KK’s Priest um Gitarrist KK Downing haben den Titeltrack ihres neuen Albums THE SINNDER RIDES AGAIN mit Video veröffentlicht.
Vergangenen Samstag startete die Tour von KK’s Priest – um die beiden ex-Judas Priest Mitglieder K.K. Downing (Gitarre) und Tim „Ripper“ Owens (Gesang) – und Accept im legendären Whiskey A Go Go in Los Angeles. Zur Feier des Tourauftakts haben KK’s Priest heute ein brandneues Musikvideo zum Titeltrack ihres aktuellen Albums, THE SINNER RIDES AGAIN, veröffentlicht.
THE SINNER RIDES AGAIN ist das zweite Album von KK Downing und Konsorten, es markiert den Nachfolger zum Debüt SERMONS OF THE SINNER. Beide Platten präsentieren klassischen Oldschool-Metal und wandern deutlich hörbar auf den Spuren von KK Downings Judas-Priest-Erbe.
Auf Social Media teilte Brian May von Queen mit, dass er vor kurzem einen Schlaganfall hatte. Jedoch gehe es ihm jetzt wieder gut.
Vor kurzem erlitt Brian May von Queen einen „kleinen“ Schlaganfall, wie er selbst auf Social Media mitteilte. Nach einem ersten Schock und einer anfänglichen Taubheit im Arm, informierte May seine Fans darüber, dass es ihm gut gehe und er wieder Gitarre spielen könne.
In einer Videobotschaft erzählt er: „Ich bin hier, um euch zuallererst eine gute Nachricht zu überbringen, denke ich. Die gute Nachricht ist, dass ich nach den Ereignissen der letzten paar Tage wieder Gitarre spielen kann. Ich sage das, weil ich Zweifel hatte, denn das kleine gesundheitliche Problem, das ich erwähnte, passierte vor etwa einer Woche – sie nannten es einen kleinen Schlaganfall. Und plötzlich, aus heiterem Himmel, hatte ich keine Kontrolle mehr über diesen Arm. Das war schon ein bisschen beängstigend, muss ich sagen.“
Außerdem erklärt May, warum er die Öffentlichkeit damals nicht sofort über die Situation informieren wollte: „Ich wollte damals nichts sagen, weil ich nicht wollte, dass irgendetwas davon abhängt. Ich will wirklich kein Mitleid. Bitte spart euch das, denn es würde meinen Posteingang verstopfen, und das hasse ich. Die gute Nachricht ist, dass es mir gut geht.“
Den Katalog seiner Band Pink Floyd würde David Gilmour ab liebsten verkaufen. Nicht unbedingt des Geldes wegen …
… sondern vor allem, um endlich Ruhe zu haben. In einem jüngsten Interview mit dem Rolling Stone erklärte er, dass der Verkauf des Katalogs von Pink Floyd immer mal wieder diskutiert würde. Gerüchten zufolge wurden der Band 500 Millionen Dollar angeboten, doch für Gilmour stehen andere Argumente im Vordergrund.
„Mein Traum ist es, die Entscheidungsfindung und die Streitereien loszuwerden, die damit verbunden sind, die Band am Laufen zu halten“, erklärte der Musiker in Anspielung auf die ständigen Streitereien, die er mit seinem ehemaligen Bandkollegen Roger Waters austragen muss. „Ich bin aus finanzieller Sicht nicht an [einem Katalogverkauf] interessiert. Ich bin nur daran interessiert, um aus dem Dreck herauszukommen, in dem das alls seit geraumer Zeit (steckt).“
Er gibt auch einen Hinweis darauf, dass Roger Waters es ist, der sich gegen einen Verkauf ausspricht: „Das funktioniert nach einem Vetosystem. Man könnte sagen, dass drei Personen Ja sagen, aber eine Person Nein sagt.“
Gehetzt von selbsternannten Hütern der unverdorbenen Jugend, verfolgt von religiösen Gruppen und angeschossen, hätten W.A.S.P. aufgeben können. Doch nach 40 Jahren „sind wir immer noch hier“, wie Bandboss Blackie Lawless sagt. „Und ich bin mir sicher, dass einige Leute darüber nicht sehr glücklich sind.
Blackie Lawless wusste, dass die Dinge aus dem Ruder gelaufen waren, als jemand versuchte, ihn zu töten. Es war 1985 und das Mastermind hinter den kontroversen Schockrockern W.A.S.P. war Amerikas neuester Lieblings-Buhmann. Warum die puritanische Rechte so großen Anstoß an Lawless und seiner Band nahm, ist nicht wirklich klar. Vielleicht lag es daran, dass ihr Name angeblich für „we are sexual perverts“ stand. Oder dass ihre erste Single ›Animal (Fuck Like A Beast)‹ eine lechzende Ode an den Sex war, auf deren Cover Lawless’ Schritt in Nahaufnahme zu sehen ist, bedeckt von einem lächerlichen Kreissägen-Lenden-schurz.
Es könnten aber auch ihre berüchtigten Konzerte gewesen sein, bei denen Oben-ohne-Models an Gerüste gefesselt waren und der Frontmann rohes Fleisch ins Publikum warf. Aber wer weiß … Doch zurück zu diesem angeblichen Mordversuch. Lawless hatte damals ein Haus in den Hollywood Hills, umgeben von Büschen und Gestrüpp. An jenem Tag schlenderte er mit seinen 1,94 nach draußen und sah 30 oder 40 Meter entfernt irgendeinen Typen, der ihn beobachtete. Als er bemerkte, dass Blackie ihn gesehen hatte, sprang er ins Gebüsch. „Seltsam“, dachte sich Blackie, als er in einen 1967er Jaguar E-Type stieg, den ihm seine Verrufenheit gekauft hatte, und ihn anließ, um ins Studio zu fahren, wo W.A.S.P. gerade ihr zweites Album THE LAST COMMAND aufnahmen.
Als er auf den Freeway fuhr, wurde es jedoch brenzlig. Als die Tachonadel 55 Meilen [88 km/h] erreichte, löste sich eines seiner Vorderräder und rollte vor ihm weg. Der Wagen begann, über alle vier Spuren zu schleudern, und während Lawless mit dem Lenkrad kämpfte, sah er im Rückspiegel, dass ein Schwerlastwagen auf ihn zu donnerte. „Das war’s“, dachte er, „genau hier werde ich sterben.“ Doch das tat er nicht. Er trat auf die Bremse, der Trucker trat auf die Bremse, überall war Rauch, und nach ein paar panischen Sekunden kam der Jaguar zum Stillstand, ebenso wie – wundersamerweise – der Lkw.
Der Abstand zwischen den beiden betrug nur wenige Meter. Als Blackie Lawless den Wagen dann in eine Werkstatt zu einem Mechaniker brachte, den er kannte, servierte der ihm die schockierende Nachricht : „Die Räder wurden sabotiert. Du solltest tot sein“. Heute, fast vier Jahrzehnte später, blickt Lawless entspannt auf diesen vermutlichen Anschlag auf sein Leben zurück: „Ich würde sagen, die meisten Fans sahen das, was wir machten, als radikal. Vielleicht zehn Prozent erkannten den Humor darin. Doch die ältere Generation betrachtete uns als etwas absolut Gefährliches und fand, dass man uns aufhalten musste.“
Doch nicht nur mörderische Religionsfanatiker missverstanden W.A.S.P. Die ganze Welt versteht sie seit über 40 Jahren nicht wirklich. Klar, in ihrer frühen Fleisch-und-Lendenschurz-Inkarnation stellten sie das Paradebeispiel für Donner und Verdammnis des 80er-Metal dar – ein aufgedrehtes Marvel-Comic-Update von Alice Coopers clever subversivem Schockrock aus dem Jahrzehnt zuvor. Doch W.A.S.P. waren viel mehr als die blutgetränkten Rüpel, als die sie schon so lange dargestellt werden. Sie konnten sich dumm stellen, wenn sie mussten – Hits wie ›Wild Child‹, die Rednecks provozierende Trinkhymne ›Blind In Texas‹ sowie ›Mean Man‹ sind breitbeinige 80s-Metal-Knaller, denen das Hirn aus der Hose hängt.
Doch sich dumm stellen und dumm sein, sind zwei paar Schuhe. Mötley Crüe, die Herzallerliebsten, standen an der Spitze im Medaillenspiegel der Trottelolympiade des Heavy Metal. W.A.S.P. hingegen waren die cleverste dumme Band des Planeten. Beweisstück A zu ihrer Verteidigung: ihre Musik. Die Singstimme von Lawless mag klingen, als würde er sich zum Frühstück Schmirgelpapier-Smoothies reinkippen, doch er wuchs mit den Beatles und The Who auf und deren melodisches Genie hört man auch in den besten Songs seiner Gruppe.
„Ich habe oft gesagt, dass W.A.S.P. im Wesentlichen eine elektrische Version der Everly Brothers sind“, was gar nicht so lächerlich ist, wie es klingen mag. „Unsere Sachen basieren auf diesen zweiteiligen Harmonien. Bis heute kannst du dir unsere Platten anhören und alles ist harmoniebasiert.“ Beweisstück B: Lawless selbst. Wie bei Arthur Brown, Alice Cooper oder allen anderen, denen ein Revolverblatt jemals den Begriff „Schockrocker“ vor ihren Namen geschoben hat, steht eine scharfe Intelligenz hinter dem ganzen Brimborium. Und Lawless war klug genug, um zu wissen, wann die Zeit gekommen war, das hinter sich zu lassen: Er stieß seine Kritiker vor den Kopf, als er 1989 das äußerst erwachsene, (fast) schockfreie THE HEADLESS CHILDREN veröffentlichte, ein Album, das nach wie vor als eines der großen unbesungenen Meisterwerke aus jener Ära gelten darf.
Und doch verblichen Ruf und Ruhm von W.A.S.P. nach den 80ern. Sie wurden nie so groß wie Mötley Crüe, geschweige denn Guns N’ Roses, eine Band, auf die sie zweifellos viele unschuldige Ohren vorbereitet hatten. Doch im Gegensatz zu diesen beiden Gruppen machten sie weiter mehr oder weniger regelmäßig großartige Platten – DOMINATOR von 2007 oder GOLGOTHA von 2015 konnten den Oldschool-Klassikern wie dem selbstbetitelten Debüt von 1984 oder dessen Nachfolger THE LAST COMMAND absolut das Wasser reichen. „Wir sind immer noch hier“, so Lawless. „Und ich bin mir sicher, dass einige Leute darüber nicht glücklich sind.“
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In einem jüngsten Podcast-Interview erklärt Iron-Maiden-Chef Steve Harris, welche Ratschläge er Newcomern im Musikbusiness mit auf den Weg geben würde.
Während eines Interviews im Rahmen des Podcasts „Scards and Guitars“ erklärte Iron-Maiden-Bassist Steve Harris, wie wichtig es für Musikschaffende sei, ihren eigenen Sound zu finden, anstatt einem speziellen Vorbild nachzueifern.
„Nun, ich sage den Leuten einfach, hört euch so viele Leute wie möglich an und versucht nicht, euch an einer Person zu orientieren. Viele sagen zu mir: ‚Oh, ich will genau so spielen wie…‘ Das sollte man nicht tun. Du solltest einfach vielen verschiedenen Leuten zuhören, und irgendwann wirst du hoffentlich deinen eigenen Stil und Sound finden, sonst wird man nur sagen: ‚Oh, du klingst wie jemand anderes.’“
Zum Thema Songwriting erklärt Harris: „Das klingt sehr grundlegend, aber man sollte sich nicht zu sehr bemühen, sich nicht zu wiederholen. Man schreibt einfach mit Gefühl und schreibt das, was man zu diesem Zeitpunkt für das Beste hält“. Er fährt fort: „Es ist schwierig. Es ist schwer zu erklären, denke ich, für jeden, der vielleicht noch keinen Song geschrieben hat oder vielleicht nur ein oder zwei Songs. Ich meine, offensichtlich gibt es Maiden schon sehr lange, und all die verschiedenen Erfahrungen, die man macht, und alles, all das fließt in deine Grenzen ein, wie du schreibst und wo du gerade bist.“
Dave Davies hat vor kurzem einen KI-generierten Kinks-Song im Internet gefunden. Und war schockiert von dem Lied.
Vor wenigen Tagen ist Dave Davies von den Kinks im Netz auf den KI-generierten Song ›Hop Skip Jump!‹ gestoßen. Der Track wurde von einer Künstlichen Intelligenz auf Basis des Kinks-Katalog erschaffen. Initiiert wurde dieses Song-Projekt von einem Nutzer namens „Leeroy“. Dave Davies zeigte sich empört von der digitalen Wurstelei. Auf dem Nachrichtendienst „X“ schrieb er: „Was zum Teufel soll das sein??? Das Kinks-KI-Cover ist wie eine Horrorshow, es klingt fucking schrecklich!“
Daraufhin löschte der Nutzer, seines Zeichens ein großer Fan der Kinks, den Song und entschuldigte sich bei seinem Idol: „Tut mir leid, Dave; ich bin ein großer Fan, die Kinks sind meine Lieblingsband aller Zeiten. Ich wollte nicht unhöflich sein. Ich habe es heruntergenommen. Hoffentlich gefällt dir mein Cover von ›Living in a Thin Line‘ besser‹.“
1989, welch ein fantastisches Jahr für Heavy Rock! In Los Angeles gründen Bass-Monster Billy Sheehan und Gitarrenvirtuose Paul Gilbert die famose und schon kurz darauf höchst erfolgreiche Rockkapelle Mr. Big, die nun, rund 35 Jahre später, den Schlussstrich zieht. Zumindest ausgedehnte Tourneen wird es nach der aktuellen „The Big Finish“-Tour definitiv nicht mehr geben. Die Gründe erklärt Sänger Eric Martin, der sich aber zunächst über das neue Studioalbum TEN auslässt. (Text: Chris Grenzer)
Unter welchen Umständen und in welchem Zeitraum entstanden die Lieder für TEN? Die ersten Gespräche hinsichtlich neuer Stücke fanden letztes Jahr im Januar statt. Davor waren wir alle ziemlich beschäftigt mit anderen Dingen, aber wir schuldeten unserer Plattenfirma noch ein Album. Davon abgesehen wollte ich sehr gerne wieder eine neue Platte aufnehmen, denn ganz ehrlich, mit dem Vorgänger DEFYING GRAVITY war ich nicht wirklich glücklich. Es gab damals viel Zeitdruck, was bei TEN überhaupt nicht der Fall war. Von September bis November flog ich mehrmals nach Portland zu Paul und bastelte mit ihm an den neuen Stücken. Es lief wie am Schnürchen, so gut wie schon lange nicht mehr. Er ist ein wahrer Meister der Motivation und wir hatten schon immer eine enge Verbindung. Aufgenommen haben wir die Platte dann im Dezember 2023.
Bei der Produktion von TEN fällt auf, dass sie knochentrocken, absolut direkt und sehr druckvoll geraten ist. Ja, das hat in erster Linie unser Produzent Jay Ruston zu verantworten. Er bringt viel Erfahrung mit und hat auch schon für Steel Panther oder The Winery Dogs gearbeitet. Der Sound trägt seine Handschrift. Mir persönlich hat es großen Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten, und ich bin auch absolut zufrieden mit dem Endergebnis.
›Who We Are‹ klingt, als sei es von einer Session eures Debüts oder aus LEAN INTO IT-Zeiten. Das ist großartig, vor allem für eure älteren Fans. Schließt sich nun beim Songwriting der Kreis auf natürliche Weise oder steckt etwas Kalkül dahinter? Das war absolut keine Absicht, aber ja, ›Who We Are‹ könnte wirklich auf der ersten Mr. Big sein. Der Song geht in Richtung ›Anything For You‹ oder ›Big Love‹, klingt aber deutlich erwachsener, auch was den Text angeht. Es geht um Beziehung, aber im positiven Sinn. Ja, doch, ›Who We Are‹ geht schon sehr in die Tiefe, muss ich sagen.
Allerdings klingt nicht alles auf TEN wie früher, sondern ihr habt mit ›Good Luck Trying‹ etwa auch einen traditionellen Blues-Track par excellence auf dem Album. Kommen da sehr frühe musikalische Einflüsse ans Tageslicht? Auf jeden Fall, auch von Pauls Seite. Alles, was ich singe, ist mehr oder weniger bluesy. Dazu muss ich etwas ausholen. Als Kind lebte ich einige Jahre in Heidelberg, danach in Italien, denn mein Vater diente in der Armee. Damals hörte ich zum Beispiel die Stones im Radio. Später dann, in Amerika − ich war 16 oder 17 − hörte ich viel Led Zeppelin und Bad Company und dachte plötzlich, es muss doch noch viel mehr andere Musik gegeben haben. Und da lernte ich dann erst Free oder Humble Pie kennen. Paul Rodgers ist halt einfach mein Held, er hat mich sehr stark beeinflusst.
Es ist sehr bedauerlich, aber die Entscheidung, das lange Kapitel Mr. Big nun zu beenden, ist wohl gefallen. Welches sind die Beweggründe, und wird man nach der Tour und der Platte wirklich gar nichts mehr von euch sehen und hören? Da sprichst du mit dem Richtigen, was Wünsche und Hoffnungen angeht. Ich bin sehr froh über die Entscheidung, keine langen Tourneen mehr durchstehen zu müssen. Es ist mittwerweile echt hart geworden. Das heißt nicht, dass ich mir zukünftig nicht den einen oder anderen Festivalauftritt vorstellen kann. Ganz ehrlich, ich möchte Mr. Big noch nicht komplett ad acta legen. Wobei ich da auch nur für mich persönlich spreche. Jeder von uns hat eigene Gründe und Sichtweisen. Ich hoffe auch nicht, dass TEN unser letztes Album ist, aber wenn du zum Beispiel Billy fragst, spricht er immer von unserem finalen Studiowerk.
Selbstverständlich ist die jetzige Abschiedstour eine äußerst emotionale Geschichte. Was spürst du tief im Inneren während der Konzerte und was kommt von Seiten der Fans bei dir an? Ich beobachte das Publikum genau. Am Anfang ist es wie bei einem Blind Date, da wird erstmal alles abgecheckt und die Leute machen viel mehr Bilder und Videos als bei früheren Tourneen. Tränen sind auch schon geflossen, das ist klar. Was mir unter die Haut geht, sind manche Lieder von LEAN INTO IT, die wir noch nie live gespielt haben, da wir ja das komplette Album zum Besten geben. ›My Kinda Woman‹ zum Beispiel, das fühlt sich schon fantastisch an.
Woran möchtest du nach Mr. Big am liebsten musikalisch anknüpfen? Die Zusammenarbeit mit Paul war schon immer so einzigartig, dass ich mir mein nächstes Solowerk mit ihm als Produzent wirklich gut vorstellen kann. Ja, das würde ich mir danach wünschen.
Ein neues Jahr, ein neues Album von Axel Rudi Pell“, ist man versucht zu sagen. Doch der Bochumer Hardrock-Gitarrenvirtuose präsentiert mit RISEN SYMBOL alles andere als eine Routinearbeit – auch wenn er und seine Band wie gewohnt erstklassig abliefern. Wir sprachen mit dem angesichts der anstehenden Veröffentlichung und der darauf folgenden Tournee im Oktober freudig erregten Musiker über die Entstehung der Disc.
Gratulation zu einem weiteren gelungenen Werk. Weißt du eigentlich, das wievielte es ist? Zählst du mit? Es ist das 22. Studioalbum. (lacht triumphierend) Das weiß ich aber nur, weil ich vor ein paar Wochen den Pressetext abgenickt habe.
Worin siehst du die größten Unterschiede oder Entwicklungen im Vergleich zum Vorgänger LOST XXIII von 2022? Vor 20 Jahren oder so habe ich mal irgendwo gelesen: „Kennt man ein ARP-Album, kennt man alle.“ Das hat mich ein wenig gewurmt. Spätestens seitdem versuche ich, bewusst mit jeder Platte etwas anderes zu machen – auch weil es für mich als Künstler immer eine schöne Herausforderung ist. Vor allem jetzt, wo ich schon so viel gemacht habe – da ist die Gefahr, sich zu wiederholen, natürlich da. Diesmal habe ich versucht, mich ein wenig von der klassischen Songstruktur zu lösen. In der Regel läuft das ja so ab: Gitarrenriff, Strophe, Bridge, Refrain, zweite Strophe, Bridge, Refrain, bevor das Solo kommt und es dann bis zum Ende wieder von vorn losgeht. Das habe ich ein wenig aufgebrochen. Zudem habe ich – nicht nur in Bezug auf Schlagzeug und Bass, sondern auch von der Gitarre her – drei, vier, manchmal sogar fünf verschiedene Rhythmen in einem Stück verwendet. Wenn die dann dennoch miteinander harmonieren, ist das sehr interessant. So etwas haben wir bisher noch nicht ausprobiert. Ich hatte großen Spaß daran, die Stücke zu schreiben und zum Funktionieren zu bringen.
Wie entstehen denn ARP-Lieder in der Regel: Du schreibst alles allein, oder? Ja, im Prinzip schon. Heutzutage hat man ja immer sein Smartphone dabei und kann jederzeit Ideen aufnehmen. Wobei ich unterwegs oder auch zu Hause nie komplette Songs schreibe. Es geht immer nur um einzelne Einfälle für Riffs, Akkorde, Rhythmen oder Melodien, die ich festhalte und erst einmal abspeichere. Das eigentliche Komponieren läuft dann so ab, dass ich in meinem Studio all die Einfälle und Versatzstücke der letzten ein, zwei Jahre durchhöre und schaue, was zusammenpassen könnte. Idee Nummer 17 könnte in Verbindung mit Idee Nummer 365 passen und so weiter. Dann baue ich um diese Teile eine Songstruktur und nehme ein erstes Demo auf. Also Gitarre, Bass, Keyboards und meist auch schon eine Gesangsmelodie. Wenn es sich dabei so anfühlt, als würde etwas fehlen, nehme ich spontan meine Gitarre und schreibe noch einen Part oder zwei.
Deine Gruppe kommt also erst dann dazu, wenn der Track schon komplett steht? Ja, ich komponiere alle Parts bis auf das Schlagzeug. Das kann ich selbst nicht spielen und ich mag einfach keine Drumcomputer. Das Demo nehme ich zu einem Click-Track auf und lasse dann Bobby (Rondinelli, ehemals bei Rainbow, Black Sabbath u. a.; Anm. d. Aut.) machen, was er ohnehin besser kann als alle anderen. Die restlichen Jungs haben natürlich auch die Freiheit, an ihren Parts zu feilen, aber im Grunde ist alles bereits vorhanden, wenn wir mit den Aufnahmen beginnen.
Wie lange brauchst du, um ein Album wie das neue RISEN SYMBOL zu schreiben? Die Ideen sammle ich über längere Zeit. Ich habe auch jetzt schon wieder neues Zeug für kommende Platten auf dem Handy drauf. Das zu fertigen Liedern zusammenzubauen, hat diesmal ziemlich genau sechs Wochen gedauert – von Mitte September bis Ende Oktober 2023. Danach geht es dann an die Aufnahmen selbst, im Anschluss wird produziert, gemastert und so weiter. Das ist schon ein ziemlicher Aufwand alles. Es macht mir aber weiterhin großen Spaß, auch weil ich, wie eingangs erklärt, immer wieder neue Dinge ausprobiere.
Apropos neue Dinge: Du hast erstmals auch das Cover-Artwork selbst angefertigt. Ja, das war ebenfalls ganz schön zeitraubend. Ich will eigentlich niemandem seinen Job wegnehmen, aber die enormen Fortschritte der Künstlichen Intelligenz im Bereich der visuellen Ausdrucksformen haben mich echt inspiriert. Ich hatte eine def initive Vorstellung davon, wie das Cover aussehen sollte, und fing an, mit KI-Programmen zu experimentieren. Ein langer Lernprozess, der gefühlt ewig gedauert hat. Nach dem geschätzt 195. Versuch hatte ich dann aber exakt das Bild, das ich mir in Gedanken vorgestellt hatte. Ziemlich sicher hätte es kein Mensch mit konventionellen Mitteln hinbekommen, meine Idee so perfekt umzusetzen. Es war wirklich nicht einfach, aber das Allerschwierigste an der ganzen Sache war, danach meinem Stammkünstler mitzuteilen, dass er diesmal nicht gebraucht wird. Zum Glück hat er es aber sportlich genommen. Und wer weiß: Bei der nächsten Platte werde ich ja vielleicht wieder auf ihn zurückgreifen.
Was willst du mit dem Motiv denn ausdrücken? Dass wir uns als Menschheit in einer extrem kritischen Phase befinden. Die Erde brennt sozusagen. Auch im übertragenden Sinn mit all den Kriegen und Unruhen, aber eben auch physisch. Der Planet wird immer heißer, denn das Klima kippt merklich um. Im Zentrum des Bildes hätte auch ein glühender Eiffelturm, der Reichstag, das Weiße Haus oder irgendein anderes bekanntes Gebäude stehen können. Die Pyramide habe ich gewählt, weil sie zu den nordafrikanischen Elementen passt, die in einigen der Songs vorhanden sind. Stimmt. Das ist eine weitere Neuerung gegenüber den Vorgängern.
Was hat dich denn dazu inspiriert, diese für einen Act wie ARP doch eher ungewöhnliche Klang- und Stilfarbe zu integrieren? Wir haben ein Cover des Led-Zeppelin-Klassikers ›Immigrant Song‹ aufgenommen. Unsere Interpretation ist komplett anders – noch heavier und ganz neu strukturiert. Als ich daran ging, habe ich mir vorab die unterschiedlichen Versionen angehört, die die Band selbst im Lauf der Jahre aufgenommen hat – das Original von ihrem 1970er-Album LED ZEPPELIN III, aber auch andere. Dabei bin ich dann auf eine Version eines weiteren Zep-Klassikers, nämlich ›Kashmir‹, gestoßen, die Plant und Page in den 1990ern für MTV mit marokkanischen und ägyptischen Musikern eingespielt haben. Die hat mich dazu inspiriert, ein wenig orientalisches Flair in einige Lieder einzubauen. Speziell ›Ankhaia‹, das so etwas wie das Herzstück der Platte ist, wäre da zu nennen.