Hier geht es zum vierten und somit letzten Teil unseres Specials der 100 wichtigsten Filme in der Geschichte des Rock’n’Roll:

The Rolling Stones: Charlie Is My Darling (GB, USA/1966)
Impressionen der Stones-Tournee durch Irland 1965, mit Handkamera erstaunlich modern gefilmt. Blieb nach der Kinopremiere 1966 im Archiv liegen, die restaurierte Vollversion erschien erst 2012.

Bob Dylan: Don't Look Back (USA/1967)
D.A. Pennebakers Doku über Dylans Englandtournee anno 1965. Classic Stuff, wobei Maestro Dylan, notorisch sarkastisch bis reichlich genervt, nicht unbedingt als großer Sympathieträger rüberkommt.

Velvet Underground And Nico: A Symphony Of Sound (USA/1966)
Schwarzweiß, von Andy Warhol höchstpersönlich auf 16mm-Film gedreht und 67 Minuten lang: VU und Nico beim Proben in Warhols „Factory“. Am Schluss kommt die Polizei und beendet die „Ruhestörung“.

Frank Zappa: 200 Motels (USA/1971)
Um was geht’s hier nochmal? Nun ja: Die Mothers und Übermutter Frank Zappa drehen durch, teilweise mit Orchesterbegleitung. Gaststar Ringo Starr dreht eifrig mit. Surreal, oder besser: völlig abgedreht

Pink Floyd: Live at Pompeji (B/1972)
Pink Floyd während ihrer psychedelischen Hochphase, live mitgeschnitten im antiken Amphitheater. ›Set The Controls For The Heart Of The Sun‹, ›Careful With This Axe, Eugene‹: wahrhaft magische Momente.

The Blank Generation (USA/1976)
New York, Mitte der 70er: Patti Smith, Iggy Pop, The Ramones und andere mehr stehen kurz vor dem Durchbruch, Amos Poe und Patti-Smith-Gitarrist Ivan Kral filmen mit. Punk-Homemovie, historisch wertvoll.

Talking Heads: Stop Making Sense (USA/1984)
Einer der spektakulärsten Konzertfilme aller Zeiten, aufgenommen im Dezember 1983 an drei Abenden im „Pantages Theater“ in Hollywood: Es dauert, bis alle Bandmitglieder auf der Bühne sind, Dramaturgie, Licht, lange Einstellungen und der weitgehende Verzicht auf das Einfangen von Publikumsreaktionen sind ungewöhnlich, werden dem intelligenten Wave-Rock der New Yorker Band aber gerecht. Von Jonathan Demme so unkonventionell wie perfekt inszeniert.

1991: The Year Punk Broke (USA/1992)
Die 91er-Europatour von Sonic Youth ist der Aufhänger, doch Regisseur Dave Markey blickt über den Tellerrand. Und entdeckt Nirvana, Mudhoney, Dinosaur Jr. und andere damalige Erneuerer der Rockmusik.

High Fidelity (GB, USA/2000)
Musikliebhaber sortieren ihre Platten gerne nach Alphabet, Favoriten, Genre, damit bei mieser Laune sofort der richtige Sound durch die Boxen wabern kann. Denn, wie wir alle wissen: Musik hilft immer. Das weiß auch Rob Gordon. Der Mittdreißiger ist eine arme Wurst: Sein Plattenladen steht vor der Pleite, der introvertierte Dick und Choleriker Barry (großartig überdreht: Jack Black), Kumpels und (halbe) Mitarbeiter, sind ihm auch keine große Hilfe. Als Freundin Laura ihn verlässt, gerät Rob in eine Sinnkrise und beschließt seine Top-Five-Verflossenen aufzusuchen, um die Ursachen für sein verkorkstes Liebesleben zu ergründen. In rührenden, mit Listen seiner Lieblingssongs- und Platten untermalten Rückblenden, rekapituliert Rob sein Leben, wird dabei erwachsen und erkennt, wer die einzig wahre Frau für ihn ist. Ein Cameo-Auftritt vom Boss, die kauzigen Charaktere und die bis in die Nebenrollen authentisch besetzten Figuren (u.a. Lisa Bonet und Tim Robbins) machen „High Fidelity“ zu einer kleinen musikalischen Filmperle ohne romantische Klischees.

Backbeat - Die Wahrheit über die Beatles (GB, D/1994)
Vor der Revolution: Spielfilm über die Hamburger Zeit der Beatles, als die noch Lederjacken trugen, Stuart Sutcliffe ihr Bassist war und Astrid Kirchherr den Pilzkopf erfand. Detailverliebt inszeniert.

The Rolling Stones: Rock'n'Roll Circus (GB/1996)
Aufgenommen 1968 fürs Fernsehen, aber bis 1996 im Giftschrank: Die Stones plus Gäste, darunter die formidablen Who, John Lennon, Eric Clapton und Jethro Tull mit Aushilfsgitarrist Tony Iommi. Schön bunt.

End Of The Century (USA/2003)
Von den bescheidenen Anfängen im Untergrund bis zur Aufnahme in die „Rock And Roll Hall Of Fame“: Der Werdegang der Ramones, erzählt von ihnen selbst und Kollegen wie Joe Strummer und Debbie Harry.

Live Forever (GB/2003)
Mitte der 90er tat sich was in „cool Britannia“: Labour an der Macht, Oasis, Blur und Pulp in den Charts. John Dower porträtiert jene Epoche, die glänzend begann und irgendwie tragisch endete.

I´m Not There (USA/2007)
Eine opulente, bisweilen surreale Filmphantasie über Bob Dylan, randvoll mit Zitaten, Metaphern und Anspielungen. Cate Blanchett spielt eine Inkarnation des großen Meisters – der den Film übrigens mag.

It Might Get Loud (USA/2008)
Drei Generationen, ein Instrument: Jimmy Page, The Edge und Jack White zelebrieren die Segnungen der elektrischen Gitarre, plaudern aus dem Nähkästchen und lassen es zwischendurch ordentlich krachen.

Patti Smith: Dream Of Life (USA/2008)
Regisseur Steven Sebring begleitete die Godmother Of Punk elf Jahre lang – und kam der abseits der Bühne eher verschlossenen Exzentrikerin erfreulich nahe. Eine Ode an Freiheit, Aufruhr, Punk und Poesie.

Rock'n'Roll High School (USA/1979)
Wir dürfen vorstellen: „Riff Randall. Rock'n'Roller.“ In diesem trashigen Kultfilm der späten 70er führt die aufmüpfige Schülersprecherin Riff, die davon träumt Songschreiberin zu werden und für die Ramones schwärmt, die Rock'n'Roll-Revolte der Schülerschaft der Vince Lombardi High School an. Die disziplinlosen Teenies wieder unter Kontrolle zu bringen, ist die Aufgabe der rigorosen Direktorin Miss Togar. Als sie gemeinsam mit der Elternschaft dem Spuk durch die Verbrennung von Rock-Platten ein Ende bereiten will, rechnet sie nicht mit der Unterstützung der Ramones, die gemeinsam mit den Schülern die Schule besetzen und sie zur Rock'n'Roll High School erklären. Nonsens, Schenkelklopfer und skurrile Szenen in Kombination mit einem wunderbaren Soundtrack (Ramones, Alice Cooper, Fleetwood Mac u.v.m.) und Joey, Johnny, Dee Dee und Marky in den Hauptrollen sowie ein explosives Ende ergeben einen Rock-Film für die Ewigkeit.

Magical Mystery Tour (GB/1967)
Keine stringente Handlung, dafür surrealistische Traumsequenzen, großartige Musik und allerlei Albernheiten. Komplett unausgegoren, aber recht lustig.

Head (USA/1968)
Mit dem selbstironischen Film wollten sich die Monkees vom unseligen Image der gecasteten Plastik-Band emanzipieren. Ambitioniert und sehenswert.

Alice's Restaurant (USA/1969)
Ein Hippie-Restaurant, Ärger mit der Staatsmacht und der Ruf nach Vietnam: Tragikkomödie mit Folksänger Arlo Guthrie. Ein nettes kleines Filmchen.

Confusion (USA/1993)
Es ist eine der frühen Arbeiten von Regisseur Richard Linklater, die einen seiner perfektesten Filme darstellt: Der letzte Schultag des Sommers 1976 aus der Perspektive des üblichen High-School-Personals. hier treffen Schulhelden auf Sportler, Geeks auf Kleinkriminelle, Flittchen auf behütete Nesthäkchen. Versehen mit einer bemerkenswerten, damals noch großteils unbekannten Darstellerschar aus Matthew McConaughey, Milla Jovovich, Ben Affleck, Reneé Zellweger und Parker Posey, ist „Dazed And Confused“ (Originaltitel) eine warmherzige und erfrischend strukturlose Hymne auf die letzten Sommertage der Jugend. Die jedoch gleichzeitig als anthropologische Untersuchung des Sozialbiotops „Schule“ dient, denn präziser, witziger und gleichzeitig wahrhaftiger tauchte seitdem niemand mehr zu den Wurzeln der amerikanischen Jugendkultur hinab.

Rainbow Bridge (USA/1972)
Hippies auf Hawaii, die über Gott und die Welt palavern. Gott sei Dank taucht dann irgendwann Jimi Hendrix auf und spielt vor malerischer Kulisse.

Cocksucker Blues (USA/1972)
Tour-Impressionen von 1972, nur selten gezeigt. Aus gutem Grund: Da wird geschnupft, gespritzt und gevögelt, was den Stones dann doch zu heikel war.

Sound City (USA/2012)
Dave Grohl ist ein Tausendsassa. Ein Mann der Tat. Und so wundert es nicht, dass der Foo Fighter sich als Regisseur versucht: Eine Dokumentation über das legendäre Sound-City-Studio in Van Nuys, Los Angeles, das 2011 nach über 40 Jahren schließen muss. Grohl erzählt die Geschichte der heiligen Hallen, in denen einst Nirvanas Nevermind entstand und sich Tom Petty, Rage Against The Machine, Kyuss und Fleetwood Mac die Klinke in die Hand gaben. Er lässt allerlei Musiker zu Wort kommen (Josh Homme, Paul McCartney, Krist Novoselic, Neil Young, Rick Rubin, Trent Reznor, Alain Johannes), die ehemaligen Mitarbeiter in mal traurigen, mal witzigen Anekdoten schwelgen, fängt die Aura dieses bedeutenden Ortes mit seinem raren Neve-8028-Mischpult, und vor allem der mitwirkenden Menschen ein. Eine rührende Hommage an die guten alten analogen Zeiten. Übrigens: Für die Filmmusik gab's einen Grammy – der Mann weiß, wie's geht.

24 Hour Party People (GB/2002)
Steve Coogan brilliert als schillernder Manager Tony Wilson in der facettenreichen, umfassenden und höchst innovativ erzählten Geschichte der Musikszene Manchesters von den Punk-70ern bis zu den Rave-90ern.