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Def Leppard: A wild ride over stony ground

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Def Leppard: A wild ride over stony ground

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Nachdem ihr Steinman wieder loswart, gelang es euch schließlich, wieder mit Mutt zu arbeiten. Nur hatte Rick da schon seinen Arm verloren, was ja ein ziemlich prägender Mo­­ment in der Geschichte von Def Lep­pard wurde.
Dagegen war die Steinman-Sache ein Kinkerlitzchen. Wir hatten über Weihnachten ein bisschen Urlaub. Ich lebte damals in Cobham, Surrey, sehr schön, und meine Eltern waren über die Feiertage zu Besuch bei mir und meiner Freundin. Am Silvester-Nachmittag läutete dann das Telefon und ich er­­wartete ein „Happy new year!“ von Pete Way oder Brian May oder wem auch immer. Aber nein, es war Mensch. Er sagte: „Sitzt du gerade?“ Da wusste ich sofort, dass jemand gestorben war. Dann erzählte er mir, dass Rick einen Autounfall gehabt hatte. Ich fragte: „Ist er tot?“ Er antwortete: „Nein, aber er hat seinen Arm verloren.“ Er ist Schlagzeuger, er kann nicht seinen Arm verlieren! Und dann fängt dein Hirn an, durchzudrehen. Deine Haut wird kalt und klamm. Du hast diese seltsamen geistigen und körperlichen Emotionen. Ich erinnere mich noch, wie ich in Tränen ausbrach und dachte: der arme Bursche. Er war 21. Er hat gerade eine Platte gemacht, die sich sechs Millionen mal verkauft hat, und jetzt ist wahrscheinlich alles vorbei. Denn ein paar Tage lang dachte ich das wirklich. Und warum auch nicht? Ich besuchte ihn dann, als sie den Arm tatsächlich wieder angenäht hatten. Sein Bruder sagte: „Seine Hand ist warm – berühr sie.“ Das wollte ich nicht. Aber ich tat es, und seine Hand war warm. Wow, toll. Wir ziehen ab und – boom! – sie entfernen den Arm wieder. Sie hatten Angst, dass Wundbrand einsetzen würde, das war also ein doppelter Schlag. Zum Glück für ihn war er in ein künstliches Koma versetzt worden, also musste er nie das Trauma durchmachen, dass er den Arm wieder hatte und er dann doch wieder entfernt werden musste – das kam dann erst lange danach.

Und all das war dann der Grund, dass das Album HYSTERIA hieß. Da waren Paparazzi, die versuchten, Bilder von ihm im Krankenhaus zu schießen. Also stellten wir Sicherheitsleute ein und er wurde in den elften Stock verlegt. Verrückt. Als wir dann später nach einem Titel für das Album suchten, sagte Rick nur: „Wieso nennen wir es nicht einfach HYSTERIA?“ Als Erinnerung an all den Wahnsinn. Denn Hysterie kann in zwei Richtungen gehen: Entweder rennt man bei einem Cheap-Trick-Konzert in die erste Rei­he, oder man flüchtet vor einer Wasserstoffbombe. Zwei Monate nach dem Unfall war er wieder im Studio. Pete Hartley war ein örtlicher Schlagzeugtechniker und ein Elektronikgenie in Sheffield, der angefangen hatte, für Rick dieses Drumkit zu bauen. Statt die Snare mit der Hand zu schlagen, hatte er dafür ein Pedal auf dem Boden, das er mit dem Fuß bediente. Rick schloss sich also fünf Monate in diesem kleinen Raum in den Wisseloord-Studios in Amsterdam ein und ließ niemanden zuhören. Nicht einen Ton. Dann kam er eines Tages in den Kon­trollraum und sagte: „Ich möchte, dass ihr alle mitkommt und euch etwas an­­hört.“ Wir folgten ihm also und er spielte ›When The Levee Breaks‹ von Led Zeppelin. Und es war, als würden unsere Knochen schmelzen, denn wir sanken alle einfach nur zu Boden. Es war unglaublich. Wir konnten es nicht fassen. Ich meine, es war noch ein langer Weg, bevor er wieder bereit sein würde, auf die Bühne zu gehen, und dabei gab es viele Hindernisse. Eine Zeitlang war er wirklich schwer ab­­hängig von schlimmen Drogen. Aber wenn ich heute darauf zurückblicke, denke ich mir nur: „Kein Wunder.“

Dieses Drumkit war 1985 state-of-the-art, und über die Jahre wurde es ersetzt, während sich die Technik weiterentwickelt hat. Besitzt Rick es immer noch?
Als wir die „Viva HYSTERIA“-Shows spielten, hatten wir in der Lobby ein kleines Def-Leppard-Museum eingerichtet, und da sah ich das originale Kit. Oh mein Gott! Im Vergleich zu dem, was er heute benutzt, sieht das aus wie „Jurassic Park“.

HYSTERIA erschien 1987 und wurde zum meistverkauften Al­­bum eurer Karriere. Und es ist bis heute eine der großartigsten, innovativsten, zukunftsweisendsten Rockplatten aller Zeiten.
Als man uns Anfang der 80er Ausverkauf vorwarf, war das von Leuten ge­­kommen, die mehr auf Heavy Metal standen. Doch als HYSTERIA allein in Großbritannien mehr als eine Million mal verkauft wurde, bewies uns das, dass wir Recht damit gehabt hatten, uns keine Sorgen darüber zu machen, was diese Fans dachten. Am Ende hatten wir eine viel größere Fanbase, die uns für das liebte, was wir wirklich waren. Als die Leute sahen, wie wir bei „Top Of The Pops“ ›Animal‹ spielten, hörten sie einen tollen Song, der stilistisch mehr mit INXS, U2 oder ›Roxanne‹ von The Police gemeinsam hatte. Und das war genau die Band, die wir sein wollten. Unser Ziel war es, wie eine Mischung aus Queen und AC/DC zu sein. Wir wollten die Kraft einer Band wie AC/DC auf HIGHWAY TO HELL, aber auch die musikalische Vielseitigkeit, um zu wachsen, so wie es Queen getan hatten. Langsam, mittelschnell, schnell, akustisch, elektrisch, egal was, wir wollten alles machen.
Es ist unglaublich, wie dieses Album auch heute noch einschlägt. Als es ge­­meinsam mit unseren anderen Platten wiederveröffentlicht wurde, ging es in den USA auf Platz 1 der sogenannten „catalogue charts“. Da belegten wir die ersten drei Positionen: HYSTERIA auf Platz 1, PYROMANIA auf Platz 2 und VAULT auf Platz 3.

Darauf fand sich auch eure erste – und bis heute einzige – Single-Nr.-1 in den USA, ›Love Bites‹. Eine wunderschöne Ballade, die so futuristisch klang, als wäre es ein modernes ›I’m Not In Love‹: einfach ein toller Song, verpackt in topaktuelle Studio-Hightech.
Ich kann immer noch nicht fassen, wie viele Leute zu uns gesagt haben: „Dieser Text ist unglaublich, es ist, als wärt ihr bei uns in der Küche gewesen und hättet zugesehen, als wir uns gestritten haben.“ Denn es geht darin um menschliche Interaktion, ja das menschliche Wesen. Wir waren nie die Art von Band, die zehn Songs auf einem Album lang über Verließe und fucking Drachen singen würde. Es würde immer um das gehen, womit sich die Leute am meisten identifizieren können, was in den meisten Fällen ein anderer Mensch ist. Ja, wir haben uns auch in Songs wie ›From The In­­side‹ mit Drogen befasst, es gab Stücke über Rache und die Tatenlosigkeit der Menschen, denn darum geht es in ›Die Hard The Hunter‹. Oder Sachen wie ›Gods Of War‹, wo es darum geht, wie wir damals in Finnland stehen und sehen, wie die Raketen der Russen und Amerikaner über unsere Köpfe fliegen, sich gegenseitig auslöschen, und wir denken: „Wie überflüssig ist das denn?“

Plötzlich hatten wir die kreativste Pha­se unserer gesamten Karriere. Und da fiel uns dann ›Pour Some Sugar On Me‹ ein. Auf diesem Album war absolut nichts tabu. Wir gingen in Holland in Schwulendiscos – andere Clubs gab es in der Nähe von Wisseloord nicht – und hörten dort die neuen elektronischen Beats und all die anderen Sa­­chen, die so passierten. Am nächsten Tag gingen wir dann ins Studio und erzählten Mutt davon. So entstanden Tracks wie ›Excitable‹. ›Ani­mal‹ veränderte sich auch noch mal gegenüber der ursprünglichen Fassung. Wir be­­hielten den Gesang und das Schlagzeug bei und schickten Steve, Phil und Sav mit ihren Gitarren in den Kontrollraum, wo sie sich dann etwas einfallen lassen sollten.

Als ihr dann wieder in Amerika auf Tour wart, während das Album in den Charts nach oben stieg, hattet ihr alle persönliche Dämonen zu bekämpfen. Phil Collen hörte nach einem Abend in der Stadt mit Steve Clark während der Aufnahmen zu HYSTERIA komplett mit dem Trinken auf. Dann hast auch du aufgehört, zumindest für die Dauer der HYSTERIA-Tournee. Hatte das et­­was mit dem zu tun, was Pete passiert war, und Steves eskalierendem Alkoholproblem?
Nein, das hatte absolut nichts mit dem zu tun, was du denkst. Wir hatten fünf Shows dieser Tour mit der Bühne in der Hallenmitte absolviert. Nach ein­em Konzert war ich in einem Hotel im Bett, und ich weiß noch, wie ich an die Decke starrte, nicht schlafen konnte und dachte: „Ich schaffe das nicht, wenn ich weiter trinke.“ Es hatte fünf Gigs gedauert, bis mir das klar geworden war.

Es ist unglaublich anstrengend, mit der Bühne in der Mitte der Halle zu spielen – und dann auch noch zu versuchen, dabei zu singen. Und diese Songs… Wir versuchten, ein Album auf die Bühne zu übertragen, das bis heute state-of-the-art ist. Wir lernten noch, wie das ging. Am ersten Abend in Glenn Falls fing ich nach vier Songs an, zu hyperventilieren. Während eines Solos von Phil verschwand ich in meinem kleinen Loch am Bühnenrand und atmete in eine Papiertüte.
Da starrte ich also nun an die Decke, konnte nicht schlafen und dachte: „Wenn das so läuft, wie werde ich noch weitere 220 Konzerte packen?“ Also hörte ich auf. Denn das war so hart. Wirklich hart. Vor allem für den Sänger. Mit der Bühne in der Mitte kannst du nie stillstehen, du musst dich im­­mer bewegen. Die Jungs hatten identische Mikrofone auf jeder Seite der Bühne, damit sie ein bisschen stehenbleiben konnten, doch ich musste immer herumrennen. Das war verrückt, und ich hätte es nie gepackt, wenn ich weiter getrunken hätte. Niemals.

Steve schien unterdessen auf jener Tournee immer weiter abzustürzen. Das war jedes Mal mein Eindruck, wenn ich zu Besuch kam.
Ich erinnere mich an deine Artikel darüber, wie du uns auf verschiedenen Strecken begleitet hast, und wie Steve, wenn er nur mit dir im Raum war, sich dir anvertraute und vom Leder zog. Und da dachtest du wahrscheinlich nur, fuck, in was für einer Organisation ist er hier nur gelandet? Doch so war er nur dir gegenüber. Du warst wie sein Mentor oder sein Vertrauter. So öffnete er sich sonst niemandem. Und diese negativen Sachen, die du aus ihm herausgeholt hast, waren tatsächlich nur die Abende, an denen du da warst. Er tat das nicht an anderen Abenden, wenn du nicht anwesend warst. Er suchte sich keinen anderen Mick Wall aus einer anderen Stadt aus, um zu jammern und lästern. Du warst der einzige, dem er sich so anvertraute. Vermutlich gab es da Sachen, die ihm nicht passten. Doch für den Rest der Tournee schob er sie einfach beiseite.

Er war ja auch nicht nur dieser übellaunige Arsch. Mann, er war ein lustiger Kerl. Ein echt guter Typ. Wenn Pete sauer wurde, wurde Steve traurig. Steves Vergangenheit holte ihn dann ein. Da gab es so einige Geschichten in seiner Kindheit, auf die ich jetzt aber näher nicht eingehen möchte. Man kann sich nur vorstellen, was da passiert war. Und das war auch der Grund, warum er trank, zumindest ist das meine persönliche Meinung. Aber ich will nicht verklagt werden, also sage ich dazu nicht mehr. Das kannst du dir selber zusammenreimen. Doch er wollte den Erfolg. Er liebte ihn. Hätte er diesen Erfolg auch als Solokünstler erreicht? Niemals. Er brauchte andere Menschen, die ihn in diese Position brachten. Und als sie das taten, war er zur Stelle und lieferte. Er war wie ein Zirkus. „Ladies and gentlemen, wir holen jetzt den Mann raus, den wir aus der Kanone schießen werden.“ Und er stieg gerne in die Kanone. Er war nicht der gesamte Zirkus, aber er wollte ein Teil davon sein. Besser kann ich es nicht beschreiben.

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