Euphorie und Melancholie an Englands Küsten
The Coral machen, was sie wollen: Nachdem die Liverpooler Fab Five zuletzt auf MOVE THROUGH THE DAWN den klassischen Drei-Minuten-Song in den Fokus gerückt hatten, denken sie nun in deutlich größeren Bahnen. Ein Konzept-Doppelalbum ist ihre zehnte LP geworden, Erzähler-Intermezzos mit Hörspiel-Flair inklusive. Die Songs auf CORAL ISLAND zeichnen die unwirkliche Realität eines typisch englischen Küstenortes nach, in dem auf die geschäftig-unbeschwerte Postkartenromantik des Sommers die bedrückende Melancholie der Einheimischen und Hängengebliebenen im Winter folgt. Das Spiel mit Licht und Schatten gibt der Merseyside-Band um Frontmann James Skelly auch klanglich ausgiebig Raum, sich richtig auszutoben und so alle Facetten ihres wechselhaften Schaffens in Erinnerung zu rufen.
Denn auch wenn The Coral hier bisweilen Inspiration in der simplen Brillanz der Everly Brothers, dem ursprünglichen Rock’n’Roll Chuck Berrys und dem unwiderstehlichen Twang Duane Eddys fanden – dass sie sich im Pop-Alphabet schon immer zwischen den Beatles und Crosby, Stills, Nash & Young besonders wohl gefühlt haben, merkt man auch CORAL ISLAND an.
8 von 10 Punkten
The Coral, CORAL ISLAND, RUN ON/ROUGH TRADE