0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Start Blog Seite 2

Werkschau: Unser Album-Guide zu Bruce Springsteen

(Archiv: CLASSIC ROCK 09/2013)

Nicht umsonst gilt Springsteen als einer der besten Songwriter seiner Generation – sein Katalog strotzt nur so vor unvergesslichen Klassikern und Hymnen.

Unverzichtbar

BORN TO RUN (Columbia, 1975)

Das Album, das Springsteens Karriere rettete, nachdem die Verkaufszahlen der ersten beiden enttäuscht hatten. Es bewies, dass er hymnischen Rock schreiben konnte, der Phil Spector Konkurrenz machte. Während das Titelstück und ›Thunder Road‹ von jeher zu den Live-Standards zählen, sind romantischere, orchestralere Tracks wie ›Backstreets‹ und ›She‘s The One‹ die übersehenen Juwelen. Es finden sich nur acht Stücke auf BORN TO RUN, doch Bruce schuftete fast zwei Jahre daran. Er schrieb jede Textzeile Dutzende Male um, experimentierte mit Streichern und verbrachte zahllose Stunden damit, die Reihenfolge festzulegen. Das Ergebnis dieser Folter ist sein Meisterwerk.

DARKNESS ON THE EDGE OF TOWN (Columbia, 1978)

Wo Springsteen mit BORN TO RUN nach Größerem innerhalb des Amerikanischen Traums strebte, war DARKNESS ON THE EDGE OF TOWN das genaue Gegenteil. Die Texte waren einfach, direkt, überschaubar und fast Hemingway-esk. Der ewige Optimismus von BORN TO RUN war ausgelöscht, sowohl inhaltlich als auch in der Produktion, die sich bei Hardrock-Stücken wie ›Adam Raised A Cain‹, ›Prove It All Night‹ und ›Streets Of Fire‹ auf die Gitarren konzentrierte. Das klavierbasierte ›Racing In The Street‹ stellt den Höhepunkt dar. DARKNESS… markiert das erste Mal, das Depression – echte Dunkelheit – in seinem Schaffen durchschien, und zwar besser als je zuvor oder danach.

Wunderbar

THE RIVER (Columbia, 1980)


Sein erstes Doppelalbum gab ihm den Raum für einige der Popsongs, die er für frühere Alben geschrieben, dann aber doch weggelassen hatte. ›The Ties That Bind‹, ›Jackson Cage‹ und ›Stolen Car‹ waren Juwelen, die zwar nicht so eingängig waren wie einige früheren Sachen, im Kontext von THE RIVER jedoch grandios zur Geltung kamen. Der Text des Titelstücks erstreckt sich von einer ungewollten Schwangerschaft über einen verlorenen Job, eine Autofahrt entlang eines Speichersees, einen Fluch bis zu einem Spuk. Lauter essenzielle Elemente eines jeden guten Springsteen-Lieds.

NEBRASKA (Columbia, 1982)

Sein düsterstes Album und vielleicht eines der düstersten der Popgeschichte. Auf einem Kassettenrekorder aufgenommen, erschien es erst nach einem Kampf mit dem Label, das ein Popalbum wollte. NEBRASKA ist das Springsteen-Album, das am häufigsten von späteren Indierockern als Inspiration genannt wird, doch es bekam einige der schlechtesten Kritiken seiner Karriere, zumindest anfangs – ein Kommentar lautete „Born To Crawl“. Mit den Jahrzehnten hat sich diese Meinung jedoch grundlegend geändert und heute erscheint es oft in den oberen Rängen von „Die besten Alben aller Zeiten“-Listen.

BORN IN THE USA (Columbia, 1984)

Sein meistverkauftes Album, das ihn zum Superstar machte. Das Cover mit der Flagge ist zum festen Bestandsteil seiner Ikonografie geworden. Gleichzeitig ist es auch die Platte, der man selbst als Fan am ehesten überdrüssig wird, da die fünf US-Top-10-Singles damals so unausweichlich waren. Dennoch hatten ›No Surrender‹, ›I‘m On Fire‹ und sicher ›Downbound Train‹ ihre brodelnden Kehrseiten, während das Titelstück wohl einer der missverstandensten Hits aller Zeiten ist – Springsteen schrieb es sarkastisch und desillusioniert, doch der Refrain wurde zum Schlachtruf tumber Patrioten.

TUNNEL OF LOVE (Columbia, 1987)

„Mann trifft Frau und sie verlieben sich.“ Doch Liebe ist alles andere als das und TUNNEL… dokumentiert die Zweifel des damals frisch verheirateten Sängers. Man fragt sich, was seine Frau Julianne Philips wohl von dieser Zeile hielt: „The house is haunted and the ride gets rough“ („Es spukt im Haus und die Reise wird be-schwerlich“). Bruce hat stets behauptet, dass seine Texte nicht autobiografisch sind, aber TUNNEL OF LOVE ist so stark, weil sie es hier eben doch sind. ›Walk Like A Man‹, die Ode an seinen Vater, ist das bewegendste Lied, das je über eine Vater-Sohn-Beziehung entstanden ist.

Anhörbar

THE WILD, THE INNOCENT & THE E STREET SHUFFLE (Columbia, 1973)

Für jeden anderen Künstler wäre dies ein karrieredefinierendes Album gewesen, allein schon wegen ›Rosalita‹ und ›Fourth Of July, Asbury Park (Sandy)‹, doch für Bruce wurde es aufgrund seines anfänglichen Scheiterns – nur 75.000 Verkäufe, 65.000 davon in Philadelphia – zum Problem. Seite 2 ist jedoch die beste Seite aller seiner Alben. Sie fängt mit dem romantischen ›Incident On 57th STreet‹ an, geht über zur verrückten Liebe in ›Rosalita‹ und endet mit der majestätischen Ballade ›New York City Serenade‹. Allein die Stärke dieser Seite hielt seine Karriere am Leben.

THE GHOST OF TOM JOAD (Columbia, 1973)

Eine Hommage an Woody Guthrie, John Steinbeck und John Ford und dabei fast so düster wie NEBRASKA. Springsteen fand hier endlich seine Stimme als Solokünstler, und nachdem das Missverständnis zu ›Born In The USA‹ offenbar immer noch schmerzte, zeigten ›Youngstown‹ und ›Galveston Bay‹ ganz klar die Schattenseiten des Vietnamkriegs. ›Sinaloa Cowboys‹ hingegen behandelt den aktuelleren Drogenkrieg, während es in ›Across The Border‹ um Ein-wanderung geht. Höhepunkt ist jedoch eindeutig das Titelstück mit seinem direkten Text, im dem die Hauptfigur auf der Suche ist, wie alle seine Charaktere.

THE RISING (Columbia, 2002)

Kurz nach der TUNNEL…-Tour feuerte Springsteen die E Street Band, was seinem kreativen Output in der Folge sehr schadete. Für THE RISING fand er wieder mit seinen alten Brüdern zusammen und das Ergebnis war eine Rückkehr zur Topform. Thematisch war es Bruces Antwort auf 9/11, und ein wütender Springsteen ist immer auch ein leidenschaftlicher. Das Titelstück oder auch ›My City Of Ruins‹ zeigten, dass seine Songwriting-Muse ihn noch nicht verlassen hatte. Zwar fehlte dem Werk ein wenig der Zusammenhang, doch dank einiger starker Lieder war das Album den direkten Vorgängern letztlich dann doch überlegen.

Sonderbar

HUMAN TOUCH (Columbia, 1992)

Bruce hatte sich von der E Street Band getrennt, als er mit der Arbeit an diesem Album begann, und auch wenn er hervorragende Musiker als Ersatz eingestellt hatte, war es doch nicht dasselbe, wie mit einer Band zu spielen, die er seit Teenager-Zeiten kannte. Außerdem war die Platte überproduziert. Er behauptete später, sie sei gescheitert, weil er versucht habe, „glückliche Lieder“ zu schreiben, aber es war einfach nicht sein bestes Material, ob glücklich oder traurig. HUMAN TOUCH erschien gleichzeitig mit LUCKY TOWN – zwei unterdurschnittliche Werke, die erstmals seinen Status als Kritikerliebling erodieren ließen. Er überlebte diese Phase. Seine Fans auch.

The Minus 5: „OAR ON, PENELOPE!“

Genre-Hopping mit tollen Liedern

Mit den Worten „We can fly – it’s true!” beginnt der Song ›Words & Birds‹, und Sänger Scott McCaughey nölt in bester Bob-Dylan-meets-Elvis-Costello-Manier. Von 1994 bis 2011 war er Gast-Gitarrist bei R.E.M., und auch hier ist Peter Buck an seiner Seite. Die Stücke sind luftig, eckig und manchmal auch etwas windschief. Mit Patterson Hood (Drive-By Truckers), Debbi Peterson (The Bangles) und Kurt Bloch (The Fastbacks) ist die Gästeliste lang – und die abgesteckten Genres fließen ineinander über. So gibt es bei ›The Garden Of Arden‹ eine dicke Portion Garage-Rock, bei ›Bison Queen‹ geht es knietief in melancholisch gefärbte Americana und ›Sharktooth‹ liefert hippieske Psychedelik. Viele Lieder sind echt berührend und werden von einem schmissigen Drive angetrieben. Produziert wurde die Platte von Ed Stasium (u. a. The Replacements, Ramones, Talking Heads) – der hat den zwölf Perlen einen offenen Raumklang verpasst, atmosphärisch und stimmungsvoll.


8 von 10 Punkten

Credit: Press/Mary Winzig

The Minus 5
OAR ON, PENELOPE!
YEP ROC/H’ART

Mars Mushrooms: „FUNERALS AND CARNIVALS“

Eingängiger Jam-Rock schwappt direkt auf die Groove-Synapsen

Man kann kaum glauben, dass Mars Mushrooms aus Deutschland stammen. Hier wird lässigst à la Grateful Dead abgefiedelt und trotz proggiger Anleihen tönt die Gruppe jederzeit geerdet. Geschmackvolle Melodiebögen erinnern an Gov’t Mule, ohne ihnen zu sehr nachzueifern. Ein bisschen Little Feat und Yes hört man auch heraus. Insgesamt geht man hier sehr humorvoll und im wahrsten Sinne säkularisiert an das Erbe des 70s-Jam-Rock heran, wie die Textzeile „clap your hands and worship satan“ augenzwinkernd belegt. Alles läuft aus einem unaufgeregten, aber amüsierten Flow heraus – und offensichtlich versteht man sich auch blind mit Gastmusikern. So findet sich an der Pedal-Steel Basti Schubeck, der bei den fantastischen Midge’s Pocket spielt. An Cello beziehungsweise Geige streichen Birgit Saemann und Nataliya Kulchytska aus der Formation La Finesse. Weitere Bläser sind Stefan Schalanda und Ilya Khenkin (beide Kellerkommando).


8 Punkte

Credit: Press/Micha Barth/eurasiaphoto

Mars Mushrooms
FUNERALS AND CARNIVALS
ICONS CREATING EVIL ART

Philipp Fankhauser: „AIN’T THAT SOMETHING“

0

Wer Philipp Fankhauser noch nicht kennt und den europäisch klingenden Namen ignoriert, verortet das abwechslungsreiche Soul-Blues-Album mit fast schon Big-Band-Besetzung (Bläser, Hammond, Sax, Akkordeon plus Git/Bass/Drums) vermutlich an eine der US-Ostküstenmetropolen. Fankhauser ist aber Schweizer und die Platte entstand zu beiden Seiten des großen Teichs, im Süden der USA und in Frankreich. Ganz großes Kino mit viel Gastmusikern, Herzblut und originellen Ausflügen Richtung Gospel, Zydeco und sogar Chanson. Dem Album hat die spontane Herangehensweisen ohne Vorarbeit hörbar gutgetan. Unvorbereitet aufgenommen, fällt es überraschend vielschichtig und positiv aus. Der richtige Moment und Intuition sind halt oft bessere Songwriter als Demoversionen und Notenblätter. Anhören – s’isch herrlich analog!

8 Punkte

Credit: Press

Philipp Fankhauser
AIN’T THAT SOMETHING
FUNK HOUSE BLUES PRODUCTIONS/MEMBRAN

Aktuelle Ausgabe: CLASSIC ROCK #140 jetzt im Handel!

Die neue Ausgabe von CLASSIC ROCK ab sofort überall im Handel erhältlich! Oder hier direkt versandkostenfrei bestellen…

Fleetwood Mac: Wie Stevie Nicks und Lindsey Buckingham alles auf den Kopf stellten

Sie waren eine respektable britische Blues-Band – doch als das sonnestrahlende US-Softrock-Duo Lindsey Buckingham und Stevie Nicks sich ihnen vor einem halben Jahrhundert anschloss, wurden sie zur Weltsensation. In den folgenden Jahren kultivierten Fleetwood Mac in Liedern wie ›Rhiannon‹ und ›Go Your Own Way‹ einen bittersüßen, sofort wiedererkennbaren Hit-Sound, der auf dem Debütalbum“ von 1975 seinen Anfang nahm. „Damals fügte sich alles perfekt“, sagte Christine McVie. Eine Chronik der vielleicht großartigsten Neuerfindung der Rock- und Popgeschichte.

Pete Townshend: Das Mastermind von The Who im exklusiven Interview

Mit The Who schrieb er einige der wichtigsten Songs der ersten Popwelle, bevor er die Rockwelt eroberte. In jüngerer Vergangenheit hat er sich dagegen hauptsächlich auf seine Solokarriere konzentriert. Bekanntlich schrieb er in den 60erJahren die Textzeile „Hope I die before I get old“. Ein Glück, dass es nicht so gekommen ist.

Siouxsie And The Banshees: Herz der Finsternis

Sie waren die Band, die Goth erfand, den Punk davor bewahrte, zur Parodie zu verkommen, unglaubliche Musik machte und dem Rock eine echte Ikone schenkte. Der Redakteur des Zigzag-Magazins zur Zeit ihres Aufstiegs erzählt die Geschichte von Siouxsie And The Banshees.

Ian Hunter: Die Lebenslinien des Mott The Hoople-Frontmanns

Er ist mit Queen befreundet, arbeitete mit Bowie zusammen, hörte sich im Haus von Frank Zappa höflich langatmige Jamsessions an, ließ Basslegende Jaco Pastorius bei sich wohnen, erfuhr von Joe Elliott Dinge, die er noch nicht über seine eigene Karriere wusste, und wurde von Bob Dylans Genörgel über die Stones zu einem Song inspiriert … Er ist Ian Hunter, Solokünstler und einstiger Frontmann von Mott The Hoople, und das sind einige seiner Geschichten.

Mike Campbell: „Runnin‘ Down A Dream“ – der Heartbreaker an Tom Pettys Seite

Mike Campbell hat unlängst seine Autobiografie veröffentlicht. Er sprach offen und ehrlich mit uns über seine Jahre als rechte Hand von Tom Petty bei den Heartbreakers, die Selbstzweifel seiner Anfangstage, die Arbeit mit Bob Dylan und Fleetwood Mac sowie zwei herzerwärmende Liebesgeschichten.

Außerdem im Heft: Simple Minds, The Dead Daisies, Buckcherry, Joe Walsh, The Temperance Movement, Bonnie Raitt, Taj Mahal & Keb‘ Mo‘, Samantha Fish, Lita Ford, The Damned u.v.m.

Die neue Ausgabe von CLASSIC ROCK ab sofort überall im Handel erhältlich! Oder hier direkt versandkostenfrei bestellen…

Wenn ihr wollt, gibt es auch diese Ausgabe wie immer mit CD im Heft. Dabei sind Songs von The Minus 5, Will Varley, Cardinal Black und mehr! Oder ihr bestellt wahlweise die neue Ausführung von CLASSIC ROCK ohne CD und spart dabei bares Geld!

Takida: Gewinnt Tickets für die Sommer-Tour 2025!

Takida kommen auf Tour nach Deutschland und ihr könnt dabei sein: Macht mit und gewinnt Tickets!

Wer lang genug Qualität liefert, der setzt sich durch. Und das trifft für Takida aus Schweden zu. Das beweisen nicht nur mehrfache Platin-Auszeichnungen, ihr Sound zwischen modernem Metal und radiofreundlichen, prägnanten Popsongs erreichte mit dem 2024er Album „The Agony Flame“ auch die deutschen Top Ten und ihre Konzerte werden immer größer. Im Sommer 2025 kommen Takida jetzt für zwölf dieser beeindruckenden Shows nach Deutschland – präsentiert von CLASSIC ROCK!

Und ihr könnt dabei sein: Wir verlosen 3×2 Tickets für eine Show eurer Wahl! Wenn ihr gewinnen wollt, schreibt eine Mail mit eurem vollständigen Namen und der Wunsch-Stadt unter dem Betreff „TAKIDA LIVE“ an: verlosung@classicrock.net (Teilnahmeschluss: 27.06.2025)

tAKiDA live 2025:
18.07. Regensburg, Piazza
19.07. Hamburg, Stadtpark Open Air
20.07. Marburg, Schlossparkbühne
22.07. Neunkirchen/Saar, Neue Gebläsehalle
23.07. Esslingen, Burg Esslingen
24.07. Berlin, Valley
25.07. Augsburg, Sommer am Kiez
26.07. Osnabrück, mit freundlichen Grüßen
22.08. Haddeby, Baltic Open Air
24.08. Monheim, Sommer Open Air
29.08. Hanau, Amphitheater
30.08. Chemnitz, Wasserschloss Klaffenbach

Alle weiteren Infos zur Tour findet ihr hier…

Welche aktuellen Konzerte und Tourneen euch sonst noch von CLASSIC ROCK präsentiert werden, erfahrt ihr hier…

Little Richard: In Gedenken an den Architekten des Rock‘n‘Roll

(Archiv: CLASSIC ROCK 09/2020)

Ian Fortnam blickt zurück auf das Leben und die Musik des selbsternannten „Architekten des Rock’n’Roll“, der das Gesicht der Populärmusik für immer veränderte.

Little Richard wusste immer, wie wichtig er war, und war sich seines Legendenstatus mehr als bewusst. „Ich bin der Schöpfer, ich bin der Emanzipator, ich bin der Architekt des Rock’n’Roll“, sagte er 1996 in aller Bescheidenheit zu mir. „Ich bin der Konstrukteur, derjenige, der den Zug in die Stadt brachte.“

Es gab keinen „Aus“-Schalter an diesem „Quasar Of Rock“, wie er sich gerne selbst bezeichnete. Er hatte sein Handwerk als Marktschreier für Quacksalber gelernt und vergaß nie, wie man einen Auftritt hinlegt. Er strahlte mit weit aufgerissenen Augen, scheinbar kurz vor dem Wahn – eine schillernde Vision eines Mannes mit Haartolle und zentimeterdicker Kosmetikaschicht. Er war – je nachdem, wen man fragte – der König oder die Königin des Rock’n’Roll, der König des Blues, der Schöpfer des Soul, und Anfang der 50er Jahre, als James Brown auf Tour für ihn eröffnen durfte, wurde er für gewöhnlich als „der fleißigste Mann im Showbusiness“ angekündigt. Und diese außergewöhnliche Stimme, sanft und charmant im Ruhezustand eines Gesprächs, besaß eine explosive Kraft, der keiner seiner Zeitgenossen auch nur annähernd das Wasser reichen konnte. Es war ein unwiderstehlicher Fanfarenstoß, der ein schwarzes und ein weißes Publikum einte, selbst in den von der Rassentrennung geprägten Südstaaten, rund um den Globus hallte und das Gesicht der Populärmusik für immer veränderte.

Am Anfang war das Wort, und das Wort war „Awopbopaloobop-Alopbamboomo“. Als nicht näher definierte Absichtserklärung so sinnfrei wie unbestreitbar. Die Geheimsprache des frisch geschlüpften Rock’n’Roll, des Teenagerseins, der Rebellion. ›Tutti Frutti‹, Richards bahnbrechendes Debüt für Art Rupes Speciality Records im Oktober 1955, produziert von Robert „Bumps“ Blackwell, fing rohe Lebensfreude in einer Intensität ein, wie man sie schlicht noch nie zuvor gehört hatte. Über einen treibenden R’n’B-Beat von Kontrabassist Frank Fields und Schlagzeuger Earl Palmer, angespornt von den Saxofonisten Lee Allen und Alvin „Red“ Tyler, hämmerte Richard elektrisierende Klavierakkorde raus und sang in einem so entfesselten Stakkato, dass er damit die Toten wecken konnte. Kreischen, Brüllen, Schreien. Lautstärke, Kraft, Leidenschaft. Es war der Klang eines Dammbruchs. Die Stunde Null der sexuellen Revolution.

Little Richard hatte schon seit Jahren eine ungefilterte Version von ›Tutti Frutti‹ gespielt, doch der ursprüngliche Text („Tutti Frutti, good booty/If it’s tight, it’s alright, if it’s greasy, makes it easy“) war zu obszön für eine Veröffentlichung gewesen, also beauftragte Blackwell die örtliche Texterin Dorothy LeBostrie, eine „saubere“ Version zu verfassen.

Doch selbst zensiert verlor der Songs nichts von seiner Kraft. Er schoss auf Platz 2 der R’n’BCharts und schaffte es in der nationalen US Hitliste bis auf Platz 21. Nun standen Tür und Tor weit offen und Little Richard und Bumps Blackwell nahmen eine Reihe weiterer Singles auf, die den Rock’n’Roll definierten: ›Long Tall Sally‹/›Slippin’ And Slidin’‹, ›Rip It Up‹/Ready Teddy‹, ›Heeby Jeebies‹/She’s Got It‹, ›The Girl Can’t Help It‹, ›Lucille‹, ›Jenny Jenny‹, ›Keep A-Knockin’‹, ›Good Golly Miss Molly‹. Er eroberte Amerika im Sturm. Seine bestens gedrillte Band The Upsetters (Lee Diamond Smith am Saxofon, Buster Douglas an der Gitarre, Olsie „Bassy“ Robinson am Bass und Schlagzeuger Chuck Connors) akzentuierte bei ihren Live-Auftritten den Backbeat seiner Aufnahmen und wurde so auch noch zu Funk-Pionieren – laut James Brown, dem man seine Autorität auf diesem Gebiet nun wirklich nicht absprechen konnte.

1956 nahm Elvis Presley vier Songs von Little Richard auf, Pat Boone erhielt zwei Goldene für schlaffe, schmerzhaft weiße Neubearbeitungen von ›Tutti Frutti‹ und ›Long Tall Sally‹ und selbst Bill Haley sprang auf seine alten Tage noch auf den Zug auf und kam mit ›Rip It Up‹ in die britischen Top 5. Gene Vincent, Buddy Holly, Eddie Cochran, Carl Perkins, die Everly Brothers und Jerry Lee Lewis coverten im Laufe der 50er Jahre sämtlich Songs von Little Richard. Wer sich die Mühe machte, genau hinzusehen, kam nicht umhin, die wahre Hackordnung im Rock’n’Roll zu erkennen. 1969 gestand sogar Elvis ein, dass Little Richard „der Größte“ war.

Pink Floyd: Gewinnt Fan-Pakete zum neuen Pompeji-Release

Macht mit und gewinnt eines von insgesamt vier Pink-Floyd-Fan-Paketen anlässlich der Veröffentlichung von PINK FLOYD AT POMPEII MCMLXXII!

Jetzt seit knapp einer Woche weltweit in den Kinos erregen Pink Floyd mit „Pink Floyd At Pompeii MCMLXXII“ noch einmal Aufsehen. Der ursprünglich 1972 erschienene Konzertmitschnitt entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem der bedeutendsten Konzertfilme der Rockgeschichte. Die neu überarbeitete Fassung bietet höchste Bildqualität in 4K und einen von Steven Wilson verbesserten Sound. Dem Filmstart folgt am 02. Mai die Veröffentlichung des dazugehörigen Live-Albums auf CD, Digital Audio und erstmals in Dolby Atmos sowie Vinyl. CLASSIC ROCK verlost zu diesem feierlichen Release vier Merch-Pakete, die jeder Floyd-Fan haben muss:

Der Hauptgewinn ist 1x ein Set aus PINK FLOYD AT POMPEII MCMLXXII auf Doppel-CD + einer Tasche + einem T-Shirt (Größe L). Außerdem habt ihr die Chance auf 2x einem Paket aus Tasche und Shirt (1x L und 1x XL) sowie 1x einer Tasche.

Wenn ihr gewinnen wollt, schreibt eine Mail mit eurem vollständigen Namen und der Wunsch-T-Shirt-Größe unter dem Betreff „Pink Floyd Paket“ an: verlosung@classicrock.net (Teilnahmeschluss: 04.05.2025)

Unsere große Titelstory über „Pink Floyd At Pompeii“, könnt ihr in der aktuellen Ausgabe von CLASSIC ROCK lesen – ab sofort überall im Handel oder hier direkt versandkostenfrei bestellen!