Er ist der Drummer der Ärzte und seit neun Jahren solo unterwegs. CLASSIC ROCK traf Bela B vor Veröffentlichung seines dritten Albums BYE, das er zusammen mit der Band Smokestack Lightnin’ einspielte. Der 52-Jährige sprach mit uns über seine fünf wichtigsten Musikperlen, die sein Leben begleiten.
Adam And The Ants - KINGS OF THE WILD FRONTIER (1980)
Adam hatte einen Vertrag mit Malcolm McLaren, dem Manager der Sex Pistols. Zusammen kreierten sie diesen Sound aus Burundi-Trommeln gepaart mit Punk-Rock und Gitarren-Sounds wie in den alten Morricone-Western. Und dazu sang er teilweise mit Indianer-Geheul, Piraten-Chören und machte sich ein exorbitantes Make-up. Ein besonders guter Sänger war er nicht. Der beste Song auf KINGS OF THE WILD FRONTIER ist ›Dog Eat Dog‹ mit zwei Schlagzeugen. Für mich stellte die Platte als Jugendlicher eine Art Soundtrack der Rebellion dar. Ich hatte eh immer eine blühende Fantasie, habe ja auch immer Piraten- und Horrorfilme geschaut. Adam war damals eine fiktive Figur, geboren aus dem Punkrock. Er hat sich dann als Schauspieler versucht, verlor seine Haare – und alles war vorbei. Sehr traurig.
Social Distortion - WHITE LIGHT, WHITE HEAT, WHITE TRASH (1996)
Ich war 1996 auf einem Konzert einer befreundeten Band aus Hamburg – Stinkie hießen die. Sie haben vor 15 Punks gespielt. Irgendwann sagte der Gitarrist: „Ey, ich habe mir heute die neue Platte von Social Distortion gekauft. Leute, die haben da ein Ding rausgeschossen, das ist das Beste, was ich je gehört habe!“ Ich besorgte mir WHITE LIGHT, WHITE HEAT, WHITE TRASH – und das war die totale Erweckung. Da geht es um einen älter gewordenen Punkrocker, der auf sein Leben zurück blickt. Über Fehler im Leben, Mut, verflossene Lieben. ›Dear Lover‹ ist der erste Song und eine Ode an die große Liebe, was ich in dieser Form von Punkmusik nicht kannte. Eigentlich die erste, ernstzunehmende Punkrockband, die über Liebe sang.
Lee Hazlewood - NANCY & LEE (1968)
NANCY & LEE ist ein Album angefüllt mit Hits, und es ist ein verdammtes Versäumnis, wenn man sie nicht besitzt. Sie gehört ganz einfach in jeden Plattenschrank. Da sind fast nur Duette drauf, was mich extrem beeinflusst hat. Deshalb hört man auf meinen Platten auch immer wieder Duette. Da sind aber auch ›These Boots Are Made For Walking‹ und ›Some Velvet Morning‹ mit drauf. Letzterer ist der am heftigsten diskutierte Song über Sex und Entjungferung. Er war zweifellos die Blaupause für ›Where The Wild Roses Grow‹ von Nick Cave und Kylie Minogue – sowohl thematisch, als auch vom Arrangement her.
Tom Petty & The Heartbreakers - TOM PETTY & THE HEARTBREAKERS (1976)
Die Band ist einer der Gründe, weshalb ich bei meinen Solo-Shows so gerne Flying-V-Gitarren spiele. Auf dem Cover sieht man ja auch diese Flying-V und Petty: Der totale Rotztyp, der Inbegriff eines Rebellen, der mindestens mit Gras dealt und deine Tochter mit Versprechungen verführt, sie dann links liegen lässt und deine Autos tunt. Jeder Song hat eine wahnsinnige Ausstrahlung, zur damaligen Zeit passte das gut in meine Empfindung. ›Anything That’s Rock N’ Roll‹ war lyrisch gesehen eine Erklärung, die später für den Punkrock benutzt wurde. Als sie psychedelischer wurden, habe ich aufgehört ihre Musik zu hören. Aber diese eine Platte liebe ich einfach.
Madrugada - THE NIGHTLY DISEASE (2001)
Als ich Madrugada zu meinem ersten Solo-Album entdeckte, war der Gitarrist schon an Drogen verendet. Die hatten leider eine sehr kurze Karriere. Eine sehr psychedelische Musik und eine große Weite, die auch im ersten Song ›Black Mambo‹ durchkommt. Sivert Høyem ist für mich einer der besten Sänger der Welt. Nick Cave ist auch groß – aber technisch ist Sivert besser und transportiert einen tieferen Ausdruck. Ich habe ihn als Support für meine letzte Berlin-Show 2008 gebucht. Und er war ganz gerührt, dass jemand Geld dafür ausgibt, um ihn spielen zu lassen. Der beste Song und ein Überhit der Platte ist ›Step Into The Room And Dance For Me‹.
Interessante Auswahl! Bis auf ADAM ANT habe ich die auch alle im Regal stehen.