Hört hier den neuen Song ›Back With A Bang‹ von Kissin‘ Dynamite!
Am 5. Juli erscheint das neue Album BACK WITH A BANG von Kissin‘ Dynamite. Als letzten Vorgeschmack auf die neue Platte veröffentlicht die Band jetzt den Titeltrack ›Back With A Bang‹. Die Band selbst über die kommende LP: „Wir sind wieder da – und zwar mit einem großen Knall! Wir sind schließlich keine Band verkopfter Konzepte, deshalb kommen wir mit ›Back With A Bang‹ lieber direkt zur Sache. Unsere Mission? Arena-Rock allererster Güte. Unsere Fans erwartet ein Kissin‘ Dynamite- Album in Reinform: Gereift, ehrlich und intensiv!“
03. Juli 1969: Rolling Stones-Gitarrist Brian Jones ertrinkt mit 27 in seinem Pool.
Am 8. Juni 1969 erhält Brian Jones, Gitarrist und Gründer der Rolling Stones, ungebetenen Besuch auf seinem Landsitz Cotchford Farm in Hartfield, East Sussex. Mick Jagger, Keith Richards und Charlie Watts kommen mit einer Hiobsbotschaft: Weil Jones aufgrund diverser Drogendelikte keine Arbeitserlaubnis für die geplante Herbsttournee in den USA erhält, übernimmt Gitarrist Mick Taylor seinen Platz.
Wenige Wochen später stirbt der asthmakranke Jones, trotz Anwesenheit seiner schwedischen Freundin Anna Wohlin, Maurerchef Frank Thorogood und Janet Lawson, Freundin von Stones-Chauffeur Tom Keylock, in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli auf dem Grund seines Swimming Pools einen einsamen Tod. So lautete zumindest die offizielle Verlautbarung.
Jahre später dann die brisante Wende durch Tom Keylock: Angeblich gesteht Thorogood ihm kurz vor seinem Tod 1993, dass er Brian auf dem Gewissen habe, weil Jones ihn an jenem Tage gefeuert hatte. 2008 gibt Janet Lawson, wenige Monate vor ihrem Krebstod, Daily-Mail-Reporter Scott Jones nach fast 40-jährigem Schweigen eine mehr oder minder identische Aussage zu Protokoll. Ein Jahr später soll der Fall dank neuer Beweise offiziell wiedereröffnet werden – doch nichts geschieht. 2013 Jahr schließt sich Anna Wohlin gegenüber Daily Mirror-Reporterin Rachael Bletchly den Aussagen von Keylock und Lawson an. Offiziell bestätigt ist Thorogoods Schuld aber nach wie vor nicht. (Erstveröffentlichung 2017)
Was geschah mit Brian Jones? Diese Frage stellen wir uns auch in unserer aktuellen Ausgabe und beleuchten die Hintergründe zum mysteriösen Tod des Rolling-Stones-Gründers. Jetzt hier versandkostenfrei bestellen: CLASSIC ROCK #131
Hört hier die brandneue Single ›Lazy Sod‹ vom kommenden Album „=1“ von Deep Purple!
Am 19. Juli ist es soweit und das neue Album „=1“ von Deep Purple erscheint. Als weiteren Vorgeschmack auf die neue Platte, auf der Deep Purple immer wieder den Spirit ihrer Glanzzeiten channeln und elegant ins Hier und Jetzt versetzen, gibt es heute die dritte Single namens ›Lazy Sod‹ zu hören. Darin erklärt der Ich-Erzähler, wie sein Haus in Flammen steht und er trotz dieser Katastrophe seinen Arsch nicht hochbekommt. Eine metaphorische Anspielung auf den menschlichen Umgang mit Themen wie dem Klimawandel.
Im großen Titelstory-Interview für die aktuelle Ausgabe von CLASSIC ROCK meinte Sänger Ian Gillan zum Begriff des ›Lazy Sod‹ [fauler Sack]: „Ein Journalist fragte mich mal: „Wie viele Songs hast du bisher geschrieben?“ So vor zwanzig Jahren waren es etwa 500 und ich dachte, das ist schon was. Doch dann sah ich eine Dokumentation über Dolly Parton, in der sie erklärt, dass sie um die 5000 Songs geschrieben hat. Daraufhin meinte der Journalist zu mir: „Das macht dich wohl zum ›Lazy Sod‹!“ Dieses Narrativ habe ich angewendet auf eine Situation, in der das eigene Haus in Flammen steht, man jedoch nicht aus dem Bett kommt. Ein Symbolbild. Im Traum geht dann die Sprinkleranlage an und flutet das Haus. Daraufhin muss ich für mich und meine schwarze Katze eine Arche bauen.“
Deep Purple mit ›Lazy Sod‹:
In der aktuellen Ausgabe lest ihr unsere große Titelstory über Deep Purple, unsere Interviews mit Frontmann Ian Gillan, Drummer Ian Paice und „den Neuen“ an der Gitarre, Simon McBride. Jetzt hier versandkostenfrei online bestellen: CLASSIC ROCK #131
Beim amerikanischen Radiosender SiriusXM hat Alice Cooper jetzt ein neues Format ins Leben gerufen. Zusammen mit Profigolfer Rocco Mediate spricht der Schockrocker in seiner Sendung „Rolling the Rock with Alice Cooper and Rocco Mediate“ über seine größte Leidenschaft neben der Musik, das Golfen.
Cooper hat ein Handicap von 4 und spielt sechs Tage die Woche, auch auf Tour. Mediate war bereits Zweitplatzierter bei den „US Open“ und spielt jetzt auf der „PGA Tour Champions“-Tour. Er ist nicht nur mit Alice, sondern auch mit Rush-Gitarrist Alex Lifeson befreundet und spielte mit ihm in einer Golf-Folge „Playing Lessons From The Pros“.
Seht hier, wie Slashs jüngstes Soloalbum ORGY OF THE DAMNED entstanden ist.
Bei Youtube gibt es jetzt eine neue Doku-Reihe zu sehen, im Rahmen derer die Entstehungsgeschichte des jüngsten Slash-Solo-Albums ORGY OF THE DAMNED erzählt wird. Die sechste Soloplatte des Guns N‘ Roses-Gitarristen ist am 17. Mai erschienen und enthält Coverversionen berühmter Blues-Tracks, die Slash zusammen mit berühmten Kollegen wie Brian Johnson von AC/DC, Steven Tyler von Aerosmith, Iggy Pop, Billy Gibbons von ZZ Top, Paul Rodgers, Pop-Stern Demi Lovato und vielen mehr aufnahm.
In CLASSIC ROCK #130 sprachen wir in unserer großen Titelstory mit Slash über diese Blues-Orgie. Jetzt versandkostenfrei bestellen: CLASSIC ROCK #130
Zum Ehrentag von Andy Scott von Sweet gibt es die Truppe heute bei einem nicht veröffentlichten Auftritt im Musikladen zu sehen.
Andy Scott von Sweet wird heute 75 Jahre alt. Wer an seine Band denkt, dem springen sofort Föhnfrisuren, Plateauschuhe und Glitzer vors innere Auge. Mit Riesenhits wie ›Ballroom Blitz‹ oder ›Little Willy‹ zogen die Briten gemeinen Spott auf sich und erzielten gleichzeitig größte Charterfolge.
Viele übersehen hierbei jedoch manchmal, dass Sweet auch ordentlich Gas geben konnten, wie sie beispielsweise auf ihrem Album SWEET FANNY ADAMS unter Beweis stellten. Den Titeltrack ›Sweet F.A.‹ gab die Gruppe 1974 auch in der deutschen Fernsehsendung Musikladen zum Besten, jedoch wurde die Aufzeichnung nie veröffentlicht.
Ob es an der irren Verzerrung, dem ewigen Solo, dem fast schon punkig anmutenden Hard-Rock-Riff oder dem Text des Songs lag? Dieser Auftritt war jedenfalls meilenweit entfernt von den zuckrigen Glamourboys, zu denen sie unter den Fittichen der Songwriter Nicky Chinn und Mike Chapman aufgrund kommerzieller Absichten gemacht worden waren.
Don Dokken sitzt in Plauderstimmung in seinem Wohnzimmer in einer umgebauten Kirche in Santa Fe. „Ich musste die ganzen Grundstücke rundherum mit kaufen, damit ich ohne Nachbarn bleiben kann. Ein ziemlich teurer Spaß.“, so der jetzt als Eremit lebende Künstler schmunzelnd über seinen Umzug von Los Angeles nach New Mexico. Von seiner alten Heimat hatte der Sänger und Songwriter die Schnauze voll. Zu viele Menschen, zu viel Verkehr, zu viel Dreck. Verarbeitet hat er seinen Abschied in HEAVEN COMES DOWN, dem sehnsüchtig erwarteten neuen Album von Dokken, um das sich das Gespräch an jenem Freitagabend drehen soll. Warum die gelungene Platte mit einem ziemlich krassen Leidensweg verbunden ist und unter widrigsten Umständen schließlich doch noch das Licht der Welt erblickte, erklärt ihr Schöpfer im Interview.
Vermisst du Los Angeles manchmal?
Ach weißt du, die Zeiten im Rainbow mit meinen Rockstar-Freunden und Mädchen, deren Hintern unter dem Minirock rausschaut, sind vorbei. Wir werden alle älter, unsere Ärsche sehen nicht mehr so gut aus. Manchmal kommen immer noch Frauen zu meinen Gigs, die sich anziehen wie früher, aber da denke ich mir nur: ‚Mädel, dafür bist inzwischen ein bisschen zu alt.‘ Du laufen mit ihren 60 immer noch mit Netzstrümpfen, auftoupierten Haaren und operierten Brüsten herum. Ich finde Menschen schöner, die natürlich aussehen. So wie du, dein Pony gefällt mir sehr gut! Meine Tochter trug ihr Haar früher auch so. Aber egal, ich möchte deine Zeit nicht vertrödeln. (lacht)
Dann lass uns doch über HEAVEN COMES DOWN sprechen, eine tolle Platte wie ich finde!
Danke! Ich entwickel mich gerne weiter, doch das ist jetzt mein 13. Album und irgendwann, nach ein paar Jahrzehnten, wird es schwieriger, sich etwas Neues einfallen zu lassen. Einer der Gründe für unsere lange Abstinenz war unter anderem, dass jedes Label, mit dem wir zusammenarbeiteten, meinte: ‚Wir wollen eine Platte, die wie TOOTH & NAIL oder BACK FOR THE ATTACK klingt.‘ Diese Alben habe ich vor 40 Jahren gemacht, ich will das nicht reproduzieren. Ich bin keine 30 mehr, je älter man wird, desto klüger wird man hoffentlich, man nimmt etwas mehr spirituelle Weisheit in sich auf – da ändern sich natürlich auch die Texte, die man schreibt. Ich schickte den Plattenfirmen Demos und sie lehnten alle ab mit der Begründung, dass es nicht nach Dokken klinge. Viele Bands aus den 80ern, ich nenne keine Namen, fabrizieren denselben, alten Scheiß wie damals.
Das wirkt schnell unangenehm aus der Zeit gefallen…
Ich stimme dir zu. Und viele schreiben einen guten Song und der Rest der Platte besteht nur aus Füllmaterial. Das könnte ich nicht. Ich wollte aus jedem Track eine ganze Geschichte formen. Keine plumpen Liebeslieder, außer vielleicht ›I Remember‹, jedoch spreche ich da über Erinnerungen an die Liebe.
Was führte dann dazu, dass du dich doch noch kreativ ausleben konntest?
Vor fünf Jahren spielten wir auf Wacken und ich traf auf Thomas, den Veranstalter. Nachdem er uns spielen sah, gab er uns einen Plattendeal. Meine einzige Voraussetzung war, dass ich machen kann, was ich will und wann ich will. Ich kann nicht auf Knopfdruck schreiben, ich muss warten, bis mir das Universum Eingebungen schickt. Ich bin Krebs, wenn Vollmond ist, sprudeln die Ideen nur so aus mir heraus.
Und was hat dazu geführt, dass zwischen damals und der Veröffentlichung fünf Jahre vergangen sind?
Drei Tragödien. Nummer eins: Mein Gitarrist Jon konnte nicht mehr spielen, seine Hand schlief ständig ein. Er musste sich einer gefährlichen Operation unterziehen und brauchte danach ein Jahr Physiotherapie. Wie du vielleicht weißt, wurde auch ich operiert und es ging schief. Mein rechter Arm ist komplett im Eimer, ich kann ihn nicht mehr richtig bewegen und meiner Finger sind permanent gekrümmt.
Du hast den Arzt verklagt, richtig?
Oh ja! Die sagten immer: ‚Warte, das wird wieder besser.‘ Aber drei Jahre später ist mein Arm nun wie abgestorben. Das ist ziemlich hart. Ich liebe meine Gitarre mehr, als ich jemals irgendeine Frau geliebt habe. Und jetzt kann ich sie nicht mehr spielen. Die haben mein ganzes Leben versaut! Und dann erhalte ich einen Anruf und man sagte mir, dass mein Bassist Chris einen Radunfall hatte. Ich war in großer Sorge, sein rechter Armknochen war in sieben Teile zersplittert. Erst wollten sie ihm den Arm abnehmen, doch mithilfe einer neuartigen Therapie konnte er gerettet werden. Was für Pechvögel wir doch sind, oder? Dann hörte unser Drummer Mick auf, er war dem Touren körperlich nicht mehr gewachsen. Also drückten wir erst einmal auf Stopp, bis alle wieder halbwegs einsatzbereit waren. Eigentlich ist es ein Wunder, dass HEAVEN COMES DOWN nun erscheint.
Wie ist die Platte dann letztendlich entstanden?
Wir fingen vor vier Jahren an, uns zusammenzusetzen. Wir gingen durch all meine Ideen und Demos, wählten Part für Part und hielten zudem neue Ideen fest. Durch Covid hatten wir ja viel Zeit und dann hatte Kevin Shirley auch noch Zeit, sie zu mixen. Das war super! Eigentlich hatte wir ja 14 Songs aufgenommen, doch die Plattenfirma kickte vier Songs, worüber ich gar nicht glücklich bin. Vor allem, weil das genau die Songs waren, auf denen ich noch Gitarre gespielt habe. Trotzdem kann ich sagen, dass es auf der Platte kein Füllmaterial gibt. Oder wie ich es nenne: keine B-Songs.
Deine Stimme klingt nach wie vor super!
Danke! Inzwischen ist meine Stimme wie ein altes Auto, ich habe gute und schlechte Tage. An den schlechten Tagen muss ich ruhen. Ich habe nicht mehr das Bedürfnis, diese hohen Töne aus den 80er Jahren zu treffen. Eine Stunde lang geht das vielleicht mal, aber das hab ich doch schon getan, ich muss niemandem mehr was beweisen. Meine aktuelle Range ist sehr angenehm für mich, da fühle ich mich wohl und ich muss auch nicht mit Autotune bescheißen.
Die neue Platte geht richtig stark los…
Mit ›Fugitive‹, genau! Jon schrieb den Song. Eigentlich hatte ich die kompletten Lyrics schon im Kasten, doch ein paar Monate später dachte ich mir: ‚Hm, das kann ich besser.‘ Ich hatte Jon oft erzählt, dass ich wohl so etwas wie ein „fugitive from life“ bin. Uns gefiel dieser Satz, also dichtete ich den Song nochmal um und sang ihn komplett neu ein.
Wovor genau fliehst du?
Oh, vor einigem, was in der Welt vor sich geht. HEAVEN COMES DOWN ist ja von einem Dokken-Song von TOOTH & NAIL abgeleitet. Schau dich doch um: Amerika ist in den Binsen, Griechenland brennt, Schießereien, Armut, Obdachlose, Arbeitslosigkeit und dieser Bastard Putin – ich habe Angst davor, was er noch alles lostreten könnte. Es kommt mir vor, als stünden wir vor der Apokalypse. Deswegen kommt auf dem Artwork ein Drache direkt aus der Hölle. Das ist meine Art, zu sagen: Das Ende ist vielleicht näher, als wir denken.
Wenn sich eine Erzählung aus dem Rock’n’Roll-Universum ins kollektive Gedächtnis eingeschliffen hat, dann dürfte es wohl die berühmt-berüchtigte Entstehungsgeschichte von Deep Purples Meilenstein MACHINE HEAD sein. Ein Frank-Zappa-Konzert und ein Trottel mit einer Signalpistole, ein brennendes Casino in Montreux, Chaos und Rauchschwaden, die vom aufkommenden Wind über den Genfer See getragen werden…
Wer wissen möchte, was sich Ende 1971 genau zugetragen hat, muss nur der – mit einem der ikonischsten Riffs aller Zeiten vertonten – Geschichte in ›Smoke On The Water‹ lauschen. Zur Feier des 50. Jubiläums erscheint am 29. März (Corona-bedingt zwei Jahre zu spät) die MACHINE HEAD: SUPER DELUXE EDITION in verschiedenen Formaten mit Remixen von Franks Sohn Dweezil Zappa und weiteren Bonbons, wie einem bisher ungehörten Konzertmitschnitt aus dem Jahr 1971 aus Montreux. Im Interview erinnert sich Schlagzeug-Legende Ian Paice zurück an diesen mehr als wilden Ritt der Mk II-Besetzung und den Entstehungsprozess jenes Ausnahmealbums, das den Status von Deep Purple unwiderruflich in die Annalen der Rockhistorie schnitzte.
Welche Bedeutung hatte und hat MACHINE HEAD für Deep Purple?
Wenn wir zu dieser klassischen Periode zurückgehen, gibt es drei Platten, die unglaublich wichtig für uns waren: IN ROCK, MACHINE HEAD und MADE IN JAPAN. Diese drei zementierten Deep Purple in der kollektiven Wahrnehmung. Sie setzten die Marker dafür, was man von uns hören und erwarten konnte. Für die Band stellte MACHINE HEAD eine Brücke zu dem Teil der Welt her, den wir verloren hatten. Amerika. IN ROCK war aufgrund irgendeines vertraglichen Unsinns nie in den Staaten veröffentlicht worden, niemand wusste damals, wer eigentlich die Rechte an Deep Purple besaß, bis Warner Brothers irgendwann wieder einfiel, dass sie es waren. Als MACHINE HEAD erschien, kam das Album bei Warner Brothers raus und die taten dann etwas relativ Schlaues: Wir schickten ihnen die Platte und einer ihrer Produzenten liebte ›Smoke On The Water‹. Da der Song aber über fünf Minuten lang war, wurde er nirgendwo gespielt. Also beschloss er, eine auf drei Minuten gekürzte Version zu erstellen, damit die Radiosender die Single spielen würden. Er schickte diese „Radio-Edit“ an einen Sender, der sie spielte – und die Reaktionen waren großartig. Einen Monat später spielte jeder Rock-Radiosender in Amerika ›Smoke On The Water‹. Unser Name kam wieder ins Spiel, die Leute erinnerten sich an unsere letzte Single dort, ›Hush‹, und dachten sich: ‚Ach, Deep Purple gibt es immer noch. Ich mag ihren neuen Song!‘ Dieses Lied öffnete uns erneut die Tore zu dieser Welt und seitdem haben sie sich nicht mehr geschlossen.
MACHINE HEAD hat ja eine ziemlich wilde Entstehungsgeschichte …
Absolut und das Ganze hätte auch wirklich schief gehen können. Wir hatten ja nur drei Wochen, weil das die Zeit war, in der wir das „Mobile Studio“ der Rolling Stones ausleihen konnten. Als dann das Casino in Montreux niederbrannte, wo wir eigentlich aufnehmen wollten, hatten wir schon einen Tag verloren. Unser guter Freund Claude Nobs organisierte uns das „Palace Hotel“ als Alternative. Es stand über den Winter leer und hatte einen tollen Ballsaal, der wirklich gut klang. Zusammen mit unserem Tontechniker, Martin Birch, fingen wir an, dort aufzunehmen – mit dem „Da Da Daa“-Song, wie wir ihn nannten. Nach zwei Takes sahen wir schon das Blaulicht draußen. Die Polizei war gekommen und versuchte, ins Studio zu kommen, doch die Techniker hielten die Türen zu, bis wir den Take im Kasten hatten. Wir waren viel zu laut, die Polizisten erklärten uns, dass wir die ganze Stadt wachhielten. Also konnten wir auch nicht im „Palace Hotel“ bleiben. Es dauerte zwei weitere Tage, bis Claude uns das „Grand Hotel“ organisiert hatte. Wir benutzten die Matratzen des Hotels, um den Aufnahmeort einigermaßen schallisoliert zu bekommen und schafften den Rest des Albums in neun oder zehn Tagen.
Was nicht allzu viel Zeit ist…
Das stimmt, aber so waren wir voll bei der Sache und konzentrierten uns mit jeder Faser unseres Körpers darauf, diese Platte zu machen. Keine freien Tage, kein zu tief ins Glas schauen. Wir hatten schon viele Fragmente beisammen, doch die Songs kommen bei uns immer am Schluss. Wir geben Ian Gillan und Roger Glover Songstücke und sagen: ‚Macht was daraus, macht ganze Songs daraus, schreib einen Text dazu.‘ (lacht) Als wir fertig waren, hörten wir die Platte durch und merkten, dass sie um einen Song zu kurz war. Da fiel uns der „Da Da Daa“-Song wieder ein. Die Aufnahme gefiel uns, fehlten also nur noch die Lyrics. Wir dachten uns, es wäre doch mal was, eine Geschichte zu erzählen. Die ganze Montreux-Sache gab ja schließlich genug her. Ich erinnere mich daran, dass wir ins Hotel rannten, als das Casino abbrannte. Wir schauten in die Flammen und der Wind trug den Rauch langsam über den See herüber. Und Roger rief: ‚Schaut, Rauch auf dem Wasser!‘ Und Ian Gillan meinte: ‚Okay, das schreib ich mal auf.‘ Aber wie gesagt, die ganze Sache hätte auch mächtig schief gehen können. Wir hatten sehr wenig Zeit und mussten sehr oft umdisponieren.
Wie wirkt sich das auf das Mindset einer Band aus, wenn alle Pläne ständig wieder über den Haufen geworfen werden müssen?
Wenn man sich in so einer Situation komplett selbst überlassen wäre, wäre das sehr schwierig. Wir waren ja alle noch Kids, wir waren es gewohnt, dass jemand anderes unsere Angelegenheiten organisierte. Wir hatten großes Glück, dass der Veranstalter des „Montreux Jazz Festivals“, Claude Nobs, uns half. Nur durch ihn war es uns möglich, dieses Album aufzunehmen. Klar wäre MACHINE HEAD auch so irgendwann entstanden, aber erst nach der nächsten Tour. Und das wäre schade gewesen.
Habt ihr als Band damals gespürt, wie der Druck von Tag zu Tag stieg?
Ich denke, später in deiner Karriere, wenn du ein wenig mehr zu schätzen weißt, wie großartig dieses Geschenk des Erfolgs wirklich ist, bist du mehr darauf fokussiert, sicherzustellen, dass alles korrekt abläuft. Wenn das alles gerade erst losgeht und du so jung bist, ist dir die Ernsthaftigkeit der Situation gar nicht so bewusst. Deswegen verspürt man auch nicht viel Druck. Weißt du noch, als du ein Kind warst? Du stehst auf, spielst mit deinen Spielsachen, deine Mama macht was zu essen und dann gehst du ins Bett. Das war doch alles sehr einfach. (lacht) Je älter du wirst, desto komplizierter und komplexer wird alles. Selbiges gilt für deine Karriere. Wenn du mit Erfolg gesegnet bist, nimmst du mehr Anteil an allem, weil du weißt, wie schnell alles in die Brüche gehen kann.