Melancholisches Meisterwerk des Progressive Rock, inspiriert von einem tragischen Vorfall.
Dem Konzeptalbum liegt der Fall der Joyce Carol Vincent zugrunde, einer attraktiven jungen Frau, die drei Jahre tot in ihrem Londoner Apartment lag, ohne vermisst zu werden. Die Tragik des Fall prägt Wilsons viertes Soloalbum, viele Passagen haben eine melancholische Note. Bei allem musikalischen Aufwand strahlen etliche Teile eine Verlorenheit aus, die das Leben in der Großstadt mit sich bringen kann. Stevens Gesang ist sehr einfühlsam, man spürt, wie tief er in die Geschichte dieser Frau eingestiegen ist. Daneben singt auch Ninette Tayeb einige Parts, die über eine äußerst lebhafte Stimme verfügt, was einen interessanten Kontrast darstellt. Wilson arbeitete mit nahezu der gleichen Besetzung wie auf dem letzten Album: Marco Minnemann am Schlagzeug, Nick Beggs am Bass, Guthrie Govan an der Gitarre, Theo Travis an Flöte/Saxophon und Adam Holzman an den Keyboards. Im Vergleich zu THE RAVEN THAT REFUSED TO SING (2013) ist HAND.CANNOT.ERASE weniger jazzig ausgefallen, es ertönen kaum Blasinstrumente. Stattdessen komponierte der sensible Songwriter dramatischen, schweren Progrock, der aber auch hektische Passagen, sanfte Pianoballaden, verträumte Teile und funky Grooves enthält. Über allem schwebt ein Gefühl der Trauer, auch wenn Wilsons Werk mit ›Happy Returns‹ ein glückliches Ende präsentiert, sein Protagonist überlebt seine Krise. So entstand ein Meisterwerk, das sich mit den großen Progressive-Rock-Alben der 70er messen kann. Ein Extralob gibt’s noch für das grandiose Artwork mitsamt der eindrucksvollen Fotos von Lasse Hoile, das die Stimmung des Albums auf bedrückende Art und Weise widerspiegelt.