Einst der nachdenkliche introvertierte, beinahe depressive Folk-Singer/Songwriter, hat Nathaniel Rateliff in den letzten Jahren eine wahre Metamorphose vollzogen. Mit Hilfe seiner 2013 um sich gescharten Backing-Band The Night Sweats wuchs dieser zu einem anderen Musiker und Menschen heran. So scheint es jedenfalls, beobachtet man an diesem Abend den „neuen Nathaniel“ auf der Bühne des Münchner Ampere. Diese ist ebenso vollgestellt wie der Publikums-Raum: auf der einen Seite zwei Gitarren, eine Orgel, Drums und eine Horn-Section (bedient von den unterschiedlichsten nur vorstellbaren Charakterköpfen einer Räuberbande), auf der anderen ein neugieriges und gut informiertes Publikum. Anscheinend hat es das prägnante Gospel-Summen des in den Staaten zum Hit gereiften Aushängesongs, ›S.O.B.‹ („Son Of A Bitch, Gimme A Drink“) doch schon bis in die Hörweite deutscher Musikfreunde geschafft. Nach einem kurzen Präludium der Night Sweats betritt Rateliff in bester Legenden-Manier wie Otis Redding und James Brown die Bühne, und auch der Sound ist dank Vintage-Instrumenten authentisch. Diese perfekte Groove-Maschine in Kombination mit Rateliffs gefühl- und humorvollen Songs sowie seiner Joe- Cocker’schen Bühnenpräsenz macht es jedem noch so bewegungsfaulen Jura-Studenten leicht, Tanzfläche und Bar ihren Bestimmungen zuzuführen. Da wird klar: Rateliff ist unser Soul-Saver!
Nathaniel Rateliff: München, Ampere (07.10.15)
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