Zugedröhnt in der Wohnung: Do-It-Yourself-Rock mit dem Londoner Unikum Nick Saloman.
Einen glatten Schnitt mit der Vergangenheit, den Blick nach vorne ohne den Ballast bisheriger Rock-historie forderte der Punk-Ethos 1977 – gewiss ein hehres Ziel, theoretisch betrachtet, jedoch in der Praxis nicht durchführbar, wie wenig später schon New Wave und Post Punk demonstrierten. Für den Londoner Nick Saloman, Multiinstrumentalist und Lebenskünstler zwischen fast sämtlichen Genre-Stühlen, stellte sich die Frage ohnehin noch nie. Gehört der 1953 geborene Autodidakt, der vom Magistrat der Stadt London eine vor Gericht erstrittene hohe Summe für einen schweren Motorradunfall an einer unbeleuchteten Baustelle erhielt, davon die Hypothek seines Hauses abzahlte und sich ein Tonstudio einrichtete, doch einer Generation an, die das Baby Rock’n’Roll in all seiner stilistischen Widersprüchlichkeit haben aufwachsen sehen. Mehr als zwei Dutzend Alben lieferte der Selfmade-Guru seit 1987 auf diversen unabhängigen Labeln. Ein Stilmischmasch, den er am Karriereanfang mal so zusammenfasste: „I wanted a sound between Jimi Hendrix, The Wipers and The Byrds but with a distinctly British feel!“ HIGH IN A FLAT (1987 – 1990) fasst 16 Perlen der ersten Jahre zusammen. ›Splendid Isolation‹ erinnert an frühe R.E.M., perfekt unterlegt mit typisch 12-saitigem Rickenbacker-Gitarrenteppich der Byrds und mit näselndem Roger-McGuinn-Timbre gesungen. McGuinns Einfluß lässt sich auch in ›She’s In Love With Time‹, ›Maybe‹, ›In Another Year‹, ›Lights Are Changing‹, ›He’d Be A Diamond‹ und ›I Can’t Get Into Your Scene‹ aufspüren. Für ›This Corner Of England‹ paart der Do-It-Yourself-Magier die akribischen Soziostudien der Kinks mit der versponnenen Esoterik von The Incredible String Band inklusive exotischem Sitar-Gezirpe. ›Corinthian‹, ein psychedelischer Folk-Ausflug, erinnert ebenso an Marc Bolans Zeit als Barde von Tyrannosaurus Rex wie an Pink Floyds THE PIPER AT THE GATES OF DAWN und Syd Barretts zwei famose Soloalben. Rückwärts abgespielte Radiomitschnitte und Garagen-Rock-Stromgitarren liefern sich in ›Olde Worlde‹ ein amüsantes Gefecht. Zwischen Jimi Hendrix, The Doors, The Moody Blues und einmal mehr BBC-Radiogeplauder nicht so ganz entscheiden mag sich der knapp achtminütige LSD-Trip ›Once More‹.
Klasse, Bevis Frond! Findet ja echt überhaupt nicht in den Zeitschriften statt, der Mann. Ob der sich wohl mal für ein Interview vors Mikro bekommen lässt?