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Werkschau: Girlschool

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Werkschau: Girlschool

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Kim McAuliffe, Rhythmusgitarristin, Frontfrau und Gründerin von Girlschool, brachte ihre Band am besten auf den Punkt: „Im Wesentlich sind wir eine Rock’n’RollBand. Wie Motörhead. Wir nennen es Heavy Metal Rock’n’ Roll .“ Und niemand verstand das besser als Motörhead Anführer Lemmy, ein einflussreicher Unterstützer beim Aufstieg der Truppe Anfang der 80er. Sexistischer Mist war für eine komplett weibliche Band im von Männern dominierten Heavy Rock normal. Gerry Bron, bei dessen Label Bronze Records Motörhead und Hawkwind unter Vertrag waren, sagte über seine Entscheidung, Girlschool zu signen, Folgendes: „Ich ging zu einer frühen Probe und war wirklich überrascht, wie gut sie ihre Instrumente spielten. Wie furchtbar chauvinistisch von mir.“ Doch Lemmy stand über so etwas. Als Girlschool 1979 Motörhead als Vorgruppe begleiteten, sagte er ganz lapidar : „They’re fucking great“. Und er machte keinen Hehl aus seiner Unterstützung für sie und andere Frauenbands: „Die Leute behandeln sie wie Menschen zweiter Klasse, weil sie Mädels sind. Das ist wirklich abartig.“ Die enge Beziehung zwischen den beiden Formationen wurde dann 1981 mit der EP ST. VALEN TINE’S DAY MASSACRE untermauert – erschienen unter dem Hybridnamen Headgirl. Gemeinsam spielten sie darauf eine siedend heiße Version von ›Please Don’t Touch‹, im Original von Johnny Kidd & The Pirates. McAuliffe ist die einzige Konstante in der langen Geschichte ihrer Band, die sie 1975 in London mit dem Namen Painted Lady gegründet hatte . Das klassische Lineup fand dann aber erst 1978 zusammen: McAuliffe und Bassistin/Sängerin Enid Williams hießen Leadgitarristin Kelly Johnson und Schlagzeugerin Denise Dufort willkommen. Den Namen Girlschool gaben sie sich aufgrund der
B Seite des Hits ›Mull Of K intyre‹ von Paul McCartney And Wings. Das Debütalbum DEMOLITION erschien 1980 und etablierte sie umgehend als aufstrebende Stars der New Wave Of British Heavy Metal. Ihr Erfolg war zwar kurz und bescheiden im Vergleich zu Iron Maiden oder Def Leppard, doch McAuliffes Beharrlichkeit hat sie auch durch magere Jahre und zahlreiche Personalwechsel am Leben gehalten. Die Tragödie in der Geschichte von Girlschool war der Verlust von Kelly Johnson, die 1984 ausstieg, 1993 zurückkehrte, aber sich 1999 nach einer Krebsdiagnose wieder zurückzog. Sie starb 2007 im Alter von 49 Jahren. Die Band wird auch weiterhin die großartigen Songs spielen, die in den 80er Jahren mit Kelly entstanden sind, doch wie Kim McAuliffe sagte: „Kelly war fantastisch und wir vermissen sie sehr.“

Unverzichtbar

DEMOLITION
BRONZE, 1980

Das Debütalbum hatte genau die zerstörerische Kraft, die sein Titel implizierte, und kam zur perfekten Zeit. 1980, als die NWOBHM in ihrem Zenit weilte, stand die rohe Energie dieser Platte der von Iron Maidens Debüt oder Saxons WHEELS OF STEEL in nichts nach, und ihr dreckiger, straßenschlauer „Heavy-Metal-Rock‘n‘Roll“ verlieh ihnen den Titel der „weiblichen Motörhead“.
Zu den Highlights unter den zehn Tracks zählten Headbanger wie ›Demolition Boys‹ und ›Emergency‹ sowie eine knackige Version des 68er-Hits ›Race With The Devil‹ von The Gun. Girlschool hatten ein großartiges Album abgeliefert – und den höhnischen Sexisten damit so richtig in die Eier getreten.

HIT AND RUN
BRONZE, 1981

Vergleiche mit der bekanntesten weiblichen Rock-Band waren unvermeidlich: The Runaways. Als deren Aussteigerin Joan Jett ‘81 den Bestseller I LOVE ROCK‘N‘ROLL veröffentlichte, landeten auch Girlschool ihre größten Erfolge – die EP HEADGIRL und den Zweitling HIT AND RUN, die beide die UK-Top 5 erreichten, bevor die Band beim Reading Festival als Headliner auftrat. Auf der Platte gab es in ›C‘mon Let‘s Go‹ den Punk/Glam-Vibe wie bei den Amerikanerinnen, ›Yeah Right‹ sorgte für einen komödiantischen Moment, indem Enid ihre nörgelnde Mutter nachäffte. Dazu gab es ein freches, die Rollen vertauschendes Cover von ZZ Tops Womanizer-Hymne ›Tush‹ und, am besten von allen, ein Titelstück voller Swagger.

Wunderbar

SCREAMING BLUE MURDER
BRONZE, 1982

Auf dem dritten Album ersetzte Gil Weston Enid Williams am Bass, statt Vic Maille produzierte Nigel Gray. Eine überraschende Wahl (zuvor hatte er für The Police gearbeitet), doch das Werk war kein bisschen weniger hart als die beiden Vorgänger. Das Titelstück war drangvoll und Kellys Lead Gitarre darauf einfach überragend. ›Take It From Me‹ strotzte vor Gift und Galle und erinnerte an Aerosmiths ›Draw The Line‹. Dazu kamen eine freche Cover-Version von ›Live With Me‹ von den Stones sowie ein genialer Popmoment mit ›Don‘t Call It Love‹.

PLAY DIRTY
BRONZE, 1983

Ein mutiger Schritt, der sich nicht auszahlte. Dieses Hochglanz-Album entfremdete viele Fans und warf die Band aus der Bahn. Doch für Denise Dufort ist es ihr bestes Werk, das Titelstück ihre größte Hymne. Produziert von Slades Jim Lea und Noddy Holder, war die Liebe der Damen zum Glamrock unüberhörbar, inklusive zweier Cover von Slade-Songs und einer lärmenden Fassung von Marc Bolans ›20th Century Boy‹. Die Produktion klang zu sehr nach den 80ern, was zwar auf ›Going Under‹ und dem monumentalen Titelstück funktionierte, aber nicht verhindern konnte, dass die Platte floppte.

GIRLSCHOOL
COMMUNIQUÉ, 1992

Laut Cris Bonacci, die 1984 Kelly Johnson ersetzte, hatte das Album einen Arbeitstitel, der Feminismus und Rock‘n‘Roll-Attitüde auf den Punkt brachte: NO BOLLOCKS. Stattdessen wurde die Musik selbst zum Statement. Als der Grunge 1992 eine neue Generation von Frauen im Rock hervorbrachte, sorgten Girlschool für eines der härtesten Alben. Daran war absolut nichts „Alternative“ – nur Rock, wenn die Mädels in ›My Ambition‹ aufs Gas stiegen und mit ›Can‘t Do That‹ selbst Motörhead zu übertreffen versuchten. Es war Bonaccis letztes Album mit der Band, sie verabschiedete sich mit einem Highlight.

21ST ANNIVERSARY: NOT THAT INNOCENT
COMMUNIQUÉ, 2002

Aufgrund von Verzögerungen erschien die Platte erst zum 22. Geburtstag des Debüts. Dennoch ist sie bedeutend und noch dazu Kellys Johnsons Schwanengesang. Sie zog sich während der Entstehung aus der Band zurück, ebenso wie Tracey Lamb, die in den 80ern und 90ern mehrmals als Bassistin an Bord war. Die Aufnahmen wurden mit der wiederkehrenden Enid Williams am Bass und Jackie Chambers an der Gitarre fertiggestellt. Höhepunkte sind die Songs, die Johnson hinterließ: ›Mad Mad Sister‹, ›Knife‹ und ›A Love Too Far‹.

Anhörbar

NIGHTMARE AT MAPLE CROSS
GWR, 1986

Nach PLAY DIRTY und RUNNING WILD mit poliertem Mainstream-Rock, kehrten sie wieder zu den Wurzeln zurück. Nach Jackie Bodimeads Ausstieg, Sängerin auf RUNNING WILD, übernahm McAuliffe alle Lead-Vocals, während Vic Maille als Produzent einer Platte zurückkehrte, die so roh war wie ihr Debüt. Ein Ansatz, der wunderbar laute und rotzige Tracks wie ›All Day, All Night‹ und
›Back For More‹ hervorbrachte. Das Cover von Muds ›Tiger Feet‹ war lahm, aber besser als das, was für die US-Version ausgewählt wurde: ein Duett mit Gary Glitter auf dessen ›I‘m The Leader Of The Gang (I Am)‹.

GUILTY AS SIN
UDR, 2015

Das aktuelle Line-up ist nicht das produktivste und hat in 15 Jahren nur drei Studioalben gemacht. Doch auf allen drei wurde viel Arsch getreten. Vor LEGACY kam 2004 BELIEVE, dessen positive Energie in ›We All Love To (Rock‘n‘Roll)‹ zusammengefasst wurde, einer Hymne, die Joan Jett würdig ist. Der jüngste Release war GUILTY AS SIN, auf dem die langlebigste weibliche Rockband aller Zeiten bewies, dass sie noch Benzin im Tank hatte. Das beste Stück ›Take It Like A Band‹ war eine vertraute, harte und schnelle Hommage an Motörhead, der einzige Schwachpunkt ein unbeholfenes Cover des Bee- Gees-Discohits ›Stayin‘ Alive‹.

Sonderbar

RUNNING WILD
MERCURY, 1985

Girlschool machten nur ein Album als Quintett, McAuliffe gab später zu, dass es „Mist“ war. Nach Johnsons Ausstieg rekrutierte sie die Gitarristin Cris Bonacci und Sängerin Jackie Bodimead. Doch diese Inkarnation mit Glam-Image und amerikanisiertem Sound scheiterte kläglich. RUNNING WILD zielte unverblümt auf den US-Markt und bestand zu gleichen Teilen aus hohlem Hair Metal und weichgespültem Soft-AOR. Die klischeebeladenen Songs klangen fast schon verzweifelt, ebenso wie eine miserable Version der Kiss-Nummer ›Do You Love Me?‹. In den USA floppte die
Platte, in Großbritannien wurde sie erst gar nicht veröffentlicht.

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