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Rückblende: MC5 mit ›Kick Out The Jams‹

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Rückblende: MC5 mit ›Kick Out The Jams‹

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Das Titelstück ihres Live-Debütalbums fing die Band in ihrem inspiriertesten und inspirierendsten Moment ein. Außerdem war es der brandheiße Schlachtruf, der die Flamme des Punk im Detroit der 60er entzündete.

Die Motor City 5 aus Detroit waren eine Naturgewalt. Und eine explosive Kollision aus Vollgas-Rock’n’Roll, psychedelisch angehauchtem Freejazz, radikal linken politischen Ansichten, soulbefeuerten R&B-Band-Schritten, LSD-beflügeltem Bewusstsein und roher, revolutionsanstiftender Kraft. Die Band hatte wie ein Waldbrand durch die Live-Szene von Detroit gewütet und innerhalb von zwei Jahren zwei Independent-Singles veröffentlicht: ›I Can Only Give You Everything‹/›One Of The Guys‹ auf Trans Love Energies und ›Looking At You‹/› Borderline‹ auf A-Square. Nachpressungen und der wachsende Ruf ihrer Konzerte, die gleichermaßen spirituell wie aufrührerisch waren, erregten bald die Aufmerksamkeit von Elektra Records, die die Band 1968 unter Vertrag nahmen.

Doch der Zauber der 5 konnte nicht in der Kälte eines Studios eingefangen werden, wie Gitarrist Wayne Kramer erklärt: „Live waren wir am besten. Die meisten Bands machten drei Platten im Studio und dann ein Live-Album, also dachten wir, wir müssten revolutionär sein, und legten gleich mit einem Live-Mitschnitt los. Für das Label war das auch besser. MC5 wussten gar nicht, wie man im Studio arbeitet, das hätte Elektra also ein Vermögen gekostet und wäre ein langwieriger, aufreibender Prozess geworden.“ Folglich wurde KICK OUT THE JAMS am 30. und 31. Oktober 1968 im Grande Ballroom in Detroit aufgenommen und dokumentierte die MC5 in ihrem größten Moment. Von Brother JC Crawfords anstachelndem Rap zu Beginn über die freigeistigen Exzesse von ›Come Together‹, die maschinengewehrartige Proto-Punk-Attacke von ›Rocket Reducer No. 62‹ und die straffe, zeitgeistige Leidenschaft auf ›Motor City Is Burning‹ bis hin zu dem abgedrehten Space-Rock-Rausch von ›Starship‹ (mitgeschrieben von Sun Ra) gibt es hier reichlich Schweiß, Lautstärke und Emotion.

Doch am ehesten erinnert man sich an diese Platte für ihr berüchtigtes Titelstück mit der unvergesslich kontroversen Aufforderung am Anfang: „Kick out the jams, motherfuckers!“ Doch bevor wir uns mit den Konsequenzen von Motherfuckergate befassen, und das müssen wir auf jeden Fall, sollten wir die Geschichte hinter dem Song hinter dem Schimpfwort beleuchten. Jede der Eigenkompositionen der Band wurde damals einfach MC5 zugeschrieben, aber wer hat diese wirklich ersonnen? „Wir waren Kommunenisten“, sagt Kramer mit einem Lachen. „Wir hatten diese Alle-für-einen-einer-für-alle… ich zögere, es Geschäftsstruktur zu nennen. Wir sahen uns einfach als eine Einheit, doch es waren [Sänger und Texter] Rob Tyner und ich, die ›Kick Out The Jams‹ am Küchentisch bei einem Joint schrieben.“ Bis heute klingt das Lied wie eine Absichtserklärung.

Ein freimütiges Vier-Wort-Manifest, das durch das aufmerksamkeitserregende, markige „motherfucker“ erst so richtig eingehämmert wird. „Tyner richtete sich damit eigentlich an uns, den Rest der
Band. Manchmal war ich sehr kritisch zu ihm, und er sagte damit: ‚Lass mich sein, wer ich bin.‘ Er war ein Traum-Frontmann und schrieb Texte, die so gut funktionierten, auf so vielen Ebenen. Was meinen wir damit, wenn wir sagen: ‚Kick out the jams‘? Wir meinen, wenn du etwas tust, dann tue es zu 100 Prozent, zweifle nicht, stehe komplett dahinter.“

Auf einer anderen Ebene ist der Song ein absolutes Punk-Statement. Vielleicht sogar das erste überhaupt. Acht Jahre vor den Sex Pistols kam hier die Aufforderung, selbstgefälliges Gegniedel gegen kurze, heftige Stöße einzutauschen. Also im wahrsten Sinne des Wortes „die Jams“ rauszuwerfen, denn davon gab es in der Musikszene Ende der 60er-Jahre schließlich jede Menge, nicht zuletzt von Grateful Dead. „Sie waren das Ziel von so einigem Spott unsererseits“, so Kramer. „All diese Bands aus San Francisco, wir griffen sie alle an. Es war die Ära der 20-minütigen Gitarrensoli und der 40-minütigen Schlagzeugsoli. Die Wurzeln von MC5 sind Little Richard und Chuck Berry. Da kamen wir her, und dann gingen wir von Little Richard zu Sun Ra, alles verpackt in die Zeit des Vietnamkriegs, der Bürgerrechte und Jugendrebellion.“

Kommen wir nun also zum „motherfucker“. Ein Substanstiv, das zweifellos eine Reaktion hervorrief. Wie schnell eskalierte die Situation also von brüskierten Elektra-Bossen zum Rauswurf der Band? „Sehr schnell. Wir wussten, dass ‚Kick out the jams, motherfucker‘ niemals im Radio gespielt werden würde, also nahmen wir für die Single eine Version auf, in der es hieß, ‚Kick out the jams, brothers and sisters‘. Wir sagten Elektra, sie sollten die zuerst rausbringen und das Album erst veröffentlichen, nachdem sie ihre Höchstposition erreicht hatte. Denn wenn das Album erschien, würde der Shitstorm losgehen, aber dann hätten wir durch eine Hitsingle wenigstens schon etwas erreicht gehabt.

Nun, als sie sahen, dass die Single durch die Decke ging, ließen sie eilig das Album folgen. Und als die Kids dann mit dieser Platte nach Hause kamen und Mama und Papa ‚motherfucker‘ hörten, konnte man die Empörung durch ganz Amerika hallen hören. Elektra fragten uns, ob sie eine saubere Version des Albums veröffentlichen dürften. Wir sagten Nein und sie taten es trotzdem. Unser Verhältnis war schon ziemlich zerrüttet. Aber in unserem Vertrag stand, dass wir die Kontrolle über unsere Werbung hatten. Und dann weigerte sich dieser örtliche Plattenladen, unsere Platten zu verkaufen, wir reagierten darauf mit äußerst deutlichen Worten und schickten Elektra die Rechnung. [Das Kaufhaus Hudson’s in Detroit weigerte sich, MC5 ins Programm aufzunehmen, also schaltete die Band eine ganzseitige Anzeige in einer Underground-Zeitung, in der einfach nur ‚Fuck Hudson’s‘ stand, plus ohne Zustimmung des Labels das Elektra-Logo.] Das war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, und sie feuerten uns.“

Daraufhin unterschrieben MC5 bei Atlantic und schrieben weiter Geschichte, doch ›Kick Out The Jams‹ hat auch 50 Jahre später nichts von seiner lebendigen Intensität verloren. „Ich werde nie überdrüssig, es zu spielen“, sagt Kramer begeistert. Selbst akustisch. Diese Energie ist einfach in der DNS dieses Songs. Man kann ihn einfach nicht spielen und langweilig sein. Das ist nicht möglich.“

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