Eine der pseudowissenschaftlichen Behauptungen, die schlicht gut klingen und deren Wahrheitsgehalt aufgrund ihrer unbedingten Phrasentauglichkeit gerne ungeprüft übernommen wird, lautet: Wir wissen mehr über das Weltall als über unsere Ozeane. Als „gefühlte Wahrheit“ hier einmal widerspruchslos angenommen, scheint der Reiz von Meereshorrorfilmen der Marke „Der weiße Hai“ eindeutig: Die Angst vor den unergründbaren Schwärzen ozeanischer Tiefen und die vor einem Medium, in dem menschliches Ingenium meist keinen unmittelbaren Vorteil im archaischen Überlebenskampf gegen die Elemente bietet, nagt am Unterbewusstsein ebenso wie die lebensfeindliche Leere des Alls. Um bei der Analogie zu bleiben: Regisseur Jaume Collet-Serras Survivalthriller „The Shallows“ ist dann das Äquivalent zu „Alien“ – eine Frau, ein Fressfeind, ein nervenaufreibendes Duell. Collet-Serras Ripley wird hier von Blake Lively verkörpert, die als Surferin Nancy in eine prekäre Lage gerät. Denn eigentlich will sie in einer menschenleeren Traumbucht die Wellen erobern, bevor sie Begegnung mit einem Hai macht, der sie zunächst auf einen Walkadaver, später auf ein von der Brandung umspültes Riff zwingt. Nancys Hainachbar lässt nicht locker, die Flut droht ihren rettenden Felsen zu überspülen und an Hilfe vom Strand ist nicht zu denken. Im höchst effektiv mit obigen Urängsten spielenden, stilvoll angerichteten Überlebensduell vor sommerlicher Traumkulisse überzeugt „The Shallows“ vollauf, wobei neben gekonntem Spezialeffektzauber vor allem Hauptdarstellerin Lively in ihrer dramatischen One-Woman-Show begeistert.
7/10
The Shallows
Sony/Kino-Start: 25.08.