Axel Rudi Pell ist ein vielbeschäftigter Musiker. Im Bochumer Süden hat er sein Domizil, das er mit seiner Frau Christina, deren Tochter und einer großen Zahl von Haustieren bewohnt. Wenn er sich nicht um seine Musik kümmert, trifft er sich mit Freunden gerne in griechischen Lokalen und erzählt dann zu vorgerückter Stunde den einen oder anderen Schwank. Zum Beispiel, dass der Schauspieler Aaron Treppengeländer sich das Pseudonym Wolfgang Völz zugelegt hat. Hier stellt er seine liebsten fünf Platten vor.

Rainbow - RISING
Der Hardrock der 70er Jahre hat mich schon ungemein beeinflusst. Bands wie Deep Purple, Led Zeppelin oder eben Rainbow haben etwas geschaffen, was es in dieser Form vorher noch nicht gab. Die Bands der 60er klangen ja anders, wenn man da vergleichsweise an die Hollies oder etwa die Small Faces denkt. An Rainbow sind es vor allem der Gesang, die Gitarre und die Kompositionen, die mich bis heute absolut faszinieren. Der Drum-Sound von Cozy Powell klingt auf RISING etwas blechern, würde man das Album heute noch mal aufnehmen, würde ich vielleicht hier etwas nachbessern. Ansonsten ist alles absolut Top – ein Meisterwerk!

Deep Purple - MACHINE HEAD
Leute, die behaupten, dass MACHINE HEAD nur eine Schwäche hätte, nämlich dass der Song ›Mistreated‹ nicht enthalten ist, möchte ich widersprechen. Ich glaube, Ian Gillan hätte diese Nummer nicht so zur Entfaltung bringen können wie David Coverdale auf dem Album BURN. Dieses Album ist unglaublich vielseitig, wenn man an Stücke wie ›Space Truckin‘‹ oder ›Lazy‹ denkt. Die Ballade ›When A Blind Man Cries‹, auf der Neuausgabe enthalten, ist nahezu vollkommen, vor allem, wie warm und gefühlvoll hier das Gitarren-Solo dazu komponiert wurde. Ich verstehe bis heute nicht, warum Blackmore diese Nummer nicht leiden kann.

Deep Purple - MADE IN JAPAN
Das ist vielleicht das intensivste Live-Album, das je aufgenommen wurde. Das beim Tune Up der Bass verstimmt ist, ist nicht weiter tragisch, das gehört doch irgendwie zu einem großen magischen Live-Moment auch dazu. Schon, dass dieses Werk mit einem Song wie ›Highway Star‹ startet, ist einfach perfekt. Das Gitarrensolo von Ritchie Blackmore ist Weltklasse. Vieles, was mich an Purple bis heute fasziniert, ist die Kombination von Klassik und Rock. Die Ursprungskraft, die gerade die Mk-II-Besetzung ausstrahlt, wirkt nie künstlich, sondern ist einfach nur satt und geprägt von unbändiger Power.

Black Sabbath - HEAVEN & HELL
Für mich ist dieses Album die Verkörperung genau jener Musik, die mein Leben bis heute bestimmt. Dieses Album ist der einzig würdige Nachfolger von RISING. Das liegt vor allem an Ronnie James Dio, der ja nicht umsonst mein Lieblingssänger ist. Als ich den Opener ›Neon Knights‹ zum ersten Mal hörte, schlug bei mir der Blitz ein – was für ein Hammersong. Auch ›Children Of The Sea‹ und der Titelsong ›Heaven And Hell‹ sind keinen Deut schlechter. Wirklich kurios ist ja nur die Tatsache, als mit Ian Gillan ein weiterer Blackmore-Sänger bei den Gottvätern des Doom sang und in dieser Phase sogar im Zugabenblock ›Smoke On The Water‹ auftauchte…

UFO - STRANGERS IN THE NIGHT (1979)
Zu UFO hege ich eine besondere Beziehung, denn es war im Sommer 1974 die erste Rockband, die ich live sah. Dieses Album überzeugt mit tollen Rock-Klassikern. Allein schon ›Rock Bottom‹ ist eine extrem starke Nummer, vor allem der Song-Aufbau und das Solo sind schlichtweg packend. Phil Mogg ist als Sänger absolut einzigartig, man erkennt seine Stimme sofort – dieses Organ ist gegenüber hundert anderen problemlos identifizierbar. Michael Schenker hatte bei diesem Album einen großen kreativen Schub. Was für einen wunderbaren Ton er spielt: unglaublich klar, gefühlvoll und ausgestattet mit dem richtigen Instinkt für tolle Melodien.