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Beth Hart: Hart, Herzlich

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Beth Hart: Hart, Herzlich

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Während der Show sah sie ausgerechnet dann am glücklichsten aus, als sie am tiefsten von ihren Emotionen erschüttert wurde. „Danke“, sagt sie. „Kennst du den alten Spruch: Die Wahrheit wird dich befreien? Wann immer ich diese Songs über die wahren Themen singe – kein Showbiz, einfach nur über das, wovor man Angst hat, wofür man sich schämt oder wonach man sich sehnt –, dann fühle ich mich so, als würde ich in der Energie von Engeln stehen. Es ist seltsam. Ich fühle mich fast wohler dabei, verletzlich zu sein. Wahrscheinlich, weil ich tief in meinem Innersten glaube, dass je ehrlicher und offener ich bin, desto besser stehen meine Chance, nicht nur nüchtern zu bleiben, aber auch nahe am Licht zu bleiben, an Gott.“

Und je ehrlicher sie ist, desto mehr wird sie akzeptiert. „Das ist der Wahnsinn, oder? All die Sachen, die man Angst hat, zu tun, sind die Sachen, die einen ans Ziel bringen.“

Kurz vor Showtime im Ziggo Dome sind alle ruhiger als in London. „I wanna rock’n’roll all night“ singt Hart in der Garderobe bei fröhlichem Smalltalk. „Was, wenn diese Unterhose runterrutscht?“, fragt sie sich, als sie in High Heels, Netzstrümpfen und einem weiteren engen, schwarzen Kleid in den Aufzug steigt. „Das tut sie nie, wenn ich sie trage“, antwortet jemand, möglicherweise Scott, mit einem Lachen. Dann herrscht backstage Stille.

Auf der Bühne spricht Hart mit ihrem spürbar feierlaunigen Publikum: „Könnt ihr das glauben?“, strahlt sie. „Das ist eine verdammt große Sache für uns!“ Minuten später tigert sie über eine der beiden Rampen, die extra für diesen bislang größten Soloauftritt ihrer Karriere gebaut wurden, und als sie hinabläuft, fällt sie hin. Besorgte Rufe von den Zuschauern folgen. „These fucking shoes“, zetert sie und macht fast unbeirrt weiter. Dann sitzt sie am Bühnenrand und hält die Absätze in der Hand, die sie im Stich gelassen haben. Sie blitzen auf wie Krummsäbel.

Ein paar Minuten lang kämpft sie darum, wieder die Kontrolle zu erlangen, bis die Balladen wieder zum zentralen Ruhepunkt des Gigs werden. Sie widmet ›You Belong To Me‹ mit einer Darbietung wie von Etta James, tief aus ihrem Herzen geschürft, ihrem Vater, dem sie mittlerweile vergeben hat. ›L.A. Song (Out Of This Town)‹ von 1999, als ihr Leben größtenteils schlimm war, ist ein Klavier-Blues, der eines Tom Waits würdig wäre. Auch bei der Zugabe verzichtet sie auf Schuhwerk, tritt nur in ihren Netzstrümpfen auf, und die grandiose Stimmung im Publikum ist ansteckend.

Backstage ist Beth hinterher wesentlich entspannter als in London vor einer Woche. Den Zwischenfall mit den Ab­­sätzen hat sie schon längst abgehakt. „Man sagt ja, sowas passiert in Zeitlupe. Oh mein Gott! Das ist urkomisch. Das MUSS auf die DVD, die wir hier filmen.“

Ich sage ihr, dass ich die heutige Show besser als London fand. „Das war befreiter, nicht wahr?“, stimmt sie zu. Vielleicht hat das diese Wut ausgelöst, sich wie ein Idiot zu fühlen“, sagt sie über ihren Sturz. „Bianca, unsere Tourmanagerin in Europa, weinte danach drei Songs lang, weil sie dachte, sie hätte mir das angetan. Doch das Schöne an der Kunst ist, dass niemand stirbt. Ich bin ja keine Hirnchirurgin – wenn ich das wäre, gäbe es verdammt viel Tote. Wir sind doch nur Musiker. Sowas erinnert einen daran, das alles nicht zu ernst zu nehmen.“

Ihr loyaler Ehemann schaut rein, um sie fürs Rauchen zu tadeln und das Interview langsam zu beenden. Hart blickt auf die bisher größte Woche ihrer Karriere zurück und findet, ein Kreis habe sich geschlossen. „Ich war 20, als ich in dieser Sendung ‚Star Search‘ auftrat, und damals fühlte ich nichts als Glück und Dankbarkeit. Ich war nicht krank. Ich war nicht verrückt. Meine bipolare Störung war unter Kontrolle, ich war sehr fokussiert und diszipliniert. Es war die beste Zeit überhaupt. Dann ging einfach alles den Bach runter, für eine lange Zeit. Jetzt bin ich wieder an diesem Punkt, wo ich es einfach nur genieße, Mann. Ich bin dankbar und habe Spaß, Spaß, Spaß. So weit bin ich gekommen.“ (Nick Hasted)

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4 Kommentare

  1. Für mich eine der besten Stimmen im Blues-Rock- Business, wie die einmalige Janis Joplin(RIP).
    Die Frau ist einfach genial……….

  2. Ich kenne keine so emotionale, unglaublich gute Stimme wie beth sie hat..auf der Bühne lebt sie ihre Musik mit allen Sinnen und schafft es, mich in ihren Bann zu ziehen..ihre Songs mit zuerleben, durfte ich 2 mal live erleben.mir zu wenig, sobald ich kann, bin ich wieder dabei…

  3. Ich war mit meiner Tochter im vorigen Jahr in Amsterdam und durfte dieser einmaligen Frau zuhören…das hat mich emotional so berührt, dass ich anschließend einen Zusammenbruch hatte. Ich schaue sie mir gerade auf 3 Sat an mit Tränen in den Augen.

  4. Beth Hart, mit ihrer außergewöhnlichen und intensiven Stimme, fasziniert mich jedesmal wenn ich sie sehe oder höre. Ich durfte sie schon 4 x live erleben und die Konzerte machen fast süchtig. Ich liebe ihre Stimme und die intensive Weise, wie sie ihre Musik lebt und präsentiert.
    Eigentlich habe ich mich schon sehr auf ein neues Konzert dieses Jahr in Freiburg gefreut, vermute aber, dass dies wegen der weltweiten Corona-Katastrophe nicht möglich sein wird.
    Schade

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