000er, der Scorpions oder Mötley Crüe, die ihr Ende 2014 sogar mit Unterschriften offiziell besiegelten, und horcht beim großen, letzten Servus so mancher Acts erst einmal skeptisch auf. Sweet drehen in diesem Jahr die zweite „final round“ ihrer Abschiedstournee, erklärten jedoch schon in der Pressemitteilung ganz ehrlich, dass es noch vereinzelte Shows zu sehen geben wird. Wir fragten Andy Scott – Gitarrist und letztes lebendes Originalmitglied der legendären Posterboys des 70er-Glams – was „The Final Round“ nun genau bedeutet, ob er oft an die guten, alten Zeiten denkt und wie es mit dem neuen Album FULL CIRCLE aussieht, das eigentlich schon längst erscheinen hätte sollen.

Wie final ist die „final round“ denn nun wirklich?

Schon vor einigen Jahren habe ich gesagt, dass ich nicht mehr so viel touren möchte. Mein Krebs ist unter Kontrolle, ich lebe seit 15 Jahren damit und würde gerne noch ein bisschen länger leben. (lacht) Fünf oder sechs Wochen am Stück auf Tour gehen – so wie mein Freund Mick Box von Uriah Heep zum Beispiel – kann ich nicht mehr. Jedoch werden wir Ende dieses Jahres in drei kleinen Abschnitten spielen. Ich mache fünf Shows und fahre danach für eine Woche heim, in diesem Tempo ist es für mich machbar. Es ist nicht mehr wie früher, als man vor der Show Leute traf und nach der Show Leute traf. Das geht nicht mehr, weil ich sonst nicht gewappnet bin für den folgenden Abend. Ich möchte also weiterarbeiten und weiterspielen, aber nicht mehr mehrere Wochen oder gar Monate fort sein. Deswegen heißt es „The Final Round“. In diesem Jahr spielen wir wieder am Nachmittag auf Wacken. Ich kann direkt nach der Show zum Hamburger Flughafen, heim fliegen und in meinem eigenen Bett schlafen. (lacht)

Ist das alles nicht trotzdem sehr anstrengend?

Ja, schon. Die Tabletten, die ich nehme, helfen gegen die Müdigkeit. Jedoch muss man seinen Tagesablauf an die eigene Gesundheit anpassen. Ich wache zum Beispiel gegen 6 Uhr auf, bleibe dann aber noch einige Stunden im Bett, weil ich sonst abends um 20 Uhr einschlafen würde.

Das ist nicht die erste „finale“ Tour in der Historie von Sweet…

Stimmt, es gab „Finale“. Damals hatten wir Probleme in der Band, die sich dann einige Jahre später in einem Personalwechsel auflösten. Ich mache [Sänger] Pete Lincoln keinen Vorwurf, dass er andere Pläne verfolgen wollte, jedoch kann man nicht wirklich gut auf zwei Hochzeiten tanzen. Sweet ist kein Nebenprojekt. Einige Jahre später stellten wir ein komplett neues Line-Up auf. In dieser Formation nahmen wir das Album ISOLATION BOULEVARD auf, wir re-recordeten sehr erfolgreich alte Sweet-Songs, um unseren neuen Sänger [Paul Manzi] vorzustellen.

Warum hast du Sweet durch all die schweren Zeiten hindurch nie komplett aufgegeben?

In den 80ern machten wir ja eine Pause. Ich brachte eigene Musik heraus, war Gastmusiker auf den Platten von Kollegen und produzierte Bands wie Iron Maiden. Viele Leute kamen damals zu meinem Gig mit einer Band namens Paddy Goes To Hollyhead in London und meinten: „Warum machst du das hier? Warum bringst du Sweet nicht zurück?“ Ich war mir nicht sicher, ob die Menschen Sweet noch hören wollten, doch kurze Zeit später traf ich meinen Agenten und er meinte, dass er ständig Anfragen für Sweet bekommen würde. Also stellte ich eine Band zusammen und wir tourten durch Australien. Bei unserer Rückkehr ging es weiter durch Europa. Wir nahmen LIVE AT THE MARQUEE auf, das es in die deutschen Charts schaffte und plötzlich dachte ich mir: „Warum habe ich das nicht schon viel früher getan?“ Wir wollten ja, dass Steve [Priest] zurückkommt, doch er sagte zu mir: „Ich habe das Tourleben gehasst, warum sollte ich das wieder tun?“ Also machte ich ohne ihn weiter. Darüber war er nicht gerade erfreut, doch er sah es ein. Dann wurde Mick [Tucker] krank. Ein weiteres Mal wusste ich nicht, ob ich weitermachen sollte. Ich änderte den Bandnamen zu Andy Scott’s Sweet, damit die Leute wussten, was sie erwartete. Vor allem, weil Brian zu dieser Zeit auch wieder angefangen hatte unter dem Banner Brian Connolly & The Sweet zu arbeiten. Darüber habe ich mich wiederum nicht sonderlich gefreut, doch er war immerhin der Leadsänger. Und jetzt stehen wir heute hier und ich habe immer noch Drive. Ende der 90er meinte Suzi Quatros Ehemann, Rainer, mal zu mir: „Es wird wahrscheinlich nicht besser, als es ist, denn alle denken, dass du The Sweet bist und ausmachst.“ Das nahm ich mit. Schau, eine Filmproduktionsfirma hat uns gutes Geld gezahlt, um ›Fox On The Run‹ benutzen zu dürfen. Ich wusste nicht, für welchen Streifen. Eines Abends saß ich mit meinem Sohn im Kino, wir sahen den Trailer zu „Guardians Of The Galaxy 2“ und plötzlich lief da mein Song. Mein Sohn schaute mich nur an und meinte: „Na, das ist schon okay, oder?“ (lacht) Der Song war im Film und auf dem Soundtrack, der wohl einige Exemplare verkaufte, wenn man meinem Tantiemen-Scheck Glauben schenken darf. (lacht) Dann gab es da eine Reunion zum Film E.T. und einer der Schauspieler trug ein Sweet-Shirt. Mein Fußballclub Wrexham spielt gut. Es sieht sehr gut aus auf allen Seiten. Man weiß nie, was noch passiert. Vielleicht spielen wir bald gegen Bayern München. (lacht)

Auf Seite 2 geht’s weiter mit dem Interview …

T.G. Copperfield: Menschlichkeit im Steppenwolfspelz

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Es liegt wohl im Kern der menschlichen Existenz, Dinge zu erfinden und sie erst später zu begreifen. Die unvorstellbare Wirkungsmacht der künstlichen Intelligenz ist ein brandaktueller Beweis für diese These, dringt sie doch immer mehr in den kreativen Bereich vor und lässt zahlreiche Künstler*innen mit Fragezeichen zurück. Was, wenn die KI künftig Musik und Kunst übernimmt? Wenn niemand mehr zwischen Mensch und Maschine unterscheiden kann? Wenn die letzte Bastion des Menschlichen, die Emotionen, künstlich generiert werden? Wenn Musik noch mehr zum Eintags-Konsumprodukt verkommt? Wie gehen Musikliebhabende damit um?

Zum Beispiel so wie T.G. Copperfield auf seinem neuen Studioalbum STEPPENWOLF, das ohne Click, Netz und doppelten Boden komplett live, innerhalb nur 15 Stunden, eingespielt wurde. „Der Automatisierungsgrad in unserer Gesellschaft nimmt zu, auch im künstlerischen Sektor“, so der Oberpfälzer. „Das treibt mich um. Die meisten wissen gar nicht mehr, wie etwas klingt, das normal aufgenommen wurde und nicht tot digitalisiert ist. STEPPENWOLF ist extrem ehrlich. Das ist das erste mal, dass der Gesang live mitgeschnitten wurde, während ich Gitarre spiele. Ich habe mich da ein wenig an den letzten Alben von Neil Young orientiert – der will ein Gefühl auf Tape bringen. Dem ist das scheißegal, ob das perfekt ist. Und das finde ich geil. Es geht mir wirklich nicht darum, dass jemand sagt: ‚Der hat aber alles ganz schön gerade gespielt!’“, lacht der Sänger, Gitarrist und Songwriter.

Ursprünglich geplant als eine Art „NEBRASKA-Ding“, wurden Copperfields Bandkollegen dann doch miteinbezogen: „Wir haben uns vorher einmal getroffen, damit jeder wusste, wie der Plan aussieht. Dann sind wir Richtung Osnabrück gefahren, in die Mühle der Freundschaft, das Studio von Marcus Praed von Tito & Tarantula. Es war eine schöne Erfahrung, aus dem normalen Studioprozess rauszukommen und eine Stimmung einzufangen.“ Die Menschlichkeit auf STEPPENWOLF – als Kontrast zur digitalen Perfektion – artikuliert sich in kleinen, wundervollen Unebenheiten.

Und in dem Narrativ des getriebenen Steppenwolfs, das für Copperfield schon immer eine Rolle spielte: „In vielen meiner Songs kämpft sich der Protagonist durch die Umstände. Der Steppenwolf steht für Einsamkeit, innere Zerrissenheit, Selbstbeobachtung. All das spielt bei meinem Songwriting eine große Rolle. Ich bin kein einsamer Typ, aber das Schreiben ist bei mir eine einsame Angelegenheit. Ich sitze alleine in meinem Raum und bin meinen Gedanken ausgesetzt. Ich versuche, jene Seite von mir übernehmen zu lassen, die man im Alltag unterdrücken muss. Ein therapeutischer Prozess, sehr selbstreinigend.“

Neben diesem steppenwölfischen Arbeitsmodus zieht der Musiker außerdem Parallelen zwischen unserer Zeit und jener Ära, in der Hermann Hesse seinen berühmten Roman verfasste: „Die Geschichte war Hesses Reaktion auf die Zeit damals. In den späten 20ern, nach dem Krieg, kurz vor dem nächsten Krieg, gab es viele technische Neuerungen, es herrschte Orientierungslosigkeit. Ich habe das Gefühl, dass es heute ähnlich ist. Hesse war damals 50 Jahre alt. Ich bin nun auch schon über 40, vielleicht ist das ein Lebensalter, in dem man sich die Frage stellt, wohin die ganze Scheiße eigentlich geht.“, so Copperfield nachdenklich und trotzdem mit einem diese harte Realität abfedernden Lachen auf den Lippen.

Genießen sollte man STEPPENWOLF am besten – dem Grundgedanken entsprechend – physisch, auf CD, vor allem auch wegen des ansprechend und durchdacht gestalteten Booklets, bei dem sein Grafiker die eigene Steppenwolf-Passion voll ausleben konnte. Ach, und eines noch: T.G. Copperfield wäre nicht T.G. Copperfield, hätte er in der letzten Zeit nicht noch ein zweites Album aufgenommen. Aber davon soll ein andermal erzählt werden…


Bruce Springsteen: Seht hier den Trailer zur Doku „Road Diary“

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Bald erscheint die Doku „Road Diary: Bruce Springsteen and The E Street Band“. Jetzt gibt es einen ersten Trailer zu sehen.

Am 25. Oktober erscheint „Road Diary: Bruce Springsteen and The E Street Band“, eine Dokumentation über das Tourleben des Boss‘ und seiner E Street Band. Zu sehen gibt es die Doku bei den Streaminganbietern Hulu und Disney+. Sie zeigt legendäre Live-Auftritten der Band, mit Aufnahmen von Proben, Backstage-Momenten, seltenen Archivclips und persönlichen Reflexionen von Springsteen selbst. Als erster Vorgeschmack ist nun ein zweiminütiger Trailer erschienen.



Scorpions: Las-Vegas-Residency zum 60. Jubiläum

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Die Scorpions kündigen eine Vegas-Residency zur Feier ihres 60. Geburtstags an.

Anfang 2025 richten es sich die Scorpions häuslich im „PH Live“ im „Planet Hollywood Resort & Casino“ in Las Vegas ein. Der Grund hierfür: Die Hannoveraner Band haben eine Residency zur Feier ihres 60. Bandjubiläums angekündigt. Am 27. Februar geht die „Scorpions – Coming Home to Las Vegas 60th Anniversary“-Sause los und erstreckt sich dann vom 01. bis zum 11. März. Buckcherry sind als Support mit an Bord. Die Konzertreihe ist die dritte Vegas-Residency der Scorps in vier Jahren.

Es könnte keinen besseren Weg geben, als das Jahr 2025 in Las Vegas mit einer weiteren Residency im Planet Hollywood zu beginnen“, sagte Sänger Klaus Meine in einem Statement. „Kommt und feiert mit uns unser 60-jähriges Jubiläum und erlebt eine rockige Zeit … we gonna sting yaaaa!“

Video der Woche: Joan Jett mit ›I Hate Myself For Loving You‹

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Zum Geburtstag von Joan Jett widmen wir der Ikone das Video der Woche.

Sie war und ist die erfolgreichste Runaways-Veteranin und mit ihrer authentischen, bodenständigen und coolen Attitüde zur absoluten Ikone geworden. Heute wird die 1958 in Pennsylvania geborene Joan Jett 66 Jahre alt und wir gratulieren herzlich.

Zum Ehrentag der Gitarristin und Sängerin blicken wir auf das Jahr 1988 zurück, als Joan Jett zusammen mit ihren Blackhearts ihr sechstes Studioalbum UP YOUR ALLEY herausbrachte. ›I Hate Myself For Loving You‹ war damals der größte Hit der Platte. Kaum zu glauben, dass auch eine waschechte Rock-Ikone wie Jett damals mit Liebeskummer zu kämpfen hatte…

Joan Jett & The Blackhearts mit ›I Hate Myself For Loving You‹:

Bob Dylan and The Band: THE 1974 LIVE RECORDINGS (DELUXE LIMITED EDITION)

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Die Rückkehr von His Bobness in den Tourneebetrieb auf 27 (!) Silberlingen

Heutzutage gilt US-Poet und Singer/Songwriter Bob Dylan nicht nur als einer der Jahrhundertkünstler schlechthin, sondern hält auch den Rekord, sich seit Juni 1988 auf Never Ending Tour zu befinden. Gut zwei Dekaden zuvor ging ein Aufschrei durch die Dylan-Gemeinde, als er 1966 nach einem angeblichen Motorradunfall das Touren immerhin acht lange Jahre einstellte. Unterbrochen nur durch einmalige Gastspiele auf der Isle of White 1969 und beim Concert for Bangladesh 1971. Einer Sensation kam gleich, als Dylan Ende 1973 bekanntgab, dass er vom 3. Januar bis 14. Februar 1974 40 Konzerte bei 30 Terminen in 21 Städten inklusive Nachmittags- und Abendshows am gleichen Ort in den USA und Kanada absolvieren wollte, und zwar mit jener Formation, die ihn zuletzt bei der World Tour 1966 begleitet hatte: The Band mit Robbie Robertson (Sologitarre, Vocals), Rick Danko (Bass, Vocals), Levon Helm (Drums, Vocals), Garth Hudson (Piano, Keyboards, Synthesizer, Clavinet) und Richard Manuel (Akustik- und E-Piano, Keyboards, Drums, Vocals). Gelungen war dieser geniale Schachzug Überredungskünstler David Geffen, damals Chef beim Label Asylum – wohin es Dylan mit der LP PLANET WAVES (1974) kurzzeitig verschlagen hatte, bevor es ihn nach dem Tour-Souvenir, der Doppel-LP BEFORE THE FLOOD (1974), wieder zu seiner alten Company Columbia zog. 2024 jährt sich die seinerzeit als Bob Dylan and The Band Tour annoncierte Gastspielreise zum 50. Mal.

Wie schon mehr als ein Dutzend Mal zuvor, als einzelne Boxsets bestimmte Alben, Konzertreisen und Karriereabschnitte ehrten, greift THE 1974 LIVE RECORDINGS wahrlich in die Vollen. Finden sich in dem Paket doch sage und schreibe 27 Silberlinge. Insgesamt 431 Live-Tracks, davon 417 bis dato unveröffentlicht, darunter 133 frisch gemixte Aufnahmen von 16-Spur-Bändern sowie jede einzelne auftreibbare Soundboard-Aufnahme. Also nicht ganz komplett, aber eben so weit wie machbar. Ein stimmlich exzellent aufgestellter Dylan und The Band lieferten ungeheuer spielfreudig einen ebenso kompakten wie dynamisch rockigen und für Arenen neu arrangierten Querschnitt aus Dylans bis dato erschienen Studioplatten. Es blieb aber auch Raum für diverse Solospots von The Band und deren Repertoire. Doch anders als bei BEFORE THE FLOOD sucht man Lieder von The Band auf THE 1974 LIVE RECORDINGS vergeblich. Anfänglich konservierte Dylan die Konzerte per Stereo-Soundboard-Mischung auf 1⁄4-Inch-Band und Kassette. Zum Tournee-Ende gab der geschäftstüchtige Geffen Aufnahmen auf Mehrspurband in Auftrag, damals der Standard. Die umfangreichen Linernotes im detaillierten Booklet schrieb die Journalistin und Kritikerin Elizabeth Nelson.

10 von 10 Punkten

Bob Dylan And The Band
THE 1974 LIVE RECORDINGS (DELUXE LIMITED EDITION)
COLUMBIA/LEGACY RECORDINGS/SONY

Hier findet ihr Bob Dylans THE 1974 LIVE RECORDINGS, außerdem tolle Boxsets von Elvis Presley, Jimi Hendrix und Miles Davis!