Okta Logue kommen aus der Geburtsstadt von Schauspieler Günter Strack. Wer die Band aus Darmstadt näher inspiziert, erkennt sofort ihre Vorliebe für übergewichtigen Psychedelic-Rock, der an Größen wie The Band, Pink Floyd und Jefferson Airplane erinnert. Die Wahl der Lieblingsscheiben ist fast basisdemokratisch ausgefallen: Philip Meloi (Gitarre) kürt Bruce Springsteen, Nicolai Hildebrandt (Orgel) sucht Hot Water Music aus und Drummer Robert Herz hat Tom Waits ein kleines Denkmal gesetzt. Nur Sänger Benno Herz (Vocals, Bass) durfte mit Nick Drake und Devendra Banhart gleich zwei Platten auswählen. Let’s go.

Bruce Springsteen - GREETINGS FROM ASBURY PARK, NJ (1973)
Im Jahr 1973 erscheint dieser Typ im verwaschenen Unterhemd und abgetragenen Jeans auf der Bildfläche. Er singt von der Straße, der Großstadt und Amerika. Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus. Songs wie ›Spirit in the Night‹ oder ›For You‹ sind vielleicht das beste Beispiel für diesen besonderen Sound, der gleichermaßen erwachsen und ungestüm klingt. Dazu die typischen Trademarks: keine überflüssigen Rockallüren, ein Schuss Soul und seine einzigartige Coolness – verdammt gut, auch nach tausend Durchgängen. Dieses grandiose Debüt ist die verkannte Perle in seinem Gesamtwerk. ›Lost in the Flood‹ ist der Höhepunkt der Platte, eine größere Ballade hat Spring-steen nie wieder hinbekommen.

Hot Water Music - NO DIVISION (1999)
Vollgepackt mit jeder Menge authentischer und positiver Energie, erzeugt dieses Album einfach unfassbar gute Stimmung. Man möchte diese Wucht hautnah erleben und mit ein paar Freunden im Keller sitzen und NO DIVISION laut hören. Dazu müssen dann aber auch Bierfontänen spritzen. Diese Platte wurde Ende der 90er Jahre angenehm unsteril produziert, als die Stimme von Chuck Ragans noch mehr nach einer stumpf-kratzigen Schleifmaschine klang. Dazu treibende Schlagzeug-Beats, ein wuchtiger Bass, abwechslungsreiche Akkordfolgen, mitsingbare Refrains und poppig-süße Gitarrenmelodien mit Ohrwurmgarantie, die jeden Song früher oder später zum Hit werden lassen.

Tom Waits - CLOSING TIME (1973)
Wenn man auch nur ein Fünkchen von Romantik in sich trägt, ist man sehr gefährdet, von dieser Platte abhängig zu werden. Tom Waits vereinigt im Jahre 1973 Klavier-Balladen mit melancholischem Folk-Pop auf jazzige und erfrischende Art. In den Lyrics gibt es auch viel zu entdecken. Durch sehr dezente und stimmige Arrangements fügt sich das Album zu einer fließenden Gefühlsreise durch viele Höhen und Tiefen. Waits war damals 24 Jahre alt und gesanglich noch nicht der verschlissene V8-Motor späterer Jahre. Damals sang er noch mit voller Kehle absolut wundervolle Melodien. Eine Platte, die zu erschreckend vielen Situationen passt – inklusive einem verruchten Bar-Aufenthalt.

Nick Drake - BRYTER LAYTER (1970)
Nick Drake ist zu einer festen Konstante in meinem Leben geworden. Nach und nach hörte ich mich durch alle seine drei regulären Studio-Alben und viele Durchgänge später steht für mich fest: Keine andere Platte von ihm ist in seiner zerbrechlichen Filigranität so herzzerreißend schön wie diese hier. Die Arrangements haben einfach eine unglaubliche Tiefe und Vielschichtigkeit. Dazu ungewöhnliche Streicher-Sätze, quirlige Klavier-Melodien und säuselnder Gesang: sehr viel Gänsehaut-Feeling inklusive. Neben großer Trauer schwingt auch immer ein Fünkchen Hoffnung mit. Songs wie ›One Of These Things First‹ oder ›Hazy Jane II‹ gehören zu den melancholischsten und schönsten Songs, die wahrscheinlich jemals geschrieben wurden.

Devendra Banhart - SMOKEY ROLLS DOWN THUNDER CANYON (2007)
Wie kann ein Album so entrückt, unverschämt und verrückt sein, aber gleichzeitig so zeitlos und eingängig? Diese Frage beschäftigt mich seit dem Zeitpunkt, als sich dieses psychedelische Folk-Chamäleon das erste Mal in mein Herz bohrte. So stilsicher hat in den Nullerjahren sonst niemand musiziert. Schmachtender Gesang, weiche Akustikgitarren, fluffige Psych-Chöre, bluesige Schweine-Orgeln und unverschämt eingängige Melodien wechseln sich hier mit Americana-Lap Steel-Melodien und seltsamen Geräuschen ab. Ich habe selten einen Musiker gehört, der so subtil und ironisch mit Genres und Stimmungen jongliert und dabei immer unverkennbar einzigartig klingt.