Und so bestanden einige der kraftvollsten Momente nicht in dem audiovisuellen Spektakel, sondern kamen in der Pause, als Standbilder gefallener Soldaten auf den Bühnenhintergrund projiziert wurden. Auch backstage empfing Waters jeden Abend Kriegsveteranen. „Ich lade sie ein, weil ich das Gefühl habe, zu einem gewissen Grad nicht nur ihre Lage zu verstehen. Viele trugen körperlichen Schaden davon, wurden aber auch psychisch entstellt. Ich verstehe auch, dass viele von ihnen ähnlich leiden wie ich damals als Kind.“
Als die Tour am 21. September 2013 in Paris endete, hätten die Erbsenzähler die Profite sicher als Beleg für ihren Erfolg herangezogen. Für Fans jedoch bestand der wirkliche Triumph – beider Inkarnationen – darin, dass sie zeigte, dass Rockmusik immer noch die Kraft hatte, uns zum Nachdenken zu bringen, Gefühle hervorzurufen.
1980 bezeichnete die „New York Times“ THE WALL als „den Maßstab, an dem sich alle künftigen Rockspektakel messen lassen müssen“. Diese schiere Ambition fand sich später in Produktionen von U2, den Rolling Stones und Muse wieder. Zu Beginn der Tour sagte Waters: „Es wird die üblichen Leute geben, die was dagegen haben, dass eine Rock’n’Roll-Show eine Aussage hat, und finden, Politik habe da nichts verloren. Das sehe ich natürlich vollkommen anders. Es soll ein Theaterstück sein. Ich betrachte es nicht wirklich als Rock’n’Roll.“