Interview 2:
In diesem August veröffentlichte Doro Pesch, die Königin des Metal, ein neues Doppelalbum mit dem Titel FOREVER WARRIORS, FOREVER UNITED, ihre erste Studioplatte seit RAISE YOUR FIST von 2012. Mal abgesehen von einer kurzen Phase nicht sehr beständiger stilistischer Experimente in den 90ern ist die ehemalige Warlock-Sängerin seit 35 Jahren ein verlässlicher Lieferant von melodischem Metal. Die neue Platte treibt ihre standesgemäße Kombination aus treibenden Songs und Balladen innerhalb von 25 Liedern zu einem angenehm maßvollen Extrem. Die Oldschool-Atmosphäre wird noch verstärkt von der Rückkehr des ehemaligen Warlock-Gitarristen Tommy Bolan.
Letztes Jahr hast du dich wieder mit Tommy zusammengetan, um mit einigen Konzerten das 30-jährige Jubiläum von Warlocks Durchbruchsalbum TRIUMPH AND AGONY zu feiern. Wie fühlte es sich an, diese Songs wieder zu spielen?
Ach, es war eine pure Freude. Tommy ist ein einzigartiger Musiker, wir blieben immer befreundet. Ich rief ihn an und meinte: „Es sind jetzt 30 Jahre vergangen, seit wir diese Platte aufgenommen haben. Hättest du Lust, bei einer speziellen Show mitzumachen?“ Und er meinte: „Absolut.“ Beim „Sweden Rock Festival“ traten wir dann zum ersten Mal auf. Wir waren alle höllisch aufgeregt, aber es lief wirklich gut. Wir klickten sofort, deswegen ist er auch ein wichtiger Teil der neuen Platte.
Du hast ja auch einen Song namens ›Living Life To The Fullest‹ für Lemmy geschrieben…
Er war mein bester Freund in der Musikwelt. In den frühen 80ern wurde ich mal nach England eingeladen. Das Label meinte, ich solle ein Showcase spielen, sie wollten aber nicht die ganze Band rüberfliegen. Sie wollten darüber abstimmen, ob wir einen Plattenvertrag bekommen sollten. Der Soundcheck in dem kleinen Club war okay. Ich hatte ein bisschen Zeit, deswegen ging ich in ein Pub und sah Lemmy dort sitzen. Wir kamen sofort klar – er gab mir Whiskey Cola ohne Cola aus. Nach ein paar Stunden fragte er: „Solltest du nicht eigentlich eine Show spielen?“ Ich hatte es total vergessen. Der Whiskey hatte mich total kirre gemacht. Ich lief umher, bis ich den Club wiederfand. Wir fingen an zu spielen und ich vergaß meinen Text. Ich setzte mich hin, weil ich fast nicht mehr stehen konnte. Jeder meinte: „Du hast deine Karriere ruiniert.“ Und ich nur so: „Ja, schon. Aber ich bin glücklich, denn ich bin jetzt mit Lemmy befreundet.“ Jeder um mich herum lachte und sie sagten: „Okay, es sei dir verziehen. Du kriegst den Vertrag.“
„Ich löste meine Lebensversicherung für die Dio-Tour auf. Alle meinten, ich wäre verrückt!“
Wurdest du jemals mit Sexismus konfrontiert?
Nein, ich wurde immer gut behandelt. Meine erste Tour fand in England mit W.A.S.P. statt. Ich war todkrank, hatte hohes Fieber. Ich saß frierend auf einer Treppe herum und Blackie Lawless kam zu mir und meinte: „Du siehst aus, als würdest du sterben.“ Er wies seine Bandkollegen an, mir ihre Umkleideräume zu überlassen, damit ich mich ausruhen konnte. Er gab mir all seine Zaubermittelchen für die Stimme und ein paar Vitamine. Das hat sich sehr gut angefühlt. Blackie rettete diese Tour. Ohne ihn wäre ich so krank gewesen, dass ich nicht mehr als zwei Konzerte geschafft hätte.
Nachdem es mit dem Metal in den 90ern bergab ging, hattest du ab den 2000ern wieder mehr Erfolg…
Im Jahr 2000 kehrte der Metal zurück. Dio war einer der ersten, die wieder eine große Tour planten. Ich tauschte meine Lebensversicherung gegen einen Bus, eine Band und eine Crew ein, um mit Dio auf Tour zu gehen. Jeder meinte, ich wäre völlig verrückt. Aber alle Shows waren ausverkauft und niemand konnte es fassen. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass der Metal zurückkehrt. Und ich freundete mich mit Ronnie an.
(Interview: Rich Davenport)
Doro du bist,echt Mattel hart.Gruß Piet.R.