Psychedelic-Blues-Kaleidoskop aus der Berghütte.
Viele Bands untersuchten bereits, was bei der Kollision von Blues, Psychedelic-Rock und Sludge so alles passieren kann. Auch All Them Witches haben faszinierende Dinge herausgefunden und uns ihre Erkenntnisse auf bislang zwei Jam-basierten Alben mitgeteilt. Großartig geändert haben die Amis ihre Formel auch auf DYING SURFER MEETS HIS MAKER nicht. Man hat sich sechs Tage in einer Hütte am Fuße eines Berges in Tennessee eingesperrt, mutmaßlich die eine oder andere Flasche Bourbon geleert und das Album live aufgenommen. Hört man das? Das hört man. Zwar wurde das gröbste Unkraut bei der finalen Schönheits-OP im Studio aus den Songs gejätet; was bleibt, ist noch immer ein furioser, mächtig drückender und staubtrocken groovender Blues/Psychedelic-Sturm, dem man das Spontane, die Inspiration anhört. Ob All Them Witches am Ende eine achtminütige Instrumental-Orgie zwischen Sludge und Stoner Rock (›El Centro‹) aus dem trockenen Boden stampfen oder im verdichteten und fiebrigen ›Dirt Preachers‹ einen kurzen Alice-In-Chains-Moment erleben, ist für die Nashville-Rocker ebenso überraschend wie für den begeisterten Hörer: Viele Momente auf DYING SURFER MEETS HIS MAKER sind nicht reproduzierbare Ergebnisse ausgedehnter Improvisation. Kohärent ist das nicht immer, der verzerrt dröhnende Riff-Sturm kann im nächsten Moment in einen psychedelischen Jam mit Mundharmonika und halluzinogen tropfenden Gitarren kippen, der wiederum in einer Americana-Ode mit Geigen gipfelt. Aber es ist bewundernswert stimmig ausgeführt. Und entfaltet sich wie von selbst zu epischer Größe.
All Them Witches
DYING SURFER MEETS HIS MAKER
NEW WEST RECORDS/PIAS
7/10