Als erstes Stück ist ›Back In Black‹ an der Reihe – der Song basiert auf besagter Riff-Idee, die Malcolm bei einem Soundcheck gekommen ist. Die ursprünglich recht funkige Passage hat sich im Laufe der Zeit in eine krachende Hymne verwandelt, die symptomatisch für das Flair der gesamten Platte ist. AC/DC sind nicht unverwundbar, aber unbezwingbar. BACK IN BLACK ist ihre Verbeugung vor Bon Scott und seinem Leben für den Rock’n’Roll. In ›Have A Drink On Me‹, dem Track mit Scott an den Drums, nehmen sie das Thema erneut auf. AC/DC wollen sich, wie Malcolm Young bestätigt, „an die guten Zeiten erinnern, die sie mit Bon erleben durften“. Mit den Zeilen „Whisky, gin and brandy/ With a glass I’m pretty handy“ erweist auch Brian Johnson seinem Vorgänger die Ehre, indem er ihm lyrisch zuprostet, und auch in Sachen wortgewandter Doppeldeutigkeit steht er ihm in nichts nach. Doch nicht alle Texte fließen ihm quasi aus der Feder.
›Hells Bells‹, der Opener der Platte, bereitet ihm Probleme, er findet keinen Einstieg, der zu dem schwergewichtigen Eröffnungs-Riff passt. Grübelnd sitzt er in seinem Zimmer, das mehr einer Mönchszelle als einem Wohnraum ähnelt. Es gibt nur ein Bett, einen Stuhl, eine Toilette, einen Tisch und eine Lampe, also nichts Inspirierendes. Schließlich kommt Mutt Lange herein und fragt nach dem Stand der Dinge. Schulterzucken bei Brian Johnson. Doch dann passiert etwas, das einer göttlichen Eingebung nahe kommt: Ein Tropensturm bricht los. „Mutt sagte ehrfürchtig: ,Hör dir mal diesen Donner an!‘“, so Johnson, „worauf ich ihm entgegnete: ,Das nennen wir in England nicht Donner, sondern ,rolling thunder‘, also Donnergrollen! Darauf rief Mutt: ,Mensch, schreib dir das auf, das klingt gut!‘ Und eine Sekunde später donnerte es so laut, dass wir unser eigenes Wort nicht mehr verstanden…“
Draußen stürmt es weiter, der Regen prasselt ohne Unterlass gegen die Fensterscheiben, der Wind peitscht die Palmen wild hin und her. Johnson staunt und schreibt wie entfesselt drauflos: „Pourin’ rain, I’m coming like a hurricane“, notiert er. Der Song wird noch in dieser Nacht fertig. Nach fünf Wochen harter Studioarbeit sind neun Lieder im Kasten. Ein Stück fehlt noch, doch Angus und Malcolm komponieren es in 15 Minuten. „Ich dachte anfangs, dass der Track nur so ein tüddeliger Rausschmeißer werden sollte. Doch dann kam Malcolm mit dem Titel um die Ecke: ,Hey, Jonno, wir wollen den Song ›Rock’n’Roll Ain’t Noise Pollution‹ nennen!‘ Das fand ich gut, denn der Rhythmus der Worte passt gut zur Musik.
Als es an die Aufnahmen ging, wurde es richtig bizarr. Ich stand in der Kabine, das Intro lief, und Mutt gab mir die Anweisung, einfach irgend-etwas ins Mikro zu sprechen. Also imitierte ich den typischen Slang eines Südstaaten-Predigers. Einfach nur zum Spaß – ich hätte nie gedacht, dass dieser Take auf dem Album landen würde!“
Nach dem Abschluss der Aufnahmen fliegen Malcolm Young, Mutt Lange und der Toningenieur Tony Platt gemeinsam nach New York, um die Platte mischen zu lassen. Der Rest der Band macht sich auf den Heimweg nach England. Zwei Monate passiert nichts. Doch dann kommt der große Tag: Brian Johnson hört die Platte zum ersten Mal am Stück – und ist überwältigt. „Ich konnte kaum glauben, dass wir wirklich eine so gute Scheibe abgeliefert hatten. BACK IN BLACK ist einfach ein wundervolles Album, und es steckt voller Überraschungen!“
Die vielleicht größte Überraschung ist jedoch kein Riff und auch keine Melodielinie, sondern der erste Ton der Platte: mit einem finsteren Glockenschlag läuten AC/DC die Ära von Brian Johnson ein. Für dieses sinistre Detail will die Band keine Kosten und Mühen scheuen: Tonmann Tony Platt jettet extra über den Atlantik, um den Sound der Glocken von Loughborough aufzunehmen. Doch die Tauben im Turm machen ihm einen Strich durch die Rock-Rechnung. Bei jedem Schlag flattern sie aufgeregt davon und stören die Recordings. Doch Platt gibt nicht auf: Er treibt einen ortsansässigen Glöckner auf, der ihm erlaubt, das Läuten einer seiner handgefertigten Exemplare aufzuzeichnen.