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The Shadow Theory – Cineastischer Grössenwahn

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Shadow Theory 2010bArbeitslos und glücklich dabei: Devon Graves alias Buddy Lackey steht ein heißes Jahr 2011 bevor mit den reunierten Psychotic Waltz und seinem neuen Projekt THE SHADOW THEORY.

ugegeben: Das Timing ist nicht optimal. Vier Jahre werkelte Devon Graves an BEHIND THE BLACK VEIL, dem Debüt von The Shadow Theory – und einem potenziellen Klassiker des modernden, hochatmosphärischen und genre-übergreifenden Prog. Und dann das: Psycho-tic Waltz, als deren Sänger er sich einst Ruhm ersang, 1997 aufgelöst, kommen im alten Line-up wieder zu-sammen, 2011 auf große Reunion-Tour, und ein neues Album ist auch in Planung. „Es passiert tatsächlich im Moment etwas mehr, als ich zuletzt gewohnt bin“, lacht der gut gelaunte, in Wien ansässige US-Amerikaner. „Und ich muss leider all denen, die gerade jetzt auf The Shadow Theory abfahren, mitteilen, dass das nächste Jahr wohl ganz Psychotic Waltz gehört. Wir haben diverse Shows und Festivals gebucht, müssen proben – das hat Priorität. Aber 2012 will ich The Shadow Theory pushen und kann jetzt schon versprechen, dass das Debüt keine Eintagsfliege bleibt: Wir haben schon vier neue Songs.“

Gut zu wissen, und verübeln will man es Mr. Graves auch nicht – schließlich verspricht das neu gewachsene Interesse an den US-Prog-Metal-Veteranen auch frischen Nachschub auf dem Bankkonto. Nicht, dass er pleite wäre, aber: „Mit meiner alten Band Deadsoul Tribe hatte ich mich gut eingerichtet“, gesteht er. „Ein festes Gehalt meiner Plattenfirma, Musik als Beruf, also alles, von dem man als Kid immer träumt. Aber als dann meine Plattenfirma in Schwierigkeiten kam und das Arrangement kündigen musste, merkte ich doch, wie gut mir das tat. Denn es ist ein Unterschied, ob man Songs schreibt, weil man dafür bezahlt wird – oder weil man es will!“

Wie so oft führte eine kleine (oder zugegebenermaßen nicht ganz so kleine) Änderung zur Umkrempelung des Lebens: Das, was einst eher eine vage Idee wurde, nahm in Form von The Shadow Theory konkrete Formen an. „Ich hatte auf den Deadsoul-Tribe-Touren ständig brillante Musiker getroffen und immer wieder mit dem Gedanken gespielt, mal mit den Besten der Besten was zu machen“, erinnert er sich. Der Beste der Besten, derjenige, der das Ganze wirklich ins Rollen brachte, war jedoch ein Unbekannter: Demi Scott, ein Keyboarder aus Griechenland, der ihn als Fan per E-Mail kontaktierte. „Sein Material war grandios – und seine Motivation riss uns alle mit.“

Alle, aber vor allem Devon. Sobald die ersten Songs standen, packte ihn der in diesem Genre unverzichtbare Größenwahn. Oder, wie er es sagt: „Ich wollte raus aus meinem alten Schema. Daraus entstand die Idee, ein Konzeptalbum über eine Horrorstory zu machen, über eine nicht endende Verkettung von Albträumen, an deren Ende die Frage steht: Gibt es überhaupt eine Realität?“ Das Album steht, es ist großartig – was kommt jetzt, oder 2012? „Ich möchte, dass The Shadow Theory sehr cineastisch rüberkommt, mit dem Flow von Filmmusik, aber verwurzelt im Metal.“

King’s X – Durchhaltewillen

King's X 4Der Erfolg ist ihnen wahrlich nicht in den Schoß gefallen: Doch King’s X haben sich davon nicht beeindrucken lassen und ihre Ziele weiter konsequent verfolgt. Nun ernten sie doch noch die Früchte der harten Arbeit, wie ihre aktuelle DVD LIVE LOVE IN LONDON beweist.

Das amerikanische Rock-Trio King’s X gehört zu den vergleichsweise seltenen Fällen, in denen sich Kritikerlob und Fan-Verehrung nicht mit der kommerziellen Bedeutung decken. Die Herren Ty Tabor (Gitarre, Gesang), Doug Pinnick (Bass, Gesang) und Jerry Gaskill (Schlagzeug) genießen einerseits Kultstatus, leiden aber unter spärlichen Verkaufszahlen und nur mittelmäßig besuchten Tourneen. „Es gab Jahre, in denen ich von diesem Umstand frustriert war und alles hinwerfen wollte“, gesteht Pinnick, „doch diese Zeiten sind gottlob vorüber. Heute weiß ich, welches Juwel wir mit King’s X in den Händen halten und bin deshalb voller Optimismus, dass uns noch einige grandiose Scheiben gelingen werden.“

Dabei: An Qualität hat es dieser Formation selten gemangelt. Veröffentlichungen wie GRETCHEN GOES TO NEBRASKA (1989) oder FAITH HOPE LOVE (1990) gelten als Inbegriff des guten Geschmacks, voller Empathie komponiert und mit Esprit und Dynamik eingespielt. Weshalb also der nur verhältnismäßig durchwachsene Käuferzuspruch? Die fehlende Hitsingle, kaum Radio- und Fernsehpräsenz, dazu einige unverständliche Managemententscheidungen (als Support von AC/DC war die Band 1991 vollkommen deplatziert) – so ganz genau lassen sich die Fehlerquellen nicht analysieren.

„Musik ist generell immer eine Abenteuerreise“, philosophiert Pinnick und blickt dabei mit einem Auge auf die aktuelle DVD seiner Band, ein kleines Prachtwerk namens LIVE LOVE IN LONDON, das dem Titel entsprechend in der englischen Metropole aufgenommen wurde und King’s X als vitale Band an der Schnittstelle zwischen Prog- und Groove Rock zeigt. „Die Band verändert sich ständig, anfangs waren unsere Kompositionen komplexer und verschachtelter, heute lieben wir geradlinige Nummern, die das Publikum direkt anspringen. Vielleicht hätten wir damit früher beginnen sollen.“

Diese Erkenntnis ist laut Pinnick der größeren Erfahrung aller Beteiligten geschuldet. „Es ist wie in einer Ehe“, schmunzelt er. „Man liebt sich, man hasst sich, man wird älter und weiser und bekommt einen besseren Einblick in den Gang der Geschichte. 1988 waren wir noch vollkommen naiv, wussten wenig und dachten, nichts könne uns aufhalten. Heute ist uns klar, wie schwierig das Musikgeschäft ist – und doch stellen sich auch nach und nach die kleinen Erfolge ein, weil wir wissen, wie wir es anstellen müssen.“

Zu denen gehören die regelmäßig gut besuchten Konzerte in London, der Grund, weshalb King’s X ihre DVD unbedingt hier aufnehmen wollten. „In London spielten wir 1988 unsere allererste ausverkaufte Show. Wir hatten zuvor in Amerika vor verhältnismäßig kleinem Publikum gerockt und be-fürchteten, dass uns in Europa überhaupt niemand sehen wollen würde. Doch dann kamen wir auf die Bühne, der Laden war randvoll, und die Leute drehten förmlich durch. Ich weiß noch, wie geschockt und gleichermaßen begeistert wir waren.“

Transatlantic – Traumbesetzung

Transatlantic 2Nach dem Ausstieg von Mike Portnoy bei Dream Theater gewinnen Transatlantic noch größere Bedeutung als zuvor. Wie es mit der Allstar-Truppe weitergeht und welche Rolle der Spaß auf der WHIRLD TOUR 2010 gespielt hat, verrät der Kreativ-Chef der Band, Neal Morse.

Allein die erstklassige Besetzung der Band mit Keyboarder/Sänger Neal Morse (ehemals Spock’s Beard), Bassist Pete Trewavas (Marillion), Gitarrist Roine Stolt (The Flower Kings) und Schlagzeuger Mike Portnoy (bis vor kurzem bei Dream Theater) impliziert bereits Unmengen an Geschichten und spannenden Neuigkeiten. Doch seit Portnoys Ausstieg bei Dream Theater – wir berichteten in unserer letzten Ausgabe ausführlich darüber – bekommt seine Mitgliedschaft bei Transatlantic noch mehr Nährboden für Spekulationen. Denn nur wenige Wochen nach dem Ende der grandiosen Transatlantic-Tour, die vor wenigen Tagen als DVD-Mitschnitt veröffentlicht worden ist, kündigte der Star-Trommler bei Dream Theater. Seine Begründung: Er wolle zukünftig häufiger und intensiver mit anderen Künstlern spielen. Rückgefragt hat er dabei bei seinen Kollegen nicht – zumindest nicht bei Transatlantic-Kopf Neal Morse. „Ich war von dieser plötzlichen Entscheidung ebenso überrascht wie alle anderen“, schwört Morse. „Wir unterhielten uns während der Tour zwar mehrfach darüber, dass es toll sei, wie viel Spaß wir in dieser Band hätten, und Mike betonte dabei stets, wie sehr er die Zeit bei Transatlantic genieße. Aber dass dies solche Auswirkungen auf seine Rolle bei Dream Theater haben würde, hätte ich mir nicht träumen lassen.“

Auf der DVD namens WHILRD TOUR 2010 kann man den Spaß nachverfolgen, den die vier Transatlantischen und ihr Gastmusiker Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation) auf der Bühne hatten. Die DVD zeigt die komplette, mehr als dreistündige Show aus dem Londoner Shepherd’s Bush Empire und dokumentiert gleichermaßen Virtuosität und Spielfreude der Allstar-Truppe.

Morse beschreibt die Band als „vier Aliens von völlig unterschiedlichen Planeten“, die mit ihren ungleichen Ansätzen aus Transatlantic eine der erstaunlichsten Formationen der Gegenwart machen. Schon bei ihrer Gründung vor zwölf Jahren zeigte sich das hohe Potenzial der Gruppe, die Prog Rock mit Retro-Elementen vermischt und dabei wie eine Mischung aus Yes, Genesis und Beatles klingt. Nach zwei Studio- und ebenso vielen Live-Alben schien bereits 2003 wieder Schluss zu sein, doch sechs Jahre nach ihrer letzten gemeinsamen Aktivität rief Morse die drei Kollegen erneut zusammen, um sein Monumentalepos ›The Whirlwind‹ einzuspielen, das Herzstück auch der aktuellen DVD. Die Rückkehr sei „noch intensiver, noch selbstbewusster und vielschichtiger“ ausgefallen, beurteilt Morse – und zitiert seinen Kollegen Stolt: „Roine sagte zu mir: ‚Man muss zuhören können, um sich als Künstler weiterzuentwickeln!‘ Diesen Ratschlag haben wir beherzigt, deswegen gab es auf der Tour auch etliche Abende voller Magie.“

Allen/Lande – Cyber-Kollegium

JORN LANDE (cristel brower) cRUSSELL ALLEN cUnglaublich, aber dennoch wahr und praktikabel: Obwohl sie schon auf drei Platten gemeinsam zu hören sind, haben sich Russell Allen und Jørn Lande noch kein einziges Mal in natura getroffen. Warum die Zusammenarbeit dennoch klappt, lest ihr hier.

Schöne, neue Welt: Das Zeitalter allgegenwärtiger Computertechnik, der globalen Internet-Präsenz und ihren vielfältigen Kommunikationsformen ermöglicht es nahezu mühelos, dass ein Album entsteht, dessen Komponisten sich noch nie getroffen haben. Im Falle von Allen/Lande, des Projekts der beiden Melodic Metal-Sänger Russell Allen (Symphony X) und Jørn Lande (Masterplan), sind es mittlerweile sogar drei Platten – und dabei ist es bislang noch zu keinem persönlichen Kontakt gekommen. „Nein, ich habe Jørn noch nie in meinem Leben die Hand geschüttelt“, bestätigt der US-Amerikaner Allen sein – rein geografisch bedingtes – distanziertes Verhältnis zum norwegischen Kollegen. „Aber ich finde: Wir sind das lebende Beispiel, welche grandiosen Möglichkeiten das Internet für talentierte Künstler bietet.“

Ihre aktuelle Scheibe trägt den Titel THE SHOWDOWN und setzt stilistisch am Schnittpunkt zwischen Hard Rock, Melodic Metal und progressiven Anteilen an. Dazu passen die Stimmen der beiden Galionsfiguren perfekt, da sie zwar im Härtegrad leicht variieren, sich in Sachen Ausdruck und Anspruch jedoch perfekt ergänzen. Ein cleverer Schachzug des schwedischen Gitarristen/Komponisten Magnus Karlsson, der federführend hinter diesem Projekt steht und außer Gesang und Schlagzeug (dafür verantwortlich: Jaime Salazar, The Flower Kings) sämtliche Instrumente eingespielt hat. Karlsson ist der eigentliche Chef im Ring, seine Kompositionen sind Gesetz, sein Wort gilt, wenn es um künstlerische Fragen geht.

Zwei hörenswerte Scheiben hat dieses Triumvirat bereits gemeinschaftlich auf den Weg gebracht: 2005 erschien das Debüt THE BATTLE, zwei Jahre später der Nachfolger THE REVENGE. Der jetzige dritte Anlauf nahm mehr als drei Jahre in Anspruch, was dem prallvollen Terminkalender der Beteiligten geschuldet ist. „Es ist nicht immer ganz einfach, den passenden Zeitrahmen zu finden, denn Jørn und ich stecken ständig in irgendwelchen Plattenproduktionen oder sind bei Tour-Vorbereitungen oder auf Konzertreisen eingespannt. Zum Glück stand jetzt ein kleines Zeitfenster offen, sodass wir THE SHOWDOWN fertigstellen konnten.“

Das Album knüpft musikalisch direkt an die beiden Vorgänger an. Russell Allen sieht in den aktuellen Songs eine „Rückkehr der melodischen Seite vom Debütalbum in Verbindung mit der größeren Härte von THE REVENGE. Ich finde, es ist die perfekte Kombination der beiden bisherigen Scheiben.“

Alles im Lot also bei zwei der renommiertesten Metal-Sänger der Gegenwart, die – obwohl sie sich noch nie gesehen haben – dennoch (oder gerade deswegen?) ein entspanntes Verhältnis pflegen. Konkurrenzkampf oder gar zähes Ringen um künstlerische Vormachtstellungen kennen die beiden ganz offenkundig nicht. „Die Zusammenarbeit verläuft total unkompliziert”, freut sich Allen, „jeder wählt die Songs aus, die er singen möchte. Zum Glück komponiert Magnus seine Stücke so, dass wir beide unsere jeweiligen Stärken zum Ausdruck bringen können. Es ist eine tolle Sache, so arbeiten zu können.“

Yngwie Malmsteen – Die Nervensäge

Yngwie Malmsteen @ Larry MaranoViele fürchten sich schon, wenn sie auch nur in die Nähe einer Yngwie Malmsteen-Platte kommen. Unberechenbare, wenngleich geniale Gitarrenattacken sind auf den Scheiben des Schweden an der Tagesordnung. Doch er ist kollegialer, als sein Ruf glauben machen will.

Über Yngwie Malmsteen kann man herrlich lachen: Sein hemmungslos egomanisches Getue auf und abseits der Bühne, sein irrwitziges Gitarrenspiel, all die Klischees eines echten Superheroes alter Schule, der in seiner Freizeit mit rotem Ferrari durch Miami kurvt und auch bei Regen die coole Sonnenbrille auflässt – man müsste den Mann erfinden, wenn es ihn als Kunst- und Realfigur nicht schon gäbe. Aber: Es lässt sich auch ganz herrlich mit Malmsteen lachen. Denn der Mann hat Humor, ist selbstironisch und weiß, dass er im Grunde genommen eine Nervensäge ist – wenn auch eine hochtalentierte. „Anfang der Achtziger war ich gerade erst 17, und alle Welt hasste Gitarrensoli“, erinnert sich der 47-Jährige, „aber mir war’s egal: Wann immer ich eine Gitarre in die Hand bekam, dudelte ich so lange, bis alle entnervt den Raum verlassen hatten.“

Seine Umwelt nannte ihn – halb bewundernd, halb despektierlich – erbarmungslos, auf Englisch: „relentless“. Und auf genau diesen Namen hört auch sein neuestes Album, eine Wundertüte voll klassischer Noten, die in aberwitziger Geschwindigkeit aufeinander folgen und nur mäßig Rücksicht auf den Sänger seiner Songs nehmen. Dass der aber immerhin Tim „Ripper“ Owens heißt und sich vor zehn Jahren als Nachfolger von Rob Halford bei Judas Priest einen Namen macht, stört Malmsteen in seiner musikalischen Mitteilungswut nicht. Mehr noch: „Tim ist einfach wunderbar, ein sagenhafter Sänger und unglaublich netter Typ“, lobpreist ihn Malmsteen, „und er ist in der Lage, das neue Material perfekt zu singen und auch die älteren Stücke so klingen zu lassen, wie sie ursprünglich gedacht waren.“ Ursprünglich gedacht waren – wie bitte? „Nun, Joe Lynn Turner ist sicherlich auch ein toller Vokalist“, blickt Malmsteen auf seine gemeinsame Zeit mit dem ehemaligen Deep Purple/Rainbow-Frontmann zurück, „aber seine Stimme klingt nun einmal poppig, während meine Songs im Metal angesiedelt sind. Das passte damals nicht immer. Mit Tim am Mikro dagegen zeigen die Stücke nun endlich ihre wahre Qualität.“

Und in der Tat: Es ist die schneidige Stimme des Amerikaners Owens, die RELENTLESS vor dem Gitarrenkollaps bewahrt. Wie gewohnt ergeht sich Malmsteen in einem Vulkanausbruch aus Noten, Skalen, Arpeggios, klassischen Zitaten und orgiastischen Tonleitern. Owens hält mit seiner Stimme dagegen und zeigt immer dann, wenn ihm der Meister dies zubilligt, dass die Stücke durchaus kompositorische Güte besitzen. Da fragt man sich als Unbeteiligter, weshalb der Schwede bei solch fabelhaften Talenten seines Sängers dennoch bei einer Nummer das Mikro selbst in die Hand nahm. „Das liegt am heutigen Aufnahmeverfahren“, entschuldigt sich Malmsteen, „ich produziere alles im eigenen Studio. Wenn mir gerade danach ist, dann trällere ich die Melodie selbst ein und schaue, ob sie zum Song passt.“ Und siehe da: Sie passt, denn der Meister hat durchaus ein passables Stimmorgan. Das aber sollte man ihm um Gottes Willen nicht sagen – die Folgen wären vermutlich unkontrollierbar.

Hardcore Superstar – Alkohol und Frauen

Hardcore SuperstarIn ihrer Heimat Schweden zählen Hardcore Superstar zu den ganz Großen im Hard Rock – und auch der Rest der Welt ist ihrem rauen Scharm inzwischen längst erlegen. Mit ihrem achten Studio-Album SPLIT YOUR LIP be-weisen sie nun, dass sie sich keineswegs auf ihren Lorbeeren ausruhen wollen.

´Frech, energiegeladen, ein bisschen rau, aber nie hundertprozentig ernst – so lernte man Hardcore Superstar im Jahr 2000 kennen, als sie mit ihrem internationalen Debüt BAD SNEAKERS AND A PINA COLADA zeigten, dass Musik aus Schweden nicht zwangsläufig düster und böse sein muss, sondern auch beschwingt und partytauglich sein kann. Und auch wenn seitdem mittlerweile zehn Jahre vergangen sind, hat die Band von ihrem erfrischenden Charme nichts eingebüßt. Im Gegenteil: Die Musiker wirken dynamischer denn je und strotzen vor kreativer Energie.

Gerade einmal ein Jahr nach BEG FOR IT präsentiert die Band nun bereits SPLIT YOUR LIP. „Wir haben schon vergangenen Sommer mit dem Schreiben neuer Songs begonnen“, erzählt Schlagzeuger Magnus „Adde“ Andreasson. „Tourneen inspirieren uns immer ungeheim, da dort einfach viel passiert. Ich habe einen Großteil der Texte unterwegs geschrieben. Wir haben eine kleine Tour mit Mötley Crüe gemacht – und darüber gab es schon genug zu schreiben. Auch das Drumherum beim Download-Festival hat uns sehr inspiriert.“ Anfang des Jahres ging es dann erst einmal zusammen in den Proberaum. „Wir hatten bis April etwa 40 grobe Songideen“, schildert Adde diese Zeit. „Davon haben wir 15 ausgesucht, die wir dann sechs Wochen wie die Irren üben mussten. Danach ging es erst ins Studio.“

Um der späteren Bühnen-Atmosphäre gerecht zu werden, wurden fast alle Songs live eingespielt. „Ich hatte noch nie so viel Spaß bei einer Aufnahme“, grinst Magnus. „Die Songs haben eine sehr raue Note, die einfach super klingt. Es ist die lebendigste Platte, die wir bisher gemacht haben. Inhaltlich sind wir sehr bodenständig geblieben. Die Stücke handeln von ganz normalen Problemen, mit denen jeder in seinem Leben konfrontiert wird“, erklärt Adde – und fügt schmunzelnd hinzu: „Damit meine ich: Frauen, Alkohol und Rock’n’Roll.“ Kein Wunder also, dass Bon Scott sein großes Vorbild ist. „Er hat unglaubliche Texte geschrieben“, schwärmt Magnus. „Bon war niemals überheblich oder anmaßend und hatte einen tollen Sinn für Humor. Solche Texte wollten wir auch schreiben – und das ist uns auf SPLIT YOUR LIP hoffentlich auch gelungen.“

Nun wollen die vier Schweden wieder das machen, was sie am besten können und am meisten lieben: über die Bühne toben. „Wir werden überall auftreten“, lacht Adde. „Das kann ich den Fans versprechen. Wir werden uns den Arsch aufreißen – und in Leichensäcken wieder nach Hause zurückkehren.“ Passend dazu gibt Adde auch allen Nicht-Skandinaviern gleich einen gutgemeinten Rat mit auf den Weg: „Wenn du einmal einem Schweden begegnest, dann gib ihm bloß keinen Alkohol! Prost!“ Wir werden versuchen, es uns zu merken.

Subway To Sally – Unverhüllte Intensität

subway to sallySubway To Sally verfügen über zwei Gesichter: ihr rockiges lebt die Band in lauten, großen, mit Pyrotechnik gespickten Konzerten aus – ihr stilles, nachdenkliches mit Akustik-Tourneen. Letzteres belegt die DVD-/CD-Veröffentlichung NACKT II eindrucksvoll.

Als Subway To Sally 2006 unter dem programmatischen Namen NACKT ihre erste Akustik-Tour spielten, konnten die Potsdamer Folk-Rocker die Auswirkungen noch nicht im Geringsten abschätzen: Die im Anschluss veröffentlichte, gleichnamige DVD erlangte Goldstatus, es folgten etliche (erfolglose) Nachahmungsversuche anderer Formationen und ständige Fragen nach weiteren Akustik-Auftritten.

Im Frühjahr 2010 erhörten Subway To Sally die Bitten und hievten ihr nacktes Dasein auf eine neue Stufe: Für die NACKT II-Konzertreise arrangierten sie von Anhängern per Internet-Abstimmung ausgewählte Kompositionen ihrer 18-jährigen Geschichte stromlos um und verstärkten sich mit Gast-Cellist B. Deutung und -Perkussionistin Nora Thiele. „Der Vorbereitungsaufwand glich dem einer Album-Produktion“, erzählt Schlagzeuger Simon Michael um elf Uhr morgens. „Wir hatten in unserem Metier mit der NACKT-Tour deutliche Duftmarken gesetzt – alleine das Bühnenbild und den Anspruch an das Song-Material betreffend. Das wollten wir das natürlich toppen. Teil des Konzepts lautete, nicht unbedingt von den Fans erwartete Stücke zu spielen. Wir betrachteten es als Herausforderung, ihnen und uns selbst zu zeigen, dass durch E-Gitarren-Einsätze bekannte Lieder auch in ganz anderen Gewändern funktionieren.“

Das am 29. April diesen Jahres im Stuttgarter Theaterhaus mitgeschnittene DVD-CD-Paket NACKT II transportiert die einzigartige Atmosphäre hervorragend auf den Bildschirm: Subway To Sally sitzen auf den Wurzeln eines riesigen Baumes und geben auf Schalmei, Flöte, Dulcimer, Drehleier, Harfen-/Renaissance-Cister, Gitarre, Geige, Cello und Perkussion Klassiker wie ›Henkersbraut‹, ›Kleine Schwester‹ oder ›Eisblumen‹ zum Besten. Dazu gesellen sich mit ›Bruder‹ und ›Spielmann‹ zwei aus der 2009er-Album-Produktion KREUZFEUER stammende Exklusivstücke.
Dass die Band großen Wert auf eine familiäre Atmosphäre legt, zeigt das Bonus-Material: Hier kommen neben den Musikern Begleiter zu Wort, die teils seit Jahrzehnten hinter Subway To Sallys Kulissen arbeiten. In dieser Sektion schwärmt Simon auch von dem Zusammenspiel mit Nora Thiele. Laut ihm soll die Kollaboration nicht nach dem zweiten NACKT II-Tour-Abschnitt im kommenden Frühjahr enden, sondern sich unter anderem auf Subway To Sallys elftem, für September 2011 angekündigten Langspieler fortsetzen.

Seine Aussagen und NACKT II nähren den Eindruck, die Gruppe sei wieder hungriger auf Experimente mit traditionellen Klangerzeugungsmitteln. Jene waren zuletzt zugunsten verzerrter Gitarren in den Hintergrund getreten. „Wir möchten wieder ein bisschen mehr auf Mittelalter- und Ethno-Instrumente zurückzugreifen“, bestätigt Simon. „Es wird Kooperationen mit Menschen geben, die diese wunderbar beherrschen und selbst authentische Instrumente bauen.“ Mehr dazu demnächst in CLASSIC ROCK.

My Chemical Romance

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My_Chemical_Romance 2010 (1)Von wegen komplexe Künstlerseele: My Chemical Romance-Frontmann Gerard Way steht eigentlich auf Bon Jovi, Mötley Crüe und Springsteen – auch wenn er mit seiner eigenen Kapelle und deren aktuellem Album DANGER DAYS: THE TRUE LIVES OF THE FABULOUS KILLJOYS neuerdings in Richtung Punk Rock geht und den Anti-Star vom Dienst gibt.

Gerard, du bist ins Epizentrum der amerikanischen Unterhaltungsindustrie gezogen. Wann werden wir dich auf einem der vielen roten Teppiche erleben?
Gar nicht. Hier passiert in Sachen Kunst zwar gerade am meisten, aber größtenteils im Untergrund – die Szene wird von jungen, talentierten Leuten dominiert, die zwischen 20 und 30 sind. Das ist etwas, das du in New York definitiv nicht findest – da sind die Leute älter. Deshalb ziehe ich Los Angeles vor. Außerdem brauche ich eine Stadt, die mir die Ressourcen bietet, um unterschiedliche Dinge tun zu können. Sprich: Wenn ich hier einen Laden für Kunstartikel, ein Aufnahmestudio oder etwas in der Art brauche, muss ich nicht lange suchen. Und abgesehen davon ist L.A. ja auch der Ort, an dem wir seit Jahren unsere Platten aufnehmen. Von daher fühle ich mich hier zu Hause – oder besser: Ich habe mich daran gewöhnt. Was nicht heißt, dass ich viel mit dem üblichen Hollywood-Lifestyle zu tun hätte. Ich gehe nicht auf Partys, zu Premieren oder in die angesagten Clubs, sondern ich lebe ziemlich zurückgezogen. Dinge, die mich interessieren, sind Ausstellungs- oder Galerie-Eröffnungen. Insofern wird man mich auch nicht so schnell auf irgendeinem roten Teppich erleben. Das ist momentan eh das große Problem mit Rock-Musikern…

Wie meinst du das?
Na ja, ich finde, dass man bei solchen Anlässen einfach zu viele sieht. Dabei gehören sie dort definitiv nicht hin. Klar, ich verstehe schon, warum Popstars ihr eigenes Parfum auf den Markt bringen und solche Sachen. Aber gerade im Rock-Bereich gibt es derzeit viel zu viele Opportunisten. Und ich kapiere nicht, was so interessant daran ist, Geschäftsmann zu werden. Liegt es am Geld? Ist es das Ego? Die Presse? Das Konzept erschließt sich mir nicht. Denn traditionell sollten wir Rocker doch eher schlecht in finanziellen Dingen sein – und in spätestens zehn Jahren pleite. (lacht) Wir müssen gute Musik machen und schlechte Geschäftsentscheidungen treffen.

Wobei du mit deinen Comics, die demnächst verfilmt werden, doch auch ziemlich erfolgreich bist…
Das schon. Aber ich stelle mich damit nicht öffentlich zur Schau. Also ich gehe damit nicht in Talkshows, hänge das an die große Glocke und versuche, eine Celebrity zu werden. Es ist doch nur ein blödes Spiel, das scheinbar dazugehört, wenn du in einem kreativen Metier tätig bist – was schließlich dazu führt, dass die Leute den Blick für das Wesentliche verlieren. Das passiert mir nicht. Ich bleibe auf dem Boden und versuche, ein normales Leben zu führen.

Nämlich mit Ehefrau und einer kleinen Tochter namens Bandit Lee. Wie schlägt sich diese bürgerliche Existenz auf die Musik von DANGER DAYS: THE TRUE LIVES OF THE FABULOUS KILLJOYS nieder?
Auf ziemlich ungewöhnliche Weise. (lacht) Denn ich habe eines festgestellt: Je glücklicher ich im Leben bin, desto aggressiver werden meine Songs. Keine Ahnung, warum das so ist – aber es stimmt hundertprozentig. Denn unsere neuen Sachen sind mit die wütendsten, die wir je gemacht haben. Was ziemlich interessant ist. Gleichzeitig ist es aber auch eine witzige Art von Hass…

Was soll das denn bitte sein?
Es ist eine Art von Hass, die zwar eine Menge Power hat, aber eben nicht wahnsinnig ernst gemeint ist. Ich weiß nicht, wie ich das besser formulieren soll, aber dieser rebellische Geist, der da zweifellos vorhanden ist, richtet sich in erster Linie gegen uns selbst. Wobei es uns immer noch darum geht, tolle Songs zu schreiben. Ich schätze, oft ist es einfach so, dass Leute gegen sich selbst zu rebellieren versuchen – und dabei ganz bewusst alles zerstören beziehungsweise absichtlich keine gute Musik machen. Wie ein Anti-Statement, eine Verweigerung. Das tun wir nicht. Wir haben noch nie darauf verzichtet, richtig starke Melodien zu schreiben – und das werden wir auch in Zukunft nicht tun.

Wobei euer neues Album, das am 19. November erscheint, eher punkig als orchestral klingt. Eine bewusste Abkehr vom sinfonischen Bombast der BLACK PARADE?
Stimmt. Nur: Das war keine bewusste Entscheidung. Zwar haben wir darüber gesprochen, dass wir diesmal nicht so viele Streicher einsetzen wollen, aber letztlich war es einfach so, dass die Songs diese Elemente nicht ge-braucht haben. Und deshalb sind sie auch nicht eingesetzt worden. Stattdessen hat das Ganze etwas von diesem Prototyp-Punk der späten Siebziger – von den Misfits und Ramones. Aber auch vom Detroit-Sound der MC5 oder Stooges. Also Sachen, die es schon vor der Punk-Ära gab, nämlich in den frühen Siebzigern. Und um ehrlich zu sein: My Chemical Romance haben auch eine Garagen-Schlagseite. Vor allem, wenn wir live spielen. Das wollten wir mit diesem Album mehr nach außen kehren.

Wird es dann auch auf der Bühne weniger Make-up und Kostüme geben?
Ich kann nur so viel sagen: Es wird kein „Anti-Image“ geben. Denn das wäre mindestens so schlimm, wie wenn wir uns noch einmal in diese Marschkapellen-Kostüme zwängen würden. Das wird nie wieder passieren. Aber wir möchten versuchen, bei unseren Shows für eine Verbindung zwischen Kunst und Musik zu sorgen, uns also stark auf das Visuelle zu konzentrieren. Denn einfach nur in Jeans und T-Shirt auf die Bühne zu gehen, ist uns zu wenig – das ist nicht unser Ding.

Auch wenn ihr zuletzt im Giants Stadium in New Jersey das Vorprogramm für die ungekrönten Könige des Jeans-Rock bestritten habt – Bon Jovi?
Das war klasse! Im Ernst! Ich bin mit Bon Jovi aufgewachsen, fand sie immer toll. Insofern war es nett von den Musikern, dass sie uns überhaupt gefragt haben. Was sie aus dem einfachen Grund getan haben, weil Bruce Springsteen sie vor Jahren ebenfalls ins Giants Stadium eingeladen hat – diese Ehre konnten sie jetzt quasi an uns weitergeben. Das war eine richtige Hometown-Geschichte – die Alten stellen die Neuen vor. Wobei ich immer ein Kind aus New Jersey geblieben bin: Ich erinnere mich gerne daran, wie ich an die Küste gefahren und mich dort auf den Jahrmärkten am Glücksrad oder an den Luftgewehrbuden versucht habe, um einen Spiegel von Mötley Crüe oder einen Hut von Iron Maiden zu gewinnen. Das war mein Leben – und für viele Leute aus Jersey, die auf Metal, Rock und Hard Rock stehen, ist es das immer noch. Ich bin also einer von ihnen. Selbst wenn ich mittlerweile an der Westküste lebe.

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