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Ist es das, was Ruhm für sie bedeutet – Entfremdung?
Eine andere Zeile aus ›Limelight‹, die über die Jahre an Resonanz gewonnen hat, ist „One must put up barriers to keep oneself intact“ („man muss Barrieren aufbauen, um intakt zu bleiben“). Doch dazu gibt es einen Folgesatz, den ich zu erklären versuche. Jeden Tag auf Tour, wenn ich mit dem Motorrad von einer Stadt in die nächste fahre, habe ich ein halbes Dutzend angenehme Begegnungen mit Menschen. Ich habe viel Zeit in Truckstops, Diners und Cafés verbracht, sehr ungezwungene, bodenständige Orte, und das sind die Begegnungen, die ich habe: von Fremden zu Fremden, könnte man wohl sagen. Ich liebe die Anonymität meiner Reisen.
Und wenn Sie auf dem Motorrad touren, sehen Sie bestimmt viel mehr von der Welt.
Ich vermeide Autobahnen nach Möglichkeit. Die Straßen, die ich will, sind jene, auf denen sich Menschen nur fortbewegen, weil sie an ihnen leben.
Fahren Sie alleine?
In Amerika in der Regel schon, aber in Europa habe ich einen Reisegefährten, der Monate mit mir auf der Straße verbringt. Und es verlangt verdammt viel Planung, so viel zu sehen, wie wir können.
Gibt es da eine Art Seelenverwandtschaft unter Reisenden?
Leute lächeln und sind freundlich, weil sie etwas mit einem verbindet: Wanderer, Langläufer, Radler, Biker. Und wenn man irgendwo an einem entlegenen Ort ist, wissen andere Reisende, dass man einer von ihnen ist – dass man in Ordnung ist, weil man ja schließlich auch dort ist! Das habe ich in der Arktis erlebt, in Afrika…
Und in Großbritannien?
Mir ist aufgefallen, wie gerne sich Briten im Freien aufhalten. Als Teenager lebte ich für ein paar Jahre dort, und ich lernte, dass nichts vom Wetter abhängig ist. Und das habe ich mein ganzes Leben ebenso gehalten. Ich bin durch die Yorkshire Moors gefahren, als es kalt war und regnete. Das war sehr unangenehm, aber die Leute waren da draußen, weil sie nun mal beschlossen hatten, es zu tun.
Das Touren hält Sie aber auch von Ihrer Familie fern.
Die Leute wissen ehrlich nicht, was man als tourender Musiker für Opfer bringt. Nicht da zu sein, wenn deine Kinder aufwachsen und dein Partner dich braucht, das macht dich fertig. Deine Familie und deine Freunde, ihr Leben geht weiter und du bist kein Teil davon. Man weiß das Familienleben heute nicht mehr genug zu schätzen. Es ist zu einfach, sich von dem langweiligen Alltagsmist vereinnahmen zu lassen und zu verpassen, welches Wunder sich da um einen herum entfaltet.
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