Molly Hatchet ist am nächsten Morgen die erste Station, ein solider Southern-Rock Auftritt. Ohne große Erwartung geht’s weiter zu Rock Goddess, die für die Erfüllung der Frauenquote sorgen. Sie machen Ihre Sache allerdings recht ordentlich und lassen erahnen, warum die Mädels zu Zeiten der NWOBHM Kultstatus hatten. Auch Dokken können überraschend gut mithalten, macht richtig Spaß, auch wenn Sänger Don Dokken die hohen Töne gerne weglässt. Egal, Hits sind genug vorhanden und tun der Euphorie keinen Abbruch. Bei Opeth, früher fast reiner Death Metal, wird die mit den Jahren vollzogene Metamorphose zu Progressiv Metal/Rock deutlich.
Ihren ersten Auftritt auf schwedischem Boden absolvieren dann Mad Max, die mit Ihrem melodischen Hard Rock einiges an Interesse auf sich ziehen und einen Achtungserfolg erzielen. Schnell geht es dann aber zu den Backyard Babies, die mit ihrem punkigen Hard Rock und wilder Stage Performance das Publikum voll im Griff haben. Die zwischendrin einsetzende Völkerwanderung zur Hauptbühne kann nur einen Grund haben: die Bad Boys des Rock’n’Roll. Mötley Crüe sind die Headliner des dritten Tages – aber keine wirkliche Offenbarung. Vince Neil ist stimmlich fast schon eine Zumutung. Wie gut, dass die hollywoodreife Bühnenshow samt weiblicher Unterstützung einiges wettmacht. Somit ist trotzdem Partystimmung angesagt, erst recht beim Heimspiel von H.E.A.T. Einmal mehr setzt Sänger Erik Grönwall mit seiner nicht endenden Energie ein Highlight, aber so mancher wird sich fragen, was der wohl genommen hat…
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Fotos: Frank C. Dünnhaupt
Zum Swedish National Day passt dann, dass die tierisch abgefeierten Hardcore Superstar als Erste loslegen. Die nach dem Tod von Gitarrist Mark Reale als Riot V auftretende Truppe aus New York räumt mit einem fetten Gitarrenbrett mindestens genauso stark ab. Hut ab! Dagegen tut sich Ace Frehley trotz seiner ruhmreichen Vergangenheit doch eher schwer. Da helfen auch die Hits von Kiss nicht viel. Mehr als einen Anstandsapplaus gibt es nicht. Mother’s Finest wiederum treffen mit Ihrem funkigen und souligen Hardrock genau den Nerv der Anwesenden, und es ist praktisch unmöglich, dem zu widerstehen. Dass sich kontinuierliche Arbeit bezahlt macht, sieht man an der Masse von Leuten, die sich dann bei Five Finger Death Punch einfinden. Brachial folgt ein Riff auf das nächste, und man kann durchaus im positiven Sinn von einem Flächenbrand reden. The Angels aus Australien feiern 40 jähriges Bestehen und sorgen mit Ihrem erdigen Rock’n’Roll für gute Laune.
Ruhigere Töne sind dann bei Extreme an der Tagesordnung – was nicht bedeutet, dass Nuno Bettencourts akzentuiertes Gitarrenspiel nicht rockt. Aber ein Konzert ohne ihren Megahit ›More Than Words‹ ist auch schier unvorstellbar. Die Überraschung des Tages sind Judas Priest. Ein in Höchstform auftrumpfender Rob Halford und eine Soundwand aus reinstem Stahlbeton lassen bei jedem Anwesenden Tränen der Freude fließen. Das britische Urgestein des Heavy Metal zeigt eindrucksvoll, wie man 40 Jahre im Geschäft bleibt. Mit neuem Album im Gepäck beschließen The Darkness mit einem Anfangs leicht neben der Spur liegenden Auftritt das “Sweden Rock Festival”. Schnell finden Justin Hawkins und Co. aber den richtigen Weg und schütteln einen Hit nach dem anderen aus dem Ärmel.
Musikliebhaber, die offen sind für verschiedene Stilrichtungen, sind beim “Sweden Rock” bestens bedient worden. Mit ca. 35.000 Besuchern täglich ist das Festival zudem noch überschaubar. Kurzum – es macht einfach Spaß. Freuen wir uns auf 2016.