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Titelstory: The Doors – Can You Picture What Will Be?

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Titelstory: The Doors – Can You Picture What Will Be?

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The Doors LA Woman
Holzman wollte das Debüt der Doors ursprünglich selbst produzieren, doch nach einem Treffen mit Jim übertrug er diese Aufgabe seiner rechten Hand, dem Produzenten Paul A. Rothchild. „Ich liebte das Studio, aber ich fand, dass Paul mehr davon verstand, wie man mit so einer Band um­­geht. Ray und Jim waren äußerst intelligent, da brauchte man jemand, der genauso belesen war wie sie. Jemanden wie Paul. Ich glaubte, er könnte viel aus ihnen herausholen.“

Mit 31 war Rothchild gerade mal alt genug, um Autorität über sie auszustrahlen, aber noch jung genug, um „hip to their trip“ zu sein, ihre Weltsicht zu verstehen. Er kam aus New Jersey, war ein unter dem Dirigenten Bruno Walter klassisch ausgebildeter Musiker und von seiner Mutter, einer Sängerin an der Metropolitan Opera, zum Erfolg erzogen worden. Das Folk-Revival hatte ihn nach Cambridge, Massachusetts, verschlagen, wo er im Vorstand des Club 47 saß, dem kleinen, aber bedeutsamen Laden im Viertel Harvard Square, wo eine barfüßige Joan Baez 1958 ihren ersten Auftritt absolvierte. In den folgenden Jahren arbeitete er in und um Boston im Vertrieb für Plattenfirmen, während er zeitgleich versuchte, als Produzent Fuß zu fassen. 1964 zog Rothchild nach New York, tat sich mit Jac Holzman, ebenfalls ein Folk-Rock-Fan, zusammen und betreute seine ersten Alben für Elektra Records.

In typisch engen Jeans, noch engerem (oder gar keinem) T-Shirt und mit Pferdeschwanz, um von seiner angehenden Glatze abzulenken, kam Rothchild immer ins Studio und vermied jeglichen Augenkontakt, bis er an seiner Konsole saß, wo er seinen Aktenkoffer öffnete. „Dieser Ak­­tenkoffer war berühmt“, so Holzman. „Darin war alles, was er bei der Session brauchen konnte: Stimmpfeife, die neuesten Gadgets, Zigaretten und welche Droge auch immer für den Abend auf dem Programm stand.“
Paul war ein Einzelgänger, superfokussiert und so in sich selbst vertieft wie jeder andere Künstler auch. „Er war auf Augenhöhe mit den Musikern.“ Außerdem stand er tief in Jacs Schuld – und trotz einiger Zweifel gab er nach, als der ihn daran erinnerte. Rothchild war gerade aus dem Ge­­fängnis entlassen worden, nachdem er acht Monate einer zweijährigen Freiheitsstrafe abgesessen hatte. Sein Verbrechen: Besitz von Marijuana – mehrere Koffer voll. Während Paul hinter Gittern saß, hatte Jac seiner Frau einen Teilzeitjob bei Elektra gegeben, damit sie über die Runden kamen.

Doch zuerst bestand Rothchild bei intensiven Proben vor den Aufnahmen darauf, mit der Band zu arbeiten. „Die Arrangements und die Ar­­beitsweise waren absolut nach seinen Vorgaben“, so Holzman. Das Paradebeispiel war ›Light My Fire‹, das der detailversessene Produzent aus dem Sumpf einer ausufernden Live-Fassung zu einem richtigen Song mit richtiger Struktur und angemessener Gravitas formte.

Obwohl sie mit Rothchild – und seinem Tontechniker Bruce Botnick, mit dem er schon an Tim Buckleys erstem Album gearbeitet hatte – erst eine Woche bei Sunset Sound gewesen waren, hatten die Doors Studio B schon völlig in Beschlag genommen. Doch sie waren so paranoid, dass sie nach jeder Session doppelt absperrten, damit ihnen niemand ihre Musik klauen konnte. Bei seinen Besuchen im Studio war auch Holzman davon überzeugt, dass er es hier mit sehr wertvoller Ware zu tun hatte. „Das war für Elektra Records, also wusste ich, dass es anders werden würde“, erinnert sich Botnick heute. Rothchild hatte die Vision, einen sehr funktionalen Vierspur-Aufnahmeraum in eine spätnächtliche Unterwelt zu verwandeln, wo Jim und die Band ihre nachtfinsteren Seelen streunen lassen konnten, auch wenn er mehrere Takes von ihnen verlangte. So gelang es ihm, die besten Darbietungen aus ihnen herauszuholen. Die Aufgabe des erst 23-jährigen Botnick wiederum war es, sich um die technische Seite zu kümmern: Das richtige Setup hinbekommen, das Tonband am Laufen halten, Trennwände und Mikros platzieren, Paul mit den Fadern zu helfen und die kleinen Details zu liefern, die eben den entscheidenden Unterschied machen können.

„Jim war in der Gesangskabine. Die Jungs waren im Studio. Da liegen höchstens drei Meter dazwischen. Sie konnten einander sehen. Ich habe die Lichter im Studio immer gedimmt. Das haben sie einfach gebraucht. Dafür habe ich sogar rote Glühbirnen besorgt, die für das richtige Licht sorgten.“

Botnick erinnert sich an den ersten Tag mit den Doors im Studio: „Sie hatten die ersten beiden Alben schon so gut wie fertig am Start. Pauls Idee war es, dass wir unsichtbar bleiben sollten – damit wir diese Magie einfangen konnten, die sie ausmachte, wenn man sie live hör­te. Sie waren einfach völlig anders als alles andere, was ich aufnahm. Und darunter waren die Beach Boys, The Turtles, Ventures … Die Doors waren einzigartig, das war der Anfang dieser Ära der amerikanischen 60s-Musik.“

Bassist Larry Knechtel, Teil der gut gebuchten Sessiontruppe Wrecking Crew aus L.A., die auf Dutzenden Bestsellern der 60er zu hören war, wurde für sechs der letztlich elf Tracks auf dem Album engagiert, während Ray den Rest per Keyboard-Bass übernahm. Nur drei der vier verfügbaren Tonspuren wurden tatsächlich benutzt – Schlagzeug und Bass auf einer, Gitarre und Keyboards auf einer weiteren und Jims Gesang auf der dritten. Die letzte wurde für mögliche Overdubs freigehalten.
Abgesehen von den beiden Eckpfeilern der Platte, dem siebenminütigen ›Light My Fire‹ und dem fast zwölfminütigen ›The End‹, waren die meisten Tracks keine drei Minuten lang. Doch die Wahrheit war nun mal, dass dieser Erstling der Doors, auch wenn er oft als eines der besten Rockdebüts aller Zeiten bezeichnet wird, eine durchwachsene Mischung aus Wegwerf-Pop und einer wirklich dunklen Spielart des Rock war, versetzt mit indischem Raga, Jazz-Anflügen und neoklassischen Elementen.

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1 Kommentar

  1. Klasse Story über eine meiner Lieblingsbands aus dieser Zeit. Höre die Songs heute noch und Jim… ein Idol meiner Jugend.
    Vielen Dank, schön dass es Classic Rock gibt

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