David Gilmour ist zurück mit einem fantastischen neuen Soloalbum. Bevor er unter dem Namen Pink Floyd wiederkehrt, müssten aber wirklich Schweine fliegen lernen.
Im noblen Londoner Stadtteil Hampton ankert versteckt ein exotisch anmutendes Hausboot namens „The Astoria“ im Fluss. Charlie Chaplin verbrachte 1921 eine Nacht darauf und erinnerte sich daran als „eine ziemlich aufwendige Affäre mit Mahagoni-Vertäfelung und Prunkgemächern für die Gäste, beleuchtet mit Girlanden aus bunten Lampen.“
1986 näherten sich drei unrasierte Typen in T-Shirt dem Besitzer aus der Oberschicht. Zu seiner Überraschung und seinem Entzücken „bot einer dieser Rowdys an, es für Bargeld zu kaufen“. Und so begann die nächste Phase im Leben dieses ausladenden Gefährts, als ein Aufnahmestudio an Bord installiert wurde.
Man kann den gegenwärtigen Besitzer der Astoria als vieles bezeichnen, aber sicher nicht als „Rowdy“. Von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, strahlt er Selbstbewusstsein und Eleganz aus, eine Aura der Erhabenheit und eine Wertschätzung der schönen Dinge im Leben. Er spricht so, wie seine Musik ist: bedächtig und ohne Eile. Einmal zeigt er aus dem Fenster: „Sieh mal, DAS ist ein smartes Gerät“, als der funkelnde, golden lackierte Kahn der Royals auf dem Weg nach Hampton Court vorbei gleitet.
Letzten November erschien das heiß ersehnte THE ENDLESS RIVER von Pink Floyd. Diese Abfolge von Klanglandschaften, die aus den Outtakes von THE DIVISION BELL (1994) zusammengeschnitten wurde, soll die letzte Veröffentlichung der Band gewesen sein. Seitdem hat David Gilmour RATTLE THAT LOCK fertiggestellt, sein exzellentes und enorm abwechslungsreiches viertes Soloalbum. Nun bringt er mich in das winzige Bugstudio auf der Astoria, um darüber zu reden – und das Vermächtnis dessen, was er heute ziemlich charmant als „unsere Popgruppe“ bezeichnet.
Ich erkenne diesen Raum. Ist im Booklet von THE ENDLESS RIVER nicht ein Bild von dir, Nick Mason und Rick Wright, wie ihr hier aufnehmt?
Ja. Wir haben A MOMENTARY LAPSE OF REASON und THE DIVISION BELL praktisch komplett hier gemacht. Was gut funktioniert hat, denn oft stellt man ja ohnehin einen Verstärker in einen anderen Raum, um die Trennung vom Schlagzeug zu kriegen.
Die Aussicht aus den Fenstern bzw. schon deren Existenz scheint zu den Ambient-Klängen deiner Musik zu passen.
Na ja, ich habe noch nie viel von den traditionellen Kellern gehalten, die die meisten Studios ja sind, ohne Fenster, ohne natürliches Licht, diese Tage, an denen man die Nacht durchgearbeitet hat und nicht die Morgendämmerung sehen wollte, die einen aus seinen Fantastereien reißt. Aber in unserem fortgeschrittenen Alter halten wir uns gerne an Bürozeiten.