Auch nach 35 Jahren noch in Topform
Text: Marco Götz
Kaum zu glauben, dass auch The Hooters mittlerweile schon auf eine 35-jährige Bandhistorie – die Pause von 1995 bis 2001 mit eingerechnet – zurückblicken können. Unter diesem Banner ziehen die Folk-Rocker aus Philadelphia dieses Jahr durch die Lande und machen an einem schwülen Donnerstagabend Halt im altehrwürdigen Capitol in Hannover. Die dreieinhalb Dekaden scheinen spurlos an der Band um die beiden Ausnahmekünstler Eric Bazilian und Rob Hyman vorbeigegangen zu sein, sind doch pure Spielfreude und Gelassenheit auf der Bühne nach wie vor der Trumpf des hervorragend aufgelegten Sextetts.
Bereits vor dem Startschuss ist die Stimmung trotz der tropischen Temperaturen im gut gefüllten Konzertsaal von hörbarer Vorfreude geprägt. Ohne Vorbands werden The Hooters pünktlich um 20:00 Uhr auf die Bühne geklatscht und eröffnen passenderweise mit ›I‘m Alive‹. Die folgenden ›Hanging On A Heartbeat‹ und ›Day By Day‹ haben noch etwas unter dem schwächlich austarierten Sound zu leiden, das Publikum scheint das aber nicht wirklich zu stören. Zu ausgelassen der Begrüßungsapplaus, der schon früh erahnen lassen sollte, wie der Rest des Abends verlaufen würde.
Sichtlich berührt von dem warmen Empfang spielen sich die Herren bei immer besser werdender Akustik dann zunehmend in einen wahren Rausch. Highlights wie ›Private Emotion‹, das zum Teil auch äußerst sympathisch auf Deutsch von Sänger Eric Bazilian intoniert und mit tosendem Szeneapplaus belohnt wird, lassen nicht lange auf sich warten. Neben dem exzessiven Einsatz verschiedenster Instrumente (Mandoline, Melodica, Akkordeon, Flöte, Saxophon, Mundharmonika etc.), die den unverkennbaren Hooters-Sound nachhaltig geprägt haben, harmonieren vor allem Bazilian und Hyman stimmlich perfekt miteinander. Unter Beweis stellen sie dies eindrucksvoll beim folgenden und unter gleißendem grünen Licht performten ›All You Zombies‹ – einem der ganz großen Gänsehautmomente des Abends.
[slideshow_deploy id=’31041′]
Fotos: Marc Hansen
Ohnehin verstehen es The Hooters vorzüglich ihre Leuchttürme wie ›500 Miles‹, ›Satellite‹ oder das gefühlvoll interpretierte Don Henley-Cover ›Boys Of Summer‹ in die gut zweistündige Show einzuflechten. Dabei findet sich die Saitenfraktion immer wieder am vorderen Bühnenrand zusammen, holt mehrfach zu kleineren Instrumental-Intermezzi oder Soloeinlagen aus, unterhält mit humorvollen Ansagen und baut auf diese Weise eine ganz besondere wie warmherzige Atmosphäre zum Publikum auf.
Nach gut 90 Minuten verlässt die Truppe mit dem komödiantisch angehauchten ›Pissing In The Rhine‹ zum ersten Mal die Bühne, ehe sie für ›Give The Music Back‹ und natürlich ihrem Gassenhauer ›Johnny B‹ nochmals zurückkehren. Aber auch dieser Klassiker vermag den Durst der Anwesenden nicht zu stillen. Ein zweiter Zugabenblock muss her und der wird zur wohligen Überraschung aller mit Peter Schillings ›Major Tom‹ eingeleitet. Das Capitol steht Kopf. Nur ›One Of Us‹ und ›Time After Time‹, die ebenfalls aus der Feder der beiden Hooters-Frontmänner stammen, aber für Joan Osborne beziehungsweise Cyndi Lauper geschrieben wurden, können dem sogar noch eins draufsetzen.
Setlist:
1. I’m Alive
2. Hanging on A Heartbeat
3. Day By Day
4. Silver Lining
5. Morning Buzz
6. Private Emotion
7. South Ferry Road
8. All You Zombies
9. The Boys of Summer (Don Henley cover)
10. Graveyard Waltz
11. 500 Miles (The Journeymen cover)
12. Where Do the Children Go
13. Karla With A K
14. Twenty-Five Hours A Day
15. Satellite
16. And We Danced
17. Pissing In The Rhine
—
18. Give The Music Back
19. Johnny B
—
20. Major Tom (Peter Schilling cover)
21. One Of Us (Joan Osborne cover)
22. Time After Time (Cyndi Lauper cover)