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Titelstory: Alice Cooper – Jenseits der Guillotine

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Titelstory: Alice Cooper – Jenseits der Guillotine

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ZURÜCK ZUM URSPRUNG

Es gibt da draußen unzählige Ge­­schichten darüber, wie der Name Alice Cooper entstanden ist. Welche Story steckt denn nun wirklich dahinter?
Jeder möchte gerne die Version mit dem Ouija-Board (ein Brett mit Buchstaben, dem nachgesagt wird, dass man damit mit Geistwesen in Kontakt treten kann – Anm.d.A.) glauben. Allerdings ist das kompletter Blödsinn! Mit solchen Dingen sollte man auch generell nicht herumspielen, denn das verursacht nur Probleme und Konfusion! Meins war das zum Glück nie.

Also: Ur­­sprünglich hießen wir Nazz. Es gab jedoch schon Todd Rundgrens gleichnamige Band und ein neuer, starker Begriff musste her. Die Idee hinter Alice Cooper war, etwas komplett Unerwartetes an den Start zu bringen. Auf der einen Seite hast du diese Combo, die düster, gefährlich und theatralisch in Erscheinung tritt, und auf der anderen diesen Namen, der dich an eine nette alte Dame mit weißen Haaren erinnert. Dazu sollte der Namen möglichst ge­­wöhnlich amerikanisch klingen. Betty Thomas oder sowas wäre natürlich auch gegangen. Alice Cooper war der erste Name, der mir beim Brainstorming einfiel. Und es kam nach diesem Geistesblitz auch keine bessere Idee mehr nach.

PARANORMAL ist dein 27. Studioalbum. Der Cooper-Sound veränderte sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten immer wieder ein wenig. Welche Styles gefielen dir – neben dem heutigen – am besten?
Ganz früh in meiner Karriere spielte ich Detroit Rock mit vielen guten Melodien. Als Bob Ezrin dann dazu kam, trieb er mich an, nur noch nach dem „All Killer – No Filler“-Prinzip zu arbeiten und eben keinerlei Füllmaterial aufzunehmen. Es ging also stets darum, zum aktuellen Zeitpunkt den bestmöglichen Longplayer zu präsentieren. Es gab zwar viele unterschiedliche Strömungen, die in den Klang der jeweiligen Band einflossen, aber eins blieb immer gleich: Alice Cooper ist durch und durch ein Rock‘n‘­Roll Sänger!

Ich kann dir auch Material von T.Rex, von den Doors oder den Beatles singen, wie ich es etwa mit den Hollywood Vampires tue. Rückblickend mag ich mir ir­­gendwie keine spezielle Epoche herauspicken, den ich sang immer Hardrock. Dazu versuchte ich wirklich nie, in ein anderes Lager zu wechseln. Klar änderte sich mein Sound in den einzelnen Dekaden, um nicht als ausgelutscht abgestempelt zu werden. Es ging generell immer um eine Sache – Attitüde! Alice musste, egal wann, ein Außenseiter sein.

Für viele deiner treuen An­­hänger sind die Phasen zwischen LOVE IT TO DEATH (1971) und WELCOME TO MY NIGHTMARE (1975) sowie TRASH (1989) respektive HEY STOOPID (1991) die prägendsten Abschnitte deiner Karriere.
Für mich stand immer die Qualität der Songs im Vordergrund. Bei solchen Kategorisierungen spielen bei uns allen die persönlichen Hörgewohnheiten und Vorlieben eine Rolle. Es gibt Fans, die lieben HEY STOOPID nur wegen des Titeltracks. Interessanterweise nennen viele Die-Hard-Fans eines der kommerziell weniger erfolgreichen Werke als ihr absolutes Lieblingsalbum. Das kann ich absolut nachvollziehen, denn manche Hitplatten wie etwa SCHOOL‘S OUT verkauften sich schon alleine wegen eines Krachersongs…da spielte das restliche Material leider nur noch eine sekundäre Rolle. Manchmal lege ich ein paar der kommerziell weniger erfolgreichen LPs – wie kürzlich THE LAST TEMPTATION (1994) oder DADA (1983) – auf, und ich höre coole Kompositionen, bei denen ich gerne in der Zeit zurückreisen möchte um sie neu aufzunehmen.

In der Vergangenheit befand ich mich manchmal nicht in der besten mentalen oder körperlichen Verfassung, um die richtige Gesangsdarbietung im Studio hinzulegen. Das ist bei den Scheiben der späten 70er und frühen 80er fast dauerhaft der Fall, denn ich erinnere mich überhaupt nicht daran, wie sie geschrieben oder gar wie sie aufgenommen wurden. Viele der Stücke verdienen einfach eine zweite Chance, denn es sind wirklich tolle Lieder, die leider nie richtig entfaltet wurden. Allerdings finde ich die unterschiedlichen Charakteristika der LPs höchst interessant. Nehmen wir nur mal BRUTAL PLANET oder DRAGONTOWN als Bei­­spiele. Sie unterscheiden sich vom Vibe her so stark von der restlichen Diskographie, das man sie unmöglich vergleichen kann. Sich dann aus meiner Perspektive eines oder mehrere herauszupicken, ist einfach unmöglich. Das wäre in etwa so, als würde man, und zwar ohne mit der Wimper zu zucken, aus seinem Nachwuchs ein Lieblingskind auswählen.

alice cooper press

Du hast gerade die von dir aufgrund deiner Alkoholsucht fast „vergessenen“ Alben erwähnt. Wie hast du deine Abhängigkeit besiegt?
Das ausschlaggebende Kriterium war ein Funke Restvernunft! Ich wachte eines Morgens auf und spie Blut … ur­­plötzlich erhaschte meine Gesundheit die volle Aufmerksamkeit. Plötzlich kapierte ich also, dass ich innerlich am Verbluten war – das kam von meinem Alkoholkonsum. An diesem Punkt wollte ich es zwar noch nicht wahrhaben, dass es am Sprit lag, widerlegen konnte ich es allerdings auch nicht. Ich musste also schnellstmöglich handeln und mein Leben komplett umkrempeln, denn ich wollte nicht sterben und meinen Freunden auf dem Friedhof Gesellschaft leisten.

Mir schossen Gedanken an meine großartige Frau, meine tollen Kinder durch den Kopf – und dass ich weiter Platten aufnehmen möchte. Das war der Beginn eines vollkommen neuen Lebensabschnitts. Es gestaltete sich am Anfang wirklich nicht leicht, denn ich musste viele Dinge neu erlernen, zumal sich zuvor mein ganzer Tagesablauf nur um Alkohol gedreht hatte. Es kam Schritt für Schritt die Energie zurück, ich schrieb bessere Songs und es gleicht einem Wunder, dass ich nie rückfällig wurde. Seit 35 Jahren floss kein einziger Drink meine Kehle hinunter. Ich glaube wirklich, dass Gott mir diese Bürde nahm, da er sah, dass ich genug hatte.

Statt die Tage im Suff zu verbringen, spielst du heute lieber Golf.
Das tue ich ganze sechsmal in der Woche intensiv. Jeden Morgen schlage ein paar Bälle. Du kannst mir glauben, wenn ich sage, ich danke Gott auch dafür, dass ich Golf spielen darf, denn ich liebe diesen Sport.

Um abschließend einen Bogen zur Eingangsfrage zu spannen: Was würde passieren, wenn sich Alice Cooper und Vincent Damon Furnier zufällig an einer dunklen Straßenecke treffen?
Als Rock‘n‘Roll-Fan liebte ich es, die Beatles, die Rolling Stones oder The Who bei ihren Auftritten zu beobachten. Alice kreierte ich, um meine persönliche Nummer 1 unter den Performern zu werden. Wenn ich mir Alice anschaue – und das passiert in der Regel in dem Moment, wenn ich mich für eine Show vorbereite und in den Spiegel blicke –, möchte ich, dass mein Favorit die coolsten Klamotten, ein spezielles Make-up und eine gewisse Aura besitzt. Träfe ich nun Alice Cooper an dieser düsteren Ecke, würde ich wahrscheinlich nur etwas stammeln wie: „Wow! Du bist mein liebster Rockstar!“

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