Neil Young & Promise Of The Real: Berlin, Waldbühne (03.07.2019)

-

Neil Young & Promise Of The Real: Berlin, Waldbühne (03.07.2019)

Neil Young live in Berlin

Spielerische Zerstreuung und Gitarrenlärm

Knapp zwei Wochen vor der geplanten Show stellte sich die Frage, ob der Meister überhaupt zum Sprung über den großen Teich ansetzen würde. Denn sein langjähriger Freund, Manager und Weggefährte Elliot Roberts war völlig unerwartet mit 76 Jahren verstorben. Ein herber Verlust, nicht nur für Young selber. Überpünktlich marschieren Onkel Neil und seine Sprösslinge von Promise Of The Real dann aber bereits fünf nach halb acht auf die Bretter der Waldbühne zu Berlin. Auch wenn der Veranstalter extra eine halbe Stunde Zeit bei der Stadt nach hinten heraus geschlagen hatte und man durchaus bis halb elf hätte musizieren dürfen.

Um es vorwegzunehmen – heute gibt es weder ›Powderfinger‹ noch ›Like A Hurricane‹, kein ›Love To Burn‹, kein ›Cinnamon Girl‹ und, am schlimmsten von allen, leider auch kein ›Cortez The Killer‹ (allesamt standen sie den Abend zuvor in Dresden noch auf der Setliste). Da kann man als Verfasser dieser Zeilen schon mal ungehalten werden. Doch was für fast alle anderen Künstler ein Todesstoß wäre, ist bei Neil Young bestens eine Randnotiz. Denn er verfügt selbstverständlich auch ohne die angesprochenen Nummern über hinreichend Material der Spitzenklasse, die die 125 Minuten Spielzeit zu einer launigen nostalgischen Reise werden lassen.

“Vermutlich muss man neben den wunderbaren Wilco und Pearl Jam/Eddie Vedder nur noch Uncle Neil live sehen, den Rest kann man sich sparen.”

Der jüngste Song ist 25 Jahre alt, der Rauserwerfer ›Piece Of Crap‹ von SLEEPS WITH ANGELS. ›Country Home‹ (von RAGGED GLORY) macht den Einstand, gefolgt von ›Everybody Knows This Is Nowhere‹. Die Fans sind unruhig, reden viel – es ist einfach noch viel zu leise, der Druck fehlt. Aber Young und seine Mannen spielen sich schnell warm, was bereits die dritte Nummer, das gut fünfzehnminütige ›Over and Over‹ (erstmals seit 2012 wieder im Repertoire und zum ersten Mal mit Promise Of The Real überhaupt), lautstark unter Beweis stellt. ›Mr. Soul‹ (von Buffalo Springfield) und ›Helpless‹ (von Crosby, Stills, Nash & Young) kommen als nächstes, bevor es mit diversen Einspielern von HARVEST (das umjubelte ›Heart Of Gold‹, ›Old Man‹ und ›Words (Between The Lines Of Age)‹) und COMES A TIME (›Field Of Opportunity‹ und ›Lotta Love‹) etwas akustischer wird. ›Walk On‹ von ON THE BEACH ist neben 25 Minuten ›Love And Only Love‹ (auch von RAGGED GLORY) das Highlight.

Auch ›Dangerbird‹ feiert sein Promise-Of-The-Real-Livedebüt, ›Hey Hey, My My (Into The Black)‹ und der letzte Song vor der Zugabe, das etwas abgenudelte ›Rockin´ In The Free World‹, werden sehr beklatscht. Der Zuschlag ist mit zwei Tracks etwas kurz bedacht, um halb zehn ist leider schon Schluss, obgleich so viel mehr Songs und Zeit zur Verfügung gestanden hätten. Und wie war das noch mit ›Cortez The Killer‹?

Vermutlich muss man derzeit neben den wunderbaren Wilco sowie Pearl Jam/Eddie Vedder nur noch Uncle Neil live sehen, den Rest kann man sich sparen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Das Neueste

CLASSIC ROCK präsentiert: Takida live!

Am 9. Februar 2024 bringen Takida nicht nur ihr neues Album AGONY FLAME heraus, nein, deweiteren kündigt die schwedische...

Werkschau: John Mayall

Der Pate des britischen Blues regiert seit einem halben Jahrhundert. Hier sind die Alben, die man nicht ablehnen kann.

Stone Water: „Mit jeder Faser“

Mit MAKE ME TRY, dem Debüt von Stone Water, will sich Schöpfer Robert Wendt gleich mehrere Lebensträume erfüllen. „Es...

Spinal Tap: Fortsetzung mit Paul McCartney und Elton John

Im Mai 2022 machte die Nachricht die Runde, dass Regisseur Rob Reiner an einer Fortsetzung des Filmklassikers "This Is...

Yoshiki: Kinopremiere von “YOSHIKI: Under The Sky”

Yoshiki ist wohl der größte Superstar, den Japan jemals hervorgebracht hat. Der Künstler ist Komponist, klassisch ausgebildeter Pianist, sowie...

Killing Joke: Kevin “Geordie” Walker verstorben

Kevin "Geordie" Walker ist im Alter von 64 Jahren in Prag verstorben, nachdem er zwei Tage zuvor einen schweren...

Pflichtlektüre

Extreme: Zwei neue Musikvideos

Am 9. Juni veröffentlichen Extreme ihr neues Album SIX,...

Was macht eigentlich: Lita Ford?

Die Liste an bekannten Rockern, mit denen Lita Ford...

Das könnte dir auch gefallen
Für dich empfohlen