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Beth Hart: Hart, Herzlich

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Beth Hart: Hart, Herzlich

„Ich sah sie in den Straßen von Santa Mo­­nica singen“, erinnert er sich. „Sie machte den Mund auf und fing zu singen an, und nach 20 Sekunden sagte ich zu meinem Freund: Ich werde ihr Manager sein. Nach zwei Songs kam ein Typ daher, hörte ein paar Minuten zu und warf dann einen 100-Dollar-Schein in ihren Gitarrenkoffer.“
„Ich sagte, ich traue euch [Musikindustrie-]Typen nicht, ihr seid alle Schlangen“, erinnert sich Hart. „Doch dann sagte ich: Ich werde mich mit dir treffen, wenn du Karten spielst. Denn ich glaube, ich liebe Karten mehr als Musik, ehrlich. Also werde ich erst mal sehen, wie du Karten spielst, Mann, mindestens zwei Stunden.“

Wolff bestand den Test. „Ihr erstes Label hatte sie fallen gelassen“, sagt er, „weil sie nicht glaubten, dass sie auf sie zählen könnten. Doch ich tat das. Ich habe sie nie verlassen. Ich wusste schon sehr früh, dass es Schwierigkeiten geben würde. Vermutlich habe ich die Fähigkeit, mit so­­was umzugehen, ohne in Panik zu geraten. Jedes Gefühl, das ein Mensch nur haben kann, habe ich glaube ich mit ihr durchgemacht. Ob sie drogensüchtig war, Hepatitis oder die bipolare Störung diagnostiziert bekam, und dann natürlich durch all die Höhen und Tiefen einer Karriere – die einzige Konstante war, dass wir einander nie verlassen und nie aufgegeben haben. Durch dieses Gefühl des Verlassenwerdens, das sie in sich trägt, ist sie darauf konditioniert, Leute zu verlieren. Das ist ein riesiger Teil ihrer Angst vor dem Leben. Wahrscheinlich denkt sie bis heute: ‚Mann, wird er auch gehen?‘ Und die Antwort darauf ist: Nein, ich gehe nirgendwohin.“

„Wenn ich nicht mehr arbeiten könnte und wieder auf der Straße spielen müsste, würde er mich immer noch managen“, sagt Hart über ihre tiefe Verbindung. „Und wenn ich plötzlich nicht mehr die Raten für das Haus bezahlen könnte, das ich mir gerade mit Scott gekauft habe, würde David eine Hypothek auf seines aufnehmen, nur damit ich meines nicht verliere. Da war dieser Junge, mit dem er auf der High School gewesen war. Er hatte ihn seit 40 Jahren nicht mehr gesehen, doch dieser Junge meldete sich bei ihm, als bei ihm Krebs festgestellt wurde. David half ihm sechs Jahre lang, am Leben zu bleiben. David ist ein Engel. Ich bin einfach von Engeln umgeben.“

Ihr Mann Scott Guetzkow ist der andere unverzichtbare Eckpfeiler in ihrem Aufstieg. „Ich lernte Scott kennen, als ich 27 war. Mein Haar fiel mir aus und ich war damals nur noch ein Skelett. Ich hatte nicht den Mut, mich umzubringen, und hoffte einfach, dass mein Herz anhalten würde.“ Sie wurde ge­­rettet, wie sie sagt, „von diesem schönen Mann mit den warmherzigen Au­­gen.“

Sie begegneten sich 1999 und heirateten 2000. Guetzkow, der zuvor für Ozzy Osbourne und Jeff Beck gearbeitet hatte, ist ein Hüne aus dem Mittleren Westen, Mitte 50, und sieht aus wie eine Wikingerversion von Sean Bean, wie er so durch die Hallen läuft und nach Problemen sucht. „Ich bin der Tourmanager“, sagt er in seiner raspeligen, entspannten Stimme. „Egal was sie braucht, wenn sie gestresst ist, versuche ich, sie zu beruhigen. Was auch immer nötig ist, ich tue es.“

Harts scheinbar plötzlicher Sprung in diese großen Hallen war von Wolff von langer Hand geplant. „Wir unterhalten uns über die Märkte. Ich will nicht, dass sie nur in London bekannt ist, sondern überall in Großbritannien. Was sind die coolen Säle in den Vorstädten, wo wir spielen könnten, um die Leute zu erreichen? Das tun wir dann auch in Dänemark [wo Hart schon zwei Nr.-1-Singlehits gelandet hat], und in all den anderen Territorien.“ Die Kollaborationen mit Bonamassa sind dabei „ein wunderbarer Bo­­nus“, sagt er.

Das Konzert in der Royal Albert Hall ist eine weitere unberechenbare, zu Tränen rührende Achterbahnfahrt mit Momenten ausgelassener Rock’n’Roll-Lebensfreude. Als sie bei ihrem überraschenden Auftauchen die Hände der Fans hält, während sie zur Bühne läuft, will eine Frau mittleren Alters gar nicht mehr loslassen, als sei Beth eine Heilige. Der Al­­tersschnitt im Publikum ist ziemlich hoch, dazu ist der Frauenanteil sehr hoch für etwas, das im Wesentlichen eine Bluesrock-Show ist.
Über den Applaus hätte sich Hart jedenfalls keine Sorgen machen müssen. Die erste Standing Ovation kommt nach ›Sister Heroine‹, ihrer verstorbenen Schwester Sharon gewidmet, wobei sie ihre Gefühle sichtbar er­­beben lassen. Bei der Zugabe kniet sie nieder, bevor sie mit einem Urschrei aufspringt.

Backstage nach dem Auftritt ist sie immer noch nervös. Ist es nicht eigenartig, dass Menschen mit fragilem Selbstwertgefühl und -bewusstsein manchmal diejenigen sind, die am meisten auf einer Bühne stehen und da oben am meisten geben müssen? „Das ist ein Bedürfnis“, sagt sie. „Wenn ich ständig total zufrieden mit mir wäre, würde ich wohl immer noch versuchen, Musik zu machen, aber ich denke nicht, dass ich auch auftreten würde. Doch da gibt es dieses Verlangen, zu spüren, dass die Leute im Publikum dir sagen, dass du kein kompletter Versager bist. Ich denke nie über sie als Fans. Das ist für mich ein furchtbares Wort. Ich empfinde sie als Freunde, die kommen, um das zu un­­terstützen, was wir tun. Die schönste Zeit an dem ganzen Abend war nicht einmal auf der Bühne. Es war, als ich rausging, um eine zu rauchen, und ein bisschen Zeit verbrachte mit all den Leuten, die zum Konzert kamen, sie
umarmte und mir ihre Geschichten anhörte.“

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4 Kommentare

  1. Für mich eine der besten Stimmen im Blues-Rock- Business, wie die einmalige Janis Joplin(RIP).
    Die Frau ist einfach genial……….

  2. Ich kenne keine so emotionale, unglaublich gute Stimme wie beth sie hat..auf der Bühne lebt sie ihre Musik mit allen Sinnen und schafft es, mich in ihren Bann zu ziehen..ihre Songs mit zuerleben, durfte ich 2 mal live erleben.mir zu wenig, sobald ich kann, bin ich wieder dabei…

  3. Ich war mit meiner Tochter im vorigen Jahr in Amsterdam und durfte dieser einmaligen Frau zuhören…das hat mich emotional so berührt, dass ich anschließend einen Zusammenbruch hatte. Ich schaue sie mir gerade auf 3 Sat an mit Tränen in den Augen.

  4. Beth Hart, mit ihrer außergewöhnlichen und intensiven Stimme, fasziniert mich jedesmal wenn ich sie sehe oder höre. Ich durfte sie schon 4 x live erleben und die Konzerte machen fast süchtig. Ich liebe ihre Stimme und die intensive Weise, wie sie ihre Musik lebt und präsentiert.
    Eigentlich habe ich mich schon sehr auf ein neues Konzert dieses Jahr in Freiburg gefreut, vermute aber, dass dies wegen der weltweiten Corona-Katastrophe nicht möglich sein wird.
    Schade

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