Freitag ist Plattentag! Heute stehen u.a. die neuen Alben von The Commoners, Kissin‘ Dynamite, T.G. Copperfield und The Imagine If in den Läden.
Kissin‘ Dynamite: BACK WITH A BANG
„Kissin’ Dynamite beweisen auf BACK WITH A BANG! ein Händchen für moderne Sounds, wuchtige Hymnen und eingängige Hooks, gepaart mit 80er-Jahre-Stadionrock-Attitüde.“
„Auf den Spuren seiner Vorbilder wie Tom Petty oder Neil Young wandelnd, erschafft Copperfield ein kleines, ungeschliffenes Juwel, das erst durch die matten und leicht verkratzten Stellen, seine wahre Schönheit ausstrahlt.“
„Herrlich normal, diese neue Soulpop-Rockband aus Toronto/Kanada! Ihr R&B-Sound geht sofort in die Beine, ein Debüt ohne Durchhänger mit zehn ausgefeilten Rock/Pop-Tracks.“
„Sänger Chris Medhurst erinnert mit seiner Stimme dermaßen an Lou Gramm aus der Zeit von ›Dirty White Boy‹, dass man glaubt, er sei der Sohn. Bei aller Südstaaten-Härte kommt der Rhythm & Blues-Gehalt nie zu kurz. Imponierender Auftritt!“
Im Zeitalter digitaler Gleichmachung, in einer Ära, in der Steve Marriotts Soul-Stimme mit KI imitiert werden soll und Songs ohne das Zutun menschlicher Emotion entstehen, setzt T.G. Copperfield ein deutliches Zeichen namens STEPPENWOLF. Es ist schon das elfte Soloalbum dieses Ausnahmemusikers und man kann davon ausgehen, dass Copperfield ähnlich rastlos wie der Protagonist in Hermann Hesses Roman ist, besieht man sich die Regelmäßigkeit (und Qualität) seiner Veröffentlichungen. Aufgenommen wurde das großteils akustisch gehaltene STEPPENWOLF auf altem Equipment, in dessen Körper bereits zahlreiche Geschichten eingekerbt sind. Binnen nur 15 Stunden wurden die acht neuen Songs live eingespielt – und all jene kleine Unebenheiten beibehalten, die den Rock’n’Roll erden und menschlich machen. Der Oberpfälzer Künstler liefert eine reduzierte Singer/Songwriter-Platte mit Blues-Verwurzelung und deutlichem Folk-Einschlag. Besonders schön: ›Jonah & The Whale‹ und ›The Night Is Coming Down‹ sowie der etwas druckvoller eingespielte Antikriegssong ›Burn In Hell‹. Auf den Spuren seiner Vorbilder wie Tom Petty oder Neil Young wandelnd, erschafft Copperfield ein kleines, ungeschliffenes Juwel, das erst durch die matten und leicht verkratzten Stellen, seine wahre Schönheit ausstrahlt.
RESTLESS ist die dritte Platte nach NO STRANGER und FIND A BETTER WAY – und mit ›Devil Teasin’ Me‹ machen die fünf aus Toronto erneut klar, dass es ihnen um Soul, Blues und Southern Rock geht. In ›Shake You Off‹ werden Erinnerungen an die Person, um die es geht, mit Uptempo-Beat, Chorgesang und Rotz-Riff abgeschüttelt. ›The Way I Am‹ und ›Gone Without Warning‹ sind stürmisch, restless indeed. Im zweiten Teil mehren sich Zwischentöne. ›Body And Soul‹ ist angsterregend, Ross Citrullo lässt an der Lead-Gitarre mit nörgeligem Sound aufhorchen. Wenn es in ›See You Again‹ mal akustisch wird, fällt das qualitativ nicht ab. Was nicht zuletzt an dem Mann liegt, der bei The Commoners den Unterschied macht: Sänger Chris Medhurst erinnert mit seiner Stimme dermaßen an Lou Gramm aus der Zeit von ›Dirty White Boy‹, dass man glaubt, er sei der Sohn. Bei aller Südstaaten-Härte kommt der Rhythm & Blues-Gehalt nie zu kurz. Imponierender Auftritt.
Dass Kissin’ Dynamite mit einem neuen Album zurück sind, sollte eigentlich keine Frage sein. Die schwäbische Band um Frontmann Hannes Braun steht auch nach sieben Platten hoch im Kurs. Wobei anzumerken ist, dass die Mitglieder nicht mehr wie die junge wilde Glam-Chaostruppe von einst wirken, sondern sichtlich gewachsen sind. In gewohnt guter Power/Heavy-Metal-Manier ergeben die zwölf Stücke ein ansprechendes, unterhaltsames Gesamtbild. Vom explosiven Opener ›Back With A Bang‹ über den Radiohit ›My Monster‹ zum eher sanften ›Not A Wise Man‹ kommt keine Langeweile auf. Persönliches Highlight ist jedoch das vertonte Lebensmotto der Gruppe, ›More Is More‹, das seinen Ursprung wahrscheinlich bei einem schwedischen Ausnahmegitarristen mit dem Vornamen Yngwie hat. Kissin’ Dynamite beweisen auf BACK WITH A BANG! ein Händchen für moderne Sounds, wuchtige Hymnen und eingängige Hooks, gepaart mit 80er-Jahre-Stadionrock-Attitüde.
Herrlich normal, diese neue Soulpop-Rockband aus Toronto/Kanada! Ihr R&B-Sound geht sofort in die Beine, ein Debüt ohne Durchhänger mit zehn ausgefeilten Rock/Pop-Tracks. Tragende Säule ist der ausdrucksstarke Gesang von Alia Logan. Sie verzichtet auf stimmliche Akrobatik im Stil von Whitney Houston und singt stattdessen wunderbar entspannt, warm und gemütlich. Ihre vier Kollegen sind mittleren Alters und traumhaft eingespielt. Highlights: Der gelungene Rock-Auftakt ›Old Shack By The Highway‹ und der atmosphärische Schleicher ›Like You‹. Wer neben Blues auch Soul mag, bitte vormerken!
Bonsai Kitten touren demnächst wieder ausgiebig durch Deutschland. Seit 2005 spielt die Berliner Band um ihre stimmstarke Frontfrau Tiger Lilly Marleen emsig in den Clubs und Hallen der Republik. Musikalisch hat sich der Stil des Quartetts über die Jahre vom Punk-A-Billy über Punkrock zu Metal mit Prog- und Blueseinflüssen entwickelt. Sängerin Marleen hat ihre Band mit Metal- Schlagzeuger Marc „Reign“ Reinke (ex-Destruction), Bluesrock-Gitarrist André „Wally“ Wahlhäuser und Marcus „Spoxx“ Schütze am 3-Saiter-Bass neu aufgestellt.
Hört hier die brandneue Single „I Love That You Hate Me“ von Bonsai Kitten:
Am 30. August veröffentlichen Bonsai Kitten ihr neues Album LET IT BURN, das sie dann auf der anstehenden Tournee auch live präsentieren werden. Tickets für die Konzerte gibt es hier: www.Bonsai-Kitten.de/On-Tour
Bonsai Kitten live erleben:
12.07. Berlin – Nemo 30.08. Hameln – Pflasterfest (Radio Aktiv Bühne) 06.09. Hamburg – Monkeys Club 07.09. Fehmarn Festival – Insel Fehmarn 11.09. Düsseldorf – Pitcher 12.09. Hagen (im T-Wald) – Zum Stock 13.09. Rüsselsheim – Das Rind 14.09. München – Schlachthof 19.09. Hannover – Subkultur 20.09. Essen – Don’t Panic 21.09. Erfurt – Ilvers Club 26.09. Frankfurt – Ponyhof 27.09. Bielefeld – Kanal 21 (Live-TV Übertragung) 04.10. Braunschweig – KUFA Haus 05.10. Regensburg – Tiki Beat
1977 wurden Fischer-Z von John Watts gegründet, als er noch Psychologie studierte und in der Psychiatrie als Arzt im Praktikum arbeitete. Mit dem Album RED SKIES OVER PARADISE (1981) gelang ihnen dank mehrerer Hitsingles wie ›Marliese‹, ›Berlin‹ oder ›Cruise Missiles‹ der kommerzielle Durchbruch. In den letzten 45 Jahren teilten sie sich mit so unterschiedlichen Musikern wie James Brown, The Police, Dire Straits, Bob Marley, The Stranglers und Peter Gabriel die Bühne. Mit TRIPTYCH liegt nun ihre mittlerweile 14. Studioplatte vor.
John, wie hast du damals mit Fischer-Z angefangen? Wir kamen aus dem Zeitalter des Post-Punk und der New Wave und sahen uns ein bisschen als Kunststudenten-Punks, weil wir sehr mit Design, Kunst und artifiziellen Lyrics verdrahtet waren. Ich meine, Captain Beefheart und seine Gang funktionierten in meinem Bewusstsein viel eher wie eine Punkband, weil sie Dinge machten, die sehr anders waren. Wir vermengten die Energie des Punk mit vielen Melodien. Was dazu führte, dass die Leute sich mit unserer Musik befassen wollten. Bands wie Velvet Underground oder XTC fühlte ich mich zum Beispiel inhaltlich und gedanklich sehr nahe.
Würdest du sagen, dass die 1980er-Jahre das wichtigste Jahrzehnt für Fischer-Z waren? Klar, ich liebe die 1980er – keine Frage. Und wenn ich in meinen Gedanken krame, kann ich das auch echt genießen. Aber als Künstler probierst du immer, den berühmten Schritt nach vorne zu gehen. Wenn wir heute auftreten, spielen wir natürlich auch die Klassiker von früher, denn das wollen die Leute ja auch hören. Dazu bringen wir neue und experimentelle Akzente mit. Früher habe ich The Clash dafür bewundert, wie sehr sie ihre Songs aus allen möglichen Einflüssen gespeist haben – allein wie sie mit Reggae umgegangen sind, absolut fantastisch. Ich versuche, mich zu öffnen und alles aufzunehmen, was um mich herum passiert. Ich würde sagen, dass ich aus einer Anti-Establishment-Haltung Rock’n’Roll mache.
Ich musste bei eurem neuen Album ein paarmal an die Band Big Country denken. Wer hat dich musikalisch beeinflusst? Ich denke, wenn man anfängt, sich als Heranwachsender im Großraum Musik zurechtzufinden, dann wird man von verschiedenen Dingen beeinflusst. Ich war begeistert von Leuten, die in ihrer kleinen Welt irgendwie anders als die anderen waren. Das fing bei kauzigem Blues an, ging weiter mit obskuren Jazz-Sängerinnen bis hin zu völlig unbekanntem Avantgarde-Zeug, das John Peel in seiner Radioshow spielte. Aber irgendwann stellst du fest, dass du dich zu oft um deine eigene Achse drehst.
Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Wenn du so viel Musik gemacht hast wie ich, ist der größte Einfluss auf das, was du in deinem stillen Kämmerlein herstellst, nun mal dein eigenes Werk. Mittlerweile habe ich, wenn man meine Solo-Platten und Nebenprojekte mitzählt, für 28 Alben Lieder geschrieben. Manches davon ist ganz okay, manches vielleicht nicht ganz so gut. Auf TRIPTYCH habe ich drei verschiedene Grundthemen − persönliche, politische und psychologische Stücke. Es gibt also diesen inhaltlichen roten Faden, der sich durchzieht und an ein Triptychon erinnert. Meine Stimme klingt immer noch ziemlich gleich, das ist unser Markenzeichen − auch wenn ich es in meinem etwas betagten Alter nicht mehr schaffe, die ganz hohen Töne genauso zu treffen wie noch vor 40 Jahren. Meine Gruppe ist inzwischen ganz familiär aufgestellt, meine Tochter Leila singt mit mir zusammen, das Schlagzeug bedient mein Stiefsohn Jamie. Die gesamte Platte haben wir übrigens in Südfrankreich aufgenommen.
In deinen Texten bist du immer noch wütend und böse … Das muss ich auch sein. So ist zum Beispiel ›Amoral Vacuum‹ entstanden, als ich mich länger mit Boris Johnson beschäftigt hatte. Er ist ein Karrierist ohne jeden moralischen Kompass. Gerade den Menschen im Norden von England ist schon so oft ein viel besseres Leben versprochen worden, doch das haben sie nicht bekommen. Im Gegenteil – von Jahr zu Jahr erleben sie noch mehr Kürzungen im Sozialbereich. Aber es geht auf dem neuen Album auch um andere Geschichten, in ›Sensual Beings‹ geht es um den biochemischen Prozess, durch den Depressionen entstehen. Ich habe eine Zeit lang Psychologie studiert − und auch wenn das schon über vier Jahrzehnte her ist, interessiert es mich noch immer.
Wie empfindest du den Brexit? Ach, hör mir auf − der Brexit ist für mich ein ständiger Schmerz. Ich habe ganz große Probleme damit. Ein Teil meiner geschäftlichen Beziehungen wird von Hamburg aus gesteuert − und ich kann jetzt nicht mehr einfach nach Deutschland reisen. Ich brauche dazu ein offizielles Visum, es ist teuer und beinhaltet viel behördlichen Papierkram, dazu eine Menge Zeit und Nerven. Vorher, als die Briten noch Teil der Europäischen Union waren, war es egal, ob ich nach Barcelona, München oder Oslo reiste. Heute ist alles kompliziert. Und diese Komplexität hat sich in die Politik übertragen. Die Linke und die gesellschaftliche Mitte können sich nicht mehr einigen, und am Ende profitieren die Rechten davon. Es ist einfach nur noch grausam.
Was glaubst du, wie es mit der Rolle von Europa weitergeht? Die Geschichte hat uns schon immer gezeigt, dass militärische und wirtschaftliche Macht zusammenpassen müssen, sonst funktioniert es einfach nicht. Wenn etwa Deutschland als großer wirtschaftlicher Motor ins Stocken gerät, dann läuft halt vieles schief in der EU. Ich habe eine sehr hohe Meinung über die Rolle Deutschlands innerhalb Europas – doch dazu bräuchte es Politiker wie Helmut Schmidt, den ich für einen der größten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts halte. Aber solche Politiker gibt es heute nicht mehr. Die EU steckt in einer Sackgasse – und es ist sehr schwer, da wieder herauszukommen.
Das klingt nicht gerade optimistisch … Es ist absolut verrückt, dass Großbritannien sich nun außerhalb der EU bewegt. Der stärkste Teil Europas war in meinem Bewusstsein die Dreifaltigkeit von Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Nicht umsonst habe ich TRIPTYCH als Titel für unser Album gewählt.
Hört hier eine emotionale Coverversion von Aerosmiths ›Dream On‹ von Miss Velvet.
Miss Velvet ist eine Rockkünstlerin aus Los Angeles. Vor kurzem hat sie eine Coverversion von Aerosmiths ›Dream On‹ veröffentlicht. Ihre reduzierte und doch enorm kraftvolle Adaption des Klassikers, erstmals veröffentlicht 1973 auf dem selbstbetitelten Debüt von Aerosmith, hat die Sängerin im legendären Club Troubadour in West Hollywood aufgenommen. Unterstützt wird sie dabei von Akustikgitarre, Cello und einem Chor.
Hört hier Miss Velvets Adaption von ›Dream On‹:
In einem Statement begründet die Künstlerin ihre Songauswahl folgendermaßen: „›Dream On‹ war immer der Inbegriff einer zeitlosen Ballade und hat meine Welt als Sängerin für immer geprägt. Steven Tylers Performance bei diesem Song hat mein Leben als Sängerin verändert. Wenn ich seine Stimme höre, ist sie geschlechtsübergreifend; sie wurde für mich zu einer Offenbarung. Die Band Aerosmith, der Text, seine Stimme und die Melodie haben in mir verfestigt, was man mit Musik gleichzeitig auf einer intimen und spirituellen Ebene fühlen kann.“
Ihr Solodebüt TRAVELER hat Miss Velvet im Jahr 2023 veröffentlicht. Mit ihrem Schaffen verwischt sie die Grenzen zwischen den Rollen eines Rockstars, einer künstlerischen Entdeckerin und einer jungen Mutter – das Ergebnis ist ein starker musikalischer Output, der roh und doch facettenreich klingt. 2024 wird Miss Velvet eine neue LP veröffentlichen.