Anders, aber noch immer bemerkenswert gut: leinwandtaugliche Americana-Wärme.
Gerade einmal 14 Monate nach dem von Kritikern zu Recht hochgelobten Debütalbum SEVERED präsentieren Felix Bechtolsheimer und seine Mitstreiter einen ebenso beachtlichen Nachfolger. Inhaltlich beackert der ehemalige Hey-Negrita-Frontmann ähnliche Gefilde wie auf dem Erstling: Es geht bisweilen um reichlich Abgründiges, etwa eine selbstzerstörerische, rasende Eifersucht oder den Kampf gegen die eigene Drogen-Abhängigkeit. Insofern würde sich das Album also durchaus in die Schublade mit der Aufschrift „Southern-Gothic“ stecken lassen, wäre da nicht die veränderte musikalische Umsetzung. Auf diesem Gebiet liegen nämlich tatsächlich Welten zwischen dem Debütwerk und seinem aktuellen Nachfolger: Der melancholische Indie-Ansatz, der damals über der leinwandtauglichen Mischung aus Folktronic und Americana schwebte, ist praktisch Geschichte und macht dafür einem warmweichen, sehr harmonischen und hauptsächlich slide-gestützten Blues-Americana-Rock-Hybriden Platz. Vor allem auf Albumlänge entwickelt das aber erneut ein starkes Kopfkino-Potenzial, weswegen die einst selbsterfundene Klassifizierung „Cinematic Rock“ den Nagel tatsächlich noch immer auf den Kopf trifft. AS I FELL ist eine formidable Kollektion wohlig warmer Mini-Soundtracks, die derart intensiv und bittersüß ausgefallen sind, dass sie richtig, richtig süchtig machen können.
8 von 10 Punkten
(Text und Wertung: Christoph Ulrich)
Curse Of Lono
AS I FELL
Submarine Cat Records/Soulfood