Sweden Rock Festival: Immer eine Reise wert

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Sweden Rock Festival: Immer eine Reise wert

aerosmithFestivals gibt es inzwischen wie Sand am Meer, wodurch die Konkurrenz um die beliebtesten Künstler natürlich hoch ist. Das auf den ersten Blick vielleicht nicht durchweg überragende Line-up wurde beim Sweden Rock (7.-9. Juni) allerdings locker durch das einzigartige Feeling und die entspannte Atmosphäre wettgemacht.

Traditionell spielen am Eröffnungstag schwedische Künstler eine große Rolle. Mit Emma Varg und Art Nation sind zwei AOR Perlen am Start, die einem die Sorge über den grauen Himmel nehmen. Die Kanadier Helix enttäuschen dagegen. Selbst ein Hit wie ›Gimme Gimme Good Lovin`‹ täuscht nicht über eine schwache Performance hinweg. Der Wettergott ist anscheinend der gleichen Meinung und lässt zur Strafe den Auftritt von Grave Digger und den Black Star Riders komplett absaufen. Die Black Star Riders zeigen dann aber keine Schwäche und schaffen es bis zum Schluss, das Publikum bei Laune zu halten.

Die Wetter-Apps verheißen weiter nichts Gutes, aber wenn Sonnyboy Johnny Gioeli mit Hardline auf der Bühne steht, kann nur die Sonne scheinen. Doro, die Firstlady des deutschen Metals begeht ihren Auftritt unter dem Warlock Siegel mit etlichen Klassikern ihrer damaligen Band. Solide, aber auch nicht außergewöhnlich. Ian Hunter sticht da mit seinen inzwischen 78(!) Lenzen schon erheblich mehr hervor. Mit reichlich Spielfreude und Charisma liefert er einen bunten Querschnitt aus seiner Solo-Karriere und seiner Zeit bei Mott The Hopple. Überschneidungen lassen sich leider nie vermeiden, so dass ich schweren Herzens zu Coheed & Cambria rutsche, die aber auch nicht enttäuschen. Mit progressiven Klängen geht’s bei Fates Warning weiter und wieder fragt man sich, warum diese Band nie den absoluten Durchbruch geschafft hat. Eine absolute Höchstleistung der Mannen um Ray Alder.

Alter Bridges härtere Klänge holen einen dann aus der komplexen Materie zurück, was nicht bedeuten soll, dass hier einfach nur die Instrumente geschruppt werden. Seit Jahren überzeugt das Quartett, wie heute, mit handwerklicher Güte. Entertainment unterschiedlicher Prägung ist das Motto des Abends. Während sich Steel Panther mit dem üblichen, nicht immer jungendfreien Vokabular und nackter Haut on Stage in den Vordergrund stellen, beweisen Aerosmith einmal mehr, warum sie einer der größten Acts im Rock`n`Roll-Zirkus sind. Mit etlichen Hits ihrer langen Karriere verzaubern die Toxik Twins, Steven Tyler ist stimmlich bestens aufgelegt und Joe Perry liebkost seine Gitarren wie nichts Gutes. Nach diesem Auftritt kann man eigentlich nur verlieren, und so haben Edguy aller Voraussicht nach einen schweren Stand. Tobias Sammet ist und bleibt aber ein Garant für Party und gute Laune und trotz der inzwischen vorgerückten Stunde versüßen Edguy den zweiten Festivaltag.

Wenn Mustasch spielen ist in Schweden Nationalfeiertag. Bereits zur Mittagszeit ist die Location ungewöhnlich voll und drei Gitarren liefern eine stahlharte Soundwand. Auf dem europäischen Kontinent mehr als spärlich anzutreffen ist die achtziger Formation Kix. Der Funke will aber einfach nicht so recht überspringen. King´s X ist da die Rettung. Feinster grooviger Rock gepaart mit Spielfreude und Können. Bestleistung! Die Dead Daisies beweisen einmal mehr, warum sie derzeit die Classic Rock Szene aufmischen. Nicht weniger begeisternd ist der Auftritt von Clutch. Was die Band um Sänger Neil Fallon hier abliefert ist feinster Stoner-Rock. Warum überschneiden die sich bloß mit Metal Church!

little steven

Zumindest ein wenig sollte man den Veteranen aus Seattle lauschen. Die Band um Kurdt Vanderhoof kann zwar überzeugen, aber an die Performance von Clutch kommen sie nicht ran. Steve Van Zandt, vielen inzwischen auch als Schauspieler aus den Serien „Lilyhammer“ beziehungsweise „Die Sopranos“ bekannt, oder eben auch als Little Steven und somit Musiker in Bruce Springsteens E Street Band, entert die Bühne mit einer 12-köpfigen Begleitband: ein unterhaltsamer und stimmungsreicher Auftritt, ohne Wenn und Aber.

Nach den ganzen Querelen kann man es kaum glauben, aber Ratt stehen tatsächlich mit Stephen Pearcy auf der Bühne. Es folgt Hit an Hit, richtig wehmütig denkt man an die goldenen Achtziger. Super Stimmung, prächtige Vocals, was wünscht man sich mehr!

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